'Die Buchhändlerin: Die Macht der Worte' - Seiten 275 - Ende

  • Da mich die Beichte vom alten von Prinz sehr überrascht hat, habe ich mich gefragt, warum denn die Mutter nicht bei Jago und Christa um mehr Verständnis geworben hat für ihren Mann. Warum sie nicht von ihrer jüdischen Vergangenheit und der Rettung der jüdischen Verwalterfamilie gesprochen hat. Warum Jago, der ja schon ein großes Kind war, nicht mehr Zusammenhänge erkannt hat, noch dazu, wo sie ja in der kleinen Verwalterwohnung gelebt haben. Das muss ihm doch seltsam vorgekommen sein

    Meine Gedanken gingen in eine ganz ähnliche Richtung!

  • Ich muss sagen, so richtig wohl habe ich mich damit nicht gefühlt, allerdings ist mir auch keine bessere Lösung eingefallen. Gerade das verbrennen ist in doppelter Hinsicht ja eher schwierig. Einmal die Bücherverbrennung 33 und dann sind ja auch die KZ-Häftlinge am Ende nicht nur vergast, sondern auch verbrannt worden.

    Gestern war meine Tochter auf Schulausflug im KZ Dachau, sie sind dort auch durch die Gaskammern und das Krematorium geführt worden. Alleine bei dem Gedanken daran ist mir ganz anders geworden.

    Was ist denn eigentlich mit den Dingen passiert, die in Buchenwald aus Menschenhaut gefertigt wurden? Es gab ja tatsächlich so Dinge wie Lampenschirme....

  • Also ich suche z.B. im Augenblick nach Büchern, in denen Politikerinnen eine Rolle spielen. Z.B. interessiert mich sehr der Kampf der ersten Politikerinnen und auch der Politikerinnen akutell und ihr Kampf in einem immer noch sehr männlichen Machtapparat.

    Die neue Reihe "Die Frauen vom Reichstag: Stimmer der Freiheit" von Micaela A. Gabriel kennst Du schon? Ich glaube, da ist gerade der 1. Band erschienen...

  • Jago zieht es immer mehr nach Hause. Er liebt seinen Vater und sieht ihm alles nach, was Christa nicht kann. Ich hatte schon Angst, dass das die beiden auseinandertreibt. Bei Martins Geburtstag hat sich Gideon tatsächlich furchtbar verhalten. Ich kann Christas Wut nachvollziehen. Dass sie am Ende einen Weg finden, miteinander umzugehen, ohne dass Christa ihm verzeiht, ist für alle gut. Was ich Gideon hoch anrechne ist, dass er Viola nie zurückgesetzt hat.

    Jago spürt Christas Unzufriedenheit und redet mit ihr. Auch wenn er sie in Alltagsdingen nicht so unterstützt hat, wie es sein sollte, so ist er aber nicht blind. Ich finde es schön, wie er Christa Mut macht, ihren Weg zu gehen.


    Schön ist es, wie die Familie und die Angestellten zusammenhalten und einander unterstützen. Gemeinsam finden sie immer einen Weg.


    Geschichte hat mich am meisten berührt. Er ist so ein lieber Mensch. Er hat nach Werner noch einmal eine Liebe gefunden, doch die Beziehung beendet, als er von seiner Krankheit erfahren hat. Das finde ich aber nicht ganz fair, man sollte nicht nur die guten Tage gemeinsam verbringen. Es ist schön, dass Martin nochmal in die Schweiz reisen und sich dort an die glücklichen Momente nochmal erinnern konnte. Es ist für die anderen, besonders für Christa, schwer ihn gehen zu lassen, aber es war ein schöner Abschied.


    Bei den Gesprächen des Bücherkreises in der Buchhandlung entwickelt Christa auch Verständnis für Doro und gesteht sich auch ein, dass sie die junge Frau beneidet. Schön fand ich, wie Dr. Brinkmann meinte, dass man zu allem eine Meinung haben darf, sich aber nicht zu allem äußern muss.


    Aber ich möchte mich doch äußern: Es ist ein wundervolles Buch, dass unterhält und nachdenklich macht und es war eine tolle Leserunde! Danke für die Begleitung!

  • Ich habe das Buch gestern Abend beendet und ich muss sagen, dass mit der vierte Teil vom Buch am Besten gefallen hat. Hier war die Dichte der Handlung und Personen für am am Besten. Ich hatte nicht mehr das Gefühl in einem Zeitraffer zu stecken.

    Das am Ende ein Buchmesse stand hat mich sehr gefreut. Ich hoffe sehr, dass wir alle mit guten Gefühlen im Oktober nach Frankfurt fahren können.

    Die Szene mit Jagos Vater hat mich ein wenig mit ihm versöhnt, ich weiß nur nicht, warum dies nicht früher in der Familie thematisiert wurde... Auch Jagos Mutter hat keine Andeutungen gemacht, zumindest habe ich keine erkannt (aber vielleicht habe ich sie überlesen).

    Martins Tod hat mich sehr traurig gestimmt, ich mochte ihn sehr.

    Wenn ich beide Teile vergleiche, muss ich gestehen, dass mir der erste Teil besser gefallen hat, aber dies ist sicherlich Geschmacksache oder anders ausgedrückt, über welche Themen man als Leser*in lesen möchte. :knuddel1 Vielen Dank für die Leserunde und eure Kommentare:wave

  • Wenn ich beide Teile vergleiche, muss ich gestehen, dass mir der erste Teil besser gefallen hat, aber dies ist sicherlich Geschmacksache oder anders ausgedrückt, über welche Themen man als Leser*in lesen möchte.

    Darüber habe ich zwischenzeitlich auch nachgedacht, aber ich bin (bisher ?) noch zu keinem Ergebnis gekommen.... Aber vielleicht muss ich das auch nicht? Aber noch bin ich da am Ball...


    Ja, und die Leserunde hat mir auch sehr gut gefallen, wir haben über vieles diskutiert und nachgedacht - und einige Fragestellungen wirken noch immer nach...

  • Ich kann nun verstehen, warum er damals so gehandelt hat, wie er es tat.

    Ja, ich kann es auch nachvollziehen, doch man muss das nicht in einer Bildergalerie zur Schau stellen.

    Hat Gideon mit seinem Sohn nie über die eigene Geschichte gesprochen?

    Es wurde in den Jahren nach dem Krieg doch nicht darüber geredet. Alle wollten vergessen und verdrängen. Mein Vater war bei der Marine. Dass weiß ich, aber viel mehr auch nicht. Es hat mich lange auch nicht sonderlich interessiert. Als bei mir später immer mehr Fragen auftauchten, gab es meinen Vater nicht mehr. Ich weiß aber auch nicht, ob er noch geantwortet hätte.

  • Da mich die Beichte vom alten von Prinz sehr überrascht hat, habe ich mich gefragt, warum denn die Mutter nicht bei Jago und Christa um mehr Verständnis geworben hat für ihren Mann. Warum sie nicht von ihrer jüdischen Vergangenheit und der Rettung der jüdischen Verwalterfamilie gesprochen hat. Warum Jago, der ja schon ein großes Kind war, nicht mehr Zusammenhänge erkannt hat, noch dazu, wo sie ja in der kleinen Verwalterwohnung gelebt haben. Das muss ihm doch seltsam vorgekommen sein. :/ Mir kam diese Wendung fast etwas zuuu unverhofft. Mir wäre es vielleicht tatsächlich "lieber" gewesen, wenn von Prinz ein "einfacher" Mitläufer geblieben wäre. (Das sind natürlich reine Leserinnen-Gedanken. Schließlich hat die Autorin alles Recht ihre Geschichte so zu schreiben wie sie es möchte. ;))

    Das ist ein interessanter Gedanke.


    Christa bekommt zum Ende des Buches eine Art "Sinnkrise" - aber auch hier finden sich Lösungen, mit Hilfe der Familie.

    Von daher endet das Buch versöhnlich und positiv.


    Martins Tod war traurig, aber er hat auch dieses Schicksal angenommen und wieder mit Stärke und Würde.


    Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, der 1. Teil vielleicht ein wenig besser. :-)


    Vielen Dank für die Begleitung der LR, wir haben so viel von dir erfahren.:blume:wave

  • Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, der 1. Teil vielleicht ein wenig besser.

    Ehrlich gesagt, an dieser Frage "knabbere" ich noch immer herum (auch einer der Gründe, warum ich noch keine Rezi geschrieben habe, ich möchte mein Gefühl dafür klar haben...), mich haben beide Bücher auf unterschiedlicher Art und unterschiedlichen Ebenen angesprochen, mein Gefühl schwankt fast täglich

    Aber das in einer Rezi herausarbeiten? Puh, ich glaube, da fehlen mir die Worte...