Rückkehr nach Birkenau, Ginette Kolinka

  • Einfach unbeschreiblich und erschütternd

    Hier meine Rezension


    Ginette Kolinka

    Inhaltsangabe: Aufbauverlag


    “Niemand, der diesen Text gelesen hat, wird ihn vergessen können.“ Carolin Emcke


    Im März 1944 wird Ginette Kolinka zusammen mit ihrem Vater, ihrem Bruder und ihrem Neffen von Avignon nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Ginette ist die Einzige, die Monate später nach Paris zurückkehrt. Sie schildert eindringlich, wie sie die Schläge, den Hunger, die Kälte, die Nacktheit, den Hass, das Grauen im Lager überlebt hat. Und sie erzählt, wie notwendig das Festhalten an der Weiblichkeit für sie war. Ein Kleid, das Simone Veil ihr im Lager schenkte, gab ihr Würde und Kraft zum Überleben. Ginette Kolinka hat lange geschwiegen und ihre Geschichte zum ersten Mal erzählt, als Steven Spielberg Zeitzeugen für "Schindlers Liste" suchte. Heute führt sie regelmäßig Schulklassen durch Auschwitz. Sie ist 94 Jahre alt und lebt in Paris.


    „Eine außergewöhnliche Beschreibung des Unbeschreibbaren." Le Monde


    Meine Meinung zum Buch und der Autorin:

    Nie ist es mir so schwer gefallen eine Rezension über ein Buch und die Autorin Ginette Kolinka zu schreiben. Es ist ihre wahre Lebensgeschichte, ihre Zeit im Lager in Birkenau. Ich bewundere sie für ihren Mut uns ihre Gedanken und Erlebnisse mit zuteilen. Noch mehr Hochachtung zolle ich ihr, das sie über Ihren eigenen Schatten gesprungen ist und noch im hohen Alter von 94 Jahren, dort in Birkenau Führungen macht, um vielen Schülern dort von den Grausamkeiten zu berichten. Ich habe mich oft beim Lesen gefragt, warum Menschen so grausam und voller Hass sein konnten, und die Welt zugeschaut hat. Sie erzählt alles sehr Bildhaft, mit leisen Worten und ohne Hass, ob ich das könnte wenn ich Ginette gewesen wäre, ich weiß es nicht. Das Buch hat tiefe Spuren und Schuldgefühle in mir hinterlassen, über unsere Vergangenheit. Deshalb finde ich es wichtig das es noch Zeitzeugen gibt von damals, die uns davon erzählen. Ich fand es schlimm, wie man sie in Waggons wie Vieh einsperrte, und nach Polen in die Lager verfrachtete, Dunkelheit, nichts zu essen, von Hygiene und Notdurft ganz zu Schweigen. Der Ankunft im Lager, das selektieren der Ankömmlinge, entweder in die Baracken oder gleich in die Gaskammern. Viel Kraft und Würde gab ihr ein Kleid, das sie von Simone Veil, bekam, der späteren Ministerpräsidentin von Frankreich. Dieser Hunger im Lager, kaum Nahrung, das entblößen und Nacktheit, Menschenwürde die mit Füßen getreten wurde, dieses Grauen im Lager, die Angst als nächste im Krematorium zu landen, und in Rauch aufzugehen, wie ihr Vater, der kleine Bruder und ihr Neffe. Ich danke Ginette Kolinka, dafür das sie uns so tiefe Einblicke in ihre Gefühle, Erlebnisse und Seele gewährt hat, eine Geschichte die ich nie vergessen werde, und kann es nur vielen Lesern ans Herz legen es zu lesen.



  • Deiner Rezension kann ich mich vollumfänglich anschließen, Arietta!


    Der Bericht über die Begebenheiten im Lager Auschwitz-Birkenau erinnert mich etwas an die Bücher von Preimi Levi und Ruth Klüger, doch schreibt Ginette Kolinka weniger intellektuell. Sie war ein einfaches Mädchen als sie ins Lager gekommen ist und stellt sich auch jetzt nicht als klüger hin. Nicht alles konnte sie begreifen. Das Leid jedenfalls war unerträglich.

    Einige Details waren sehr interessant. Vieles wusste man noch nicht.


    Erschütternd fand ich auch, dass sie sich selbst die Schuld gab, als sie sich im Lager von Vater und Bruder trennte und die den Weg in die Gaskammer gingen.

    Auch die Zeit nach der Befreiung wird ausführlich geschildert und es war für Ginette ein schwerer Weg wieder ins Leben zu finden.


    Ich bin dem Aufbau-Verlag und der Autorin für die Veröffentlichung dieses Berichtes dankbar. Lange werden solche Zeitzeugenberichte nicht mehr möglich sein.


    ASIN/ISBN: 3351034636

  • Ja, ich finde es auch schade das die noch so wenige Zeitzeugen darüber sprechen. Was ich auch gut verstehen kann, es ist einfach schwer über dieses Grauen zu reden. Zuviele Wunden werden dann wieder aufgerissen. Vergessen kann man so etwas nicht, auch ich bin sehr Dankbar, das ich dieses Buch lesen durfte. Meine ganze Hochachtung vor dieser Frau.


  • Ein Kleid das Hoffnung und Kraft zum Überleben gibt


    "Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon." (Max Mannheimer)

    März 1944 die 19-jährige Ginette Kolinka wird zusammen mit Teilen ihrer Familie nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Eine schreckliche Zugfahrt unter viel Hunger, Entbehrungen und Tod muss sie überstehen. Was sie nicht ahnt, ist das sie getrennt werden und nach der Trennung sich nie wiedersehen werden. Unter viel Hunger, Folter und Entbehrungen durchlebt sie die letzten Monate bis Kriegsende in Birkenau, ehe es zum Todesmarsch geht. Hunger, Kälte und die Angst vor dem Tod retten ihr durch viel Zufall das Leben. Unter anderem hat auch ein Kleid von Simone Veil ihr maßgeblich Hoffnung geschenkt. Lange konnte Ginette nichts von ihren Erlebnissen schildern, erst als man Zeitzeugen für Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" suchte, konnte sie sich öffnen. Heute begleitet sie Schulklassen an den Ort des Grauen und erzählt ihnen wie dieser Ort wirklich aussah und was dort geschah.

    Meine Meinung:
    Das eindrucksvolle Cover mit dem Kleid und dem Haupttor von Birkenau ist sehr bewegend. Ich wollte dieses Buch deshalb unbedingt kennenlernen, war jedoch etwas enttäuscht wegen der Kürze dieses Lebensberichts. Der Schreibstil zwar bewegend, doch eher etwas nüchterner gehalten wie ich es sonst von anderen Lebensberichte von Überlebenden kenne. Natürlich war Ginette Kolinka nicht so lange in Birkenau wie mancher andere Zeitzeuge. Trotzdem kann sie von wirklich vielen schrecklichen und brutalen Vorfällen berichten, die sie in dieser Zeit am eigenen Körper erleben musste. Das die inzwischen fast 95-Jährige aber auch ein paar Gedächtnislücken hat, kann ich sehr gut nachvollziehen und sie macht da auch keinen Hehl daraus. Trotz allem hätte ich mir ab und an ein bisschen mehr Tiefgang gewünscht. Irgendwie hat mich dieses Buch nicht so emotional bewegt, wie andere Lebensberichte, die ich zuvor gelesen habe. Am schlimmsten fand ich den Todesmarsch, den sie gegen Ende schildert und dessen Vorstellung mich alleine schon sehr erschüttert. Dass die Wiederkehr nach Birkenau ihr am Anfang Angst gemacht hat, kann ich sehr gut verstehen. Dass man als Besucher nicht mehr alles spüren und nachvollziehen kann, was dort passiert ist, kann ich eher nicht sagen. Bei meinem Besuch habe ich sehr wohl das Elend gespürt, was von diesem Ort ausgeht. Ich denke, wenn man mit offenen Ohren und Augen dort hingeht, dann spürt man sehr wohl, was von diesem Ort ausgeht. Zumal, wenn man so viel über den Holocaust gelesen hat wie ich zum Beispiel. Ich jedenfalls finde es gut, dass sie heute noch Schulklassen nach Birkenau begleitet. Auch wenn sie hier in diesem Buch eindrucksvoll von ihren Erlebnissen berichtet, hätte ich doch ein bisschen mehr als nicht mal 100 Seiten eines E-Books erwartet. Trotzdem berichtet sie hier, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, von einigem, was sie mitmachen musste. Ein bisschen mehr Emotionen und weniger Nüchternheit hätte dem Buch aber noch gutgetan. Deshalb von mir leider nur 8 Eulen.


    ASIN/ISBN: B081S66N6L


    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."

  • Mich hat die Geschichte auch tief erschüttert, und ich habe Hochachtung vor Ginette, wie sie sich ihrer Vergangenheit stellt.

  • Mit lediglich 124 Seiten ist das Buch „Rückkehr nach Birkenau: Wie ich überlebt habe“ von Ginette Kolinka leider etwas kurz geraten. Das Buch beginnt mit Schilderungen des Alltags im KZ Birkenau, wechselt dann auf die Zeit vor und während der Deportation und endet mit Betrachtungen der aktuellen Situation und den Begebenheiten vor Ort.


    So ganz hat sich mir nicht erschlossen, warum Teil 1 und Teil 2 chronologisch getauscht wurden und warum die Berichterstattung im Buch nicht den zeitlichen Abläufen folgt. Aus meiner Sicht ist dieser Bericht insgesamt so dramatisch, dass er auch in einer linearen Erzählform beim Leser angekommen wäre.


    Die Zeit in Birkenau ist natürlich die eindrücklichste des Buches. Neu sind diese Schilderungen zwar nicht, aber sie zu lesen und geschildert zu bekommen, ist trotzdem jedes Mal wieder furchtbar und bleibt unbegreiflich. Aber auch die Zeit nach der Rückkehr nach Paris ist intensiv und interessant. Die Rückkehr aus der Hölle der Nazis in einen wieder lebendigen Alltag. Ginette Kolinka hat zuletzt Besuchergruppen über das Gelände begleitet und über ihre Erfahrungen berichtet. Sie schreibt auch, dass ein Besuch ohne entsprechende Erläuterungen heutzutage wohl kaum die Intensität und Brutalität widerspiegeln und nachvollziehbar machen können. Von daher große Hochachtung vor der Kraft von Ginette Kolinka und vielen Dank für die eindrücklichen Schilderungen.


    8 Punkte