Die Zeuginnen - Margaret Atwood

  • Die Zeuginnen von Margaret Atwood


    Inhalt:

    Die Erzählung ist in Nordamerika angesiedelt. Ein Teil der USA sind von einer pseudoreligionsfanatischen Militärdiktatur erobert worden und heißt nun Gilead. In Wirklichkeit geht es um die uneingeschränkte Macht unter Männern. Frauen sind nur Gebärmaschinen, Dienerinnen und Aufseherinnen. Sie sind von jeglicher Bildung hermetisch abgeschottet. Aber es gibt eine kleine Gruppe von Frauen, die Tanten, die am Aufbau dieser Diktatur mitgeholfen haben. Sie sorgen mit brutaler Härte gegen ihre Geschlechtsgenossinnen für absoluten Gehorsam. Besonders die ranghöchste der Tanten geht buchstäblich über Leichen, um ihr Ziel, die Vernichtung von Gilead zu erreichen. Denn der Keim für dessen Untergang wurde bereits bei seinem Aufbau gelegt. der Roman ist die Fortsetzung ihres Bestsellers "Der Report der Magd".


    Meine Meinung:

    Über den meisterhaften spannenden Schreibstil von Margaret Atwood braucht man nicht reden. Hier geht es nun zum Einen um den Untergang einer unmenschlichen Diktatur, zum Anderen um den derzeitigen Zustand der politischen und gesellschaftlichen Systeme. Gilead ist zwar Fiktion, aber in der Interaktion mit existierenden Staaten Amerikas doch sehr real. Kanada, die Heimat der Autorin, gehört natürlich zu den Guten, bei denen Flüchtlinge aufgenommen werden. Ich fühlte mich sofort an radikale Theokratien der großen Religionen, Islam, Christentum, und Judentum erinnert, an gegenwärtige Militärdiktaturen und deren Hassideologie. Psychologisch ist der Roman sehr geschickt aufgebaut. Er erzählt die Geschichte aus der jeweiligen Perspektive verschiedener Zeuginnen und zwingt den Leser dadurch sein einfaches Urteil über Recht und Unrecht über Bord zu werden. In der Figur Tante Lydias, einer Mitbegründerin Gileads, stellt sie sehr radikal die Frage nach der Rechtmäßigkeit der Mittel, um ein Unrechtssystem zu stürzen. Wie kann ein Opfer selbst zum Folterer werden? Kann es jemals gerechtfertigt werden, am Aufbau eines Unrechtssystems mitzuwirken, um es dann stürzen zu können. Eine einfache Antwort darauf erhält der Leser nicht. Die gibt es nicht. Großartig.


    Margaret Atwood

    Die Zeuginnen

    Berlin Verlag

    ISBN: 978-3-8270-1404-7

  • Titel: Die Zeuginnen

    Autorin: Margaret Atwood

    Verlag: Piper

    Erschienen: August 2020

    Seitenzahl: 576

    ISBN-10: 3492316654

    Preis: 15.00 EUR


    Das sagt der Klappentext:

    Als am Ende vom »Report der Magd« die Tür des Lieferwagens und damit auch die Tür von Desfreds »Report« zuschlug, blieb ihr Schicksal für uns Leser ungewiss. Was erwartet sie: Freiheit? Gefängnis? Der Tod? Mit »Die Zeuginnen« nimmt Margaret Atwood den Faden der Erzählung fünfzehn Jahre später wieder auf. Das Regime im totalitären Schreckensstaat Gilead ist weiterhin an der Macht, doch die Zeichen, dass der Anfang vom Ende nah ist, werden deutlicher. Im entscheidenden Moment treten drei Frauen für ihre Überzeugungen ein – mit Zeugenaussagen, die Gilead schwer erschüttern werden …


    Die Autorin:

    Margaret Atwood, geboren 1939, ist unbestritten eine der wichtigsten Autorinnen Nordamerikas. Ihre national wie international vielfach ausgezeichneten Werke wurden in viele Sprachen übersetzt. »Der Report der Magd«, das Kultbuch einer ganzen Generation, wurde preisgekrönt als Serie verfilmt. 2017 erhielt sie den Friedenspreis des deutschen Buchhandels und für ihren Roman »Die Zeuginnen« wurde sie 2019 bereits zum zweiten Mal mit dem Booker-Preis für den besten englischsprachigen Roman ausgezeichnet. Atwood lebt in Toronto.



    Meine Leseeindrücke:

    Der Blick auf den Titel könnte Schlimmes ahnen lassen. Aber es wird gegendert. Einem angenehmen Leseerlebnis steht so mit nichts mehr im Wege. Den Lesern wird ein sehr lesenswertes Buch präsentiert. Eine Geschichte mir vielen Anspielungen auf die heutige Zeit. Autoritäre Regime sind niemals gut und wünschenswert. Aber auch verquere Ideologien wie rotgrüner Murks bringen die Menschen nicht weiter. Die Autorin versteht es meisterhaft das alles in eine gute Story zu packen. Ich kann diesen Roman nur empfehlen. Eine wirklich lohnende Lektüre. D. Scheck hätte das Buch wahrscheinlich nicht verstanden und es in die Mülltonne gekloppt.


    ASIN/ISBN: 3492316654

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Interessantes Buch, vor allem für die heutige Zeit. Danke für die Rezi!


    Aber Scheck hätte es natürlich nicht in die Mülltonne gekloppt. Du hast doch erst kürzlich seine Liste mit seinen Favoriten des 21. Jahrhunderts hier gepostet. Da stand das Buch doch drauf. Bei Druckfrisch kann man auch ein Interview von ihm mit der Autorin sehen.