'Die Fotografin - Die Stunde der Sehnsucht' - Seiten 389 - Ende

  • Aber eine ganz andere Frage treibt mich um. Was bezweckt Christel eigentlich dabei? Es kam mir schon so vor, als ob sie irgendeinen Plan damit verfolgt. Aber welchen?

    Christel wird von ihrem Lover bedrängt und sie will die Sache auf ihre Weise machen. Sie wird wohl auch noch ein schlechtes Gewissen haben, dass sie mit Antons Geld abgehauen ist. Vielleicht will sie so eine Art Wiedergutmachung und Mimi soll ihr dabei helfen.

    Das Wiedersehen der Beiden war sehr emotional und schön, aber sobald Anton sich eingewöhnt hatte, merkt man, wie keiner der Beiden sich wirklich in den anderen hineinversetzen kann. Keiner kann über seinen Schatten springen und fühlt sich vom anderen missverstanden.

    Ganz ehrlich, nach allem was geschehen ist: Kann man sich als "Nichtbeteiligter" in die Lage des anderen hineinversetzen? Selbst wenn man zuhört und es versucht, wird es ungeheuer schwer. Mimi hat ihre Kämpfe während des Krieges austragen müssen und Anton sowieso. Wie sollen die beiden nachvollziehen und begreifen, was der andere erlebt hat und wie die Gefühle bei allem waren. Ich glaube, das hat nichts mit über Schatten springen zu tun. Was geschehen ist, ist so unbegreiflich und erschreckend, dass man eigentlich nur noch vergessen und nach vorne sehen will.

  • Aus "unserer" Sicht sind sie natürlich fies, aber ganz ehrlich - was denken die sich denn? Sie haben gegen diese Menschen Krieg geführt, wollten sie umbringen und halten sie nun gefangen. Was war ihr Verbrechen? Nichts anderes als das, was die Deutschen auch tun. Und dann sollen sie auch noch für sie knechten? Also ich kann die Menschen schon verstehen und finde das ganze Konzept von Kriegsgefangenschaft menschenverachtend.

    Klar, es trifft Bernadette in diesem Moment sehr hart, weil es ihre letzten Kartoffeln waren. Aber dennoch hat diese Geschichte wirklich zwei Seiten.

    Gerade Kriegsgefangenschaft ist nicht menschenverachtend, denn was ist die Alternative? Umbringen? Frei lassen, damit sie wieder in den Krieg ziehen?

    Die Gefangenen werden nach den Genfer Konventionen behandelt, haben sogar eine sinnvolle Beschäftigung und dann das. Die Gefangenen erwarten ja auch eine angemessene Verpflegung und sabotieren ihre Grundlagen. Zudem durften sie sich frei bei ihrem Arbeitseinsatz bewegen. Als Lutz von Strafmaßnahmen sprach hatte ich die Befürchtung, dass es zumindest einen Toten geben würde.

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Ah, das hatte ich tatsächlich missverstanden. Danke fürs Aufklären! :)


    wampy

    Krieg ist allgemein menschenverachtend. Kriegsgefangenschaft ist ein Teil davon. Da bleibe ich bei meiner Haltung und ja, warum nicht frei lassen? Oder warum die Menschen zum Arbeiten zwingen?

  • Krieg ist allgemein menschenverachtend. Kriegsgefangenschaft ist ein Teil davon. Da bleibe ich bei meiner Haltung und ja, warum nicht frei lassen? Oder warum die Menschen zum Arbeiten zwingen?

    Dass Krieg schrecklich ist, bestreitet auch niemand, aber es gibt ihn nun mal und er ist menschengemacht. Was wäre die Alternative zur Kriegsgefangenschaft? Am ehesten noch direkt töten, frei lassen ist eine eher schlechte Alternative, der Gefangene ist schließlich auch jemand, der in den Krieg zog, und der bestimmt nicht aufhören würde zu töten, sondern direkt wieder zur Waffe greifen. Es geht hier auch um Selbstschutz! Und, wie wampy schon schrieb, Kriegsgefangene unterstehen einem gewissen Schutz, zumindest in der Theorie, überall wird das wohl nicht so sein (z. B. in Terrorregimen), hier wurden sie aber ziemlich human behandelt, und sollten sich eigentlich wünschen, dass es so bleibt.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Kriegsgefangener


    Lutz sagte, sie würden sich langweilen und daher hatte Bernadette überlegt, ihnen etwas zu tun zu geben, das gleichzeitig auch sinnvoll ist. Arbeiten gehört sogar zur "Pflicht" der Kriegsgefangenen (s. Link)


    Dass die Kriegsgefangenen die Saatkartoffeln zerstört haben, ist vielleicht bis zu einem gewissen Grad nachzuvollziehen, aber, sie haben damit vor allem Frauen und Kindern die Lebensgrundlage genommen, die können für die Situation am wenigsten - und so etwa halte ich nun mal für fies!


    In meiner Jugend gab es den Spruch "Stell dir vor, es wäre Krieg und keiner ginge hin" - ja, das wäre was, leider sind wir davon noch weit weg, denn irgendetwas scheint Menschen immer wieder in Kriege zu drängen, und wenn du siehst, wie freudig die jungen Männer 1914 in den Krieg zogen, hast du vielleicht eine Ahnung davon. Wie schlimm ein Krieg ist, wird den meisten leider erst klar, wenn es schon zu spät ist.

  • Gerade Kriegsgefangenschaft ist nicht menschenverachtend, denn was ist die Alternative? Umbringen? Frei lassen, damit sie wieder in den Krieg ziehen?

    Die Gefangenen werden nach den Genfer Konventionen behandelt, haben sogar eine sinnvolle Beschäftigung und dann das. Die Gefangenen erwarten ja auch eine angemessene Verpflegung und sabotieren ihre Grundlagen. Zudem durften sie sich frei bei ihrem Arbeitseinsatz bewegen. Als Lutz von Strafmaßnahmen sprach hatte ich die Befürchtung, dass es zumindest einen Toten geben würde.

    Die Szene mit den sabotierenden Kriegsgefangenen habe ich natürlich nicht erfunden, sondern während meiner Recherchen gefunden. So etwas hat tatsächlich stattgefunden.