Ein neues Blau - Tom Saller

  • Über den Autor (Amazon)

    Tom Saller, geboren 1967, hat Medizin studiert und arbeitet als Psychotherapeut in der Nähe von Köln. Falls er nicht gerade schreibt, spielt er Saxophon in einer Jazzcombo. 2018 erschien Sallers Debütroman Wenn Martha tanzt und wurde umgehend ein Bestseller.


    Produktinformation (Amazon)

    Format: Kindle Ausgabe

    Dateigröße: 774 KB

    Seitenzahl der Print-Ausgabe: 416 Seiten

    Verlag: Ullstein eBooks; Auflage: 1. (30. August 2019)

    Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.

    Sprache: Deutsch

    ASIN: B07QV2QJ8W


    Eine berührende Geschichte

    Lili ist die Tochter eines Juden, der jedoch seine Religion nicht gelebt hat und mit einer Christin verheiratet war. Die Mutter starb als Lili noch klein war. Hier wird von einer ungewöhnlichen Kindheit erzählt mit einer Jugend in Berlin, dann ausgewandert in die USA und wieder zurückgekommen. In den Dreißigerjahren lernt Lili durch Zufall en Direktor der Königlichen Porzellan-Manufaktur kennen und seine frau kennen. Und sie will unbedingt die Welt des Porzellans näher kennen lernen. Doch dann muss Lili aus Deutschland fliehen. Nach dem Krieg kommt sie zurück und lebt zurückgezogen in Charlottenburg in ihrem alten Haus, das durch den Freund ihres Vaters Takeshi einen japanischen Garten und ein Teehaus bekommen hat. Als die 18-jährige Anja sie auf Bitte ihres Sohnes besucht, fängt sie an zu erzählen. Und es enthüllt sich eine bewegende Geschichte. Doch auch Anja hat ein Geheimnis. Und was hat es mit dieser Porzellanschale, die Lili als ihren Schatz betrachtet, auf sich?


    Meine Meinung

    Das Buch ließ sich relativ flüssig lesen. Ins Stocken geriet ich manchmal, wenn es dann ganz plötzlich wieder um Lilis Vergangenheit ging. Doch das war jedes Mal schnell überwunden. Es ist eine berührende Geschichte über eine Halbjüdin, die eigentlich gar keine war, denn der Vater hat diese Religion nie gelebt und sie ihr auch nicht nahe gebracht. Und doch brachte er sie zu einem Rabbi, der Lili von dem jüdischen Glauben überzeugen wollte. Ob er es geschafft hat, mag der Leser selbst herausfinden. Lili, die durch Zufall Frau Pechmann, die Ehefrau des Direktors der Königlichen Porzellan-Manufaktur kennen lernt, wird von ihm zunächst in der Familie engagiert. Eine Führung durch die Manufaktur macht Lili deutlich, dass Porzellan ihre Berufung ist. Mit Hilfe Pechmanns kann sie eine entsprechende Schule besuchen. Doch hier erfährt sie erst großes Glück, dann tiefes Leid, auch durch einen Unfall. Wie es Lili dann weiter ergeht, soll der geneigte Leser bitte selbst herausfinden, denn das werde ich hier nicht verraten. Dies ist ein historischer Roman über die Jahre vor und während der Nazizeit. Was ich bemängeln muss ist, dass fast nie eine Zeitangabe vorhanden ist. Es wäre schön gewesen, wenn der Autor das genauer benannt hätte z.B. bei den Kapitelüberschriften. Außerdem fehlt mir ein Personenverzeichnis mit historischen Angaben (wen gab es wirklich). Da hätte ein einfaches Sternchen hinter dem Namen gereicht. Ich Nachwort erwähnt er lediglich die Familie von Pechmann. Vielleicht sind es ja auch die einzigen Personen, die historisch sind. Doch wegen dieses fehlenden Verzeichnisses muss ich leider einen Stern abziehen. Ansonsten hat mich dieser Roman durchaus gefesselt und sehr gut unterhalten. Und ich hoffe sehr, dass eine solche Zeit bei uns in Deutschland nie wieder kommt. Von mir für dieses schöne Buch vier von fünf Sternen bzw. acht von zehn Punkten und natürlich eine Leseempfehlung.


    ASIN/ISBN: 3471360042

    Gruß


    Lerchie


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    Nur wer aufgibt hat schon verloren

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  • Inhaltsangabe:


    Ein neues Blau

    Eine junge Frau geht ihren Weg als Porzellanmalerin der KPM

    Als Lilis Mutter früh stirbt, kümmert sich ihr Vater Jakob rührend um sie. Aber erst als sie Günther von Pechmann kennenlernt, den Direktor der Königlichen Porzellan-Manufaktur, findet sie ihre Bestimmung: die Welt des Porzellans. Doch die Nationalsozialisten kommen an die Macht und Lili muss aus Berlin fliehen.

    Fünfzig Jahre später lebt Lili wieder in Charlottenburg, zurückgezogen in ihrem Haus mit dem japanischen Garten. Sie spricht nicht viel über sich und ihr bewegtes Leben. Erst die 18-jährige Anja, widerspenstig und quer, kann Lili dazu bewegen, sich ihr zu öffnen. Stück für Stück enthüllt sich Lilis Geschichte, doch auch Anja hat ein Geheimnis. Welche Rolle spielt dabei die schlichte Porzellanschale, die die alte Frau wie einen Schatz hütet?



    Meine Meinung zum Autor und Buch

    Tom Saller, hatte mich mit seinem Debüt Roman, Martha tanzt, hellauf begeistert. Deshalb musste ich auch unbedingt diesen lesen, denn es geht hier um die KPM , die Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin. Das Buch ist gut geschrieben, nur was mich sehr störte, diese plötzliche Gedanken und Zeitsprünge. Es wäre schön gewesen mehr und ausführlicher sich in der Welt des Porzellans aufzuhalten, es kam für mich etwas zu kurz. Dafür bekam man aber tiefe Einblicke in die Welt des Tees. Begleitet Lili von klein auf durch ihr Leben. Das Japanische Teehaus und der Japaner Takesi,spielen eine große Rolle und ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Ebenso spielen die verschiedenen Kulturen und Religionen eine große Rolle und auch der Nationalismus nimmt einiges an Raum ein.

    Der Schreibstil ist recht flüssig, manchmal schon fast Poetisch, er erzählt in leisen und Bildhaften Tönen.

    Lill eine Halbjüdin, verliert ihre Mutter Charlotte sehr früh gestorben ist. Ihre Welt besteht aus ihrem Vater Jakob, einem Teehändler und Herren Takeshi. Sie lernt viel von beiden, über die Welt , Religion und Kulturen.

    Das Teehaus in ihrem Garten liebt sie über alles, Takeshi weiht sie in die Kunst des Tee ein. Dieser Satz Seite 88: „ Ursprünglich hat es nur eine einzige Teepflanze gegeben“, erklärt er und reicht ihr ihre Schale herüber, „in China. Sie stammte aus der Familie der Kamelien. Weiße, wunderschöne Blüten an einem immergrünen Strauch. Kannst du dir das vorstellen? Ein Gewächs immer da, immer grün, scheinbar losgelöst vom Lauf der Zeit?“

    Die junge heranwachsenden Lili, lernt die Pechstein kennen, er ist Direktor der KPM, hier erkennt sie ihre Bestimmung, die Welt des Porzellans, ein Beruf der ihr Freude macht, der sie ausfüllt. Aber die Nazis, zerstören ihre Welt, Lili, flieht nach Amerika. Schließlich nach 50 Jahren kehrt sie zurück, in ihr altes Haus mit dem Japanischen Garten. Sie lebt wie in einem Schneckenhaus, erst die 18 Jährige Anja, die genau so widerspenstig ist, wie Lili, es in ihrer Jugend war, gelingt es langsam diesen Panzer von Lili zu öffnen, und so tauchen wir in Lili Erinnerungen ab, in die Welt des Porzellans, und Geheimnisse die beide Frauen hüten, wie Lilis Porzellanschale. Den Anja und Lili haben vieles Gemeinsam, auch ihre Geheimnisse.....

  • Lilli wächst unter ungewöhnlichen Umständen auf. Ihre Mutter ist früh verstorben und der Vater viel auf Geschäftsreisen. Um sie kümmert sich vor allem Takeshi, en Geschäftspartner des Partners aus Japan, der seine Hilfe angeboten hat.

    Takeshi bringt Lilli alles bei, was in Japan am Tee wertgeschätzt wird. Rabbi Teichlmann soll Lilli die Religion ihres Vaters, das Judentum, nahe bringen. Und als sie die Kinder des Leiters der königlich preußischen Porzellanmanufaktur betreut, lernt sie Welt des Porzellans kennen.

    Diese drei Themen werden sie ein Leben lang begleiten.


    Mitte der Achtziger tritt dann Anja in ihr Leben, eine 18-Jährige, die eigentlich sehr mit sich selbst beschäftigt ist und nur widerwillig den Job als Gesellschafterin bei Lilli annimmt. Doch das Zusammensein, hilft nicht nur der alten Dame aus ihrer Einsamkeit, auch Anja erkennt einiges, was sie für ihr Leben nutzen kann.


    Wie in "Martha tanzt" nutzt Tom Saller auch in diesem Buch wieder einen sehr klaren, fast schon minimalistischen Schreibstil. Ich fand das wieder sehr ungewöhnlich und vor allem auch sehr passend. Das Haus, in dem Lilli fast ihr ganzes Leben lang lebt, ist auch sehr minimalistisch eingerichtet und auch das Porzellan, dass Lilli entworfen hat, entspricht diesem Stil. So passt hier alles zusammen. In den Abschnitten, die 1985 spielen, wechselt dann nicht nur die Perspektive, hier wird aus Anjas Sicht erzählt, sondern auch der Schreibstil. Saller trifft hier die Gedankenwelt des Mädchens mit den passenden Worten. Ich habe mich sofort in die damalige Zeit zurückversetzt gefühlt, auch wenn ich damals doch noch jünger als Anja war.


    „Ein neues Blau“ hat mir wieder sehr gut gefallen, hier wurde meine Vorfreude auf das neue Buch nicht enttäuscht. Es ließ sich extrem flüssig lesen und ich hatte die Handlung perfekt vor Augen. Einzig das Ende war mir ein wenig zu hastig. Hier hätte ich mehr Ausführlichkeit gewünscht.

    Aber trotzdem war es ein Buch, das mich nicht nur gut unterhalten hat, es hat mir auch Ruhe gegeben in der Hektik des Alltags.


    Von daher von mir eine volle Leseempfehlung!


    9 von 10 Punkte

  • „Ein neues Blau“ hat eine ganz eigene, für mich sehr ungewohnte, aber sehr wohltuende Atmosphäre. Ich habe es als „stilles“ Buch empfunden, da immer wieder ganz bewusst die leisen Momente im Leben von Lili, der Hauptperson, betont werden. Und das, obwohl Lili zwischen den beiden Weltkriegen geboren wird und so in einer sehr ereignisreichen, „lauten“ Zeit lebt. Ich finde es toll, dass der Autor dazu (wohl ganz bewusst) einen Gegensatz setzt und der Text oft ganz leise Töne anschlägt. Damit verbunden ist auch eine gewisse Entschleunigung. Bei bestimmten Schilderungen wie z. B. der japanischen Teezeremonie ist mir aufgefallen, dass ich automatischer langsamer und bewusster lese. Dazu passen auch die kurzen, lesefreundlichen Kapitel, die mich am Ende immer wieder innehalten und meinen eigenen Gedanken nachhängen ließen.


    Im Gegensatz zu der Stille ist das Buch aber inhaltlich enorm vielseitig und bringt ganz unterschiedliche Themen zusammen. Japanische, jüdische und deutsche Traditionen treffen aufeinander, Tee und Porzellan spielen eine große Rolle, zeitgenössische Kunst und natürlich auch die Politik finden ihren Platz. Das Buch wirkt dadurch aber nicht überladen, sondern fügt die unterschiedlichen Themen wunderbar zueinander, denn im Mittelpunkt steht immer das junge Mädchen Lili und ihr Aufwachsen. Oft steht in Büchern in diesem Handlungszeitraum der aufkommende Nationalsozialismus im Mittelpunkt. Ich fand es sehr wohltuend, dass es hier nicht so ist, sondern sich die politische Situation in das Gesamtbild einfügt, nicht aber vorherrschend ist.


    Daneben gibt es eine Rahmenhandlung, die im Jahr 1985 spielt und in der Lili auf Anregung der Schülerin Anja auf ihr Leben zurückblickt. Auch diese Geschichte rahmt sich wieder perfekt in die Gesamtkomposition ein und ich finde die enge Verzahnung beider Teil am Ende wirklich toll. Ebenso positiv empfand ich die große Tiefe, die das Buch gegen Ende erhält – ein wichtiges Thema ist dabei (vermeintliche) Schuld. Die beiden Zeitebenen und auch die darin enthaltenen Zeitsprünge erfordern aber eine gewisse Aufmerksamkeit, so dass das Buch zum gedankenlosen Lesen nichts ist. Für mich war es auch wichtig, das Buch langsam zu lesen, denn es stecken sehr viele schöne, poetische Sätze und Gedankenanstöße darin.


    Nahezu nebensächlich webt der Autor immer wieder sehr viele Informationen in seinen Text ein. Die vielen Themen werden nicht nur angesprochen, sondern es wird auch viel dazu erklärt. Manchen mag dieses Info-Dumping vielleicht stören, ich lerne gern beim Lesen so „nebenbei“ dazu und so fand ich diese Zusatzinformationen immer sehr interessant.


    Ein toll komponiertes Buch - einen großen Kritikpunkt habe ich aber dennoch. Für mich bleibt die Beziehung zu Lili etwas auf der Strecke. Man erlebt sie in ihrem Aufwachsen und begleitet sie, doch emotional entsteht wenig Bindung. Mit fehlt dabei vor allem das Innenleben Lilis, es wird alles aus einer äußeren Erzählersicht sehr distanziert geschildert. Dass der Autor es auch anders könnte, zeigen die Kapitel der Rahmenhandlung, denn hier erzählt Anja als Ich-Erzählerin sehr direkt, authentisch und empathisch von ihrem Erleben.


    Fazit: Ein schönes, wohltuendes Buch, in dem leider die Emotionalität etwas zu kurz kommt. Trotzdem vergebe ich gerade noch 9 Eulenpunkte, weil der Autor es ganz unaufdringlich geschafft hat, sehr viele unterschiedliche Themengebiete perfekt miteinander zu verweben.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Berlin im Jahr 1985: Als die 18-jährige Gymnasiastin Anja Hermann zum ersten Mal zu der alten Dame in deren Haus in Charlottenburg kommt, weiß sie nicht, was genau sie erwartet. Sie soll als „Gesellschafterin“ mit Lili Zeit verbringen. Anja sieht es zunächst nur als Nebenjob. Doch Stück für Stück enthüllt sich die Geschichte der Seniorin mit jüdischen Wurzeln, die vor 50 Jahren vor den Nazis aus der Stadt fliehen musste. Nach dem frühen Tod der Mutter Charlotte hatte sich ihr Vater Jakob Kuhn rührend um sie gekümmert. Aber erst als sie Günther von Pechmann kennenlernt, den Direktor der Königlichen Porzellan-Manufaktur, findet Lili ihre Bestimmung. Auch im Alter hat es ihr das Porzellan sehr angetan. Das stellt Anja sofort fest. Aber welche Rolle spielt dabei die schlichte Porzellanschale, die die alte Frau wie einen Schatz hütet? Und welches Geheimnis schleppt Anja mit sich herum?


    „Ein neues Blau“ ist ein Roman von Tom Saller.


    Meine Meinung:

    Der Roman beginnt mit einem Prolog und endet mit einem Epilog. Erzählt wird die Geschichte im Wechsel auf unterschiedlichen Ebenen: Der Leser begleitet Lili in den Jahren 1919 bis 1935, wobei der Roman dabei in 50 Kapitel mit einer kleinen Zusammenfassung zu Beginn untergliedert ist. Darüber hinaus wird aus der Sicht von Anja in der Ich-Perspektive erzählt, dabei spielt die Handlung in Berlin im Jahr 1985. Dieser Aufbau wirkt gut durchdacht.


    Der Sprache variiert in den beiden Erzählsträngen: Während der Stil in den Passagen von Anja schon zum Teil etwas zu gewollt umgangs- und jugendsprachlich ausfällt, ist er im übrigen Part gehobener. Insgesamt ist die Sprache des Romans zwar anschaulich und leicht verständlich, jedoch auch schnörkellos und ein wenig nüchtern. Anleihen bei Erich Kästner sind festzustellen. Wie schon bei „Wenn Martha tanzt“, dem Debütroman des Autors, braucht es eine Weile, um sich in die Geschichte einzufinden. Sie nimmt nur langsam Fahrt auf. Nach einer Weile konnte ich jedoch völlig in die Handlung eintauchen.


    Im Mittelpunkt des Romans steht zweifelsohne Lili, ein reizvoller Charakter, der authentisch beschrieben wird. Das trifft auch auf Anja zu, die ebenfalls eine wichtige Rolle einnimmt. Beide waren mir jedoch nicht gleich von Beginn an sympathisch.


    Thematisch verliert die Geschichte immer wieder ihren Fokus. Mal geht es um Religion, mal um Tee, mal um das Porzellan, wobei ich mir einen stärkeren Schwerpunkt auf Letzteres gewünscht hätte. Dadurch erfährt der Leser auf unterhaltsame Weise andererseits allerhand Wissenswertes, denn die fundierte Recherche ist dem Roman anzumerken. Zudem wird die Geschichte somit vielschichtig.


    Trotz der mehr als 400 Seiten bleibt der Roman kurzweilig. Er hat die eine und andere Wendung zu bieten. Emotional konnte mich die Geschichte allerdings nicht immer erreichen.


    Sehr gut gefällt mir das optisch ansprechende Cover der gebundenen Ausgabe, das zum Inhalt passt. Den Titel finde ich auch treffend. Nur ein kleiner Kritikpunkt am Rande: Leider hat der Verlag – anders als bei Tom Sallers Debüt – dieses Mal auf das praktische Lesebändchen verzichtet.


    Mein Fazit:

    Auch der zweite Roman von Tom Saller, „Ein neues Blau“, bietet eine interessante und unterhaltsame Lektüre. Zum wiederholten Mal ist es dem Autor gelungen, mir schöne Lesestunden zu bereiten.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

  • Ein neues Blau hat mich zuerst verwirrt, dann mitgenommen und am Ende fasziniert. Nicht weil das Buch mit einer Figur namens Anja beginnt, der vom Autor rüde Jugendsprache mitgegeben wird. Nicht weil Lili so ganz anders ist, nein! Das Buch überzeugt gerade durch seine Vielschichtigkeit: Erzählt über ein Leben in den Wirren der deutschen Geschichte, in der viel gewonnen wird, aber noch mehr verloren geht, bis hin zur eigenen Identität. Der Autor versteht es sehr geschickt, Themen wie Religion, Kultur, Liebe, persönliche Entwicklung und tiefgreifende Zweifel miteinander zu vereinigen, und sucht sich dafür etwas, das körperlicher Gegenstand und Metapher zugleich ist: das Porzellan. Aus einem unscheinbaren, unförmigen Klumpen Ton wird mit Hingabe und Energie etwas unbeschreiblich Schönes, widerstandsfähig und einzigartig. Dies eröffnet einen veränderten Blick auf die eigene Entwicklung, die auch von verschiedensten Faktoren abhängt, die in ihrem Zusammenspiel ein komplexes und individuelles Produkt erzeugen, das fein und gleichzeitig unendlich stark ist.

    Fazit: Manchmal braucht es ein ganzes Leben, um Schönheit in ihrer wahren Form zu erkennen!