Hörbücher im Radio

  • Salonlöwin


    Podcast ›Dora Heldt trifft‹ - das Themenspecial | dtv Verlag In Folge 27 hat sie Ewald Arenz interviewt, vielleicht magst du mal reinhören.


    Meine Geschichte habe ich schon mehrmals erzählt. Er kommt hier aus meiner Ecke und ich habe ihn bei einer Lesung vor mindestens 13 Jahren erlebt und fand es die schlechteste Lesung ever. Aber zu seiner Entschuldigung sei vielleicht gesagt, es könnte auch in seinen Lesungs-Anfängen gewesen sein. Daraufhin habe ich nix mehr von ihm gelesen. Dann das Buch "Der große Sommer" und ich war positiv überrascht. Über das neue Buch gibt es sehr unterschiedliche Meinungen und ich habe es deshalb nur bei meiner Onleihe vorgemerkt, kaufen wollte ich es nicht.

  • Richie, danke für den Link. Vielleicht schaffe ich heute Abend, in das Interview zu hieneinzuhören.

    Ich habe bislang gar nichts von Ewald Arenz gelesen/gehört und kannte nur die überschwenglichen und begeisterten Meinungen zu seinen Romanen.

    Auch wenn die Begeisterung zum letzten Roman in Grenzen hält, bezwezifle ich, dass es "nur" an der Handlung liegt. Irgendwie liegt es außerhalb meiner Vorstellungskraft, dass Arenz auch stilistisch hinter seinen vorherigen Bücher zurückbleibt und mit "Die Liebe an miesen Tagen" eine völlig andere Qualität abliefert.

    Was ich an der Geschichte tatsächlich bemängele, sind die holzschnittartigen Figuren mit ihren klischeehaften Vornamen und die unentwegt einfließende Botanik. Arenz' Stil triggert Emotionen, und zwar mit dem Holzhammer.

    Apropos Namen, er versucht sich auch in Norddeutschland und Vornamen ( Batcat  ;)).


    Was die von Dir erwähnte Lesung vor langer Zeit angeht, mag die Veranstaltung zwar ein (unerfahrener) Reinfall gewesen sein, aber so übel wie ich eine Lesung einer großen, namhaften Schriftstellerin vor etlichen Jahren erlebt habe, die mit ihrer Arroganz auf- und die Moderatorin an die (Kirchen-)Wand gespielt hat, kann ich mir seine Lesung doch nicht vorstellen.

    Auf Lesung kann man etwas erleben; glücklicherweise überwiegen bei mir die positiven Erlebnisse.

  • "Unser Deutschlandmärchen" gehört sicher zu den Büchern, die durch die Lesung gewinnen. Die Sprecherin und der Sprecher machen die unterschiedlichen Stimmen lebendig, gelegentlich fühle ich mich wie im Theater.


    Ich wundere mich manchmal, dass sich der Autor in seiner Familie noch sehen lassen kann.

    Gestern Abend habe ich nun endlich mt "Unser Deutschlandmärchen" begonnen. Zweifelslos hat das Buch das Potenzial, den Leipziger Buchpreis zu gewinnen, da die literarische Qualität offenkundig ist. Zudem sind die beiden Sprecher mehr als passend gewählt, insbesondere die Sprecherin der weiblichen Stimme, die für die gealterte Frauenfigur steht und brüchig gelesen wird.

    Es bleibt nur fraglich, ob ich den Text in seiner gewaltigen Traurigkeit bis zum Ende ertrage, zumal noch ein gutes Stück des Weges vor mir liegt.

    "Unser Deutschlandmärchen" ist eine alles andere als leichte Kost.

  • "Unser Deutschlandmärchen" ist eine alles andere als leichte Kost.

    Ja, das stimmt. Was es für mich erträglich macht, ist die unerschütterliche Menschlichkeit und Großzügigkeit Fatmas. Auch wenn mir manchmal unerklärlich ist, wo sie die Kraft dafür hernimmt.


    Ich möchte an manchen Stellen nachträglich im Boden versinken vor Scham, wie die Menschen, die zu uns gekommen sind, behandelt worden sind. Ich erinnere mich auch noch ganz gut, wie sehr der Umgang mit den "Gastarbeiterkindern" verpönt war.

    Das waren bei uns die Kinder der italienischen Gastarbeiter, die ja doch so fremd gar nicht waren.

  • Die ersten drei prosaischen Passionen habe ich gehört, stark exaltiert, allürenhaft und stark mündlich denn literarisch erzählt, so wirken die Geschichten auf mich.

    Dazu noch die künstlich überhöhten Sprecherinnenstimmen, die ich nur dosiert ertragen kann.

    Schade, dass die Geschichten teilweise für das Hörbuch gekürzt wurden, besonders die Geschichte von Rashid Jahan wirkt wie abgebrochen.

  • Wie schon oft stelle ich fest: Virginia Woolf ist für mich schwierig. Auf dem Sessel sitzen und Nachsinnen, dabei vom Fleck an der Wand zu Archäologie, einer Haushälterin und der britischen Hierarchie (unter Anderem) zu kommen, immer wieder darüber nachzudenken, ob man nicht besser aufstehen und nachsehen sollte, dem zuzuhören ist für mich anstrengend.


    Die Sprecherin ist mir nicht unangenehm aufgefallen, ich gebe der zweiten Folge also eine Chance.

    Das Buch habe ich mir bestellt, das Projekt interessiert mich.

  • Ich hab leider im Moment keine Ruhe, mir die Folgen bei "am Morgen vorgelesen" anzuhören. Neulich habe ich mal wieder zwei Folgen gehört, aber mir fehlen soviele, dass ich den Arenz nun sein lasse. Das Buch hat mir aber sehr gut gefallen.


    Ich hoffe, dass es im Mai mit Helga Schubert wieder klappt.

  • Die zweite Folge der Kurzgeschichten aus den "Prosaischen Passionen" habe ich jetzt gehört.


    Bei Dorothy Parker "Der Walzer" fand ich die Sprecherin auch arg exaltiert und leicht nervig. Passt aber zum Text. Allerdings habe ich mich die ganze Zeit gefragt, wieso jemand zu einer Tanzveranstaltung geht, wenn sie gar nicht tanzen will.


    Rashid Jahan "Ein Ausflug nach Delhi" gefällt mir besser. Das Ende ist sehr abrupt, ich habe es so empfunden, dass es sonst nichts mehr zu sagen gibt.


    Ich bin gespannt, wen wir da noch so alles kennenlernen. Von den meisten Autorinnen habe ich noch nie gehört und das ist wohl der Sinn des ganzen Werkes.

  • geli73 : "Die Liebe an miesen Tagen" begleitet mich immer noch Tag für Tag.


    Rumpelstilzchen : Wer noch alles in "Prosaische Passionen" auftaucht, habe ich bisher nicht recherchiert. Ich lasse mich an dieser stelle überraschen. Bei Virginia Woolf gebe ich Dir recht, ihre literarischen Verarbeitungen sind schwierig, doch Woolf überzeugt immer wieder durch Lterarizität, genaue Beobachtungsgabe und Tiefe in ihren Erzählungen, die eigentlich zugleich von großer Empfindsamkeit geprägt sind.

    Dorothy Parkers Geschichte hat mich stark an "The Painted Veil" von William Somerset Maugham erinnert. Parkers Frauenfigur ähnelt Somerset Maughams Kitty, die aufgrund fortgeschrittenen Alters verheiratet werden muss und auf Drängen der Eltern jeden gesellschaftlichen Anlass mitnehmen muss.

    Rashid Jahans Geschichte endet mir zu abrupt, vielleicht gibt es tatsächlich nichts mehr zu erzählen, die Erzählerin hat alles gesagt und doch fehlt mir ein Ende, ein Abschluss der Geschichte, die mich zufrieden stellt, was hier leider nicht der Fall ist.

  • Salonlöwin ich habe das Buch bereits bestellt, es ist heute in der Buchhandlung angekommen. Das wird interessant.


    Von William Somerset Maugham kenne ich leider fast nichts. Ich erinnere mich dunkel an Schullektüre, das ist aber auch alles.


    Bei Virginia Woolfs Betrachtungen des "dunklen Flecks" musste ich immer wieder an Proust denken. Der hat genauso genau und ausdauernd über die kleinsten Einzelheiten geschrieben.


    Welche Autorinnen weiter vertreten sein werden, habe ich nirgends entdecken können. Macht auch nix, ich lasse mich gerne überraschen.

  • Zwei weitere Folgen der Prosaischen Passionen liegen hinter mir.

    Caroline Bond Day ist tatsächlich eine Entdeckung: Modern und trotz des Alters der Geschichte immer noch aktuell greift sie das Thema Rassismus auf und verarbeitet das Schicksal einer Mulattin höchst anspruchsvoll.

    Neel Doffs Geschichte wirkt für mich unvollendet und funktioniert deshalb in meinen Augen nur bedingt.


    Natalia Ginzburgs Betrachtungen zum Alter hören sich wie ein Essay an; gänzlich beeindruckt bin ich nicht. Um so erschütternder empfinde ich die leider gekürzte Geschichte Tove Ditlevsens. Auf den Inhalt der Geschichte gehe aufgrund ihrer Kürze und Intensität nicht ein; die Geschichte wirkt für sich.