'Der Himmel über Amerika - Rebekkas Weg' - Seiten 246 - 332

  • Was für ein Abschnitt. Aber das mit dem Sommer der ein Winter war, habe ich schon gehört, das waren glaube ich Vulkanausbrüche, die die Atmosphäre so verdunkelt haben, dass kein Licht mehr durchkam.

    Daniel erweist sich hier wieder als sehr vorausschauend, als er sagt, sie müssten ein Lager anlegen um sich vor Plünderern zu schützen.

    Dass aber auch noch Sarah stirbt, was wohl so an ihr gezehrt hat? Aber so schnell wie es dann ging, muss es eine Art Krebs gewesen sein.

    Die Trauerriten fand ich sehr tröstlich. Schon vorher, als alle mithalfen den Hof zu bewirtschaften, damit die Familie bei der Sterbenden bleiben kann, das finde ich an einer Gemeinschaft mehr als menschlich. Gibt es heute doch kaum mehr.

    Caleb wird mir immer sympathischer, da ist Dir eine gute Figur gelungen KarinS . Im Grunde denkt er ähnlich wie Daniel. Wie er mit dem Hammer in der Hand da steht, zufällig natürlich.

    Auswanderung wird zum Thema, Baumgartner liest einen Brief aus Amerika vor, eigenes Land, keine Verfolgung, das ist schon ein Lockmittel.

    Nach der Fastvergewaltigung von Rebekka auch bezeichnend, wie sie zu Daniel stehen, nur Ruben plagen Gewissenskonflikte.


    Dann noch der letzte Schicksalsschlag, der Pachtherr verlangt Zahlungen in Naturalien, was nach dem Hungerjahr einfach nicht zu leisten ist. Joseph, Samuel, Susanna werden ihre Heimat verlieren und Daniel wohl dann die Mühle.

    Dass dann aber auch der Bischof mit auswandert, das ist ein guter Schachzug. Es freut mich, dass er die Familie begleitet. Ja, dieser Jakob hat ja von Anfang an immer nur Angst und auch Hass geschürt. Und vermutlich findet er auch genug Leute, die das alles mitmachen. Da bleibt nichts übrig von dem ursprünglichen Gedanken des Gründers.

  • Caleb gehört zu meinen Lieblingsfiguren. Er ist stark im Glauben, hat aber großes Verständnis für menschliche Schwächen und er liebt seine Gemeinde.

    Die Trauerriten fand ich auch sehr tröstlich.


    Die Ursache für das "Jahr ohne Sommer" war der Ausbruch des Tambora auf Sumatra 1815. Aber das wusste damals niemand. Der Canstatter Wasen wurde wegen dieser beide Hungejahre 1816/1817 das erste Mal veranstaltet. Über die Entstehung gibt es eine sehr sehenswerte Spiel/Doku, in der auch die Not der einfachen Leute geschildert wird. Ist 1,5 Stunden lang. Lohnt sich. :

  • Ich fand diesen Abschnitt auch heftig. Aber auch schön, wie die Gemeinschaft zusammenhält und sich gegenseitig hilft. Trotz allem überstehen sie die Zeit besser als die Weltlichen.

    Aber die Bedrohungen rücken immer näher und die Forderungen des Pachtherrn setzen dem Ganzen dann die Krone auf. Es geht also nach Amerika und gefühlt geht die halbe Gemeinde mit. Ich freue mich, das Caleb und Ruben sich anschliessen. Und vielleicht ergibt sich ja auch für Joseph noch eine neue Chance auf eine Familie.


    Caleb und Daniel sind sich irgendwie ähnlich, nur ist Caleb natürlich älter und handelt deshalb auch etwas weitsichtiger. Aber beide sind pragmatisch in ihrem Handeln und normalerweise auch vernünftig. CAlebs Auftreten mit dem Hammer fand ich beeindruckend. Manchmal macht der Anschein, dass man bereit ist das notwendige zu tun, schon genügend Eindruck.


    Die Doku schaue ich mir morgen mal an..

    Ich befürchte aber, ich werde erstmal den letzten Teil noch lesen ;-)

  • Was für ein bedrückender Abschnitt... Rebekka und Daniel könnten jetzt so glücklich sein und jetzt bricht so vieles über sie herein. Sarahs Tod hat mich sehr berührt. Es ist so traurig, dass sie den kleinen David nicht mehr sehen konnte:heul:heul

    Die Trauerriten fand ich sehr tröstlich. Schon vorher, als alle mithalfen den Hof zu bewirtschaften, damit die Familie bei der Sterbenden bleiben kann, das finde ich an einer Gemeinschaft mehr als menschlich. Gibt es heute doch kaum mehr.

    Dass alle mithelfen und so die Familie der Sterbenden unterstützen hat mich auch sehr beeindruckt. Wir könnten so einiges von den Ammanleit lernen.


    Gleichzeitig hat mich dann wiederum das Gesetz, keinen Widerstand zu leisten ins Grübeln gebracht. Ich kann Daniel so gut verstehen, dass er zugeschlagen hat. Ich bin wirklich auch gegen Gewalt. Aber ich sehe es wie Daniel und denke, es kann nicht Gottes Wille sein, dass man solche schwere Taten einfach zulässt. Man macht sich doch in gewisser Weise mitschuldig.:gruebel Ich finde diese Regel der Ammanleit wirklich schwierig nachzuvollziehen. Innerhalb der Gemeinschaft mag das funktionieren und ist ja auch wünschenswert. Aber in einer Welt voller Gewalt, in der wir Leben...? :gruebel


    Caleb hat da einen wirklich guten Weg gefunden, finde ich. :-] Ich hätte ihn knutschen können, wie er da mit seinem Hammer breitschultrig stand. Ein toller Mann! :love: Da bin ich mit euch allen einig. :zwinker


    Während dem Lesen dachte ich schon daran zu fragen, was dieses ungewöhnliche Wetter ausgelöst haben konnte. Da sieht man Mal wieder, wie toll solche Leserunden sind. :-] Vielen Dank, KarinS , für den Tipp mit der Doku. Ich werde meinem Mann gleich Mal vorschlagen, diese zu schauen. :zwinker


    Ich hattefrüher im Buch die Befürchtung, dass Rebekka und Daniel sich alleine auf den Weg nach Amerika machen würden. Aber so freue ich mich für sie, dass die meisten Familienmitglieder mit ihnen nach Pennsylvania reisen und dass auch Caleb und seine Familie dabei sind. Ich glaube, dass das ein Vorteil sein wird, wenn sie im fernen Amerika ihr Leben neu aufbauen müssen. Aber auch für mich ist es schön, dass ich mich von lieb gewonnen Figuren nicht verabschieden muss.... :schuechtern

  • Gleichzeitig hat mich dann wiederum das Gesetz, keinen Widerstand zu leisten ins Grübeln gebracht. Ich kann Daniel so gut verstehen, dass er zugeschlagen hat. Ich bin wirklich auch gegen Gewalt. Aber ich sehe es wie Daniel und denke, es kann nicht Gottes Wille sein, dass man solche schwere Taten einfach zulässt. Man macht sich doch in gewisser Weise mitschuldig.:gruebel Ich finde diese Regel der Ammanleit wirklich schwierig nachzuvollziehen. Innerhalb der Gemeinschaft mag das funktionieren und ist ja auch wünschenswert. Aber in einer Welt voller Gewalt, in der wir Leben...? :gruebel

    Gewaltlos zu leben ist ein hehres Ziel, das einem von seinen Mitmenschen schwer gemacht wird. Einerseits steht in der Bibel, du sollst nicht töten, oder das mit der rechten und linken Wange, andererseits, aber wohl im AT, Auge und Auge, Zahn um Zahn. Außerdem wollte Daniel den Mann ja nicht töten, es war keine Absicht, er wollte nur seine Frau beschützen. Mit lieben Worten wäre ihm das nicht gelungen.

    ich finde, da müsste man, oder hier die Amischen stärker differenzieren.

  • Gewaltlosigkeit hat ich immer sehr beeindruckt. aber es so konsequent zu leben, wie die Amisch oder Quäker, würde ich nicht fertig bringen. Wie Findus sagt, es ist ein hehres Zeil.


    Zu "du sollst nicht töten!" habe ich kürzlich etwas interessantes gefunden. Es gibt Stimmen, die sagen, es sei falsch übersetzt worden. Eigentlich heiße das Gesetzt "Du sollst nicht morden!" Und das hat ja nun eine andere Bedeutung.


    Hier ist die Quelle: https://www.juedische-allgemei…n/du-sollst-nicht-morden/


    Zitat

    Gewiß ist »töten« auf deutsch ein umfassendes Verb, das alle Arten, jemanden ums Leben zu bringen, beinhaltet und für alle Arten von Opfern gilt. Diese allgemeine Bedeutung wird im Hebräischen durch das Verb »harag« ausgedrückt. Das Verb jedoch, das in der Tora für das Gebot verwendet wird, ist ein ganz anderes, nämlich »ratsah«, das mit »morden« übersetzt werden sollte. Diese Wurzel bezieht sich nur auf verbrecherische Tötungshandlungen.

  • Danke KarinS , wenn man es so sieht, die ganze Bibel ist eine einzige falsche Übersetzung.


    Ich höre ja gerne Freitag Nachmittag auf Bayern 2 um 15:05 "Shalom." Da werden Worte der Thora von einem Rabbi erklärt. ist immer hochinteressant.

  • Gewaltlosigkeit hat ich immer sehr beeindruckt. aber es so konsequent zu leben, wie die Amisch oder Quäker, würde ich nicht fertig bringen. Wie Findus sagt, es ist ein hehres Zeil.


    Zu "du sollst nicht töten!" habe ich kürzlich etwas interessantes gefunden. Es gibt Stimmen, die sagen, es sei falsch übersetzt worden. Eigentlich heiße das Gesetzt "Du sollst nicht morden!" Und das hat ja nun eine andere Bedeutung.


    Hier ist die Quelle: https://www.juedische-allgemei…n/du-sollst-nicht-morden/

    Ja, da hast du und auch Findus schon recht, dass das ein hehres Ziel ist und für uns - also so wie wir aufwachsen - so gut wie unmöglich, das durchzusetzen.


    Das mit der falschen Übersetzung ist echt spannend und verändert das Gebot ja ganz gewaltig. :wow


    Übrigens, nochmals vielen Dank KarinS für den Tipp mit der Doku. Wir haben sie gestern tatsächlich noch geschaut und es war sehr interessant und wir hatten auch miteinander viel zu diskutieren und haben noch weitere Details gegoogelt. Mein Mann war begeistert, da ich sonst nicht so oft Dokus schaue - er aber liebend gern. :zwinker

  • Gewaltlosigkeit hat ich immer sehr beeindruckt. aber es so konsequent zu leben, wie die Amisch oder Quäker, würde ich nicht fertig bringen. Wie Findus sagt, es ist ein hehres Zeil.


    Zu "du sollst nicht töten!" habe ich kürzlich etwas interessantes gefunden. Es gibt Stimmen, die sagen, es sei falsch übersetzt worden. Eigentlich heiße das Gesetzt "Du sollst nicht morden!" Und das hat ja nun eine andere Bedeutung.


    Hier ist die Quelle: https://www.juedische-allgemei…n/du-sollst-nicht-morden/

    Das ist, was ich mir auch vorstellen könnte, was gemeint war. Dass man nicht aktiv töten soll. Aber sein Leben und seine Liebsten verteidigen kann doch nicht falsch sein in Gottes Augen. Das ist mal wieder etwas, was durch Übersetzung oder Auslegung verzerrt wird. Auch im Koran und in der Bibel gibt es viele solche Stellen, die von Glaubensmännern ausgelegt wurden - auch mal nach eigenem gut Dünken oder eigenem Vorteil.


    Gibt da einen ganz tollen alten Film mit Gary Cooper (den mag ich sehr, weil er ausschaut, wie mein Vater ausgeschaut hat) über die Quäker und seine Weigerung sich zu verteidigen. Lockende Versuchung. Ist auch eine Buchverfilmung.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    T.J. KLune - Mr Parnassus Heim für magisch Begabte


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich hattefrüher im Buch die Befürchtung, dass Rebekka und Daniel sich alleine auf den Weg nach Amerika machen würden.

    Das hatte ich auch befürchtet und finde es so sowohl schöner, als auch realistischer. Es sind ja wirklich halbe Gemeinden ausgewandert. Ich frage mich ja, ob irgendwann noch rauskommt, dass Daniel kein Amish ist. Und wie würde die Gemeinschaft reagieren? Vielleicht verzeihend und er müsste sich einfach taufen lassen. Das fände ich schön. Es ist traurig, dass er seine Frau immer anlügen muss.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    T.J. KLune - Mr Parnassus Heim für magisch Begabte


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Das hatte ich auch befürchtet und finde es so sowohl schöner, als auch realistischer. Es sind ja wirklich halbe Gemeinden ausgewandert. Ich frage mich ja, ob irgendwann noch rauskommt, dass Daniel kein Amish ist. Und wie würde die Gemeinschaft reagieren? Vielleicht verzeihend und er müsste sich einfach taufen lassen. Das fände ich schön. Es ist traurig, dass er seine Frau immer anlügen muss.

    Es fällt ihm ja auch schwer, seine Rebekka so anzulügen. Ich kann aber auch verstehen, dass er Angst hat, mit der Wahrheit raus zu rücken.

  • Das ist, was ich mir auch vorstellen könnte, was gemeint war. Dass man nicht aktiv töten soll. Aber sein Leben und seine Liebsten verteidigen kann doch nicht falsch sein in Gottes Augen. Das ist mal wieder etwas, was durch Übersetzung oder Auslegung verzerrt wird. Auch im Koran und in der Bibel gibt es viele solche Stellen, die von Glaubensmännern ausgelegt wurden - auch mal nach eigenem gut Dünken oder eigenem Vorteil.


    Gibt da einen ganz tollen alten Film mit Gary Cooper (den mag ich sehr, weil er ausschaut, wie mein Vater ausgeschaut hat) über die Quäker und seine Weigerung sich zu verteidigen. Lockende Versuchung. Ist auch eine Buchverfilmung.

    Ich glaube eben auch, dass es nicht Gottes Wille sein kann, die "Bösen", die einen angreifen, einfach machen zu lassen. Ich fand das Argument "dass man in dem Moment ja die Sünde zulässt" auch gar nicht so verkehrt.


    Der Film klingt interessant. Da muss ich Mal Ausschau danach halten. Danke für den Tipp. Und dein Vater war dann aber sehr attraktiv. :)

  • Es fällt ihm ja auch schwer, seine Rebekka so anzulügen. Ich kann aber auch verstehen, dass er Angst hat, mit der Wahrheit raus zu rücken.

    Das ist wohl bei vielen so, der Zwiespalt, man möchte die Wahrheit sagen, weil sie so auf dem Gewissen lastet, hat aber Angst dafür, weil die Konsequenzen evtl. zu viel kosten würden. Aber ich glaube auch, dass man die Wahrheit lieber aus dem Munde in dem Fall Daniels hören würde, als sie von Fremden zu erfahren.

  • Das ist wohl bei vielen so, der Zwiespalt, man möchte die Wahrheit sagen, weil sie so auf dem Gewissen lastet, hat aber Angst dafür, weil die Konsequenzen evtl. zu viel kosten würden. Aber ich glaube auch, dass man die Wahrheit lieber aus dem Munde in dem Fall Daniels hören würde, als sie von Fremden zu erfahren.

    So gesehen hast du natürlich recht. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass Daniel selbst die Wahrheit gerne verdrängt. Er scheint mir sein Glück wirklich gefunden zu haben und er fühlt sich jetzt viel mehr als "Daniel" als Andreas.

  • So gesehen hast du natürlich recht. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass Daniel selbst die Wahrheit gerne verdrängt. Er scheint mir sein Glück wirklich gefunden zu haben und erfühlt sich jetzt viel mehr als "Daniel" als Andreas.

    Ich glaube auch, dass er seine Vergangenheit total verdrängt hat. Aber trotzdem ist es ihm ständig etwas mulmig zumute, also ganz wohl ist ihm nicht in seiner Haust, auch wenn er sich relativ sicher fühlt bei den Ammansleit.

  • Ich denke, je länger man eine solche "Beichte" vor sich her schiebt, desto schwieriger wird es, die Wahreit zu sagen. Und dann ist es irgendwann einfacher, nichts zu sagen.


    "Lockende Versuchung" ist ein ganz toller Film. Ein ernstes Thema, aber auch sehr viel Humor.

    Ich habe die DVD und ihn schon oft gesehen. Da wird übrigens auch das Thema Musik und Instrument thematisiert. Die Quäker haben nämlich auch keine Musikinstrumente.