'Jakob der Lügner' - Seiten 069 - 141

  • Ich komme mit dem Buch nur langsam voran, weil ich es einfach nur sehr langsam lesen kann. Es nimmt mich mit.

    Das kann ich so gut verstehen, mich hat das Buch auch ziemlich mitgenommen und gerade zum Ende hin auch sehr traurig gemacht. Trotzdem ist es ein wahnsinnig wichtiges Buch. Ich habe es auch in kleinen Etappen gelesen.



  • Unter die Haut ging mir auch die Klohäuschen-Szene, zum einen, weil ich sie auch lustig erzählt fand, zum anderen, weil der Tod ständig greifbar ist, die Gefahr, dass Jakob erschossen wird so viel wahrscheinlicher, als dass er entkommt.

    Jakob stiehlt Zeitungsfetzen, um sein Lügengebilde aufrecht zu erhalten. Stattdessen stellt er fest, dass die geklaute Zeitung vollkommen unbrauchbar ist, weil die Nazis selbst nur Lügen veröffentlichen und die Nachrichten keinerlei Wert besitzen Das fand ich sehr eindrücklich. Die übrige Bevölkerung wird mit den Lügen, die durch die Propaganda-Medien verbreutet werden, ebenso hingehalten, es wird ebenfalls Hoffnung verbreitet, der gleiche Mechanismus, der auch im Ghetto einsetzt.


    Interessant finde ich den Vorwurf, den sich der Erzähler macht, dass es im Ghetto keinen Widerstand gegeben hat. Beim Lesen ist die Angst vor der Entdeckung und vor dem willkürlichen Tod ständig greifbar, der Erzähler macht sich Vorwürfe, sich nicht gewehrt zu haben. Diese Spannung ist so plastisch beschrieben, das ist echt großartig gelungen.


    Bei der Klohäuschenszene habe ich ja richtig mitgezittert, ob er da heil rauskommt und fand es sehr traurig, dass er sich so in Gefahr gebracht hat und am Ende mit der Zeitung nicht viel anzufangen war.

    Aber interessante Beobachtung, dass auf beiden Seiten die Lügen die Hoffnung erhalten.


    Ich weiß nicht...ich kann ja nachvollziehen, dass der Erzähler das so sieht. Aber welchen Widerstand hätte man da schon leisten können, ohne sich oder gar andere zu gefährden? Wobei mich schon interessiert hätte, ob da einige Widerstand geleistet hatten und was passiert ist. Vielleicht war der Widerstand einfach anders - z.B. eben sich auf das deutsche Klohäuschen zu wagen, um dort nach Infos in einer Zeitung zu suchen.

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  • Aber welchen Widerstand hätte man da schon leisten können, ohne sich oder gar andere zu gefährden? Wobei mich schon interessiert hätte, ob da einige Widerstand geleistet hatten und was passiert ist. Vielleicht war der Widerstand einfach anders - z.B. eben sich auf das deutsche Klohäuschen zu wagen, um dort nach Infos in einer Zeitung zu suchen.

    Ich finde schon, dass das eine Art von Widerstand ist. Sich der Mittel zu bedienen die man hat, auch wenn man sein Leben riskiert.

  • Ich finde schon, dass das eine Art von Widerstand ist. Sich der Mittel zu bedienen die man hat, auch wenn man sein Leben riskiert.

    Ich finde auch schon Widerstand, dass die Hoffnung auf Überleben aufrecht erhalten wird. Oder dass Lina versteckt wird. Oder die beiden Jungen, die sich ausmalen, das Ghetto zu befreien.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich finde schon, dass das eine Art von Widerstand ist. Sich der Mittel zu bedienen die man hat, auch wenn man sein Leben riskiert.


    So hatte ich das auch gemeint und schließe mich Dir an. Der Erzähler mag das anders sehen und vielleicht mehr Ansprüche an Widerstand haben oder einen "aktiveren" Widerstand meinen, etwas, was zum "Umsturz" führt oder zumindest diesen beabsichtigt, aber ich sehe das wie Du - auch "leiser" Widerstand ist ja Widerstand.


    Regenfisch

    Ja, kann man durchaus so sehen, stimmt.

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