Hanna Caspian - Gut Greifenau. Silberstreif (5)

    • Herausgeber : Knaur TB; 3. Edition (1. Dezember 2020)
    • Sprache: : Deutsch
    • Taschenbuch : 544 Seiten
    • ISBN-10 : 3426525453
    • ISBN-13 : 978-3426525456


    Im fünften Band von Hanna Caspians Reihe "Gut Greifenau" befinden wir uns mitten in der Weimarer Republik. Relativ schnell wird die Renten- und Reichsmark eingeführt, so dass unsere altbekannten Protagonisten wieder ein wenig Land unter die Füße bekommen. Doch wie ergeht es Konstantin, Katharina, Alexander und Nikolaus in den goldenen 1920er Jahren?


    Es ist wirklich erstaunlich, dass das fünfte Buch der Reihe immer noch so viel Spaß macht wie der erste Band. Die Geschichte flacht weder ab noch wird sie langweilig. Caspian schafft es, sich in jede Figur hineinzudenken und deren Weg sinnvoll weiterzustricken. Langweilig wird es dabei nicht, vor allem da alle Grafenkinder so unterschiedliche Wege gehen und ihre Lebensentwürfe so total unterschiedlich sind. Gut Greifenau ist dabei der Anker und Hafen. Immer wieder kommen alle Kinder dorthin zurück und erinnern sich auf ihre Art und Weise an ihre Herkunft.



    Selbst den unsympathischen Nikolaus schaue ich gerne über die Schulter. Es ist zwar eher erschreckend, aber dennoch spannend und informativ, wie es bei ihm weiter geht. Gerade bei Nikolaus zeigt sich die besondere Perspektive, die Hanna Caspian in diesem Roman einnimmt. Sie gibt hier nicht den historischen Einheitsbrei wieder, den man mittlerweile aus unendlichen Romanen kennt. Die Perspektive ist immer die der ehemaligen Adligen und somit eröffnen sich mir ganz neue Perspektiven auf diese Zeit. Es ist total spannend, denn auch ich denke mir gerade, wie kann Hitler eigentlich an die Macht gekommen sein? Ich bin total gespannt, ob und wie das im nächsten Band noch thematisiert wird.



    Aber auch Konstantin, der zwischen altem Landadel und bürgerlich-sozialen Sichtweisen hin und her pendelt, bietet einen spannenden Blick auf die Weimarer Republik. Hinzu kommt die recht emanzipierte Katharina, eine der ersten Medizinstudentinnen, die mit ihrem reichen Ehemann ein sehr priviligiertes Leben führt und meine heimliche Lieblingsfigur: Alexander. Als Homosexueller in Berlin hat er es in 20er Jahren recht leicht - aber trotzdem nur im Verborgenen. Auch wenn es Teile in Berlin gibt, in denen Homosexualität geduldet wird, ist die Gesellschaft dennoch weit entfernt von einer liberalen Einstellung.



    Ich glaube, ich könnte diese Reihe ewig weiterlesen, denn wenn man dann genug von priviligiertem Altadel hat, taucht man in die Dienstbotenetage ab und wird wieder auf den Boden der Tatsachen geholt. Es macht einfach immer noch Spaß! Also bitte, bitte, liebe Hanna Caspian, gib uns mehr Gut-Greifenau-Bände!


    ASIN/ISBN: 3426525453

  • Geschichte wird lebendig


    Buchmeinung zu Hanna Caspian – Silberstreif


    „Silberstreif“ ist ein historischer Roman von Hanna Caspian, der 2020 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der fünfte Band der Gut-Greifenau-Serie.


    Zum Autor:

    Hanna Caspian, geb. 1964, studierte Literaturwissenschaften, Politikwissenschaft und Sprachen in Aachen und arbeitete danach lange Jahre im PR- und Marketingbereich. Mit ihrem Mann lebt sie heute als freie Autorin in Köln, wenn sie nicht gerade durch die Weltgeschichte reist.


    Klappentext:

    Herbst 1923. Deutschland befindet sich auf dem Höhepunkt der Hyperinflation. Das Geld verliert stündlich seinen Wert, Existenzen werden vernichtet, die Menschen sind verzweifelt. Auch an den Bewohnern von Gut Greifenau geht die Wirtschaftskrise nicht spurlos vorbei. Doch dann kommt ausgerechnet die Inflation Konstantin zu Hilfe, und er kann das bedrohte Familiengut retten. Als Konstantins geliebte Frau Rebecca ein Mädchen zur Welt bringt, scheint das Glück vollkommen. Doch immer noch schwelt in Rebecca die Angst vor Konstantins hinterhältigem Bruder Nikolaus, und auch das Gutspersonal taumelt von einer Krise in die andere. Währenddessen scheint Katharina endlich ihren Traum vom Medizinstudium verwirklichen zu können.


    Meine Meinung:

    Über fünf weitere Jahre begleiten wir die Menschen um Gut Greifenau auf ihrem oft schweren Weg. Ein Schwerpunkt dieses Bandes liegt auf Katharina Urban, der jüngsten Schwester des Grafen, die ihr Medizinstudium in Angriff nimmt. Sie muss feststellen, dass es sowohl ihre Mitstudenten als auch die Professoren lieber sehen würden, wenn sie sich weiterhin nur um ihre Familie kümmern würde. Es zeigt sich, wie schwer Studium, Kinder, Ehemann und familiäre Verpflichtungen auch für eine gutsituierte und willensstarke Frau unter einen Hut zu bringen sind. Auch wenn Konstantin heftig um das Überleben des Gutes kämpfen muss, geht es vielen Städtern noch weitaus schlechter. Konstantins Schwiegereltern, eine Arztfamilie, hat alles verloren und sucht Zuflucht auf Gut Greifenau. Wichtige politische Entwicklungen werden mit ihren Auswirkungen auf die Menschen geschildert und lassen Geschichte lebendig werden. Einige neue Figuren werden eingeführt und von einigen bekannten Figuren muss man sich trennen. Wesentlich ist der Medienzar Alfred Hugenberg, der große politische Ambitionen hegt. Geburten und Todesfälle begleiten die Menschen auf Gut Greifenau und jeder ist auf der Suche nach seinem Glück. Konstantin und seine Frau Rebecca sind nicht immer einer Meinung, aber sie verkörpern positive Werte. Viele Figuren glänzen mit Grautönen und so kommt es zu etlichen Überraschungen. Manche Figuren sind unverbesserlich und sorgen immer wieder für Ärger. Generell ist dieses Buch etwas dunkler gehalten als die Vorgänger. Nach der Einführung der Rentenmark scheint es aber aufwärts zu gehen und viele Menschen sehen einen Silberstreif am Horizont. Wieder einmal bin ich beeindruckt, wie in dieser Serie kleine und große Dinge zu einer mitreißenden Geschichte zusammengefügt werden. Historische Entwicklungen werden mit ihren Auswirkungen auf Betroffene gezeigt. Schicksalsschläge und Glücksmomente ergänzen sich und der Leser fiebert mit der ein oder anderen Figur mit.


    Fazit:

    Auch in diesem Buch gelingt es der Autorin wieder, die Figuren und politische Entwicklungen lebendig werden zu lassen. Gerne vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus. Diese Serie hat Suchtpotential.

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln