'Das Kaffeehaus - Geheime Wünsche' - Seiten 245 - 389

  • Vollends zur Farce wurde es dann auf S. 327: „In Österreich geht es vor allem um die Befreiung des christlichen Volkes aus der Vorherrschaft des Judentums.“ Christliches Volk? - ich denke eher nicht.

    Das Thema ist ja ebenso brisant wie interessant. Ich denke ja, dass die Auswüchse nicht wirkich mehr geworden sind. Es gab sie seit dem Krieg immer, nur waren sie lange eher versteckt. Wenn ich denke, wer in welchen Positionen saß, obwohl er eine rabenschwarze Vergangenheit hatte, dann glaube ich nicht, dass alle ausreichend zur Rechenschaft gezogen wurden und es überhaupt mal eine "saubere" Gesellschaft gab, die klüger geworden wäre.

    Das Thema Antisemitismus, was sich ja auch noch durch die nächsten Teile ziehen wird, ist leider ein besonders trauriges. Dass sich vieles, was mir erst aus der Nazizeit bekannt war, bereits in dieser Zeit, zum Beispiel in Österreich, aber auch im Deutschen Reich abspielte, war mir in dieser Drastik (bis hin zu Hetzsprüchen und später kopierten Zitaten) leider nicht bekannt.

  • Ein interessanter Hinweis übrigens auf S. 356, daß Richard die Ehe nie vollzogen habe - damit ist sie nach kath. Recht nicht gültig (es sei denn, für den Nichtvollzuggäbe es triftige Gründe, die das rechtfertigen würden, was hier nicht der Fall ist).

    Ursprünglich hatte ich einmal beabsichtigt, genau diese Tatsache als Grund für eine potenzielle Scheidung zu nehmen. Bis ich dann herausgefunden habe, dass es dabei ohne Skandal trotzdem nicht abgegangen wäre. Aber dazu später! Denn wie sich Amalie und Richard letztlich auseinander dividieren, will ich jetzt natürlich noch nicht verraten.

  • Iihr Lieben,

    an dieser Stelle nochmals ganz herzlichen Dank für die Einblicke, die ihr mir gewährt in Einzelheiten und Details des Buchs, wie es auf euch wirkt und bei euch ankommt, was in den Rezensionen natürlich gar nicht enthalten sein kann.

    Gemäß meines Prinzips, dass die meisten in dieser Leserunde aber noch gar keine Beiträge zu diesem Teil des Buches geleistet haben, klinke ich mich jetzt erst einmal wieder für einige Tage aus.

    Durch den Riesenerfolg von Band drei als Bestseller in Deutschland, Österreich und sogar einmal in der Schweiz habe ich tatsächlich sehr viel mehr rund ums Marketing zu tun, als ich vorher geglaubt habe. Deshalb werde ich mich wahrscheinlich erst am nächsten Wochenende wieder einklinken können.

    Bis dahin wünsche ich euch sehr viel Spaß mit dem Buch und weiterhin so engagierte Diskussionen!:love:

    Liebe Grüße

    Eure Marita :wave

    PS wundert euch bitte nicht über manche Schreibweisen und auch übersehene Rechtschreibfehler. Um meinen Rücken zu schonen, diktiere ich solche Beiträge schon lange mit meinem Sprachprogramm. Und das hat leider eben seine Macken!8o

  • Das Thema Antisemitismus, was sich ja auch noch durch die nächsten Teile ziehen wird, ist leider ein besonders trauriges. Dass sich vieles, was mir erst aus der Nazizeit bekannt war, bereits in dieser Zeit, zum Beispiel in Österreich, aber auch im Deutschen Reich abspielte, war mir in dieser Drastik (bis hin zu Hetzsprüchen und später kopierten Zitaten) leider nicht bekannt.

    Mit der Thematik beschäftige ich mich zugegebenermaßen recht wenig. Erstmals richtig bewußt wurde mir das in Ernst Lothars Roman "Der Engel mit der Posaune", das mit den Ereignissen von Mayerling beginnt und mit dem Einmarsch der Nazis in Wien endet.


    Übrigens entsinne ich mich, daß Christopher Clark in seinem Buch "Die Schlafwandler" geschrieben hat, daß man seinerzeit eine Entwicklung wie im Deutschen Reich nach 1933 eher in Frankreich denn in Deutschland erwartet hätte.


    ASIN/ISBN: 3552057684


    Die Gesellschaft im 19. Jahrhundert (und nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland oder Großbritannien) war einfach durch und durch bigott. Wurde der Schein gewahrt, sah man über alles andere hinweg.

    Den Eindruck habe ich beim Lesen der Trilogie auch gewonnen.



    PS. Herzlichen Glückwunsch zum Erfolg des Buches und der Trilogie! :bluemchen

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von SiCollier ()

  • Auch mir hat dieser Abschnitt wieder sehr gut gefallen, dass dieser Roman sich auf das Thema Frauenrecht spezialisiert, tut sein übriges.


    Sophie und Irene Gerban zwei Frauen, die ich sehr schätze und mag. Ich finde sie unglaublich toll gezeichnet, genau solche Frauen braucht(e) es, um etwas zu bewegen.


    Amalie ist da schon ein ganz andere Charakter, ich kann Richard sehr gut verstehen, dass er sich von Amalie trennen will, aber damals war das halt nicht so einfach bzw. leicht.


    Sehr froh bin ich, dass es Sophies Schwester besser geht. Die Therapie bei Dr. Freud scheint ihr ja gut zu tun. Dass ihre Mutter sich nicht scheiden lassen kann, ohne dass der Missbrauch öffentlich wird ist natürlich weniger schön. Aber ich denke dies ist auch der Zeit geschuldet, da man einfach davon ausgeht, dass es solche Missbräuche nicht gibt, was natürlich vollkommen falsch ist, aber man hat es einfach ignoriert bzw. nicht darüber gesprochen.


    Klimt macht nun die Schaufensterdekorationen für Sophies Café, es ergeht bestimmt auch noch heute vielen Künstlern so, dass Sie Aufträge annehmen müssen, um sich den Lebensunterhalt zu finanzieren. Nur den aller wenigsten Menschen ist es vergönnt nur das zu tun, was sie wirklich immer zu 100% tun wollen.


    Freue mich nun auf weiterlesen :-)

  • Aber was soll ich sagen? Eine Ulmer Kirchengemeinde hat ja sogar die Heiligen Drei Könige aus der Krippen-Landschaft verbannt, weil Melchior dunkelhäutig ist. Ist es zu fassen?

    =O Ernsthaft. Warum das denn? Ist doch ein dunkelhäutiger König. Was ist daran negativ?

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    T.J. KLune - Mr Parnassus Heim für magisch Begabte


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Das war die Gemeinde des Ulmer Münsters. Der betreffende König wäre „voller Klischees und grotesk überzeichnet“. Siehe zum Beispiel

    - diesen Artikel auf Kirche und Leben,

    - diesen Artikel hier auf katholisch.de oder

    - diesen Artikel der WELT

    Ich habe mich so darüber geärgert, daß ich lieber keinen Kommentar abgebe. Wie ich an anderer Stelle in dieser Leserunde geschrieben hätte: eine Mokkaprinzentorte mit der Figur sollte man heute besser nicht kreiren - es sei denn, man ist (Berufs-)Lebensmüde.


    So viel zum Thema "unsere Gesellschaft ist tolerant".

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von SiCollier ()

  • Ursprünglich hatte ich einmal beabsichtigt, genau diese Tatsache als Grund für eine potenzielle Scheidung zu nehmen. Bis ich dann herausgefunden habe, dass es dabei ohne Skandal trotzdem nicht abgegangen wäre.

    Ah, dann lag ich gar nicht so falsch. Ich denke, ein Skandal ließ sich damals nur schwer vermeiden, egal wie gütlich eine Trennung erfolgt ist.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ernsthaft. Warum das denn? Ist doch ein dunkelhäutiger König. Was ist daran negativ?

    ch habe mich so darüber geärgert, daß ich lieber keinen Kommentar abgebe. Wie ich an anderer Stelle in dieser Leserunde geschrieben hätte: eine Mokkaprinzentorte mit der Figur sollte man heute besser nicht kreiren - es sei denn, man ist (Berufs-)Lebensmüde.


    So viel zum Thema "unsere Gesellschaft ist tolerant".

    Es gibt tatsächlich auf Amazon eine erste Rezension, die mir Rassismus vorwirft! Da ich nicht einmal auf diesen Gedanken kam, als ich die Mokkaprinzentorte kreierte, da es ja schließlich um einen Prinzen ging, empfinde ich das als so lächerlich, dass ich mich nach kurzem Ärger einfach entschlossen habe, solche Idioten erst einmal zu ignorieren.8o

  • Es gibt tatsächlich auf Amazon eine erste Rezension, die mir Rassismus vorwirft! Da ich nicht einmal auf diesen Gedanken kam, als ich die Mokkaprinzentorte kreierte, da es ja schließlich um einen Prinzen ging, empfinde ich das als so lächerlich, dass ich mich nach kurzem Ärger einfach entschlossen habe, solche Idioten erst einmal zu ignorieren.8o

    Wie man überhaupt vieles im Internet nicht beachten sollte, sonst wird man irre.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    T.J. KLune - Mr Parnassus Heim für magisch Begabte


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Das Richard und Sophie sich nun endlich näher kommen fand ich toll. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es auch nicht lange dauern wird, bis Sophie schwanger ist. Und dann wird die Hochzeit der beiden unumgänglich sein!? Die Scheidung von Amalie hält einige Tücken und Hindernisse bereit. Schon erstaunlich, dass man damals nicht einfach sagen konnte es funktioniert so nicht und wir trennen uns. Ja ja, da hing schon einiges dran.


    Herr Klimt ist mir zu unnahbar und nicht so recht sympathisch - eigenartiger Gesell. :|


    Milli macht Fortschritte - das gefällt mir sehr gut. Da ich ihr endlich Ruhe und Zufriedenheit wünsche.


    Dass das mit der 2. Filiale für Sophie nicht geklappt hat, fand ich schade. So hätte sie Toni doch schnell loswerden können.

  • Es gibt tatsächlich auf Amazon eine erste Rezension, die mir Rassismus vorwirft! Da ich nicht einmal auf diesen Gedanken kam, als ich die Mokkaprinzentorte kreierte, da es ja schließlich um einen Prinzen ging, empfinde ich das als so lächerlich, dass ich mich nach kurzem Ärger einfach entschlossen habe, solche Idioten erst einmal zu ignorieren.

    Lächerlich? Ich bewundere Deine Gelassenheit (aber die braucht man wohl, wenn man ein Buch veröffentlicht.)


    Ich habe mir die bewußte Rezension herausgesucht und gelesen. Die Worte, die mir zu dieser Einstellung einfallen, sind in der Öffentlichkeit nicht ztiierfähig, weshalb ich sie für mich behalte (woraus man vermutlich auf meine Meinung schließen kann...).


    Es ist ein zunehmend größer und schlimmer werdendes Problem unserer Zeit, daß man (oder zumindest eine lautstark "brüllende" Klientel - Minderheit?) alles nach den Maßstäben unserer Zeit beurteilt und davon verbindlich ausgeht, daß die Menschen früherer Tage gefälligst diese Maßstäbe zu kennen gehabt haben und sich danach hätten richten müssen.


    Sie hatten ihre eigenen Maßstäbe und haben sich nach den Maßstäben ihrer Zeit gerichtet und sollten darob auch nach den Maßstäben ihrer Zeit beurteilt werden. Egal, ob uns das nun paßt oder nicht. Dabei kann man der Meinung sein, daß man auch damals bei manchen Dingen hätte erkennen können bzw. müssen, daß die falsch sind - hat man aber nicht. Und hat man (wenn ich an so einige der heutigen Kirchenskandale denke) bis heute nicht. Aber den heutigen Sprachgebrauch, den eine Minderheit mit Gewalt (sic!) versucht, allen Menschen aufzudrücken, in die Vergangenheit zu projizieren - wenn das allgemein wird, lese ich wirklich nur noch Bücher, die spätestens 1900 die Erstauflage erlebt haben (Thomas Mann und ein paar wenige andere vielleicht ausgenommen).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Also es gibt schon einen Unterschied zum Mokkaprinzen in dieser Geschichte (dessen Bild es ja nicht gibt) und dieser Kirchenfigur. Die Kirchenfigur ist nämlich nicht nur schwarz, sondern das Bild einer Karrikatur von Schwarzen mit überzeichneten "typisch" schwarzen Merkmalen. Sorry, aber das ist tatsächlich Rassismus. Man hätte die Figur durch eine weniger stereotypenhafte Version ersetzen können, aber dass man sie so, wie sie nun mal gestaltet ist, herausnimmt, halte ich persönlich für richtig.

    Alice Hasters hat in ihrem Buch im Übrigen genau über solche Darstellungen auch geschrieben und aus ihrer (schwarzen) Sicht erläutert, was an diesen Darstellung falsch ist. Wer Interesse hat, es nachzulesen...