'Klara und die Sonne' - Seiten 305 - Ende

Clare schrieb:

...Und notieren, dass die Grundvoraussetzungen für ein verantwortliches Arbeiten seinerseits in entscheidenden Parametern nicht gegeben sind.

Das erschreckende ist, dass das natürlich jeder Politiker und jeder Verantwortliche genau weiß und trotzdem nichts passiert, weil auf die soziale Ader und die Empathie der in der Pflege Arbeitenden gesetzt und mit einkalkuliert wird. Ich kenne einige, die in dieses Berufen arbeiten, und alle arbeiten weit über das übliche Maß hinaus bis zu Selbstaufgabe, weil sie ja auch den Beruf ergriffen haben, um sich um andere Menschen zu kümmern. Ohne dieses Engagement würde die Branche lahmliegen.

Regenfisch schrieb:

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Ich habe so manches Mal im Buch gedacht, ob eine Welt mit Robotern nicht eine bessere Welt wäre. Die Welt könnte so viel besser sein, wenn es nicht immer wieder Menschen gäbe, die zu egoistisch und kapitalistisch handeln und damit enormen Schaden anrichten.

Das ist ein wirklich interessanter Gedanke!

Wären Roboter möglicherweise die besseren Menschen?

Sie wären nicht egoistisch, berechnend, nicht erschöpft und nicht überlastet, nicht missgünstig und parteiisch, nicht raffgierig...

Gesetz den Fall, es gäbe solche Roboter, sagen wir auf dem technischen Stand wie Klara: Würden die Menschen ihre freien Kapazitäten dafür nutzen, sich umeinander zu kümmern? Würden Sie das übernehmen, was die Maschinen nicht können, den Part der Empathie, Führsorge?

Ich glaube, dass es so etwas wie die Natur des Menschen gibt, der im Grunde versucht zu überleben, und dass der Unterschied zwischen den machtmissbrauchenden Egoisten und den selbstlosen Hilfsbereiten nur in der unterschiedlichen Ausprägung des sozialen Gewissens und der Fähigkeit, sich gegen die negativen Urinstinkte zu wehren besteht.

Clare schrieb:

Ich glaube, dass es so etwas wie die Natur des Menschen gibt, der im Grunde versucht zu überleben, und dass der Unterschied zwischen den machtmissbrauchenden Egoisten und den selbstlosen Hilfsbereiten nur in der unterschiedlichen Ausprägung des sozialen Gewissens und der Fähigkeit, sich gegen die negativen Urinstinkte zu wehren besteht.

Tja, genauso ist es, aber warum ist das so unterschiedlich?

Das ist bisher nicht zu beantworten und auch nicht mit schwerer Kindheit oder so zu erklären. Schwierige Bedingungen können Menschen positiv beeinflussen oder zugrunde richten.

Leider ist ein Teil der Menschen egoistisch und möchte nur den eigenen Nutzen mehren. Wenn dann gerade die viel Macht haben und wichtige Entscheidungen treffen können, dann haben wir die Welt, die wir gerade bewohnen.

In gewisser Weise ist ein eine Frage der Entscheidung. Gebe ich negativen Tendenzen nach oder tue ich das nicht.

Und die familiäre Prägung und Erziehung spielt mit Sicherheit eine große Rolle, denn sie bestimmt, zu welcher Art Mensch wir werden und wie und unter welchen Gesichtspunkten wir Situationen bewerten und Entscheidungen treffen

Ja. Das denke ich auch.

Dazu kommt noch, ob man ein Menschenfreund ist oder nicht. Es gibt ja durchaus Leute, die kaum andere Menschen mögen.

Ich habe die letzte Seite des Buches gelesen und bin erst mal traurig

Ich finde es so traurig, wie es mit Klara zu Ende geht. Wie sie da alleine auf dem Hof sitzt, sich nicht mehr bewegen kann und nur noch ihre überlappenden Erinnerungen hat. Nach allem was sie für Josie und die Familie gegeben hat, kommt mir ihr Ende so einsam und trostlos vor. Das ist dann wohl dieses "langsame Erlöschen" von dem die Mutter gesprochen hat.

Aber andererseits ist Klara ja anscheinend mit allem sehr zufrieden und glücklich. Ich habe das Gefühl, Klara empfindet ihr Ende auf diesem Hof selbst gar nicht als traurig. Und nachdem Klara selbst so zufrieden mit allem ist, sollte ich wohl auch nicht so traurig darüber sein. Klara hat das Gefühl, alles gegeben zu haben und Josie geholfen zu haben, gesund und glücklich zu werden. Und das ist dann wohl die Bestimmung von einer KF.

Ich weiß tatsächlich nicht, ob die Alternative für Klara, die Mr. Capaldi vorschlägt, besser oder schöner für sie gewesen wäre? Er wollte ihre "schwarze Box" öffnen und ihr Geheimnis, also wohl ihre Programmierung erforschen? Das hätte ja für Klara ein sofortiges Erlöschen bedeutet? Wäre das besser gewesen?

KFs sind wohl nur so programmiert, dass sie eine begrenzte Zeit für ein Kind/ eine Jugendliche eine Hilfe sind und danach nicht mehr gebraucht werden können. Das empfinde ich schon als traurig, auch wenn es sich ja "nur" um einen Roboter handelt. Aber Klara war für mich so menschlich und liebenswert, das ich sie sehr in mein Herz geschlossen habe.

Ich finde das Ende passt perfekt zu dem Buch. Und es ist ein typisches Ishiguro-Buch, was mich mal wieder sehr zum Nachdenken anregt. Und auch wenn ich am Anfang von dem Buch gerne mehr Antworten auf viele Fragen gehabt hätte, finde ich es jetzt am Ende als vollkommen in Ordnung, dass ich nicht mehr über diese seltsame Welt erfahre und mir dafür selber meine Gedanken machen kann.

ich muss das Ganze jetzt erst mal ein wenig sacken lassen und dann in Ruhe Eure ganzen Beiträge dazu lesen.

Ich finde das Verlöschen auch so schlimm.

Aber ich kann verstehen, dass sie sich nicht für Capaldi opfern wollte.

Ich weiß gar nicht, wie ich die Rezension schreiben soll.

Booklooker schrieb:

Ich finde das Verlöschen auch so schlimm.

Aber ich kann verstehen, dass sie sich nicht für Capaldi opfern wollte.

Ich weiß gar nicht, wie ich die Rezension schreiben soll.

Aber hat Klara das selbst entschieden, wie es mit ihr weitergehen soll? War es nichts so, dass die Mutter sie nicht in Capaldis Hände geben wollte?

Clare schrieb:

Aber hat Klara das selbst entschieden, wie es mit ihr weitergehen soll? War es nichts so, dass die Mutter sie nicht in Capaldis Hände geben wollte?

Ach, war das so? Ich erinnere mich gerade gar nicht.

Booklooker schrieb:

Ach, war das so? Ich erinnere mich gerade gar nicht.

Ich müsste nochmal nachlesen. So ist es jedenfalls in meiner Erinnerung.

Ich glaube auch, dass sie zu Capaldi hätte gehen können, das aber nicht wollte. Ich lese es nochmal.

Interessant finde ich, dass sich Klara niemals für sich selber über irgend etwas beklagt.

Ich glaube, dass ich das Ende wirklich nochmal lesen muss. Ich erinnere mich an das Gespräch zwischen der Mutter und Capaldi, und ich meine, dass sie sagte, dass Klara etwas Besseres verdient hätte und sie ihr das langsame Verlöschen gönnen würde. Mir war nicht bewusst, dass Klara da etwas mitbestimmen konnte.

Das gefiele mir als empathischer Akt der Mutter, die sich nicht vorstellen kann, dass Klara auseinandergenommen oder an ihr rumexperentiert wird.

Ich muss nochmal gucken.

Das Gespräch gab es auch. Aber ich meine, dass sie dann am Ende selber entscheiden durfte.

Ich habe nochmal nachgelesen und tatsächlich hat dann die Mutter entschieden. Klara hatte sich mit allem einverstanden erklärt, wenn es für Josie und ihre Mutter "keine Unannehmlichkeiten" bedeutet.

Das ist auf jeden Fall ein Buch, das noch lange in mir nachwirkt. Ich habe es schon vor zwei Tagen beendet und muss doch ganz oft noch an Klara denke.

Was ich mich die ganze Zeit frage: ist Klara denn überhaupt zu echten Gefühle, also zum Beispiel zu Liebe fähig? Sie ist doch eigentlich nur ein Computer, also bei ihr ist alles nur programmiert. Sie kümmert sich ja aufopferungsvoll um Josie, aber macht sie das aus Liebe und Zuneigung, oder nur weil bei ihr einprogrammiert wurde, dass sie sich um ihre Besitzer bestmöglich kümmern soll?

Hätte sie sich genauso um Josie gekümmert, wenn die zu ihr zum Beispiel unfreundlich gewesen wäre ? Hätte sie sich dann genauso geopfert für sie? Wahrscheinlich schon denke ich.

Also sind Roboter dann vielleicht doch die besseren Menschen?

Rumpelstilzchen schrieb:

Ich habe nochmal nachgelesen und tatsächlich hat dann die Mutter entschieden. Klara hatte sich mit allem einverstanden erklärt, wenn es für Josie und ihre Mutter "keine Unannehmlichkeiten" bedeutet.

Rouge schrieb:

Was ich mich die ganze Zeit frage: ist Klara denn überhaupt zu echten Gefühle, also zum Beispiel zu Liebe fähig? Sie ist doch eigentlich nur ein Computer, also bei ihr ist alles nur programmiert. Sie kümmert sich ja aufopferungsvoll um Josie, aber macht sie das aus Liebe und Zuneigung, oder nur weil bei ihr einprogrammiert wurde, dass sie sich um ihre Besitzer bestmöglich kümmern soll?

Hätte sie sich genauso um Josie gekümmert, wenn die zu ihr zum Beispiel unfreundlich gewesen wäre ? Hätte sie sich dann genauso geopfert für sie? Wahrscheinlich schon denke ich.

Also sind Roboter dann vielleicht doch die besseren Menschen?

Ich denke nicht, dass Klara wirklich Liebe im uns bekannten Sinn empfunden hat. Sie hat beobachtet, analysiert, aber wirklich gefühlt? Schwierige Frage.

Selbst wenn sie alles zu opfern bereit war, weil es ihrer Programmierung entsprach: Ist nicht auch das eine Definition von Liebe?

Vielleicht muss man den Begriff Liebe einfach weiter fassen, wenn irgendwann KFs entwickelt werden sollten.

Vielleicht interessiert euch auch dieser Artikel, zu "Pepper" habe ich dieses Woche auch einen Bericht im Radio gehört, weiß aber nicht mehr, ob im Deutschlandfunk oder bei WDR5.

Roboter "Pepper"

Danke für den Link zu dem Artikel Rumpelstilzchen  

Vor allem das you-tube-Video fand ich interessant. Wobei ich mir Klara vom Aussehen her ganz anders vorgestellt hätte.

Klara ist sicher auch menschenähnlicher. Ich denke, die Peppers sind absichtlich roboterhaft, um deutlich zu machen, dass es eben keine Menschen sind.