Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Marcel Proust

  • 21. Abschnitt


    Die Ausführungen über das sich Verlieben finde ich etwas einseitig. Es klingt, als ob sich die meisten im Laufe ihres Lebens x-mal verlieben, und es sich dann mit der Zeit eine Routine einstellt. Nun, für Swann war es wohl so.


    Ich hätte zu gern ein Bild von Odette gesehen. Nicht mal so sehr wegen ihres Gesichts, sondern wegen der Mode, die der Erzähler hier beschreibt.:lache Ich hab so gar keine Vorstellung davon.


    Ich finde, Odette baggert Swann ganz schön an. Doch er bleibt eher zurückhaltend.

  • Ich bin im Abschnitt 20 angekommen.

    Gerade faszinieren mich die Gedanken über die Diskrepanz zwischen Phantasie und Realität. Wie man Personen und auch Orte in der Vorstellung idealisiert und dann über die Realität stolpert.

    Ich musste doch lachen, als sich die Dame Herzogin als ganz normale Frau herausstellt und er sie dann doch als Nachfahrin dieser Geneviève von Brabant (hieß sie so?) verklärt.

    Ich denke, auch seine Eltern finden sein Verhalten nicht normal. Schließlich geben sie ihm in diesem Punkt nicht immer nach.

    Langsam müsste der Knabe allerdings ein wenig zu alt dafür sein, nach dem Abendessen ins Bett geschickt zu werden. Andere Zeiten....


    edit musste einen Tippfehler berichtigen.

  • Ich musste doch lachen, als sie die Dame Herzogin als ganz normale Frau herausstellt und er sie dann doch als Nachfahrin dieser Geneviève von Brabant (hieß sie so?) verklärt.

    Ja, köstlich. Spontan habe ich das als typisches Teenie-Verhalten gegenüber einem Idol eingeordnet. Aber bei genauerem Nachdenken meine ich, dass das auch Erwachsenen passiert.

  • 22.


    Die Beschreibung der Gesellschaft bei den Verdurins ist ja wirklich zu köstlich! Wie war das noch? XY bewegte sich wie ein Vogel, dem man in Wein getauchtes Brot zum Fressen gegeben hat. :lache


    Was das wohl für eine Musik sein mag, die Swann so sehr beeindruckt hat? Sie scheint ungewöhnlich zu sein. Ob Proust da ein reales Vorbild hatte?

  • Diese Gesellschaften sind offenbar ganz besonders reizvoll. :grin Auch die Auswahl der Besucher hat mich amüsiert. Wer nicht für mich ist, wird nicht mehr eingeladen.

    Wie betrüblich, dass am Ende kaum noch Damen anwesend sind, weil sie zu neugierig sind.


    Wenn du "Vinteuil Sonata" eingibst, kannst du ein bisschen was nachlesen. Es kommen mehrere Vorbilder in Frage, u.a. die Violin Sonate No 2 von Brahms.


    Ich habe die Szene mit dem besoffenen Vogel nochmal angehört. Es ist Mme Verdurin, die auf dem hässlichen Stuhl hockt.

  • Wenn du "Vinteuil Sonata" eingibst, kannst du ein bisschen was nachlesen. Es kommen mehrere Vorbilder in Frage, u.a. die Violin Sonate No 2 von Brahms.

    Da werd ich mal reinhören.


    Es fällt mir schwer mir vorzustellen, wie das damals war, als es nicht möglich war, sich einfach Musik anhören zu können, auf die man gerade Lust hatte. Man brauchte jemanden, der sie einem vorspielte. Und auch dann war es nur die Klavierversion.

  • Auch diese immerwährenden Gesellschaften in den "besseren" Kreisen sind für mich schwer vorstellbar. Pausenlos gezwungen zu sein, bei wem auch immer aufzukreuzen.


    23.

    Eine eigenartige Beziehung, die zwischen Odette und Swann. Und dann die unterschiedlichen Reaktionen als Swann unbedacht preisgibt, mit dem Präsidenten zu Mittag zu essen.

  • 23.

    Eine eigenartige Beziehung, die zwischen Odette und Swann.

    Da bin ich auch erstaunt. Swann hat eine Geliebte! Er scheint aber auch in Odette verliebt zu sein. Jedenfalls ist ihm die Vorstellung unangenehm, dass sie sich nach ihrem Treffen bei den Verdurins noch mit jemand anderen treffen könnte.

    Und die Chrysantheme, die Odette ihm schenkt, bewahrt er auf.

    Aber irgendwas scheint ihn zurückzuhalten, obwohl sie ihm Avancen macht.

    Erst als er eine Ähnlichkeit Odettes mit Botticellis Zippora/Sephora entdeckt, ändert sich was.

  • 24.

    Plötzlich erkennt er ein Kunstwerk in ihr. Es ist aber schon eigenartig, dass er nicht Odettes Foto auf dem Schreibtisch hat, sondern von Sephora. Hat so eine Beziehung eine Zukunft?


    Erst als er Odette einmal nicht bei den Verdurins antrifft, merkt er, wieviel sie ihm bedeutet.


    Die Szene in der Kutsche ist ja goldig. Dass Swann so schüchern ist!

  • Auch 24.


    Mir scheint, Swann kann nicht recht zwischen der Liebe zu einer Frau und der zu einem Kunstwerk unterscheiden. Offenbar muss er das gerade lernen.

    Die Taktik, irgendwelche aus der Luft gegriffenen Vorwürfe in Briefen zu erheben, in der Hoffnung, positive Reaktionen zu bekommen, ist schon ziemlich hinterhältig.


    Was mich die ganze Zeit stört, ist die Perspektive des Erzählers, der von diesen Ereignissen doch gar nichts wissen kann. War das alles nicht sogar vor seiner Geburt? Oder habe ich da eine Wendung nicht mitbekommen?

  • Die Taktik, irgendwelche aus der Luft gegriffenen Vorwürfe in Briefen zu erheben, in der Hoffnung, positive Reaktionen zu bekommen, ist schon ziemlich hinterhältig.

    Und riskant, weil es für Odette sicher sehr verletzend war.

    Was mich die ganze Zeit stört, ist die Perspektive des Erzählers, der von diesen Ereignissen doch gar nichts wissen kann. War das alles nicht sogar vor seiner Geburt?

    Ja. Und kann ich kann mir nicht vorstellen, dass Swann ihm das alles später erzählt hat. Es sei denn, Swann hat mit Hilfe des Erzählers später einmal seine Autobiografie geschrieben. :lache

    Vermutlich hat sich einiges herumgesprochen über den Kreis der Verdurins. Aber sicher nicht alles.

  • 25.

    "Komm, Liebling, lass uns Cattleya spielen!" :rofl

    Abgesehen davon passen Swann und Odette nicht zusammen. Sie verkehren in unterschiedlichen Gesellschaftskreisen, haben unterschiedliche Neigungen, was Kunst und Literatur betrifft.

    Er weiß nichts von Odette. Sie will nicht in Swanns Gesellschaft eingeführt werden. Man hat den Eindruck, dass sie etwas vor ihm verbergen möchte.

  • Ich finde es sehr erstaunlich, wie Swann sich anpasst und sein eigenes Leben und Freunde vernachlässigt. Bestimmt wird sich das noch rächen.

    Ich finde es in 26 sehr schön formuliert: Swann will nur mit Odette empfinden und lieben.


    Unter anderen Umständen hätte es ihm bei den Verdurins sicher nicht gefallen. Ich denke, er redet es sich schön, weil er weiß, was er diesem Kreis verdankt.

    Doch leider eckt er dort an.

    Ich bin gespannt, wie sich das entwickelt.