Literarisches Quartett am 26.02.2021 um 23:30 Uhr im ZDF

  • Und noch eine Literatursendung:

    am 26.02.2021 läuft um 23:30 Uhr im ZDF mal wieder das Literarische Quartett.


    Die besprochenen Bücher sind:

    Amy Waldmann "Das ferne Feuer"

    Martin Mosebach "Krass"

    George Orwell "1984"

    Claudia Durastanti "Die Fremde"


    ASIN/ISBN: 3895611689

    ASIN/ISBN: 3498045415

    ASIN/ISBN: 3868206078

    ASIN/ISBN: 3552072004

  • Danke für den Hinweis. So konnte ich die Sendung jetzt schon sehen.


    Krass von Martin Mosebach wurde teilweise sehr gelobt, aber überwiegend stark angegriffen. Schmerzhaft, da ich das Buch mochte. Aber es lohnt sich, über die Einwände nachzudenken.


    Amy Waldman Das ferne Feuer klingt sehr interessant.

    Die Neufassung von 1984 werde ich wohl nicht lesen, auch wenn der Übersetzer sehr gelobt wird.

    Bei Die Fremde von Claudia Durastanti bleibe ich auch skeptisch.



    Bemerkenswert, dass diesmal 4 Schriftstellerinnen das Quartett ausmachen.Thea Dorn, Juli Zeh, Sibylle Lewitscharoff und Jagoda Marinić

    Und sie haben keine Skrupel, ihr Kollegen niederzumachen.

    Aber langweilig war die Sendung nicht.

  • Niedermachen oder fundierte Kritik üben? Bei letzterer würde ich es wagen, nach langer Zeit wieder einen Blick in die Sendung zu werfen.

    Die mir drei geläufigen Namen Dorn, Zeh und Lewitscharoff habe ich bislang als recht eigenwillig wahrgenommen; Jagoda Marinic kenne ich dagegen nicht.

  • Mich würde durchaus mal interessieren, ob jemand von euch, der / die das gestern (oder in der Mediathek) gesehen hat, irgendwelche Erkenntnisse aus dieser Diskussionsrunde gezogen hat - und wenn ja, welche.


    Ich oute mich gleich mal dahingehend, dass ich kurz vor dem Ende eingeschlafen bin. Welch ein müdes Palaver!

  • Dass die vorgestellten Bücher nicht meinem Beuteschema entsprechen, wusste ich schon vorher. Die Diskussion um "Das ferne Feuer" hat zwar mein Interesse geweckt, aber ich kenne mich gut genug, um das Buch nicht zu kaufen. Ich würde es vermutlich irgendwann ungelesen weitergeben.


    Aber ich werde ein Buch von Frau Lewitscharoff lesen und habe mich für "Das Pfingstwunder" entschieden.


    Interessant war noch der Gedanke zu Orwells "1984", ob es nicht seinen Dienst getan hat - wozu die vielen Neuübersetzungen? Hat ein Buch je seinen Dienst getan und "kann weg" in die Archive?

  • Müsste ich meine Eindrücke dieser Sendung zusammenfassen, würde es das Wort "anstrengend" treffen. Nein, ich bin keineswegs überfordert gewesen, dennoch hat dieses Quartett meine Nerven etwas mehr strapaziert.


    Die TV erfahrernere Moderatorin Thea Dorn und literarisches Urgestein Sibylle Lewitscharoff standen den jüngeren und preisgekrönten, in der Runde ambitionierter auftretenden Jagoda Marinić und Juli Zeh gegenüber. Die letztgenannten positionierten sich deutlich und stellten mit Vehemenz und Selbstsicherheit ihre Kompetenz und analytischen Fähigkeiten unter Beweis; das ZDF tat dann noch ein übriges, blendete es während der Sendung unter einen Beitrag von Juli Zeh den Kommentar "Ehrenamtliche Verfasssungsrichterin in Brandenburg" ein. Ob es sich dabei um den dezenten Hinweis handeln sollte, wer an verfassungsrechtlichen Urteilen beteiligt ist, kann auch über Bücher richten, wird wohl nur das ZDF beurteilen können.

    Dem Zielpublikum dürfte es gefallen haben, ebenso wie der Rahmen im Spiegelsaal des Berliner Ensembles; die dunkle Einrichtung wies bereits auf die Bedeutungsschwere des Sendeformats hin.


    Vier Bücher besprachen die Damen, um Inhalte - so mein Eindruck - ging es weniger als um die Selbstdarstellung des Quartetts und auch wenn ich nicht immer einer Meinung mit Frau Lewitscharoff bin, so dankbar bin ich ihr dafür, die vorgestellten Bücher nicht literaturtheoretisch seziert zu haben.

    Ob die Vorstellung der neuen Orwell Übersetzungen nötig gewesen ist, bleibt ebenso fraglich wie die Einordnung von "1984" in die heutige Zeit.


    Alles in allem hat mich "Das Literarische Quartett" mäßig unterhalten und um die Frage nach den Erkenntnissen zu beantworten, bleibt mir nur die Antwort, dass Thea Dorn und Sibylle Lewitscharoff das "r" nicht im Ansatz so schön rollen wie der alte Marcel Reich-Ranicki.

  • Wir reden über 50 Minuten im deutschen TV, in dem über Literatur diskutiert wird. Da mag man nicht zu sehr draufhauen. Das ist ein Luxus. Was wäre die Alternative? 50 Minuten mehr Sendezeit für Horst Lichter? Trotz Kritikpunkten habe ich die Sendung also mit Gewinn gesehen.


    Von den vorgestellten Büchern fand ich zwei interessant, eines uninteressant und 1984 Zeit, die ich lieber einem aktuellen Buch gewidmet gesehen hätte. Die Diskussionsqualität war so ok. Es geht sicherlich besser.


    Diesen Sendungen wird ja gerne verkopfter Elitarismus vorgeworfen (ich denke Dieters Kritik geht tendenziell in diese Richtung), aber tatsächlich finde ich das Literarische Quartett sogar am wenigstens verkopft im Vergleich zu den Sendung mit einem ähnlichen Format (Literaturclub, Lesenswert Quartett, Buchzeit). Das meine ich nicht wirklich als Kompliment.

    Wie bereits angemerkt sind hier alle Kritiker hauptberuflich Schriftsteller. Das kann funktionieren, solche Gäste bereichern auch Kritikerrunden, aber wieso ausschließlich (und das ist seit einer ganzen Weile festes Prinzip dieser Runde mit manchmal auch nicht guten Beispielen. Schlink funktioniert für mich als Kritiker im TV zum Beispiel überhaupt nicht). Ich finde hauptberufliche Kritiker haben durchaus eine Existenzberechtigung ;)

    Wenn wir uns an die vorletzte Sendung erinnern: da hatten wir eine Profi-Tennisspielerin und eine Kabarettistin in der Runde, die beide mehr zufällig gerade ihre literarischen Debüts vorgelegt haben, aber vor allem publikumswirksam unverkopft daherkamen.

    Dazu kommt bei Thea Dorn noch dieses Bestreben irgendwie politisch, wenigstens subtil provozieren oder lenken zu wollen. Dorn und Zeh sehr kritisch bzgl. der Corona-Maßnahmen (Dorns Wahl von 1984 ja auch irgendwie weil es aus dieser Perspektive gerade so zeitgemäß erscheint, und auch zu Zehs Corpus Delicti und Fragen zu Corpus Delicti passt). Lewitscharoff mit ihrer Dresnder Rede. Und letztes Mal halt die rechtskonservative Kunstfigur Lisa Eckhart. Hatte die nicht auch noch Hoeullebecq als Buch mitgebracht?


    Also insgesamt interessant, aber auch sehr verkrampft. Literaturclub & Co finde ich aktuell wesentlich besser.