'Ein einfaches Leben' - Seiten 375 - 452

  • Honsu findet nach acht Jahren Suche Noa. Da er aber von allen als Japaner gesehen wird, und sobald es raus kommt, er seine Arbeit verliert, womöglich seine Frau und seine Kinder, ist das für ihn eine Katastrophe.

    Honsu zeigt Sunja wo ihr Sohn lebt. Aber sie kann es nicht erwarten und steigt aus dem Wagen, redet mit ihm und er verspricht, dass er sie besuchen kommt.

    Was danach kommt, da musste ich erstmal pausieren. Aber es ist die logische Konsequenz. Wer ist dafür verantwortlich? Die Japaner, die die Koreaner nur für Diebe und Gesindel halten? Honsu, der seinen Aufenthaltsort herausfindet und ihn Sunja mitteilt? Oder Sunja, die in ihrer Mutterliebe alles zum Scheitern bringt? Das ganze Lügengebäude, das Noa aufgebaut hat?

    Auf jeden Fall für mit der bisher erschütterndste Todesfall.

  • Dieser Abschnitt wird von zwei Todesfällen eingerahmt. Am Anfang der betrunkene Taxifahrer, der Yumi anfährt, und am Ende der Selbstmord Noas, nachdem seine Familie ihn gefunden hat.


    Ich war sehr kurz vorm Abbrechen. Nur bin ich zu weit, das Ende will ich mitbekommen. Und ich finde es wichtig, meinen Horizont zu erweitern, da muss ein Buch nicht schön sein zu lesen. Aber bei all dem Leid, warum musste Yumi auf diese Art und Weise sterben. Wollte Lee zeigen, neben all den persönlichen Schwierigkeiten gibt es noch die grausamen Zufälle des Lebens? Ich verstehe nicht, was diese Entscheidung bringt. Damit Salomon mit der neuen Freundin von Mozasu, Etsuko, eine Japanerin in der Familie (mehr oder weniger hat), die auch Japanern gegenüber Koreaner verteidigt? Wenn das der Grund sein sollte, bin ich enttäuscht. Aber dazu finde ich das Buch auch zu gut geschrieben, dass sie es sich so einfach macht.

  • Ich glaube nicht, dass das der Grund ist, also eine den Koreanern gegenüber loyale Japanerin ins Spiel zu bringen. Vor allem wird sie ja von Japanern ihrer Scheidung wegen auch nicht mehr akzeptiert. Dass Yumi sterben musste war schlimm, nun wächst wieder ein Kind ohne eine vollständige Familie auf.

    Aber das ist eine Linie, die sich stringent durch das Buch zieht.

  • In diesem Abschnitt wird mir erst richtig klar, mit welcher Verachtung die Japaner den Koreanern begegnen. Egal ob in der Schule oder von Behörden aus, das Prozedere, dass Solomon da über sich ergehen lassen muss ist ja die reine Schikane.

    Und dann sieht Noa, weil auch nur die Möglichkeit besteht seine Herkunft könnte auffliegen, keinen anderen Ausweg als den Selbstmord.

  • Mir geht die Lektüre des Buches tatsächlich auch durch Mark und Bein.

    Gleich mehrere Protagonisten reden in diesem Abschnitt von Selbstmordgedanken. Angesichts der unmenschlich anmutenden Disziplin, die sie aufbringen müssen, um halbwegs anständig zu leben, eigentlich kein Wunder.

    Ich frage mich, wie so eine Gesellschaft auf Dauer funktioniert. :gruebel Es sind ja nicht gerade wenige Koreaner, die als Unterdrückte in Japan leben. Im Grunde sind sie heimatlos, obwohl die zweite Generation ja schon in Japan geboren wurde. So ein Leben, ohne Aussicht und immer mit der Angst im Nacken, entdeckt zu werden, kann ich mir kaum vorstellen. Schrecklich! Auch eine Rückkehr in die Heimat ist ja keine Option.

    Wie muss es sich anfühlen, wenn man sogar den eigenen Namen verschleiern muss? :gruebel


    Noas Selbstmord erschüttert mich, ich kann ihn aber auch nachvollziehen. So traurig! :heul



    Ich war sehr kurz vorm Abbrechen.

    Auch das kann ich nachvollziehen, obwohl es mir nicht so geht. Zwischendurch habe ich auch gedacht, jetzt ist es mal gut mit den vielen Unglücken und Toten. Auf der anderen Seite erfahren gibt es sonst kaum eine Möglichkeit, das Leben der in Japan lebenden Koreaner darzustellen. Laut dem, was ich jetzt so nebenbei im Netz angelesen habe, ist das schon sehr realistisch.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Auch das kann ich nachvollziehen, obwohl es mir nicht so geht. Zwischendurch habe ich auch gedacht, jetzt ist es mal gut mit den vielen Unglücken und Toten. Auf der anderen Seite erfahren gibt es sonst kaum eine Möglichkeit, das Leben der in Japan lebenden Koreaner darzustellen. Laut dem, was ich jetzt so nebenbei im Netz angelesen habe, ist das schon sehr realistisch.

    Das Abbrechen bezog sich hauptsächlich auf den Anfang des Abschnitts, auf Yumis Tod. Diese Entscheidung, Yumi aus dem Roman zu nehmen verstehe ich von der Autorin nach wie vor nicht, ich erkenne einfach keinen Grund oder einen weiteren Blickwinkel, diese Schippe zu all dem Leid noch draufzupacken. Auf diese Art.

  • Das Abbrechen bezog sich hauptsächlich auf den Anfang des Abschnitts, auf Yumis Tod. Diese Entscheidung, Yumi aus dem Roman zu nehmen verstehe ich von der Autorin nach wie vor nicht, ich erkenne einfach keinen Grund oder einen weiteren Blickwinkel, diese Schippe zu all dem Leid noch draufzupacken. Auf diese Art.

    Auf diese Art? Der Unfall oder so jung? Ich könnte mir vorstellen, die Autorin wollte wirklich diese Ebene ansteuern, also die Beziehung zu Etsuko und ihre Probleme als Japanerin oder die mit ihrer Tochter.

  • Auf diese Art? Der Unfall oder so jung? Ich könnte mir vorstellen, die Autorin wollte wirklich diese Ebene ansteuern, also die Beziehung zu Etsuko und ihre Probleme als Japanerin oder die mit ihrer Tochter.

    Das glaube ich auch. Insgesamt finde ich den Roman schon etwas konstruiert, aber ich denke, die Autorin wollte möglichst viele verschiedene Leben erzählen und aufzeigen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Auf diese Art? Der Unfall oder so jung? Ich könnte mir vorstellen, die Autorin wollte wirklich diese Ebene ansteuern, also die Beziehung zu Etsuko und ihre Probleme als Japanerin oder die mit ihrer Tochter.

    Natürlich. Aber muss es dafür ein betrunkener Taxifahrer sein? Da hätte es doch viele Möglichkeiten gegeben. Mit dieser Art meine ich so zufällig, beliebig, sinnlos, wenn es eh schon s viel begründetes Leid gibt.

  • Natürlich. Aber muss es dafür ein betrunkener Taxifahrer sein? Da hätte es doch viele Möglichkeiten gegeben. Mit dieser Art meine ich so zufällig, beliebig, sinnlos, wenn es eh schon s viel begründetes Leid gibt.

    Ich sehe da eine Verbindung zu Noa. Nach dem Gespräch mit seiner Mutter geht er rein und erschießt sich. Yumis Tod ist genau so. Es überrumpelt den Leser, es ist unerwartet und erscheint sinnlos. Manchmal wünscht man sich schon, den Autor zu seinen Motiven fragen zu können.

  • Das glaube ich auch. Insgesamt finde ich den Roman schon etwas konstruiert, aber ich denke, die Autorin wollte möglichst viele verschiedene Leben erzählen und aufzeigen.

    Ich habe auch das Gefühl, dass sie hier Geschichten/Leben aus ihrem journalistischen Alltag mit verarbeitet hat. Mehr als die Toten beschäftigt mich tatsächlich die Fremdheit dieser asiatischen Mentalität. Diese Demut und dieses überhöhte (Für westliche Maßstäbe) Ehrgefühl. Das ist uns hier doch so fremd. Das ist fasznierend und erschreckend zugleich. Es manifestiert sich in jeder kleinen Szene aber auch in den Selbstmorden. Ich denke, diese "Selbstmord-Harakiri-Kultur" das ist fest in dieser Gesellschaft verankert. Der Einzelne zählt nicht so viel und wenn, dann muss er sich perfekt und makellos einfügen in die Gesellschaft. Dass das Leben der Kinder zerstört ist, weil die Mutter fremd geht und der Vater sie rausschmeißt z.B. Dass Noa sich umbringt, weil er nicht will, dass herauskommt, dass er Koreaner ist. Dass Homosexualität ein Grund ist, sich Gedanken über Selbstmord zu machen. Usw. und so fort. Und ein kleines "einfaches" Leben ist alles, was erstrebenswert ist. Dazu noch die Art der Japaner, dass sie Koreaner noch in die zweite und dritte Generation wie Einwanderer behandeln. Aber auch die Demut der Koreaner, dass meist so hinzunehmen. Das Buch ist wirklich keine leichte Lektüre.


    Ich tu mich ja prinzipiell schwer mit Büchern, in denen viele Zeitsprünge drin sind. Hier nehme ich es hin, weil mir inzwischen klar ist, dass es ein Sittengemälde sein soll. Eine komplette Familiengeschichte. Habe inzwischen auch mal in die Serie eine halbe Stunde reingeschaut. Da wird das sehr gut verarbeitet in dem zwischen den Zeiten hin und her gesprungen wird.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Das Abbrechen bezog sich hauptsächlich auf den Anfang des Abschnitts, auf Yumis Tod. Diese Entscheidung, Yumi aus dem Roman zu nehmen verstehe ich von der Autorin nach wie vor nicht, ich erkenne einfach keinen Grund oder einen weiteren Blickwinkel, diese Schippe zu all dem Leid noch draufzupacken. Auf diese Art.

    Ich fand es traurig für Vater und Sohn. Aber die Zeitsprünge führen in inzwischen dazu, dass ich die Leben der Personen mehr von oben betrachte und mein Herz nicht mehr dran hängt. Einerseits schade aber andererseits finde ich es immer noch sehr interessant zu lesen. Einfach, weil ich mehr von dieser ganzen Fremdheit erfahren darf.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich fand es traurig für Vater und Sohn. Aber die Zeitsprünge führen in inzwischen dazu, dass ich die Leben der Personen mehr von oben betrachte und mein Herz nicht mehr dran hängt. Einerseits schade aber andererseits finde ich es immer noch sehr interessant zu lesen. Einfach, weil ich mehr von dieser ganzen Fremdheit erfahren darf.

    Neben der Gartenarbeit konnte ich heute diesen Abschnitt beenden.

    Dieser kurze Satz, dass Noa sich erschossen hat, hat mich auch schockiert.

    Aber ich sehe das Buch ähnlich wie hollyhollunder es hier beschreibt.

    Über einen langen Zeitraum und einige Generationen und viele Familien betrachtet sind es vielleicht gar nicht "so viele" Schicksalsschläge.:/

    Wenn ich manchmal mit meiner Mutter rede und sie erzählt von früher - da gab es auch nicht wenige tragische Ereignisse im größeren Familien- oder Bekanntenkreis.

  • Neben der Gartenarbeit konnte ich heute diesen Abschnitt beenden.

    Dieser kurze Satz, dass Noa sich erschossen hat, hat mich auch schockiert.

    Aber ich sehe das Buch ähnlich wie hollyhollunder es hier beschreibt.

    Über einen langen Zeitraum und einige Generationen und viele Familien betrachtet sind es vielleicht gar nicht "so viele" Schicksalsschläge.:/

    Wenn ich manchmal mit meiner Mutter rede und sie erzählt von früher - da gab es auch nicht wenige tragische Ereignisse im größeren Familien- oder Bekanntenkreis.

    Oh ja, das ist sicher richtig. Wenn man seine eigene Familiengeschichte ab Urgroßeltern anschaut, sind da auch sehr viele tragische Ereignisse. Man liest sie nur nicht so geballt nacheinander wie in dem Buch.

  • Wenn ich manchmal mit meiner Mutter rede und sie erzählt von früher - da gab es auch nicht wenige tragische Ereignisse im größeren Familien- oder Bekanntenkreis.

    Boa, da fällt mir sofort die Familiengeschichte meiner längsten Freundin ein, die den Vater, die Mutter und die Schwester an den Krebs verloren hat, deren Schwester einen behinderten Sohn bekommen hat, deren Mann Krebs hatte etc. p.p. Zu viel für ein einziges Menschenleben.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)