'Einführung in das Christentum' - Seiten 009 - 091

  • Hallo


    Dann wage ich mich einmal ran. Zuerst einmal möchte ich was zum Aufbau sagen: Mir hilft die Art, wie Ratzinger sein Buch gliedert sehr. Da er relativ kurze Kapitel schreibt, kann ich das Buch immer an einer passenden Stelle weglegen und einmal über das gerade gelesene nachdenken, ohne im Anschluss nicht mehr zu wissen, wo ich jetzt eigentlich bin.


    Ansonsten hab ich immer Bibel & Kommentar griffbereit neben mir liegen und hin und wieder muss auch wikipedia aushelfen. Ansonsten komme ich bis jetzt recht gut voran. Die theologischen Erklärungen muss ich zwar meistens fünfmal lesen, damit ich weiß, was gemeint sein könnte, dafür finde ich den Schreibstil aber sehr angenehm.


    Zuerst zum Vorwort der Neuausgabe 2000:


    Zum ersten mal habe ich jetzt wirklich begriffen, warum die Kirche die Befreiungstheologie sosehr ablehnt. Das erste mal gehört davon, hatte ich im Geschichtsunterricht. Damals war die theologische Begründung komplett ausgespart und es ging nur darum, warum der Papst gegen diese Bemühungen der Kirche ist. Bisher dachte ich, es sei hauptsächlich, weil sich der Vatikan aus der Politik heraushalte will. Ein gewisses Unverständnis war auch dabei, da man damit ja vielen Menschen hätte helfen können.
    Die theologische Begründung, dass man Gott nur funktionalisieren würde, kann ich hingegen viel besser verstehen.


    Zur Wiederentdeckung der Religion: Diese Bemerkungen Ratzingers zeigen, dass das Vorurteil, im Vatikan sitzen nur alte Männer die keine Ahnung haben, wie es in der Welt wirklich zugeht, absolut nicht stimmt. Ich finde seine Analyse dazu sehr treffend. Immer mehr Menschen suchen Religion, nur darf es nur eine light Version sein. Es soll nur Erlebnis sein ohne irgendwelche Glaubensvorschriften.
    Allerdings stellt sich mir bei der Betrachtung des Weltjugendtreffens in Köln nicht die Frage, ob die Kirche vielleicht mittlerweile hier auch versucht Gläubige zu fischen. Ich habe kurz die Übertragung des Eröffnungsgottesdienstes gesehen und der erinnerte mich mehr an ein Popkonzert als an eine Messe.
    Ich habe darüber auch mit jemanden gesprochen der selbst dort war, sein Kommentar darauf: „Stimmt, das war alles wie ein riesiges Konzert.“


    Zur Relativierung des Glaubens: Es fällt mir selbst an mir auf. Man nimmt gern die angenehmen Sachen am Glauben mit, aber die eher weniger populären, lässt man gerne weg. Welche Bedeutung eine solche Umgestaltung des Glaubens hat, war mir bisher nicht im ganzen bewusst. Im Grunde hebelt man damit ja die Grundprinzipien des eigenen Glaubens aus, wenn man z.B. Jesus mit Buddha gleichstellt.
    Die Bedeutung dessen, dass Gott selbst personal ist, also dass er dadurch selbst in die Welt eingreifen kann finde ich, war mit bisher auch nicht so bewusst. Da fragt man sich dann auch ein wenig, für was man eigentlich insgesamt 12 Jahre Religionsunterricht hatte, wenn man danach nicht einmal die Grundkenntnisse über den eigenen Glauben besitzt.


    Zum autochthonen Christentum: Darüber, also die Eingliederung fremder Kulturen in die christliche Tradition, habe ich mir schon bei „Salz der Erde“ Gedanken gemacht. Für mich ist es, gerade auch aus den Fernseherfahrungen vom WJT, die ich schon weiter oben erwähnt habe, schwer vorstellbar, dass man hier zusehr einbauen kann, da ich die christliche Tradition schon soweit als gewachsen ansehe, dass ich mir nur sehr schwer vorstellen kann, hier gewaltige Änderungen vorzunehmen.


    Zum ursprünglichen Vorwort:
    Den Vergleich mit Hans im Glück fand ich sehr treffend. Im Grunde genommen ist es genau dass, was die Welt heute macht. Alles was irgendwelche Belastungen hervorrufen könnte, wird so schnell wie möglich umgangen. Es soll immer der leichteste Weg sein, was man dabei eigentlich verliert, fällt einem gar nicht auf.

  • zum Vorwort:


    Leider ist mir schon hier aufgefallen wie Ratzinger seine Litanei runter predigt. Für mich oft ohne Sinn und Verstand, und falsch wiedergegeben. Junge Studenten kann man in dieser Art und Weise gut manipulieren, wenn sie sich noch kein eigenes Bild vom Leben (Politik) gemacht haben. Und das hat meiner Meinung nach die Kirche immer gemacht, lenken und manipulieren, am liebsten die Kirche denkt für Menschheit!
    Konkret!
    Ich bin kein Experte für Marx und Nietzsche, allerdings habe ich als Laie eine etwas andere Denkweise:


    1. Ratzinger schreibt S. 10 folgender Maßen:
    Marxismus wird als Solches verstanden, dass er für Gerechtigkeit, Frieden, Abschaffung ungerechter Herrschaftsverhältnisse steht; und den Terror als Mittel für das Gute verwenden darf. (falsch) Er führt dann Südamerika an …
    Der Marxismus ist in dieser Weise immer missbraucht worden! Für mich steht Marxismus als utopischer Traum, der noch nie realisiert worden ist, und wohl nie existieren wird! Genauso gut könnte man das Leben nach der Bergpredigt dahinstellen, ich sehe gewisse Ähnlichkeiten, die die gleichen Utopien beinhaltet.
    Ratzinger greift auf S. 13 dann noch einmal Marx auf: Atheistisch und antireligiös. Klar, dass er sich damit als Katholik nicht abfinden kann. Meiner Meinung nach immer noch besser, als mit dem Fegefeuer und der Todsünde zu drohen.


    Zweiter Punkt: Nietzsche


    Auch hier bin ich der Meinung Ratzinger hat die Philosophie von Nietzsche verdreht und gar nicht verstanden. „Gott ist tot“, dieses Zitat kennt fast jeder, aber es darf nicht aus dem inhaltlichen Rahmen herausgeholt werden, das ist nicht die Botschaft! Dann könnte ich ja gleich: „Aug um Aug, und Zahn um Zahn“ aus der Bibel heraus kristallisieren und wörtlich nehmen. Vielmehr sagt Nietzsche, den Gott, an dem die kath. Kirche glaubt, ist ein Götze; der wahre Gott ist tot (weil wir uns ein falsches Bild angeeignet haben, das Widersprüchliche, den Gott der Rache und Unbarmherzigkeit).


    Hier kann ich gleich schon einmal ein wenig von mir erzählen. Als Kind war ich Gott sehr nah. Gott war für mich das Größte, Schönste, ja einfach alles. Meine Eltern ließen mich zum Glück. Doch dann kam die kath. Kirche, und hat dieses Bild von Gott regelrecht in mir zerstört! Das ist eine Todsünde (z.B. in der Fastenzeit ein Bonbon essen), wenn du so weitermachst kommst du in die Hölle. In der Pubertät, um Gottes Willen, du denkst an Sex, ab zur Beichte, das ist Sünde!
    Dieser neue Gott, vor dem hatte ich Angst. Mit 21 bin ich aus der Kirche ausgetreten, an diesen Gott konnte und wollte ich nicht glauben …


    Ferner zählt Ratzinger sämtliche Gewalt der Welt auf, und vergisst dabei die Gewalt der kath. Kirche mit aufzuzählen. Wenn spitzfindig wäre, würde ich jetzt behaupten, wer hat uns denn die Gewalt vorgelebt?


    S. 18 bis 19 Gestalt Christi
    Jesus „Er ist ein Erleuchteter und darin nicht mehr grundsätzlich unterschieden von anderen Erleuchteten, etwas Buddha.“ (Für mich stimmt das absolut.)
    Nicht die Person, sondern der Weg ist das Ziel!


    „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, wie kann man heute noch von der Absoluten-Wahrheit reden? Das ist für mich unbegreiflich.


    So, nun kommen ich mal an einen Punkt, wo ich Ratzinger zustimmen kann.
    Der Gottesbegriff!
    Wenn Gott als Person gesehen wird, kann der christliche Glaube nicht gelebt werden.
    S. 23 „Gott ist immer unendlich größer als all unsere Begriffe und all unsere Bilder und Namen.“ *unterschreib*

  • Zitat

    Original von Heidi Hof
    1. Ratzinger schreibt S. 10 folgender Maßen:
    Marxismus wird als Solches verstanden, dass er für Gerechtigkeit, Frieden, Abschaffung ungerechter Herrschaftsverhältnisse steht; und den Terror als Mittel für das Gute verwenden darf. (falsch) Er führt dann Südamerika an …
    Der Marxismus ist in dieser Weise immer missbraucht worden! Für mich steht Marxismus als utopischer Traum, der noch nie realisiert worden ist, und wohl nie existieren wird!


    Ich bin nun auch kein Experte für Marxismus, aber als Laie würde ich meinen, dass die Kritik an der Umsetzung des Marxismus sicherlich sehr berechtigt ist. Sicher kann man Marxismus nicht 1:1 mit Kommunismus gleichsetzen, aber die Grundprinzipien sind die gleichen.
    Und wie allen bekannt ist wurde dieses System in den betroffenen Ländern mit Gewalt durchgesetzt.

  • Ich möchte hier eigentlich keine Debatte um Standpunkte lostreten, da es den meisten Leserundenteilnehmern darum geht, erst einmal die im Buch dargestellten Grundlagen christlicher Theologie zu verstehen. Die Ankündigung von Debatten hat schon im Vorfeld der Leserunde fast zu einem Eklat geführt.
    Ich kann jeden verstehen, der Probleme im Umgang mit dem Gebilde "römisch-katholische Kirche" hat -- aber das gehört einfach nicht hierher. Weder ein kirchenhistorischer Abriß noch Klagen über die Fehler einzelner Offizieller.
    Denn wenn wir dem nachgeben, streiten wir in Windeseile nur noch über "die Kirche", "den Papst" etc. und niemand versucht mehr das, was das eigentliche Ziel dieser Runde ist, nämlich dieses doch schwierige Buch zu verstehen.


    Trotzdem ein paar Worte zu deinem Beitrag, Heidi: Der Marxismus(-Leninismus) billigt ausdrücklich Gewalt als Mittel der Durchsetzung der Interessen des Proletariats. Die "Diktatur des Proletariats unter Führung der Arbeiterpartei" ist analog zur Einführung des regime de la raison durch die Jakobiner während der Frz. Revolution zu sehen; der Begriff Diktatur ist bewußt gewählt.


    Nietzsches Kritik u.a. im Antichrist geht gegen den Gott der römisch-katholischen Kirche, sondern ist eine grundsätzliche Kritik an der monotheistischen Gottesvorstellung aller abrahamitischen Religionen.


    Und für die krude Moral, die so mancher kleingeistige Kleriker oder Relilehrer oder einfache Gläubige (jetzt hätt ich das fast in Gänsefüßchen gesetzt ...) auf erpresserische Weise bei anderen Menschen durchzusetzen versucht, kann "das Christentum" nichts.



    Können wir uns auch bei der Kritik bitte zunächst darauf verständigen, den Text und seinen Inhalt verstehen zu wollen und dann erst ins Detail, d.h. auch in die Kritik zu gehen? Ansonsten haben nämlich nicht alle wenigstens annähernd ähnliche Voraussetzungen mitzudiskutieren. :-)

  • Zitat

    Original von Heidi Hof
    Leider ist mir schon hier aufgefallen wie Ratzinger seine Litanei runter predigt. Für mich oft ohne Sinn und Verstand, und falsch wiedergegeben.


    Wobei es natürlich interessant wäre, was Du überhaupt genau unter "seine Litanei runter predigen" verstehst?
    Gerade zu Beginn macht Ratzinger doch sehr deutlich, daß er es sich und dem Leser nicht einfach macht. Man kann Ratzinger sicherlich im Verlauf des Buches noch Einiges vorwerfen, doch "ohne Sinn und Verstand" gehört mMn sicherlich nicht dazu.


    Zitat


    Der Marxismus ist in dieser Weise immer missbraucht worden! Für mich steht Marxismus als utopischer Traum, der noch nie realisiert worden ist, und wohl nie existieren wird! Genauso gut könnte man das Leben nach der Bergpredigt dahinstellen, ich sehe gewisse Ähnlichkeiten, die die gleichen Utopien beinhaltet.


    Genau so, wie das Christentum sich auch am gelebten christlichen Verhalten messen lassen muss, so muss man den Marxismus nun mal an der politischen Realität messen, die ihm gefolgt ist und nicht nur einer Utopie davon.


    Zitat


    Dann könnte ich ja gleich: „Aug um Aug, und Zahn um Zahn“ aus der Bibel heraus kristallisieren und wörtlich nehmen.


    Das könntest Du vielleicht, wenn nach dem Alten Testament in der Bibel Schluß wäre und es nicht das Neue Testament gäbe, das im neuen Bund mit Gott ausdrücklich die Nächstenliebe und die Vergebung zu einer wichtigen Säule macht.


    Zitat


    Dieser neue Gott, vor dem hatte ich Angst. Mit 21 bin ich aus der Kirche ausgetreten, an diesen Gott konnte und wollte ich nicht glauben


    Ich bin immer wieder erstaunt, daß Menschen Kirche mit Gott gleichsetzen.


    Zitat


    Ferner zählt Ratzinger sämtliche Gewalt der Welt auf, und vergisst dabei die Gewalt der kath. Kirche mit aufzuzählen. Wenn spitzfindig wäre, würde ich jetzt behaupten, wer hat uns denn die Gewalt vorgelebt?


    Wenn ich spitzfindig wäre, würde ich fragen, warum Du das nur auf die katholische Kirche beschränkst und dabei die vielen Greuel und Repressalien, die durch die Reformation verübt worden sind, leichthin unerwähnt lässt?


    Zitat


    „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, wie kann man heute noch von der Absoluten-Wahrheit reden? Das ist für mich unbegreiflich.


    Gott ist immer unendlich größer als all unsere Begriffe und all unsere Bilder und Namen.“ *unterschreib*


    Wenn Du diesem Satz unterschreiben kannst, warum ist dann ein paar Sätze weiter oben die absolute Wahrheit Gottes für Dich unbegreiflich?


    Gruss,


    Doc

  • Was mich wirklich interessieren würde:
    Wie seid ihr alle mit dem Gedankengang des ersten Kapitels (Glauben in der Welt von heute) zurechtgekommen?


    Eigentlich ist das ein kurzer wissenschaftshistorischer Abriß und zugleich eine Hinführung zu einem für uns eigentlich ungewöhnlichen Denken. Ich selbst habe ein paar Semester Philo-Studium gebraucht, bis ich begriffen habe, wie dieser Schritt "funktioniert". Damals hätte ich wirklich jemanden brauchen können, der mir das schön aufdröselt.
    Und weil ich weiß, was für ein gigantischer Themenkomplex dahintersteckt, möchte ich gerne wissen,

    • wie ihr das versteht
    • ob Unklarheiten bestehen
    • wenn ja, inwiefern bzw. wo (im Text)?
  • Was mir gut gefällt und auch nachvollziehbar ist, sind solche Abschnitte wie auf Seite 15 und 16, in denen Ratzinger ausführt, was ein Weltbild ohne Gott letztendlich bedeuten kann.
    Schwierig finde ich hingegen schon die Seiten 23 bis 26, wo es um Logos und Ethos geht. Das habe ich ehrlich gesagt selbst nach dem dritten Lesen nicht wirklich verstanden, worauf das abzielen soll.


    Was ich sehr anschaulich fand, war diese Geschichte vom Clown und dem brennenden Zirkus und den gesamten darauffolgenden Abschnitt 1, in dem es um den Glauben und den Zweifel geht.


    Im Moment bin ich hin und her gerissen zwischen für mich kaum nachvollziehbaren Textstellen und dann wieder sehr verständlichen.



    Gruss,


    Doc

  • Das wird im ersten Kapitel etwas klarer, wenn es darum geht, was "Glauben" dem katholischen Verständnis nach bedeutet. Und im Ersten Hauptteil ackert er das ja so richtig durch ... Deshalb möchte ich das nicht jetzt schon plattreden, sondern lieber nach und nach klären.


    Das Spiel mit dem Zweifel als Nährboden des Glaubens fand auch ich faszinierend -- nicht nur die Sache mit dem Clown, die ja etwas hinkt, sondern gerade das Beispiel mit dem Rabbi, das zeigt, daß Glaube und Zweifel eigentlich Komplementäre sind. :-)

  • Im nachhinein betrachtet, habe ich dann zuviele Denkpausen eingelegt. Nachdem ich wußte, auf was Ratzinger im ersten Kapitel hinaus wollte, fiehl es mir leichter ihm zu folgen.


    Der Abschnitt über den Zweifel am Glauben fand ich sehr gut geschrieben. Durch die Geschichten vom Clown, Rabbi wurde das Thema sehr anschaulich beschrieben.


    Die Stellen über das Erkennen der Wirklichkeit musste ich oft lesen und lange durchdenken, aber den Grundgedanken habe ich jetzt verstanden.

  • Hallo!


    Ich würde diese begonnene Grundsatzdiskussion nicht so von der Hand weisen.


    Da von Ratzinger selber der Marxismus angesprochen wird, kann man ja auch darüber diskutieren. Für mich sind die ursprünglichen Grundlagen und die Idee des Marxismus - genau so wie die des Christentums - durchaus positiv. In gewisser Weise gehen diese Ideen ja auch konform.
    Was allerdings die Ausführung (beider) betrifft, das ist mehr als schandhaft.


    Und ich sehe Ratzinger als überzeugten Katholik (das war er wohl 1967 schon) und deshalb das Buch aus seiner Sicht bzw.aus der Sicht eines Röm.-Katholischen.


    Zitat

    Genau so, wie das Christentum sich auch am gelebten christlichen Verhalten messen lassen muss, so muss man den Marxismus nun mal an der politischen Realität messen, die ihm gefolgt ist und nicht nur einer Utopie davon.


    Ich glaube nicht, dass das zutrifft. Für mich geht es um die Grundlagen, um die ursprüngliche Idee, und ich hoffe, dass sich auch das Buch darauf beziehen wird, und hoffenltich nicht, wie die "Christen" in den letzten 2000 Jahren aufgetreten sind (genauso wie die Marxisten. da sinds ein paar Jahre weniger :grin), denn da sollten sich wohl beide besser im Sand vergraben :cry


    Zitat

    Wenn ich spitzfindig wäre, würde ich fragen, warum Du das nur auf die katholische Kirche beschränkst und dabei die vielen Greuel und Repressalien, die durch die Reformation verübt worden sind, leichthin unerwähnt lässt?


    Naja, so ist das auch nicht, das eine schließt ja wohl das andere nicht aus und wir lesen hier immerhin ein Buch, dass das Oberhaupt der Kath. Kirche geschrieben hat.


    Ich bin grade mal über das Vorwort hinaus und hab so meine Schwierigkeiten mit dem Buch. Einerseits teilweise Unverständnis, wie taciterus schon angesprochen hat, manche Thesen kann ich einfach nicht nachvollziehen, sind mir "zu hoch". Aber laut euren Infos sind die einzelnen Kapitel leichter verständlich, mal sehen.


    Liebe Grüße :wave

  • Zitat

    Original von Jersey
    Naja, so ist das auch nicht, das eine schließt ja wohl das andere nicht aus und wir lesen hier immerhin ein Buch, dass das Oberhaupt der Kath. Kirche geschrieben hat.


    Nun, Heidi_Hof hat nun mal explizit die "kath. Kirche" in Verbindung mit Gewalt genannt und das sollte man m. E. richtigstellen und solche Aussagen nicht allein auf römisch-katholisch beschränken.


    Und wir lesen ein Buch, das bestimmt nicht das Oberhaupt der kath. Kirche geschrieben hat. In den 60er Jahren war Ratzinger noch weit entfernt davon Papst zu werden oder gar zu sein. Das ist zwar ein Unterschied, aber natürlich auch eine Spitzfindigkeit. ;-)


    Doch nun weiter zum Buch.


    Mich würde mal interessieren, welche Zielgruppe Ratzinger mit dem Buch im Auge hatte? Teilweise ist es ja dermaßen kompliziert, sowohl was die Formulierung, als natürlich auch die Gedankengänge dahinter angeht, daß es mir fast so vorkommt ohne philosophische und theologische Kenntnisse aufgeschmissen zu sein - was ich mittlerweile bei einigen Abschnitten tatsächlich auch bin.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Jersey
    wir lesen hier immerhin ein Buch, dass das Oberhaupt der Kath. Kirche geschrieben hat.


    Das bestreitet niemand -- allerdings war Ratzinger zu dem Zeitpunkt als er das Buch schrieb und überarbeitete, Professor für Theologie in Tübingen und keineswegs das Oberhaupt der Katholischen Kirche, und zum Zeitpunkt der nahezu unveränderten (!) Neuherausgabe "nur" Vorsitzender der Glaubenskongregation.


    Ich würde mich eigentlich lieber über das Buch eines Tübinger Theologieprofessors unterhalten, anstatt mich in einer (vorwortbedingten) Debatte über die Geschichte der Katholischen Kirche und ihre moralische Schuld im Verhälktnis zum Marxismus usw. zu verzetteln.
    Die Argumentationen in den einzelnen Kapiteln bieten genügend und wesentlich interessanteren Diskussionsstoff als die -- Verzeihung! -- wirklich ewig gleichen Debatten über Inquisition, Hexenverfolgung, Kirche und Drittes Reich sowie Antikommunismus. Die gehören m.A.n. in die Rubrik Diskussionen - Weltgeschehen -- ich kann sie dann auch gerne mit diesem Forum verlinken, damit habe ich kein Problem, oder auch für dieses Leserundenforum einen entsprechenden Thread einrichten.
    Ich denke jedoch, daß allein der Stoff so anspruchsvoll ist, daß wir das Verständnis nicht durch eine Vermischung von Themen innerhalb der Textbesprechung erschweren sollten.


    Es gibt einen alten Rechtsgrundsatz: »Audiatur et altera pars« -- »Auch die Gegenseite möge angehört werden«.
    Es wird neben absolut berechtigter Kritik z.T. in ernsthaft unqualifizierter Weise ständig über alles hergezogen, was mit "Kirche", "Religion", "Christentum" zu tun hat -- diese Leserunde war keineswegs als Kaderschmiede für junge Katholiken gedacht, sondern als eben eine solche Anhörung der Gegenseite und Diskussion über die gedanklichen Grundlagen von "Kirche", "Religion" und "Christentum". Und ich würde mir wünschen, daß es zumindest in den Besprechungsthreads zunächst einmal dabei bleibt.

  • Hallo,


    ich finde Teile der laufenden Debatte ein wenig seltsam. Schon der zweite Beitrag dreht sich im Kern nicht um das Buch, sondern es wird die Gelegenheit genutzt, ein Hühnchen mit Kirche und Ratzinger zu rupfen. Das ist ja ok, wenn man das so will, aber vielleicht sollten wir diesen Thread zweiteilen.


    1. Beschäftigung mit dem Text


    2. Hühnchenrupfen mit der Kirche


    Da ich das Werk schon fast zur Hälfte durchhabe, kann ich versichern, dass das Buch auch selbst durchaus Gelegenheiten zur kritischen Auseinandersetzung bietet. Mein Vorschlag bedeutet also keineswegs, dass ich Gläubige von Nichtgläubigen separieren will. Aber ich finde, dass diejenigen, die wirklich über den Text (und nicht über die Eigeninterpretation des Vorwortes) reden wollen, dies auch wirklich sollten tun können.


    Wer die Ausführungen Ratzingers als "ohne Sinn und Verstand" betitelt, muss selbst schon auf einem extrem hohen Bildungs- und Intelligenzniveau stehen. Ich als Normalsterblicher bin nämlich sehr beeindruckt, mit welcher geistigen Schärfe der Mann an die Sache herangeht. Seine präzisen Analysen, seine scharfsinnigen Schlussfolgerungen sind es, die mich bislang an dem Buch schwer beeindrucken.


    Zu Beginn des Buches (nicht des Vorwortes) gelingt es ihm m.E. nach und nach die heutige Startposition des christlichen Glaubens darzulegen. Er zeigt die geistigen Grundlagen auf, auf die unsere Gegenwart basiert und legt zugleich - für mich - überzeugend dar, dass die rein wissenschaftsorientierte Weltsicht unserer Tage nicht geeignet ist, Fragen nach dem eigentlichen Wesen der Dinge zu beantworten.


    Zunächst erscheint das Werk vor allem das eines überzeugten Platonikers zu sein und nicht zwangsläufig das eines Christen. Letzteres aber dürfen wir bei der Lektüre nie vergessen. Joseph Ratzinger ist zutiefst religiös. Er ist tief gläubiger Christ.


    Schon bei anderen Büchern von ihm ist mir diese überraschende Dualität aufgefallen. Da ist einerseits dieser rationale Analytiker, Philosoph und Denker und andererseits ein Mann mit geradezu kindlicher Frömmigkeit.




    Editierungen: Fehlerkorrekturen

  • Hallöchen nochmals


    Bevor ich mich aus dieser Diskussion ausklinke, möchte ich doch noch einige Dinge klären.
    Nein, ich bin kein Kommunist, denn die Theorie von Marx kann man nicht mit personenbezogenem Marxismus, ebenso wenig mit Leninismus vergleichen. Auch steht in dessen Theorie ins keinster Weise etwas von Gewaltduldung.


    „Ohne Sinn und Verstand“ verstand ich die Anwendung im Vorwort von Ratzinger in Bezug zu Marxismus und Nietzsche.


    Ich denke schon, dass ich in gewisser Weise wieder ein gläubiger Christ bin, aber durch den Buddhismus habe ich wohl einen ganz anderen Standpunkt zum Christentum.


    Es lag nicht in meiner Absicht zu stänkern, ich habe nur laut hinterfragt. Und da ich diese Runde nicht weiterhin stören möchte, klinke ich mich jetzt aus …

  • Jetzt verstehe ich gar nichts mehr ... :wow


    Ich habe nur darauf hingewiesen, daß ich es nicht für sinnvoll halte, in diesem Thread die historischen und politischen Implikationen des Vorworts zu diskutieren -- ich habe bei den Obereulen dafür die Einrichtung eines zusätzlichen Threads innerhalb der Leserunde beantragt, da ich durchaus einsehe, daß das sinnvoll ist -- zumal auch ich selbst Diskussionsbedarf sehe.


    Niemand hat dir, Heidi, vorgeworfen, daß du "störst".
    Andersherum wird ein Schuh draus: Ich als diejenige, die die Runde angeregt und auch die Threadaufteilung gemacht hat, habe gepennt, weil ich diesen Aspekt bei der Vorbereitung schlichtweg nicht ausreichend berücksichtigt habe.


    Leider wird hier derzeit nicht über den eigentlichen Text diskutiert, sondern bislang - ebenso wie in der Vorphase -- vorwiegend über das Wie der Diskussion. Und das muß ich auf meine Kappe nehmen, weil ich -- wie gesagt -- gepannt habe.


    Können wir es bitte dabei belassen, ohne daß irgend jemand meint, sich aus welchen Gründen auch immer zurückziehen zu müssen, weil er sich dem (nicht existenten!!!) Vorwurf ausgesetzt fühlt zu stören?

  • Liebe Iris


    Ich habe es als Solches empfunden :-(


    Auch fand ich die Verdrehungen meiner Äußerungen als schmerzhaft, z. B. wenn man nur Schlagworte ("Gott ist tot" oder "Aug um Aug und Zahn und Zahn") aus dem Zusammenhang heraus reißt. Was dann daraus gemacht wird, finde ich einfach nicht fair.


    Ich bin nun mal ein Freidenker, aber es liegt mir fern anderen Menschen in ihrem Glauben zu stören. Meine Art ist es immer!, zuerst kritisch hinterfragen und dann evtl. anzunehmen. Denn es verwurzelt sich dann mit mir, und muss daher mit mir stimmig sein. (Nietzsche und Marxismus war direkt nicht stimmig, und deshalb kam meine Kritik.)


    Zitat

    Wenn spitzfindig wäre, würde ich jetzt behaupten, wer hat uns denn die Gewalt vorgelebt?

    Okay, das ist meine ironische Art, dazu muss man mich evtl. ein wenig besser kennen ;-)

  • Schön, wenn alle bleiben...


    Ich habe das Gefühl, dass es eine sehr interessante und anspruchsvolle Runde werden kann, wenn wir uns selbst ein bisschen kontrollieren und nicht allzu emotional an das Thema herangehen.


    Wahrscheinlich geht es den meisten wie mir: Ganz durch bin ich mit dem ersten Teil noch nicht. Es stellen sich viele Fragen. Und ich bin oft widerwillig beeindruckt von bestimmten Gedankengängen...


    Später dazu mehr :-)


    Wichtig: Lasst uns alle dabeibleiben !

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

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