'Das Kaffeehaus - Falscher Glanz' - Seiten 445 – 574

  • Vorletzer Abschnitt, und der hat es ja in sich. Wenngleich mir das Lesen zunehmend schwerer fällt, solche Intrigen wie hier mag ich eigentlich weder in Büchern noch in Filmen - zumindest dann, wenn keine oder kaum Aussicht auf eine adäquate Bestrafung der bzw. Folgen für die intriganten Personen besteht. Und hier (in der "Zivilisation") würde ich das so einschätzen.


    Gewundert hat mich, daß sich der Sohn von Richards Majoratsherrn anscheinend gar nicht bei seinem Vater beschwert hat - der hätte Richard doch sicher darauf angesprochen. Ich nehme an, daß dieses Geständnis seines Cousins irgendwann noch eine Rolle spielen wird. Jedenfalls hat er sich das Vertrauen des Erzherzogs erworben und wird sogar zum Major befördert. Das wir sicher auch seinem Schwiegervater in spe gefallen.


    Die Marie von Festetics hat ja, wie immer deutlicher wird, tatsächlich ein böse Intrige gegen Sophie gesponnen, die ihren „krönenden Abschluß“ in dem Heiratsantrag am Ende des Abschnitts findet. Und Richards Schwiegervater hat auch noch mitgespielt! Es würde mich nicht wundern, wenn das in der folge noch zu bösem Blut in der Familie führen würde.


    Apropos: aus dem Schluß des Abschnitts schließe ich, daß Amalie das Kind verliert. Ich konnte an der Stelle nicht mal Mitleid empfinden. Ich hatte höchstens vorher solches mit Richard, der anscheinend wie ich bei früherer Gelegenheit gedacht hatte: bei Ablehnung von Kindern bzw. wenn keine Kinder kommen, besteht die Möglichkeit, eine Ehe annulieren zu lassen. Durch die Schwangerschaft Amaliens dürfte diese Möglichkeit nicht mehr bestehen. Obwohl man auch darüber streiten könnte.


    Bei den Beschreibungen des Hofballs war ich heilfroh, daß ich mit Sicherheit nie in die Verlegenheit kommen werde, an so einem Ereignis teilnehmen zu müssen. Ne, das wäre nichts für mich. Immerhin schöpft Richard da Verdacht in Bezug auf den Grafen Szalay und sucht in der Folge Mizzy auf. Jetzt kann man nur hoffen, daß er im letzten Abschnitt mit seinem Wissen etwas anfangen und die Hochzeit verhindern kann.


    Szalay, Szalay - woher kenne ich diesen Namen? :licht Richtig, vor vielen Jahren im Außendienst habe ich in der Nähe von Passau (wenn ich dort zu tun hatte) in einem Gasthof übernachtet, der einem Ungarn gehörte. Und der hieß ... Szalay. Im Gegensatz zu dem Szalay hier im Buch habe ich an diesen Mann gute Erinnerungen.


    Ein kleiner Lichtblick war, daß Sophie ihren Stiefvater zumindest etwas und zumindest für eine gewisse Zeit in die Schranken weisen konnte.


    In dem Abschnitt kommt dann auch „gut“ der Unterschied zwischen arm um reich zum Ausdruck: die Kaiserin, die ständig reist und dafür Unsummen verbraucht im Gegensatz zu den Menschen, die am 1. Mai friedlich demonstrieren - in ihrem Sonntagsstaat, der vermutlich schlechter ist als das schlechteste, was ein Diener bei Hofe zur Arbeit trägt. Ich frage mich, wo eigentlich die vielen Steuereinnahmen für den Lebensstil der kaiserlichen Familie, des Adels und noch des Militärs herkamen, wenn die Menschen so wenig verdient haben. Die konnten doch auch nicht viele Steuern zahlen, wenn überhaupt?


    Derweil geht es mit dem Café Prinzess bergab. Danzer ist anscheinend ernsthaft erkrankt und verliert die Kontrolle. Hoffentlich kann Sophie da in die Bresche springen.


    Daß mir die zahlreichen Vorschriften bei Hofe mehr als nur seltsam erscheinen, brauche ich vermutlich nicht groß zu betonen. Die Episode auf S. 531, als Sophie den Kaiser auf die Folgen der schwarzen Schuhe für die Kleidung der Damen hinweist, zeigt wieder einmal, daß „die da oben“ keine Ahnung von „denen da unten“ ("die da unten" in dem Fall sogar Adelige) haben und was ihre Anordnungen für Folgen zeitigen. Damals wie heute.


    Auf der selben Seite habe ich mich dann über die anscheinend gute Konstitution der Kaiserin gewundert. So wenig, wie die isst, müßte die doch körperliche Probleme haben und nicht zu solchen Gewaltmärschen fähig sein?!


    Am Ende dann schließlich die unvermeidliche Hochzeit Richards mit Amalie, der Antrag Szalays und das vermutliche Ende der Schwangerschaft Amaliens. Da gilt es, auf den letzten Seiten noch ziemlich viel zu entwirren.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Hui, es ist wirklich viel passiert. Mal schauen, ob ich noch alles beisammen bekomme, was ich ansprechen wollte.


    Der Graf Szalay wird nun ausgeschmückt und ich verstehe, warum er Sophie so unsympathisch ist. Ein aufdringlicher Mann, der ähnlich wie Adalbert denkt, ihn gehöre die Welt , weil er so reich ist. Nur kommt beim Grafen hinzu, dass ihm sein Titel wirklich Tür und Tor öffnet, das sieht man auch an Ida, die sich Sophies schlechte Reden über ihren hochangesehenen Landsmann verbietet. Das ist zu schade, so hat Sophie gar keinem, dem sie sich anvertrauen kann und kommt auf so einen dummen Plan, wie den Grafen zu bitten, ihr beim Truchsess-Gesuch ihres Stiefvaters behilflich zu sein. So steht sie in tiefer Schuld des Grafen und wird am Ende wohl kaum aus dem Heiratsansinnen herauskommen können und Arthur wird nach positivem Bescheid sicherlich in seine alte Form zurück kehren. Was verspricht sie sich davon? Das habe ich wirklich nicht verstanden.

    Die Hofdame Marie spinnt derweil ihre eigene Intrige, um Sophie in die Arme des Grafen zu treiben. Ob sie von der Syphilis weiß? Was hat sie davon, wenn Sophie diesen ehelicht? Es ist doch schon klar, dass sie nicht mehr die Vertraute von Sisi ist.

    Und wann gedenkt Richard sein Wissen zu nutzen? Wieso hat er Sophie nicht schon längst von der Syphilis erzählt? Was denkt er denn,was ein guter Zeitpunkt wäre?


    Nun ja, aber da alle irgendwie in sich selbst gefangen sind, nimmt das Schicksal seinen Lauf und Sophie erhält einen öffentlichen Antrag, den sie ohne Skandal nicht ablehnen kann. Meine Hoffnung ist nur, dass ihr der Skandal egal sein wird und sie sich im Kaffeehaus ihres Onkels fliehen kann. Solange er noch lebt, kann sie ihn hinter den Kulissen gut vertreten, kann ihn pflegen... Aber ja, leider haben sich seine Kopfschmerzen, wie von mir schon ganz zu Anfang befürchtet, als Tumor herausgestellt und ich befürchte, dass er noch in diesem Buch sterben wird. Ich hoffe nur, dass das Kaffeehaus nicht untergehen wird, sondern Sophie das irgendwie retten kann. Aber liegt es überhaupt in Macht einer Frau, ein solches Geschäft zu leiten?

  • In dem Abschnitt kommt dann auch „gut“ der Unterschied zwischen arm um reich zum Ausdruck: die Kaiserin, die ständig reist und dafür Unsummen verbraucht im Gegensatz zu den Menschen, die am 1. Mai friedlich demonstrieren - in ihrem Sonntagsstaat, der vermutlich schlechter ist als das schlechteste, was ein Diener bei Hofe zur Arbeit trägt. Ich frage mich, wo eigentlich die vielen Steuereinnahmen für den Lebensstil der kaiserlichen Familie, des Adels und noch des Militärs herkamen, wenn die Menschen so wenig verdient haben. Die konnten doch auch nicht viele Steuern zahlen, wenn überhaupt?

    Na ja, so viel Geld scheint ja nicht ins Militär zu fließen, wenn die Gehälter so mickrig sind, wie Richard es darstellt (wobei seine Vorstellungen sicherlich anders sind, als die eines Bauern) und wenn man sich den Zustand anschaut, in dem die Ausstattung ist. Aber wahrscheinlich hat sich der Kaiser auch einfach massiv verschuldet.

  • Auf der selben Seite habe ich mich dann über die anscheinend gute Konstitution der Kaiserin gewundert. So wenig, wie die isst, müßte die doch körperliche Probleme haben und nicht zu solchen Gewaltmärschen fähig sein?!

    Das habe ich mich auch schon öfter beim Lesen gefragt. Auch dass ihre Panikattacken noch niemanden aufgefallen sind. Gibt es so viele Momente, in denen die Kaiserin alleine ist? Doch eher nicht.

  • Dieser Abschnitt hat mir sehr gut gefallen - sehr spannend und sehr informativ.


    Die Fehlgeburt von Amalie am Ende des Abschnitts wird sicherlich auf Richard geschoben. Ihm wird sicherlich alles genommen, aber er wird eventuell um die Ehe mit Amalie herum kommen, da sie ihm diese Fehlgeburt sicherlich anzetteln wird.


    Avila Wie soll Richard denn die Info über die Syphilis von Szalay an Sophie weitergeben? Er kann ihr ja keinen Brief schreiben. Wenn der abgefangen wird und gegenüber einem so reichen Mann solche Anschuldigungen öffentlich werden, dann kann sich Richie aber frisch machen. Und treffen können die beiden sich auch nicht.


    So langsam habe ich das Gefühl, dass Ida auch kein ganz so ehrliches Spiel mit Sophie treibt. Wieso befürwortet sie die Hochzeit mit Szalay so sehr? Und Marie Festics hat sich wirklich wieder von ihrer "besten" Seite gezeigt. Wie kann man nur so hinterhältig und dreist sein? Aber Eifersucht und Neid sind seit Jahren die schlimmsten Motive.


    Stephan Danzers Zustand verschlechtert sich - er tut mir sehr leid, aber er handelt richtig, wenn er Sophie in alle seine Geschäfte einweiht. Sie ist für das Kaffeehaus die Richtige.


    Sisi fühlt sich von Sophie verraten - aufgrund der lieben Marie Festics. Ich bin gespannt, welches Nachspiel das noch haben wird.

  • Auf der selben Seite habe ich mich dann über die anscheinend gute Konstitution der Kaiserin gewundert. So wenig, wie die isst, müßte die doch körperliche Probleme habenund nicht zu solchen Gewaltmärschen fähig sein?!

    Sisi war durchtrainiert. Sie machte ja immer Gymnastik und anderen Sport. Die war sicherlich zäh wie leder. :)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)


  • Aber liegt es überhaupt in Macht einer Frau, ein solches Geschäft zu leiten?

    Na klar, aber auf jeden Fall

    Lediglich die dämlichen Umstände, die der Zeit geschuldet sind und das merkwürdige Denken der Männer, daß sie besser sein. ( Warum eigentlich? Ich werde nie verstenen, wie die überhaupt jemals auf die Idee kamen und sich das so ausbreiten konnte)


    Ich bin gespannt, welches Nachspiel das noch haben wird.


    So langsam habe ich das Gefühl, dass Ida auch kein ganz so ehrliches Spiel mit Sophie treibt. Wieso befürwortet sie die Hochzeit mit Szalay so sehr? Und Marie Festics hat sich wirklich wieder von ihrer "besten" Seite gezeigt.


    Bei Ida glaube ich nicht an ein falsches Spiel.

    Sie ist wohl derart von der Zeit geprägt, daß sie wirklich glaubt, eine Frau braucht einen reichen Mann, egal, was das für ein Arschloch ist. Hauptsache Geld, Ansehen und gute Stellung in der Gesellschaft.

    Sie kennt es wohl nicht anders und rät Sophie deshalb dazu.


    Die Festices ist ja wirklich ein arrogantes, dämliches Weib. Soll sie doch dankbar sein, daß ihr jemand die Gewaltmärsche abnimmt.

    Aber nein, Sisi könnte ja Sophie lieber mögen.

    Nun ja, Eifersucht ist halt eine sehr trageische Eigenschaft.

    Schade nur, daß Sisi glaubt, was die ihr erzählt. eigentlich sollte sie Sophie mittlerweile besser kennen.

    Sie zweifelt ja auch ein wenig, läßt sich aber dann leider doch einlullen.




    Ich bin ja mal gespannt, wie sich Sophie aus dem arrangierten Intrigantestadel da hinauslaviert.

    Die Chance, von Hofe richtig wegzukommen?

    Denn, daß sie den Unsypmpathen heiratet, glaube ich nicht, dazu ist sie zu klug - wurscht, was die Gesellschaft sagt.


    Milli kam mir hier ein büschen zu kurz in diesem Abschnitt.

    Nun möchte ich aber unbedingt wissen, ob Richard ,nach dem er weiß wie sein Schwiegervater und Amalie sich eingemischt haben seine goße Liebe unglücklich zu machen, Konsequenzen daraus zieht.

    Scheidung ist ja grad nicht so ganz einfach möglich - aber irgendei weg sollte sich doch finden lassen.

  • Na klar, aber auf jeden Fall

    Lediglich die dämlichen Umstände, die der Zeit geschuldet sind und das merkwürdige Denken der Männer, daß sie besser sein. ( Warum eigentlich? Ich werde nie verstenen, wie die überhaupt jemals auf die Idee kamen und sich das so ausbreiten konnte)

    Natürlich weiß ich, dass Frauen Geschäfte führen/leiten können. Darauf war meine Frage nicht gemünzt, sondern ob es in der starren Habsburger Zeit möglich war. (Ich dachte, dass wäre klar...)

  • Natürlich weiß ich, dass Frauen Geschäfte führen/leiten können. Darauf war meine Frage nicht gemünzt, sondern ob es in der starren Habsburger Zeit möglich war. (Ich dachte, dass wäre klar...)


    Weiß ich doch.

    meins war ja auch mehr allgemein gemeint.

    Mich wundert halt, daß sich das jemals überhaupt ausbreiten konnte, daß sich Männer als was besseres und stärkeres gesehen haben.

    Obs an der Kirche lag?


    Zu irgendeinem Zeitpunkt muß das ja mal passiert sein - aber warum? Was war der Auslöser? Einfach nur weil Männer körperlich mehr Kraft haben und dabei festgestellt haben, daß sie damit gut Frauen unterdrücken können?


    Ich find die Frage halt philosophisch interessant.

  • Das ist eine gute Frage. Es gibt ja auch andere Gesellschaftsformen, in denen das nicht so war. Allerdings ist das Patriarchart wesentlich verbreiteter. Warum war/ist das so? Die Kirche hat sicherlich einen großen Beitrag dazu geleistet. Aber im alten Rom (jetzt weiß ich nicht, ob das "erst" mit dem katholischen Glauben oder auch schon vorher so war) hatten Frauen aber auch kein Wahlrecht etc.

    Dass Frauen sich um Kinder zu kümmern haben, weil diese die auch bekommen und stillen ja auch zumindest in den ersten Monaten an das Kind bindet, wird wohl auch damit zu tun haben. Aber warum man daraus nicht geschlossen hat: Ok, danach muss aber der Mann sich genauso kümmern. Gute Frage. Es läuft ja eher nach dem Motto: Einmal raus (aus dem öffentlichen (Arbeits)-Leben), immer raus. Überspitzt gesagt.

    Als ich vor drei Jahren zum ersten Mal schwanger war, war ich mehr als überrascht, dass dieses Denken immer noch sehr in den Köpfen der Menschen verankert ist und wie schwierig es ist, das zu durchbrechen. Aber immerhin kann man ohne Kinder ein ziemlich emanzipiertes Leben leben - ohne Rechtfertigungen. Rechtlich geht das natürlich auch mit Kindern, aber nicht ohne erheblichen Druck der Gesellschaft, zumindest erlebe ich das so.