'Die Leben der Elena Silber' - Seiten 463 - 542

  • Für die Hörbuch-Hörer:

    Der Abschnitt endet mit: "Als die Woche um war, fuhr Lena mit dem Taxi zum Flughafen Scheremetjewo und flog nach Berlin zurück. der Flug dauerte zwei Stunden, niemand hatte weitere Fragen an sie."

    Der neue Abschnitt beginnt: "Russland, September 2017, Sie waren noch nicht aus Moskau heraus, da wusste Konstantin, wie lang die Reise nach Gorbatow werden würde."

  • Ich sage es ganz ehrlich: Ich bin froh, dass ich das Buch bald durch habe. Es is nicht schlecht, aber es deprimiert mich und strengt mich an (siehe erster Abschnitt und meine Suche nach den Puzzleteilchen unterm Tisch). Ich würde gerne wieder etwas anderes lesen, aber sei's drum:


    Hier dominieren 2 Reisen:

    Die von Konstantin, bei der er versucht, seine Familiengeschichte mühsam zu vervollständigen. Die Zusammenhänge werden klarer. Was ich wirklich vermisse, ist dass von ihm eine Emotion rüberkommt. Was empfindet er angesichts der ernüchternden Bilanz? Seine Baba ist anders gewesen, als er es als Kind mitbekommen hat. Sie hat ihren Töchtern vorgeschrieben, was sie lernen oder studieren müssen, Katja wurde gleich mal, um Gerechtigkeit herzustellen, im Heim gelassen. Konstantin erfährt alles aus unterschiedlichen Quellen, aber was denkt er darüber? Keine Reaktion? Keine Wut oder Trauer oder was auch immer? Ich verstehe das Konzept nicht.

    Die zweite Reise ist die von Jelena in die SU. Nach Gorbatow wird sie nicht zur Weiterreise zugelassen, und Sascha ist tot, als sie ihn besucht. Tja, zu spät. Sie hat nicht auf seinen Brief reagiert, wie sie es auch mit den Briefen ihrer Töchter getan hat, und nun kommt sie zu spät. Sie kommt mir vor wie der Vogel Strauß, der den Kopf in den Sand gesteckt hat.


    Was wir immer noch nicht wissen, ist wohin Robert verschwunden ist. In den Gulag nach Sibirien oder doch in ein weites neues Leben? Ich dene ja still immer noch im Hinterkopf, dass Jelana ihn auch getötet haben könnte oder zumindest verraten oder zurückgelassen.

    Ich werde sehen. Noch ein Abschnitt.

  • Ich sage es ganz ehrlich: Ich bin froh, dass ich das Buch bald durch habe. Es is nicht schlecht, aber es deprimiert mich und strengt mich an (siehe erster Abschnitt und meine Suche nach den Puzzleteilchen unterm Tisch). Ich würde gerne wieder etwas anderes lesen, aber sei's drum:

    ;( Dass das Buch sich so entwickelt habe ich vorher nicht gewusst, tut mir so leid. :-(


    Auf mich entwickelt das Buch seit dem zweiten Abschnitt einerseits einen gewissen Lesesog, wie es mit den Figuren weitergeht, trotz der völlig dysfunktionalen Familie. Die Sprünge nerven mal mehr, mal weniger. Wobei das großartig gelesene Hörbuch da möglicherweise hilft.


    Stil und Konzept verstehe ich auch nicht immer. Konstantin reagiert so emotional und abweisend auf seine Mutter, wobei sie es ihm auch nicht leicht macht. Kurioserweise klingen für die Beschreibungen von Konstantins Frau ähnlich wie die seiner Mutter. Sie sucht jemanden, der sie größer/bedeutender macht.


    Der Brief von Katja... da fehlen mir die Worte, so traurig. Ein Wunder, dass Katja die Kraft für einen eigenen Weg hatte und es einigermaßen schafft, sich nicht von den Erfahrungen in ihrer Kindheit zerstören zu lassen, nicht so von Missgunst zerfressen ist wie ihre Schwestern. Das schwierigste Kind nach der Szene im Keller so vor die Tür zu stellen... nach der Ankunft in Deutschland hatte Jelena scheinbar niemanden mehr, mit dem sie über ihre Geschichte und Gefühle sprechen konnte und stieß viele andere mit ihren Lügengespinsten vor den Kopf, merkte kaum oder ignorierte, dass ihre Geschichten immer offensichtlicher unglaubwürdig wurden. In jener Zeit gab es kaum Hilfen für solche Menschen und sie schaffte es nicht, aus ihrer Phantasiewelt wieder zurück in die echte zu kommen, in der es Menschen gab, denen sie wichtig war. So schade.


    Sascha besucht sie nur, weil ihre anderen Pläne geplatzt sind, hat seinen so liebevollen Brief nie beantwortet. Flucht vor allem möglich kann ich noch irgendwie verstehen, auch dass sie vielleicht nicht wieder nach Russland wollte. Aber ausgerechnet ihn so zu behandeln? Sein Tod schockiert sie, aber vielleicht wäre ihr auch hier irgendein Hirngespinst lieber gewesen als die Wahrheit.


    Ihre Töchter verhalten sich leider ähnlich, wie man an der Geschichte um Lara sieht. Besser eine erfunde Tochter mit der Geliebten als über eigene Verantwortung nachzudenken und selbstverständlich keinen engen Kontakt zum niederen Volk zu pflegen.


    Jelena macht mich echt fassungslos... andererseits aber auch, wofür sie alles verantwortlich gemacht wird.


    Konstantin findet viel über seine Familie heraus und wie Clare scho schrieb, erfährt man leider viel zu wenig über seine Gedanken und Gefühle dabei. Ich bin gespannt, ob er seine Mutter am Ende noch konfrontiert und ob bzw. wie sich ihr Verhalten ihm gegenüber ändern wird.


    Robert.... ob er wirklich noch dort starb oder in ein Lager kam? Würde ihm auch zutrauen, dass er mit dem Familienschmuck in den Westen ging. Ich bin gespannt, ob und wie das aufgelöst wird.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • Dass das Buch sich so entwickelt habe ich vorher nicht gewusst, tut mir so leid.

    Weil du mich zu diesem Buch überredet hast? Muss dir nicht Leid tun. Die Zeit, die ich zum Lesen dieses Romans gebraucht habe, war trotzdem keine verlorene Zeit.

    Stil und Konzept verstehe ich auch nicht immer.

    :write


    Sascha besucht sie nur, weil ihre anderen Pläne geplatzt sind, hat seinen so liebevollen Brief nie beantwortet. Flucht vor allem möglich kann ich noch irgendwie verstehen, auch dass sie vielleicht nicht wieder nach Russland wollte. Aber ausgerechnet ihn so zu behandeln? Sein Tod schockiert sie, aber vielleicht wäre ihr auch hier irgendein Hirngespinst lieber gewesen als die Wahrheit.

    Siehst du, und das habe ich auch nicht nachvollziehen können. Sascha liebt sie mehr als ihre Töchter, denke ich, und trotzdem unternimmt sie gar nichts, reagiert nicht. Wie zurückgewiesen, vergessen, muss er sich dabei gefühlt haben vor seinem Tod.

  • Ich sage es ganz ehrlich: Ich bin froh, dass ich das Buch bald durch habe. Es is nicht schlecht, aber es deprimiert mich und strengt mich an (siehe erster Abschnitt und meine Suche nach den Puzzleteilchen unterm Tisch). Ich würde gerne wieder etwas anderes lesen, aber sei's drum:


    Mir geht es auch so, obwohl ich das Buch gerade mit viel Faszination lese und es für mich jetzt einen Lesesog entwickelt. Dass ich froh bin, dass ich das Buch bald durch habe, liegt daran, was es gerade mit mir macht. Es regt mich zu sehr viel Reflektion über meine eigene Familie an. Das hätte ich nicht erwartet. Das ist zwar grundsätzlich gut, aber natürlich auch anstrengend.

  • Jelena meldet sich nicht bei Sascha, fühlt sich aber von ihm verlassen, als sie von seinem Tod erfährt.

    Sie hat bei den Behörden keinen Erfolg, weil der Nachweis für den Tod ihres Mannes fehlt und zerstört aus Frust darüber die Zukunft ihrer Töchter. Sie ist nicht glücklich, also dürfen es die Mädchen auch nicht sein.

    Und immer sind die Anderen an ihrer Misere schuld. Das hat sie zumindest an Maria und Vera weiter gegeben.

    Was die Episode mit dem Schriftsteller soll, weiß ich nicht. Aber zumindest kann sie so eine weitere Version ihrer Lebensgeschichte erzählen.

    Ich empfinde sie als anstrengend.


    Ich bin wirklich gespannt, wie Osang das jetzt zu Ende bringt.

  • DieBahnhofstrasse in Ludwigshafen ist übrigens perfekt beschrieben :rolleyes

    Das waren auch meine Gedanken... :lache


    Das von Dir verlinkte Buch klingt interessant, werde es vermutlich jedoch eher nicht lesen.


    Die Episode mit dem Schriftsteller fand ich interessant, weil Elena hier wieder eine andere Version ihrer Lebensgeschichte präsentiert, verbunden mit ihren aktuellen Prioriäten. Ähnlich wie bei den Behörden verstrickt sie sich in Widersprüche - wobei das bei der Behörde fatalere Konsequenzen hat, die ihr leider nicht in aller Deutlichkeit mitgeteilt werden.


    Wie sie Sascha behandelt hat, bzw. nicht behandelt, geht mir nicht aus dem Kopf.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • Wie sie Sascha behandelt hat, bzw. nicht behandelt, geht mir nicht aus dem Kopf.

    Es ist, als hätte sie jede Liebesfähigkeit verloren. Aber sie liebt ihn doch, das denke ich schon, wahrscheinlich in dem Rahmen, in dem es ihr möglich ist. Das scheint nicht so viel zu sein. ich finde das ganze für Sascha wirklich tragisch.:(

  • Bei der Episode mit dem Schriftsteller habe ich mir beim Lesen gedacht, dass er vielleicht wirklich Elenas Geschichte erzählt hätte, hätte die sich nicht so in Lügen und Halbwahrheiten verstrickt und ihr selbst hätte es bestimmt gut getan, ihre Geschichte einem aufmerksamen und interssierten Zuhörer, und das war der Schriftsteller ja zumindest am Anfang, zu erzählen, aber dafür hätte sie sich ja auch die eigenen Fehler klar machen müssen.


    Bis zu diesem Abschnitt hatte ich immer noch etwas Verständnis für Elena, das Leben hat ihr selbst ja auch übel mitgespielt, was für mich einiges an ihrem Verhalten vor allem ihren Töchter gegenüber erklärt, wenn auch nicht entschuldigt, aber dass sie ihren fast erwachsenen Töchter weiter Steine in den Weg legt und ihnen kein Glück gönnt, finde ich wieder schrecklich.

  • Zu lesen, wie die Jüngste der Schwestern beständig um Anerkennung ringt trotz der Ablehnung, die sie erfährt, ist schlimm. :(


    Jelena hat viel von den Müttern, die sich für ihre Töchter wünschen, dass sie es mal besser haben, und wenn sie es dann besser haben, ist es auch nicht recht. :rolleyes

  • Zu lesen, wie die Jüngste der Schwestern beständig um Anerkennung ringt trotz der Ablehnung, die sie erfährt, ist schlimm. :(


    Jelena hat viel von den Müttern, die sich für ihre Töchter wünschen, dass sie es mal besser haben, und wenn sie es dann besser haben, ist es auch nicht recht. :rolleyes

    Katja habe ich als besonders tragisch empfunden (neben Lara), obwohl sie vielleicht die reflektierteste der Schwestern ist. Sie hat viel durch, ist gescheitert, hat sich aufgepäppelt, dann verzweifelt bemüht und ist geflohen. Aber sie weiß genau, warum und wer sie ist, vielleicht mehr die Anderen, die irgendwie immer nach einem Grund in der Vergangenheit suchten.

  • Katja tut mir einerseits besonders leid umd es tut weh ihr Ringen um Anerkennung durch die Familie zu beobachten. Andererseits konnte sie sich vermutlich auch "dank" der Zeit außerhalb der Familie von ihr lösen.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • Zu lesen, wie die Jüngste der Schwestern beständig um Anerkennung ringt trotz der Ablehnung, die sie erfährt, ist schlimm. :(


    Jelena hat viel von den Müttern, die sich für ihre Töchter wünschen, dass sie es mal besser haben, und wenn sie es dann besser haben, ist es auch nicht recht. :rolleyes

    :write

    Das sehe ich beides genauso.

    Und zusätzlich sorgt sie dafür, dass die Schwestern keine Einheit bilden können und sich so auch nicht unterstützen, sondern misstrauisch beäugen, was die andere tut.


    Interessant finde ich übrigens, wie leicht Osang Verständnis für Jelena, Katja und Lara wecken kann, für Maria und Vera, die dem gleichen Verhalten ausgesetzt sind, scheinbar nicht.

  • Interessant finde ich übrigens, wie leicht Osang Verständnis für Jelena, Katja und Lara wecken kann, für Maria und Vera, die dem gleichen Verhalten ausgesetzt sind, scheinbar nicht.

    Hm. Marias Handeln kann ich auch noch verstehen. Bei Vera liegt es m. E. daran, dass ihr Charakter kaum heraus gearbeitet ist.

  • Hm. Marias Handeln kann ich auch noch verstehen. Bei Vera liegt es m. E. daran, dass ihr Charakter kaum heraus gearbeitet ist.

    Das mit Vera sehe ich genauso. Es ist, als ob wir sie gar nicht verstehen sollten/müssten.

    Die Distanz zu Maria bleibt, glaube ich so, weil Konstantin der Erzählende ist und sie seine Mutter, die Frau, die er am wenigsten versteht.:gruebel