Beiträge von Mulle

    Ich hab mal rasch gegoogelt.
    Hier bekommt man Aleppo Seife in zertifizierter Bio-Qualität.


    Man stellt sich oft das ganze Land kriegsverseucht vor. Aber das ist nicht so. Gerade um die Region von Latakia zB, wo viel Landwirtschaft betrieben wird, sieht es nach wie vor so aus:



    Oliven- und Lavendel:



    Oder ein bisschen Strandurlaub?


    Ich vermute mal (reine Spekulation) dass sich Gase chemischer Waffen nicht so enorm verteilen - dann würde sich das Gas ja schnell mit der normalen Atemluft vermischen und so verdünnt und damit ungefährlicher werden.
    Ein Mann, der in Syrien als Renaturierer tätig war, sagte so halb im Scherz, dass der Krieg der syrische Natur sogar gut tut, weil dadurch viele Fabriken stillliegen und weniger Abgase produziert werden.

    Liebe Grinse,
    ich kaufe Alepposeife auf wolkenseifen.Punkt.DE Die kommt nach wie vor aus Aleppo.
    Ich warne allerdings vor. Dieser Shop macht süchtig. Absolut süchtig. Gehört verboten :lache
    (Die Deocreme von denen MUSS man allerdings mal probiert haben :anbet).

    Bitteschön - einmal ein paar einfache syrische Rezepte:


    Rezepte


    Wer nun die Gerichte nachkochen möchte, mit denen Shirvan Antonias Eltern um den Finger wickelt, kann mit diesen Köstlichkeiten beginnen.


    Muschalfata
    Eine scharfe Paprikasauce, die zu Brot, hellem Fleisch, weißem Fisch oder Gemüse passt.
    Viele Syrer reichen sie mit frisch gebackenem Fladenbrot als Vorspeise. Sie ist sehr gut vorzubereiten und hält sich in einem verschlossenen Glas und mit etwas Olivenöl bedeckt gut zwei Wochen im Kühlschrank.


    500g rote Paprika
    300g grüne Paprika
    1 bis 2 rote Zwiebeln
    3 bis 4 Knoblauchzehen
    1 EL geräuchertes Paprikapulver
    1 EL Rosenpaprikapulver
    etwas Chilipulver oder Cayennepfeffer
    200ml natives Olivenöl
    Salz & Pfeffer
    etwas frische Petersilie


    Paprika entkernen, Zwiebeln schälen, beides in grobe Stücke schneiden, salzen, pfeffern. Die Knoblauchzehen im Ganzen hinzugeben und alles mit ein wenig Olivenöl mischen. Dann im Ofen bei 200° Umluft etwa 20 Minuten backen, bis das Gemüse weich ist.
    Anschließend abkühlen lassen und in einem hohen Gefäß mit dem Olivenöl und den Gewürzen pürieren, dabei abschmecken. Mit frischer Petersilie servieren.



    Arabisches Fladenbrot
    Eine ganz einfache, schnelle Methode, das leckere arabische Brot selbst zu backen. Es kann fantasievoll abgewandelt oder beliebig gefüllt werden. Reicht für etwa 15 Fladenbrote.


    500g helles Mehl
    10g frische Hefe
    je 1 TL Salz und Zucker
    2 EL Olivenöl
    ca. 250ml lauwarmes Wasser


    Das Mehl in eine Schüssel geben, eine Vertiefung hineindrücken, alle anderen Zutaten hineingeben und nach und nach das Wasser dazugießen und verrühren, dann mit einem Mixer oder von Hand kneten. Nach 30 Minuten Ruhezeit zwei Pfannen auf den Herd stellen und erhitzen. Den Teig noch einmal durchkneten und Kugeln von der Größe von Golfbällen formen und zu Fladen plattdrücken. Diese werden nun einzeln in die erste Pfanne gelegt – die zweite stellt man oben drauf, sodass das Brot eingepresst zwischen den beiden Pfannen gebacken wird. So kann man fettfrei backen, es ist aber auch möglich, etwas Olivenöl in die Pfanne zu geben, um einen anderen Geschmack zu erreichen.
    Das Brot ist in weniger als einer Minute gebacken. Es ist fertig, wenn es die unregelmäßigen dunklen Stellen bekommt, die seinen Charakter ausmachen.



    Fatteh Dajaj
    Ein köstliches Hauptgericht mit Hähnchen und Brot für vier Personen. Serviert man es ohne Vorspeise, sollte man Reis oder Bulgur dazu reichen, in dem Fall die Saucenmenge ruhig etwas erhöhen.


    500g Hähnchenfleisch (Brust oder Keule, in möglichst großen Stücken)
    ca. 1 Liter Gemüsebrühe
    300g Naturjoghurt
    150g Tahina (Sesampaste)
    2 dünne arabische Fladenbrote (gekauft oder selbstgebacken)
    1 Zitrone
    4 Knoblauchzehen
    50g Pinienkerne
    Salz & Pfeffer
    3 Kapseln Kardamom
    3 Lorbeerblätter
    50g Granatapfelkerne
    Kräuter, z. B. Minze oder Petersilie


    Zunächst wird das Geflügelfleisch in der Brühe mit ein paar Lorbeerblättern darin aufgesetzt und zum Kochen gebracht. Es muss gerade so lange köcheln, bis das Fleisch gar ist. (Einfach macht man es sich, wenn man das Fleisch in mundgerechte Würfel schneidet, so verliert es aber mehr an Geschmack.) Das gegarte Fleisch klein zupfen.
    Das Fladenbrot ebenfalls in Stücke schneiden und mit zwei fein zerdrückten Knoblauchzehen in einer Pfanne mit etwas Olivenöl unter Rühren knusprig anbraten.
    Das Brot herausnehmen und die Pinienkerne in der Pfanne anrösten, aber keine Farbe annehmen lassen.
    Den restlichen Knoblauch mit Joghurt, Tahina, dem Zitronensaft und dem zerstoßenen Kardamom pürieren, mit Salz und Pfeffer würzen.
    Fleisch, Brotwürfel und Joghurtsauce mischen, mit Kräutern, Pinien- und Granatapfelkernen bestreuen.



    Halawet bill jibn
    Meine Lieblingsspeise! Grießröllchen mit Mozzarella, bekannt im gesamten arabischen Raum. Ein ungewöhnliches Dessert für vier bis sechs Personen, das die Mühe wert ist. In Deutschland kann ich mir dieses Gericht auch als süße Zwischenmahlzeit gut vorstellen. In Syrien bringt man es oft als Gastgeschenk mit, wenn man eine Einladung erhält. Es lässt sich wunderbar vorbereiten, ohne Kühlung zwei, drei Tage aufbewahren und vielleicht zu einem Picknick mitnehmen.
    Die Creme, Ashta oder Quschta genannt, kann man selbst zubereiten, mir ist aber noch kein Rezept gelungen, daher greife ich auf eine Alternative zurück.


    150g Weizengrieß
    150g Wasser
    200g Mozzarella
    1 EL Rosenwasser
    100g Pistazien (geschält)
    2 kleine Dosen Ashta-Cream, alternativ türkisches Kaymak
    oder 300g leicht gesüßter Frischkäse oder Mascarpone


    Für den Attir (Sirup)
    100g Zucker
    50ml Wasser
    1 EL Rosenwasser
    1 EL Zitronensäure


    Zunächst werden Wasser und Zucker für den Attir-Sirup aufgekocht und dann so lange köcheln gelassen, bis die Flüssigkeit dicklich wird und sich zart golden verfärbt. Das dauert sicher 10-15 Minuten. Rosenwasser und Zitronensäure einrühren und abkühlen lassen.
    Zwischenzeitlich das übrige Wasser mit dem Grieß verrühren und ebenfalls köcheln lassen. Den kleingeschnittenen Mozzarella dazugeben und mit einem Holzlöffel rühren, rühren, rühren, bis sich alles zu einer Masse verbunden hat. Das dauert mindestens 10 Minuten und ist anstrengend, denn der Teig wird sehr zäh und neigt zum Anbrennen, wenn man nicht rührt. Nicht aufgeben, es lohnt sich!
    Sirup und Grieß-Käse-Masse müssen nun ein wenig abkühlen.
    Wenn beides handwarm ist, träufelt man einen Löffel Sirup auf eine glatte Arbeitsplatte und verteilt ihn dort. Darauf kommt ein faustgroßes Stück Grießmasse. Dieser wird nun mit den Händen zu einem dünnen, glatten Rechteck gedrückt und geformt, etwa 10cm hoch und beliebig breit. Das klingt schwieriger, als es ist, der Teig erinnert an Knetmasse und lässt sich gut bearbeiten.
    Mit der Creme bestreichen, dabei am Rand etwas Platz lassen, und dann von der breiten Seite aus einrollen. Man hat nun eine Art »Wurst« vor sich, die man in beliebig breite Scheiben schneidet (ich mag mundgerechte, kleine Häppchen am liebsten, die meisten Syrer sind eher für größere Portionen, die man wie Kuchen mit der Gabel isst). Am Schluss mit einem Hauch Sirup beträufeln und mit gehackten Pistazien garnieren.
    Auf diese Weise den ganzen Teig verarbeiten. Und keine Angst: Die Arbeitsfläche lässt sich später mit sehr heißem Wasser hervorragend reinigen.
    Guten Appetit!

    Zitat

    Original von Findus


    Das fand ich auch ganz furchtbar. Ich verstehe da die Organisationen nicht, die da eingreifen könnten. Oder muss man Ungarn aus irgendeinem Grund schonen und sein Gebaren tolerieren?


    Kollektives Weggucken.
    Und es ist nicht besser geworden.
    Wenn ihr wissen wollt, wie es gestern in einem griechischem Flüchtlingslager der UNHCR (also einer großen Hilfsorganisation!) aussieht, schaut mal auf die FB-Seite von Geo Messmer:
    https://www.facebook.com/DaGeo?fref=ts
    Geo ist in Griechenland als Helfer sehr aktiv und hat mit seinem Shelter-Projekt eine Möglichkeit geschaffen, Familien mit Kindern oder alleinreisende Frauen aus den schlimmsten Lagern rauszuholen, wo sie feststecken, weil die Grenzen dicht sind.


    Die Situation in Ungarn und Serbien ist noch schlimmer, aber ich folge den Freiwilligen dort nicht mehr. Zu frustriernd, zumal ich die Sprache ja nicht verstehe.

    Ooooh.
    Ich liebe den Laden allein für seine Kinderkarte! (Für Kinder gibt es in fast jedem Restaurant den gleichen, langweiligen, immer einheiltlichen Fraß!)
    Allein die Karte ist Poesie - ganz toll!


    Hannover, okay. Vor oder nach dem nächsten Eulentreffen geh ich mich da durch die Karte futtern.
    Wer kommt mit? :wave

    Danke euch, vielen Dank!


    xexos, dann wünsche ich guten Hunger. Wir testen hier nach und nach alle arabischen Restaurants (syrische habe ich noch nicht gefunden), aber wir finden hier bloß sehr "europäisierte". So wirklich authentisch habe ich - außer bei syrischen Freunden und bei mir zu hause - noch nie gegessen.


    Ach, bitte wundert euch nicht: Im eBook gibt es Rezepte, die sind im Buch nicht drin, weil wir ein paar Seiten sparen mussten, um den Preis zu halten.
    Ich kann euch die aber gerne hier reinkopieren!

    Ich glaube ja, dass Toni allein mit ihrer Mutti mehr Mut gehabt hätte, mit ihr über Shirvan zu sprechen :)
    Aber die böse Autorin hat ja noch was mit ihr vor - daher hab ich ihr den Bruder auf den Hals gehetzt. Der hätte unter Garantie blöde Sprüche losgelassen und Shirvan beleidigt. Da saß sie echt bitter in der Zwickmühle ... die Arme!


    Zitat

    Weil mehr als "ich bin" und "Danke" und "Hallo" kann ich nicht mehr. unglücklich


    Da hört es bei mir auch auf ;-)

    Ja, das ist irgendwie auch menschlich ... und bleibt ja auch nicht aus. Solange man sich der Gefahren bewusst ist, reflektiert und nachhakt, woher diese Gefühle kommen, hat man dennoch beste Möglichkeiten, nicht in die Falle "Vorurteile" zu geraten.


    Frei kann sich niemand davon machen.
    Ich habe mich z.B. mal gefragt, warum es so oft "südländische/ arabische/ nordafrikanische Typen" sind, die in den sozialen Medien wegen Verbrechen gesucht werden. Dann habe ich mir die Fahndungsbriefe mal auf den Polizeiseiten angesehen. Siehe da - da waren auch viele blonde "nordische Typen". Sah man sich nun mal die Zahlen an, wie oft die Beiträge geteilt wurden, bekam man ganz schnell die Erklärung, warum es offenbar "immer dunkle Typen sind".
    Die Menschen reagieren da einfach stärker drauf - teilen es eher, sodass man diese Beiträge häufiger sieht.


    Als ich vor Jahren für "Mit Rosen bedacht" recherchiert habe, bin ich da auch auf eine ganz spannende Studie gestoßen: Die ergab, dass Menschen, eine Gruppe von 5 Personen sehr oft pauschal als "Gruppe von Ausländern" bezeichnen, sobald nur zwei Personen dieser Gruppe dunkelhäutig oder schwarz sind.
    Das fand ich auch sehr interessant, um mal Wahrnehmungen zu hinterfragen. Ich kann mal schauen, ob ich mir den Link gespeichert habe.

    Zitat

    Original von xexos
    Assads Beweggründe sind wohl einfach nur Machterhalt. Dies ist aber eher unbedeutend, wenn man die Wahl seiner Mittel betrachtet. Wer seine Macht nur durch Gewalt erhalten kann, hat diese Macht wohl eher nicht verdient.


    Da war ich lange nicht ganz sicher.
    Das Assad-Regime argumentiert ja damit, dass ohne deren einseitige Macht, radikale oder zumindest fundamentalistische Islamisten zu viel politische Macht erhalten könnten - mit allen bitteren Konsequenzen (vor allem für die Minderheiten in Syrien, die ja reichlich vertreten sind).
    Eine wirkliche meinung habe ich dazu nicht. Wenn man sich die Leute anschaut, die als Flüchtlinge hierher kommen, denkt man sich bloß: What the Fuck? Wie kann man bei diesen Leuten zu solche Befürchtungen kommen? Aber. Nach Deutschland kommen eben auch überwiegend Leute, die westliche Demokratie wollen. Zu den Mehrheitsverhältnissen kann ich überhaupt nichts sagen. Das können teilweise nicht mal mehr die Geflüchteten - zu viele der Demonstranten sind verschwunden, tot oder geflüchtet.


    Nun scheint sich allerdings mehr und mehr herauszustellen, dass das Argument der syrischen Regierung vorgeschoben war, denn es tauchen zunehmend Beweise auf, dass Assad ganz klar gemeinsame Sache mit dem IS macht, statt sie nur klammheimlich durch "Zufälle" zu unterstützen.
    Vielleicht hat jemand noch im Kopf, was vor der großen Vertreibung aus Ostaleppo passiert ist: Assad & Russland haben Palmyra vom IS zurückerobert - um dann da alles stehen und liegen zu lassen - auch schwere Waffen - sodass der IS es nur einsammeln musste ...

    Dieses Buch habe ich in diesem Jahr - als einziges - vom Büchertisch beim Eulentreffen mitgenommen. Jan, war das von dir?
    Der Titel hat mich gleich angesprochen - und ja, interessant und lesenswert finde ich das Buch in jedem Fall auch.
    Ganz überzeugen konnte es mich aber nicht.


    Um ehrlich zu sein bin ich nicht ganz sicher, was ich von Liebe Steine Scherben halten soll, nachdem ich es gelesen habe. In jedem Fall entwickelte es sich in vollkommen unerwartete Richtungen - Wendungen, denen zu folgen, mir teilweise sehr schwer fielen.
    Im ersten Drittel führt der Roman in das Leben vn drei Jugendlichen ein: Johann, Tilda und Sebastian - der neu dazu stößt. Die Konstellation zwischen den drei "Freunden" ist ausgesprochen schwierig und auf den ersten Blick ungesund. Hat man zunächst eher das Gefühl, es wäre Tilda, die die ihr nachtappernden Jungs regelrecht vergiftet, merkt man schnell, dass sich das Trio eigentlich "nichts tut". Alle drei hängen obsessiv aneinander, lieben und zerstören sich auf kranke Weise gegenseitig.
    Das geht sehr weit, wird sehr radikal.


    Soweit höchst interessant - so ist es nicht! Nur fehlt mir einfach die Motivation und der Hintergrund, die diese sehr radikalen Charaktere geschaffen haben. Das Handeln der Figuren ist schwer mit deren Denkweisen in Verbindung zu bringen und wirkt auf mich wenig authentisch.
    Dazu überzeugt mich persönlich der Schreibstil nicht. Behnert versucht hier zwei Dinge miteinander zu vermischen: Poesievolle, literarische Sprache mit der Umgangssprache von Jugendlichen - was beides zweifelsohne sehr gut gemacht ist - in Verbindung auf mich aber gewollt und künstlich wirkt, mal stört das eine und mal das andere. Dazu kommt, dass alle drei Figuren gleich reden - mal flapsig kindlich, dann wieder hochgestochen, regelrecht philosophisch.


    Im Ganzen ein interessanter, spannender und beklemmender Roman, doch! Aber neben großen Stärken stehen für meinen Geschmack auch größere Schwächen. Dennoch lesenswert.

    Lesebiene, ich verstehe AUCH einen Widerspruch nicht.
    Ich habe dir die Punkte, die du umstimmig fandest, doch noch mal erklärt. :gruebel



    Die Flüchtlinge wickeln ihre Finanzen alle über Western Union ab, das steht auch in diesem Kapitel. Am Bahnhof der Hauptstadt haben sie da Zugang zu, mitten in der "Pampa" natürlich nicht.
    Falls jemand Western Union nicht kennt: Das funktioniert weltweit so, dass man Bargeld an einem Schalter einzahlt und dann an einem anderen Schalter entgegennehmen kann.
    Man kann also quasi 100$ in bar in Australien einzahlen, verschicken und wenige Sekunden später in Deutschland ebenfalls bar ausgezahlt bekommen. (Kostet halt ziemlich viele Gebühren - ist für Syrer aber daher gut, weil die Banken in Staatshänden sind und man die Menschen anhand von Konteneinträgen "verfolgen" kann. Western Union ist ein amerikanisches Unternehmen und damit sicherer.)

    Tatsächlich hätte ich ein anderes Ende regelrecht "schwarzmalerisch" empfunden - das ging irgendwie gar nicht anders.
    Zumal es vermutlich gleich viel weniger glücklich wirkt, wenn man weiß, dass es sich bei den einzigen Figuren, die nicht fiktiv sind, um jene handelt, die ich Rezarta, Mejdi und Luan genannt habe. Die Familie muss vermutlich diesen Monat noch ausreisen - mit Baby nonstop in die Obdachlosigkeit in einen Land, in dem es keinerlei Hilfen für bedürftige Familien gibt -, wenn ihnen nicht zugestanden wird, zumindest über den Winter in Deutschland zu bleiben. :-(

    Zitat

    Original von Lesebiene
    Shirvan kam mit tropfendem Blut ins Haus, Zwergin. Etienne und Fee haben den Teppich doch gereinigt..
    Und warum haben Toni und Fee nichts mitbekommen in der Musicbox? In einer Disco gehen Leute immer rein und raus.


    Ich setze es mal in die Spoilerversion, weil es im weiteren Abschnitt erklärt wird:



    jusch, ich weiß, welches Video du meinst. Und das war noch sehr harmlos. Was die Leute teilweise für Beweisaufnahmen auf ihren Handys hatten, war wirklich unglaublich. Massenzellen ohne Toiletten, einen Sixpack Wasser für eine 20-Personen-Gruppe ...
    Die wenigsten haben diese Aufnahmen jemandem gezeigt - aber sie brauchen sie dringend, falls sie wegen der Dublin-Verordnung dorthin zurückgeschickt werden. Dann hilft einem nur noch ein Beweis, dass einem dort menschenunwürdige Behandlung droht.

    Ja, Ellemir, das war für mich auch immer wieder schier unglaublich.
    Wieviele Ressourcen und Geld da verschwendet wird - nicht, weil es eben an den Stellen nötig ist, sondern nur, weil die Strukturen schlecht und die Regelmaßnahmen unsinnig sind ...
    Und das hat leider kein Ende gefunden. Im Moment bekommen z.B. auch Syrer sehr oft nur subsidiären Schutz - das bedeutet, sie dürfen erst mal ein Jahr in Deutschland bleiben und müssen den Schutzstatus dann verlängern lassen. Sie dürfen allerdings auch keinen Familiennachzug beantragen, finden durch den eingeschränkten Schutz nur sehr schwer Wohnung, Ausbildungsplatz oder Arbeit - denn wer stellt jemanden ein, der vielleicht nächstes Jahr schon wieder weitergeschickt wird?
    So *verhindert* man Integration.
    Gegen diesen Bescheid kann nur in einer Frist von 14 Tagen geklagt werden - auch schwer wahrnehmbar, da die meisten Flüchtlinge ihre deutschen Helfer gar nicht so oft sehen und die Sachlage oft erst nach der Frist übersetzt und erklärt bekommen ... und fnde dann mal so schnell einen Fachanwalt.


    Von den Abschiebungsbescheiden z.B. für Afghanen, die auch regelmäßig die Menschen treffen, die sich am besten intregrieren, will ich gar nicht erst anfangen :-(


    Es läuft vieles einfach ganz wahnwitzig schief. Das ist besonders schlimm, weil es nicht nötig wäre. Jeder Betrieb würde da längst mit Qualitätskontrollen und Prozessoptimierung arbeiten, um alles effektiver zu machen - aber die Behörden ... ?(


    Zurück zu 2015: In den Camps - und unseres war eines der Besseres, unsere Bewohner haben sich wohlgefühlt und waren gern bei uns, auch wenn es nur eine Turnhalle war* - hatte ich manchmal unterschwellig das Gefühl, in einem Entwicklungsland gelandet zu sein. Beim Rauskommen musste ich mich manchmal richtig schütteln und war total erstaunt, wieder in dem Land und in der Stadt zu sein, die ich kenne.
    Ganz eigenartiges Gefühl.


    Auch so ein Scherz übrigens: Unsere NUK bekam dann irgendwann zusätzliche Sanitäranlagen installiert und eine Gemeinschaftsküche eingebaut. 6 Wochen später wurde sie als Unterkunft nicht mehr benötigt und zur Turnhalle zurückgebaut ... :gruebel


    *) Eine befreundete Familie wurde im Herbst in eine Zeltstadt in Hessen umgesiedelt. Die haben Wochen lang gekämpft, zu uns zurückkommen zu dürfen: In den Luxus der zugigen Turnhalle! Aber ihr neues "Heim" bestand aus einer vollkommen abgelegenen, eingezäunten Schlammlandschaft mit nassen, ungeheizten Zelten - da saß das Paar dann mit drei kleinen Kindern zwischen 2 und 6 Jahren, das mittlere wurde krank und die schafften es über 5 Tage nicht, einen Kinderarzt dahin zu schicken. Der kam erst, als ich der Campleitung am Telefon androhte, am nächsten Tag mit Presse anzureisen.
    In das Camp durften übrigend auch erst nach einigen Wochen ein paar Ehrenamtler. Besucher nicht! Das war wie ein Knast - dort gab es auch die Stacheldrahtzäune ringsrum.

    Ich will nun nicht zu viel verraten, nur soviel: Kopfwunden bluten tatsächlich stark (und sehen dadurch gefählich aus), aber um zu verbluten müsste man dann doch deutlich mehr Blut verlieren.


    Polizei vor Flüchtlingsunterkünften ist kein ungewöhnlicher Anblick.
    Dazu eine Erfahrung von mir: In unserer NUK war die Polizei jeden Tag. Sie kamen, tranken Kaffee, redeten mit den Betreibern, spielten mit den Kindern und fuhren wieder. Das gehörte zum täglichen Ritual am Morgen und am Abend. Zweck war es natürlich, Präzenz zu zeigen - auch im Sinne möglicher Anschläge - aber auch, damit die Geflüchteten sich an den Anblick der Uniformen gewöhnten und Vertrauen entwickelten. Viele hatten erstmal Angst vor Uniformen aller Art.
    Womit wir nicht rechneten: Draußen im Ort gingen Gerüchte um, in unserer NUK wäre aufgrund von Problemen jeden Tag ein Polizeieinsatz nötig ...

    Spannende Frage :gruebel
    Ich habe zum Ende des Schreibens tatsächlich überlegt, noch etwas aktueller zu werden (da kamen mir zum Beispiel die Geschehnisse in Köln Silverster letzten Jahres in den Sinn - vor allem die veränderten Reaktionen danach), aber letztlich hätte es am Buch nichts verändert.
    Dass es Idioten gibt, wissen wir alle, da muss ich kein Buch drüber schreiben.
    Stoff für eine Fortsetzung in Deutschland sehe ich daher nicht.


    Aber. Ich habe mal halb im Scherz gesagt, dass ich gerne eine Fortsetzung schreiben würde, in der Shirvan nach Aleppo zurückkehrt. Das mache ich aber - wenn überhaupt - nur, wenn ich selbst nach Syrien reisen und vor Ort sein kann. Ob das je möglich sein wird ... ?(

    Zitat

    Original von Suzann
    Am Ende von Kapitel 16 bin ich über eine Formulierung gestolpert und beim nochmaligen Nachlesen bin ich mir nicht mehr sicher, ob man es nicht doch so schreiben kann. Shirvan erzählt von den einzelnen Flüchtlingsschicksalen, z.B. von Süleiman, der Tiermedizin studiert hat und Sportpferde ritt.
    "Wie furchtbar. Ich überlege mir vor, wie es sich anfühlen muss, wenn man schlafen geht und nicht sicher sein kann, dass einem in der Nacht keine Bomben auf den Kopf fallen." Ich denke, es sollte entweder heißen: "ich stelle mir vor" oder "ich überlege mir" :gruebel


    Das ist ein profaner FEHLER :-(
    Ich hoffe jetzt irgendwie, dass du dein eBook schon ganz lange hast, denn der sollte eigentlich längst bereinigt sein :wow
    Im Print ist er in jedem Fall nicht mehr und im eBook war er (wenn nichts schiefgegangen ist) nur ganz zu Anfang, weil ich Pappnase mich verklickt und eine falsche Version hochgeladen habe.
    Angeblich bekommt man ja eine aktuelle Version, wenn man das eBook vom Gerät schmeißt und neu drauf zieht (vom Amazon-Konto), aber das habe ich bisher nicht kontrollieren können.

    Zitat

    Original von Lesebiene
    Hat jemand Links zu Schriftstellerinnen oder Schriftsteller, wie hier im Camp?


    Ja. Wenn auch recht wenig. Arabisch ist schwer zu übersetzen, bzw der Schreibstil der Araber ist für unsere Lesegewohnheiten eher ... schwierig. Daher findet man nicht soo viel.


    Schau mal nach Samar Yazbek. Sie schreibt quasi aus dem Inneren von Syrien, ich würde es als eine Art Tagebuch bezeichnen. Ihr erstes Buch spielt während der Anfänge des Krieges, bzw. in der Zeit, als die Menschen ungläubig begreifen, wie aus friedlichen Demonstrationen plötzlich ein Bürgerkrieg entsteht.
    Gleich nach dem Buch ist sie nach Frankreich geflohen, allerdings noch einmal zurückgekehrt. Auch darüber hat sie ein Buch geschrieben.


    Wenn dich - wie hier im Buch erwähnt - der Iran interessiert: "Couchsurfing im Iran" ist ein tolles Buch (von einem deutschen Reporter). Er reist durch den Iran - auch auf verbotenen Wegen. Einerseits ist das ein riesen Abenteuer, aber zwischenzeitlich merkt man doch, wie heikel das manchmal wird und wie krass die Regierung dort den Daumen auf ihre Leute drückt. In jedem Fall total lesenswert!


    Und bei der Gelegenheit - auch wenn Saudi Arabien gefühlt sehr weit weg ist: Raif Badawi - Tausend Peitschenhiebe.
    Das Buch ist eine Zusammenfassung der Blogartikel, die dieser junge Mann veröffentlicht hat und für die er zu eben jenen 1000 Peitschenhieben verurteilt wurde.
    Das sollte jeder gelesen haben - Toni liest es in der Ursprungsfassung auch, ich musste allerdings viel kürzen. Es ist ganz, ganz erschreckend. In seiner lieben, braven Harmlosigkeit.

    Ayascha, das ist ja ein Feedback zum an kalten Tagen drin Einrollen. Freu mich soo sehr!


    Bevor ich das wieder vergesse und erst anmerke, wenn hier nichts mehr los ist: Es würde mir (und dem Buch) wahnsinig helfen, wenn ihr eure Rezension - oder bloß einen kleinen, ehrlichen Leseeindruck - bei Amazon veröffentlichen würdet.
    Ab 50 Rezensionen wird das Buch bei Amaazon nämlich sichtbarer und mehr Leser haben die Möglichkeit, es wahrzunehmen. Für einen Indie-Titel ist das von großer Bedeutung, denn bisher finden ja eigentlich nur Leute zum Buch, die es aktiv suchen.


    streifi, ich habe bei der Recherche einiges an Material gefunden, das zeigt, dass es damals ganz ähnliche Vorbehalte gegenüber den Flüchtlingen gab.
    Von "die sollen sich verteidigen" über "die wollen unser Hab und Gut" bis hin zu "da kommen zu viele Männer".


    Zitat

    Das macht doch Hoffnung, dass nicht Hopfen und Malz verloren sind.....


    Ja! Und das ist zum Glück auch nicht ausgedacht - wir haben es mehrmals erlebt. Wie du es sagst: Sobald der Fremde ein Gesicht hat ...