'Mehr als die Gerechtigkeit' - Seiten 001 - 094

  • - ich muss doch irgendwie bekloppt sein, oder?

    Genau diese Frage stelle ich mir auch oft... Wir Leseratten sind doch immer etwas verschroben: da lesen wir im Akkord Bücher...

    Aber am Loslassen ihrer Tochter muss sie wohl noch ein wenig arbeiten.

    Tja....

    Die Bombenräumer wissen schon, was sie tun.

    Für die Bombenentschärfer habe ich die aller größte Hochachtung!!! Wenn sie interviewt werden, wirken sie immer vollkommen gelassen und in sich ruhend - während mir der A... auf Grundeis gehen würde...

    dass parallel ähnliche Aktionen in den USA liefen. Dort wurden noch bis in die frühen 80er Menschen zwangssterilisiert, häufig ohne zu erfahren, was mit ihnen geschah

    Das hatte ich bis zu diesem Buch nicht gewusst...

  • Man bekommt hier im ersten Abschnitt einige Zusammenfassungen vergangener Geschehnisse. Ich habe über manches tatsächlich nur drüber gelesen, da ja auch Details behandelt werden aus Büchern, die ich noch nicht kenne. Das war irgendwie doof für mich. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich das meiste wieder vergessen habe, bis die die Bücher lese. :lache


    Das Charlotte noch keinen Mann hat, finde ich nicht schlimm. Aber sollte es so bleiben - was ich nicht vermute - dann wäre es schon traurig, dass sie in die Fußstapfen ihrer Mutter tritt. Muss nicht sein. Wenigstens ihr wünsche ich eine erfüllte Partnerschaft. Der halbe Ausländer macht einen sperrigen aber interessanten Eindruck.


    Zwei Sachen haben mich beschäftigt. Zum einen die Aussage, dass Fritz um der Gerechtigkeit willen das Gesetz schon mal verbiegt. Nach eigenem Gutdünken. Ich weiß, was hier gemeint ist, finde ich aber prinzipiell nicht gut. Irgendwie hat mich gestört, wie das ausgedrückt war. Das klang negativ für mich. Nach Selbstjustiz.


    Und erschütternd, dass man einen solchen Test brauchte, wenn man als geouteter Homosexueller seine Approbation wieder wollte. Das dauerte ja noch eine ganze Weile, bis sich da etwas tut. Dennoch sehr sehr schräg. Hier ist das Opfer natürlich einer von den Schlechten. Aber ganz prinzipiell erschreckend.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 1 - Tad Williams



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Das Problem bei Klappentexten ist ja, dass sie neugierig machen sollen und nicht zu viel verraten. Wir haben lange darüber diskutiert, ob es zu viel verraten war oder ob es neugierig macht. Also entschieden wir uns für "neugierig" - und setzten ein bisschen auf die Schadenfreude derer, die Krüger noch kennen - man will dann wissen, wer ihn aus dem Weg geräumt hat. Es war so ähnlich wie mit dem Klappentext bei Mohlenberg 2 - da wird auch verraten, dass sie ein dunkelhäutiges Kind bekommt, da haben wir auch lange diskutiert, ob es zu viel ist, oder ob gerade das neugierig macht. Letztlich entschieden wir uns dafür, auf die Neugier zu setzen. Gute Klappentexte zu schreiben, ist eine echte Kunst und harte Arbeit, immer an der Gratwanderung zwischen nichtssagend und Spoiler.

    Für meinen Geschmack hätte es das nicht gebraucht. Wie ich überhaupt finde, dass Klappentexte überbewertet werden. Für mich reicht es völlig aus, wenn ich das Genre, die Zeit, einordnen kann und in welche Richtung die Story gegen wird. Also ob Liebesgeschichte, eher historisch oder crime oder fantasy. Manchmal ist sogar das schon zu viel. Ich hab da ein, zwei Bücher im Hinterkopf, wo der Wow-Effekt genial war, weil man nicht wusste, wo die Reise hingeht. Mag natürlich nur jemand, der nicht auf ein Genre festgelegt ist. Das ist ungefähr genauso kompliziert wie die Frage, ob und welche Triggerwarnungen man sich erwartet. Ich brauche das gar nicht, da ich mir sage, wenn es too much ist, höre ich zu lesen auf oder überlese die betreffenden Stellen. Aber das wird ja auch heiß diskutiert.

    Wichtiger als der Klappentext ist mir der Schreibstil. Den teste ich IMMER bei neuen AutorINNen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 1 - Tad Williams



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Jeder von uns könnte übrigens noch heute zu den Opfern des 2. Weltkriegs werden und durch das Kriegsopferfürsorge-Gesetz entschädigt werden. Nämlich dann, wenn wir durch einen Blindgänger aus dem 2. WK verletzt werden würden. Das heißt, es könnten auch noch Leute Opfer des 2. WK werden, die erst 100 Jahre später geboren wurden, weil man so geregelt hat, wie man für Schäden durch Blindgänger entschädigt wird.

    Das ist ja mal interessant. In München liegen ja auch noch Bomben und hi und da wird da was gefunden. Gott sei Dank nicht sehr oft. Also nicht sehr viele meine ich damit.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 1 - Tad Williams



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Und erschütternd, dass man einen solchen Test brauchte, wenn man als geouteter Homosexueller seine Approbation wieder wollte. Das dauerte ja noch eine ganze Weile, bis sich da etwas tut. Dennoch sehr sehr schräg. Hier ist das Opfer natürlich einer von den Schlechten. Aber ganz prinzipiell erschreckend.

    Aber das war eben die damalige Zeit... Egal, ob "Gute" oder "Schlechte" Richard hält ja von dem Test sowieso nichts... Aber vielleicht mal die Frage an MelanieM , ob sie weiß (Quatsch eigentlich, natürlich weiß sie!!!), wie sich ein Mensch wie Dr. Krüger (jetzt mal unabhängig von seiner Rolle im Buch) hätte rehabilitieren können ...

  • Das ist mir auch viel wichtiger... Aber Klappentexte auch, deshalb fand ich MelanieM s Ausführungen ganz interessant, unter diesen Aspekten hatte ich es bisher nicht betrachtet...

    Finde ich auch immer spannend, wenn die Autorin berichtet, wie es zu Klappentext oder Cover kam. Macht ja jeder Verlag anders. Erfreulich, wenn die Autorin mitwirken darf. Da stimmt zumindest der Inhalt des Klappentextes. :)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 1 - Tad Williams



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ja, bei Klappentexten bin ich auch eher empfindlich. Ich mag es nicht, wenn ich gespoilert werde und Sachen erfahre, die erst sehr spät im Buch geschehen. Aber ich verstehe natürlich, dass man mit einem Klappentext Neugier wecken will - und hier finde ich es tatsächlich nicht schlimm. Eigentlich war uns ja klar, dass es wieder zu einem Todesfall im Umfeld kommt, oder?

  • Zwei Sachen haben mich beschäftigt. Zum einen die Aussage, dass Fritz um der Gerechtigkeit willen das Gesetz schon mal verbiegt. Nach eigenem Gutdünken. Ich weiß, was hier gemeint ist, finde ich aber prinzipiell nicht gut. Irgendwie hat mich gestört, wie das ausgedrückt war. Das klang negativ für mich. Nach Selbstjustiz.

    Man muss Fritz aus seiner Sozialisation heraus sehen. Als er jung war, war es das Gesetz, Kranke zu töten, politische Gegner einzusperren und es war so "halblegal", Juden und andere missliebige Personen zu vergasen. Ich sage "halblegal", weil das ja im Geheimen passierte, es gab dafür kein Gesetz. Aber für das Einsperren politisch andersdenkender Menschen, für ihre Hinrichtung und auch für die Euthanasie und die Zwangssterilisationen gab es Gesetze. Wer sie nicht befolgte, stellte sich gegen das Gesetz. Und genau das ist damit gemeint. Wenn Gesetze Unrecht zu Recht erklären, muss man sich überlegen, ob sie nicht auch schon mal verbiegen darf, oder ob es sogar Pflicht wäre.

    Und erschütternd, dass man einen solchen Test brauchte, wenn man als geouteter Homosexueller seine Approbation wieder wollte. Das dauerte ja noch eine ganze Weile, bis sich da etwas tut. Dennoch sehr sehr schräg. Hier ist das Opfer natürlich einer von den Schlechten. Aber ganz prinzipiell erschreckend.

    Das war ja von mir in "Die Stimmlosen" absichtlich so dargestellt. Krüger wurde für Kindermord im Rahmen der Euthanasie zweimal freigesprochen - weil das damals erlaubt war. Für seine Homosexualität kam er ins Gefängnis - weil das damals verboten war. Und am Ende sagte Richard ja, dass er nun schon drei Verfahren gegen Krüger erlebt hat - und alle waren eine Schande für die deutsche Justiz. Es sollte der bittere Beigeschmack bleiben. Am Ende kommt Krüger ins Gefängnis und darf nicht mehr als Arzt arbeiten - das hat er verdient. Aber die Gründe waren falsch, weil er es nicht wegen seiner Homosexualität verdient hat, sondern wegen der Kindermorde.

    Aber vielleicht mal die Frage an MelanieM , ob sie weiß (Quatsch eigentlich, natürlich weiß sie!!!), wie sich ein Mensch wie Dr. Krüger (jetzt mal unabhängig von seiner Rolle im Buch) hätte rehabilitieren können ...

    Es wäre tatsächlich nur durch eine erfolgreich bestätigte Konversionstherapie möglich gewesen. Wenn er hätte nachweisen können, dass er nicht mehr homosexuell ist. Und das glaubhaft darlegt. Deshalb wollte er das Attest von seinem Intimfeind, weil das unanfechtbar gewesen wäre. Richard hätte niemand unterstellt, Krüger ein Gefälligkeitsattest auszustellen. Ansonten durften Homosexuelle damals viele Berufe nicht mehr ausüben. Sie durften nichts machen, wo sie mit Jugendlichen zu tun hatten, und sie konnte auch nicht mehr Juristen werden, wenn sie wegen Homosexualität vorbestraft waren. Ärzte, Lehrer, alle möglichen sozialen Berufe und alle juristischen Berufe waren Ihnen nicht mehr zugänglich. Sie konnte auch als Handwerksmeister keine Lehrlinge mehr ausbilden - sie könnten die ja "verderben". Künstler ging noch, oder einfacher Handwerksgeselle, oder einfacher Arbeiter, aber ganz viele Berufe fielen flach. Und da wir heute wissen, dass Konversionstherapien nicht funktionieren, gab es im Prinzip keine Chance, wenn man erst mal als Homosexueller vorbestraft war.

  • Und genau das ist damit gemeint. Wenn Gesetze Unrecht zu Recht erklären, muss man sich überlegen, ob sie nicht auch schon mal verbiegen darf, oder ob es sogar Pflicht wäre.

    Ich weiß natürlich, wie du es gemeint hast. Ist mir einfach nur so in den Sinn gekommen. Wenn man das ganze Drumrum nicht genau kennt, dann ist die Aussage einfach etwas sperrig für mich. ;)

    Das war ja von mir in "Die Stimmlosen" absichtlich so dargestellt.

    Das hab ich ja noch nicht gelesen.


    Sehr erschreckend, was Homosexuelle nicht mehr durften. Kann ich mir heute gar nicht mehr vorstellen. Zum Glück.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Die Hexenholzkrone 1 - Tad Williams



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich hatte mit dem ersten Abschnitt so meine Schwierigkeiten.

    Für mich kamen zu wenige Gefühle, zu viele neue Personen und zu viele Geschehnisse mit einem Mal in gefühlt geballter Ladung aufeinander. Ich wusste gar nicht, welche Situation jetzt die ist, mit der ich mich als Leser beschäftigen soll, da ich mich dann gefühlsmäßig schon wieder in einer neuen Situation vorgefunden habe.

    Dieser Abschnitt fühlte sich anders an, wie all die anderen Bücher von dir MelanieM . ?(

    Teilweise hat mich sogar die Leselust verlassen, weil ich mich in diesem Abschnitt einfach nicht wohlgefühlt habe. Erst waren wir auf Gut Mohlenberg, mit einem Mal waren wir dann in Hamburg, dann bei dem Derby, dann in der Bar / dem Restaurant, dann im Kaufhaus und alles hintereinander ohne, dass ich mich in einer Situation und Umgebung hätte einfinden können.

    Somit sind mir auch die Charaktere nicht greifbar vorgekommen und ich kann mich nicht einmal mit Charlotte identifizieren, obwohl ich gerade sie im vergangenen Band so toll fand.

  • Für mich kamen zu wenige Gefühle, zu viele neue Personen und zu viele Geschehnisse mit einem Mal in gefühlt geballter Ladung aufeinander. Ich wusste gar nicht, welche Situation jetzt die ist, mit der ich mich als Leser beschäftigen soll, da ich mich dann gefühlsmäßig schon wieder in einer neuen Situation vorgefunden habe.

    Dieser Abschnitt fühlte sich anders an, wie all die anderen Bücher von dir MelanieM

    Vielen Dank, das ist sehr interessant für mich.

    Somit sind mir auch die Charaktere nicht greifbar vorgekommen und ich kann mich nicht einmal mit Charlotte identifizieren, obwohl ich gerade sie im vergangenen Band so toll fand.

    Ich bin mal gespannt, ob sich das ändert.