James Meek - Die einsamen Schrecken der Liebe (OT: The People's Act of Love)

  • Ich habe das Buch eben, im Zuge der LR beendet.


    Wie bereits erwähnt ist Meeks Schreibstil auserordentich, was es mit half über die ersten 150 Seiten hinweg zu kommen. Der Einstieg ins Buch ist sehr verwirrend und teils unspäktakulär.
    Trotz schweren Einstiegs, gelingt es Meek einen Plot zu konstruieren, der nicht nur sehr mittreißend ist, sondern auch einen starken Eindruck hinterlässt.
    Der Leser wird ethischen Fragen ausgesetzt und Meek gibt Ansätze diese zu beantworten.
    Ein Buch, das sichspannend aber auch bedrückend liest und den Leser regelmäßig aus der Handlung herausreißt und zum Nachdenken anregt erhält von mir 9 Punkte.
    Der 10. Punkt geht durch den Einstieg leider verloren. Ich bin auf die nächsten Romane von Meek gespannt.

    LG Dennis


    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.


    :lesend Bruno, chef de police - Martin Walker

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  • Obwohl ich am Anfang wirklich meine Probleme mit dem Buch hatte, bin ich froh, es gelesen zu haben. Unheimlich intelligente Art zu erzählen und sehr sanfter Schreibstil, trotz der Schrecken, die er vermittelt.
    Wer allerdings die im Klappentext genannte Liebesgeschichte erwartet, der sucht vergeblich.
    Die Liebe und das was man bereit ist für sie zu erdulden spielt zwar eine große Rolle, aber eine Liebesgeschichte im eigentlichen Sinne ist es wohl nicht.
    Aufgrund der unheimlich vielen Informationen und der m.M.n. guten Recherche ist es ein unheimlich dichtes Buch, daß durchaus zur schwereren Kost gehört und sich nicht mal eben so locker flockig weglesen läßt.
    Das Buch regt vorallem in Glaubensfragen zum Nachdenken an, ohne die Antworten durch den Autor vorzugeben.


    Mir hat es sehr gut gefallen.



    EDIT:
    Das HC ist bei Amazon übrigens noch immer für 4,95 zu haben. :chen

  • Dank des niedrigen amazon-Preises und Iris' wundervoller Rezi bin ich auf das Buch gestoßen - ein geniales Buch!


    Die Geschichte, die James Meek erzählt, ist eine vielschichtige, zweifellos manchmal grausame, zweifellos manchmal aus unserer Sichtweise seltsam anmutende. Denn anders als der Klappentext irreführend vermuten lässt, handelt es sich nicht um eine fröhliche Liebesgeschichte, sondern um schwere Kost. Russische Sekten mit Genitalverstümmelung, Kannibalismus, das sind keine Themen, die sich leicht glaubwürdig in einem Buch verarbeiten lassen.
    James Meek ist dies dennoch gelungen, ohne als Autor direkt zu bewerten. Diese neutrale, bzw. aus der Sicht der einzelnen Charaktere geprägte Sichtweise führt dazu, dass der Leser fortwährend gefordert wird, sich selbst Meinungen zur Handlung, aber auch Fragen wie der Frage, was man für ein Ideal alles opfern darf, bilden.


    Neben der bravourösen Umsetzung der schwierigen Thematik möchte ich besonders den außergewöhnlichen Schreibstil hervorheben, der allein schon dafür sorgt, dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann.


    Das Buch ist sicher nicht für jeden geeignet, es ist sehr bedrückend. Streckenweise deprimierte es mich furchtbar und machte mich missgelaunt, dennoch konnte ich es nicht aus der Hand legen, einerseits weil es so spannend war, andererseits weil mich die Thematik nicht losgelassen hatte.
    Ich war froh, als ich durch war und langsam damit abschließen konnte.


    Fazit
    Ein schwieriges Buch, das durch seine schöne Sprache besticht und den Leser nicht eher loslässt, bis er es beendet hat.


    10/10 Punkten


    :wave bartimaeus

  • Trotz der eindrucksvollen sprachlichen Bilder mit der James Meek arbeitet, habe ich mich sehr schwer mit diesem Buch getan!


    "Die einsamen Schrecken der Liebe" äußern sich ganz anders als es Titel und Klappentext vermuten lassen. Alle Protagonisten werden sehr ausführlich eingeführt, dabei entstehen sehr viele Fragen und Ungereimtheiten, die zum Schluss alle aufgelöst werden. Es lohnt sich das Buch bis zum Ende zu lesen, aber es verlangt dem Leser auch einiges ab!

  • Meine Rezension:


    Zwar geht es in dieser sowohl stilistisch wie auch inhaltlich sehr anspruchsvollen Geschichte auch um Liebe, doch die Schrecken stehen hier eindeutig im Vordergrund. James Meek entführt den Leser nämlich nach Sibirien in die Zeit kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs, wo Tschechen und Russen in politisch unruhigen Zeiten und ungewissen Machtgefügen gegeneinander kämpfen, ein Mann aus einem weit entfernten Straflager ausbricht und eine kleine Gemeinschaft von Skopzen versucht, ein gottesfürchtiges Leben zu führen. Meeks Stil erinnert auffällig an die klassischer russischer Autoren, was zu einem zwiespältigen Leseerlebnis führt: Stellenweise fesselnd und leise poetisch, stellenweise langatmig und nüchtern brutal - so fühlt man sich hin und her gerissen zwischen einem echten Lesesog und einem derart beklemmenden Gefühl, dass man das Buch am liebsten aus der Hand legen möchte. Doch kurz bevor es soweit ist, gelingt es Meek immer wieder, das Ruder herumzureißen und schafft eine derartige Spannung, dass man gebannt die Ereignisse verfolgt. Inhaltlich sind "Die einsamen Schrecken der Liebe" ganz sicher keine leichte Kost, wer eine romantische Liebesgeschichte in Russland erwartet, wird vermutlich sehr enttäuscht, wenn nicht sogar angewidert das Buch vor seinem Ende zuschlagen. Es lohnt sich aber durchzuhalten, denn auch wenn vieles schon zwischendurch angedeutet wird, überrascht Meek doch immer wieder und schafft es schließlich, den Kreis, der sich anfangs als sehr verworren darstellt, am Ende zu schließen. Liebhaber der russischen Literatur werden ihre Freude an diesem Roman haben, anderen mag er zu grausam, schwermütig und schwierig erscheinen.


    7 Punkte von mir.

  • Ein wirklich sehr schönes Buch!
    Auch ich brauchte eine Weile um wirklich reinzukommen. Die Spannung baut sich erst nach und nach auf, obwohl es auch anfangs schon recht interessant ist.


    Mir haben all die unterschiedlichen Ckaraktere gefallen. Sie waren mir kurzfristig auch mal richtig unsympatisch und ich konnte viele Handlungen nicht nachvollziehen - besonders von Anna. Aber dadurch wirkten sie auch sehr real und eben menschlich (wenn man mal von gewissen Handlungen absieht) - mit all ihren Schwächen und Fehlern.


    Erschreckend war, wie sich Menschen beeinflussen und durch Befehle zu schlimmen Taten anstiften lassen bzw. diese brauchen, um von etwas abgehalten zu werden. Aber das Buch hat auch gezeigt, dass es immer Menschen geben wird, die sich dem nicht fügen und ihren eigenen Weg gehen.


    Mir hat es sehr gefallen.