Wolf Harlander – Systemfehler

  • Ein Thriller der besonderen Art


    Buchmeinung zu Wolf Harlander – Systemfehler


    „Systemfehler“ ist ein Kriminalroman von Wolf Harlander, der 2021 bei Rowohlt Taschenbuch erschienen ist.


    Zum Autor:

    Wolf Harlander, geboren 1958 in Nürnberg, studierte Journalistik, Politik und Volkswirtschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Nach einem Volontariat bei einer Tageszeitung und der Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule arbeitete er für Tageszeitungen, Radio, Fernsehen und als Redakteur der Wirtschaftsmagazine Capital und Wirtschaftswoche. Für seinen ersten Thriller «42 Grad» wurde Harlander ausgezeichnet mit dem Stuttgarter Krimipreis und der MIMI 2021, dem Publikumspreis des Deutschen Buchhandels. Er lebt heute als Autor in München.


    Klappentext:

    Mitten in der Urlaubszeit bricht europaweit das Internet zusammen. Flugzeuge können nicht mehr landen, Ärzte nicht mehr operieren, der Verkehr versinkt im Chaos. Bald sind alle Kommunikationswege gekappt. Ganz Europa befindet sich im Ausnahmezustand, die Menschen geraten in Panik, die Versorgung bricht zusammen. BND-Ermittler Nelson Carius vermutet ein hochkomplexes Computervirus hinter den Internetausfällen. Eine Spur führt ihn ausgerechnet zu IT-Experte Daniel Faber aus München, einem unbescholtenen Familienvater. Während das ganze Land gegen das Chaos kämpft, muss Daniel nicht nur seine Familie retten, sondern auch seine Unschuld beweisen …


    Meine Meinung:

    In diesem Buch finde ich viele Komponenten, die für mich einen spannenden Thriller ausmachen können. Interessante Figuren mit Ecken und Kanten, eine komplexe Handlung mit einigen Nebenhandlungen, Behandlung aktueller Themen, wechselnde Perspektiven, ein romantischer Zweig, bedrohliche Entwicklungen, Überraschungsmomente und viel Spannung. Dazu wirkt die Geschichte durchaus realistischen. Bestimmt erinnert sich jeder Mensch an meist kurzzeitige Ausfälle von EDV-Systemen. Mit gut gewählten Beispielen wird die zunehmende Abhängigkeit von Systemen verdeutlicht, die auf einer permanenten Verfügbarkeit des Internets basieren. Kriminell oder terroristisch motivierte Anschläge und Attacken treffen wichtige Lebensadern, die Politik und Nachrichtendienste auf den Plan rufen.

    Schon der Einstieg ist beeindruckend. Wie harmlos wirkt es doch, wenn ein Hacker ein Virus kreiert und es auf die Reise schickt.

    Am Beispiel einer Hamburger Chirurgin im Universitätsklinikum wird die steigende Bedrohungslage deutlich und die Hilflosigkeit der Ärzte und Pfleger, wenn die Technik im Krankenhaus ausfällt. Viele weitere Beispiele von persönlich betroffenen Menschen zeigen das ganze Ausmaß der Bedrohung.

    Nelson Carius ist ein chaotisch wirkender Typ, der eigentlich ein Praktikum beim BND macht, um ein persönliches Problem zu lösen. Er teilt sein Büro mit einer kühl wirkenden Kollegin, die sehr gut organisiert ist, sehr überzeugend auftritt und zudem attraktiv auf Nelson wirkt. Gemeinsam werden sie mit dem Fall betraut und sie müssen sich erst zusammenraufen. Schnell sind sie in europäische Ermittlungsaktionen involviert, in denen die globalen Auswirkungen der Attacken auf Menschen und Politiker thematisiert werden.

    In einem weiteren Erzählstrang kämpft der Spieleentwickler Daniel Faber um seine Familie und seine Reputation. Er setzt seine Kontakte in die Spieleentwickler- und Hackerszene ein.

    Besonders beeindruckt hat mich die Schilderung der gesellschaftlichen Auswirkungen der Cyberattacken, die weit über die Auswirkungen der Covid19-Pandemie hinausgehen. Auch die Hinweise auf das Zerstörungspotential bei den Nachrichtendiensten sorgt für unschöne Gefühle.

    Der Spannungsbogen ist gekonnt konstruiert und mit den weiteren Eskalationsstufen der Attacken nimmt die Spannung sogar noch zu. Der Showdown ist relativ unspektakulär und doch lässt er dem Leser, das Blut in den Adern gefrieren.


    Fazit:

    Ein eindringlicher, spannender und realistischer Thriller, der die zunehmende Abhängigkeit von Kommunikationssystemen thematisiert. Ich habe ihn begeistert gelesen und bewerte das Buch deshalb mit fünf von fünf Sternen (100 von 100 Punkten). Natürlich gibt es dazu auch eine Leseempfehlung.


    ASIN/ISBN: 3499006618

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Obwohl Marketing-Profi Daniel von seinem Job in einer angesagten Spieleentwicklerfirma gelangweilt ist, ist er alles andere als froh, als sein Chef ihn Hals über Kopf rauswirft. Dabei kann Daniel gar nichts dafür; sein Teenagersohn Ben hat sich unerlaubt seine Zugangsdaten genommen und ein neues Game geleakt. Was niemand ahnt: im Spiel hat ein Hacker eine Schadsoftware versteckt, die nun auf einmal anfängt, das Internet lahmzulegen. Dadurch gerät Daniel ins Visier des BND. Um seine Unschuld zu beweisen, beginnt er eigene Ermittlungen anzustellen. Währenddessen bricht das gesellschaftliche und öffentliche Leben um ihn herum immer weiter zusammen. Selbst um die Wasser- und Stromversorgung ist es schlecht bestellt. Die Lage gerät stetig mehr außer Kontrolle, bis fast schon kriegsähnliche Zustände herrschen.

    Mit „Systemfehler“ ist Wolf Harlander ein spannender Thriller mit zahlreichen aktuellen Bezügen auf die Internet- und Meinungsfreiheit, um verdrehte Denkweisen und sogar den Sturm des amerikanischen Capitols gelungen. In der Geschichte hält er sich nicht lang mit der Vorrede auf und gibt uns zudem kein unnötiges Geplänkel zwischendurch. Stattdessen geht es die ganze Zeit mit Vollgas voran. Bei so viel Hochspannung sieht man auch gerne über die zahlreiche Archetypen und Alphamännchen hinweg, die sich in der Geschichte die Klinke in die Hand geben.

    Parallel zu Daniels Perspektive wird die Handlung aus der Sicht der BND-Leute Nelson und Diana erzählt. Nach einem anfangs recht holprigen Start raufen sich die beiden im Laufe des Romans allmählich zusammen. Und nachdem zum Schluss bezüglich ihnen noch einige Punkte offenbleiben, können wir wohl davon ausgehen, dass wir die zwei im nächsten Harlander-Buch wiedersehen werden. Von mir aus gerne.

  • Schon mit „42 Grad“ konnte mich der Autor Wolf Harlander packen, daher wollte ich natürlich auch diesen Thriller unbedingt lesen. Das Szenario ist gar nicht so abwegig, wie Meldungen in den Medien zeigen. Immer wieder gibt es Hackerangriffe, die auf die Infrastruktur zielen und auch Unwetter sorgen dafür, dass die Menschen nicht mehr mit Wasser, Strom und Internet versorgt sind. Wie abhängig man vom Internet ist, spürt man erst dann, wenn man über längere Zeit davon abgeschnitten ist – kein Surfen, kein Fernsehen und kein Telefon! Wie viel schlimmer ist es, wenn dann auch noch die gesamte Infrastruktur lahmgelegt ist und es weder Strom, Gas noch Wasser gibt, wenn der Verkehr lahmliegt und Behandlungen im Krankenhaus nicht mehr möglich sind. Lebensmittel werden knapp, da kein Nachschub kommt.

    Und dann stellen wir uns vor, dass europaweit das alles passiert.


    Als dieses Szenario passiert, vermutet der BND-Ermittler Nelson Carius, dass das alles durch einen Computervirus ausgelöst wurde. Die Spur führt ihn zu dem Computerspezialisten Daniel Faber, der sich nicht nur um seine Familie kümmern, sondern auch noch seine Unschuld beweisen muss.


    Es ist beängstigend diesen Thriller zu lesen, weil man im Hinterkopf hat, dass es durchaus so oder ähnlich passieren könnte. Der Schreibstil ist gut zu lesen, die Handlung spannend und temporeich. Auch die Charaktere sind gut und authentisch gezeichnet. Und ich konnte mich in die meisten mit ihren Ängsten und ihrer Panik hineinversetzen.


    Mir hat es Spaß gemacht, diesen spannenden Thriller zu lesen, obwohl er erschreckend ist und einen zum Nachdenken bringt.


    10/10

  • Immer wieder bricht in Deutschland das Internet zusammen, das führt zu Verkehrsunfällen, Toten auf Intensivstationen, fehlendem Trinkwasser, knappem Bargeld und vielen weiteren Problemen.


    In diesem Chaos lernen wir Daniel kennen, Marketing-Profi für Online-Games, seine Schwester Claudia, eine anerkannte Chirurgin und den neuen BND Mitarbeiter Nelson.

    Auch Daniels Familie spielt eine Nebenrolle und mir hat es gut gefallen, dass die einzelnen kurzen Kapitel immer aus einer anderen Perspektive erzählt werden. Schade fand ich dabei, dass manche wie z.B. Daniels Frau nach einem spektakulären Anfang völlig in Vergessenheit geraten.


    Die Story an sich erinnert an BlackOut von Marc Elsberg - doch leider kann Systemfehler da nicht annährend mithalten.

    Die Figuren sind unglaubwürdig (Daniel arbeitet schlechtbezahlt im Marketing und offenbart später tiefgehende IT-Kenntnisse, warum arbeitet er dann nicht als IT Profi?, junge Kollegen Siezen sich völlig verkrampft und lehnen das Duzen lange ab,....) und nach anfänglicher Spannung wird die Geschichte vorhersehbar und ein wenig öde und bemüht. Mich hat sie hin und wieder an an Lehrbuch erinnert, dass die Funktionsweise und die Gefahren des Internets erklärt, leider war die Theorie sehr platt und langweilig eingebunden.