'Bergleuchten' - Prolog - Kapitel 07

  • Ich starte mal ...

    :wave

    Zum Prolog:

    Der Prolog setzt mit der Jungfernfahrt ein. Gleich zu Beginn erfahren wir Ort und Zeit. Das mag ich ganz gerne, ich brauche diese Koordinaten, aber das geht vielleicht nicht jedem so.


    Wir erfahren neben Ort und Zeit auch anderes Wichtiges:

    - die Bedeutung des Tunnelbaus als längster Eisenbahntunnel der Welt

    - die Bauzeit

    - die Opfer. Bei der Aufzählung der Opfer kommen die kleinen Leute wie so oft zu kurz. Daher denke ich, dass das ein Thema im Roman sein wird: die Lage der Arbeiter, dieser kleinen Leute, die so oft übersehen werden.


    Wir treffen auch die ersten Personen, die die Handlung vermutlich tragen werden. Da ist vor allem Helene mit ihrem Mann, und weil ihr Mann namenlos bleibt im Unterschied zu den anderen Personen, vermute ich, dass auch das ein Thema sein wird. Der Tunnelbau wird sich, denke ich, mit einer Liebesgeschichte verknüpfen.


    Und noch ein Thema klingt an: Der Tunnelbau polarisiert die Fuhrhalter. Die einen stemmen sich gegen den Tunnelbau, weil sie vermutlich befürchten, dass er sie brotlos macht; diese Sorge wird im Prolog schon als unbegründet dargestellt, weil die Fuhrhalter jetzt die Touristen fahren. Und dann sind da die anderen (Herger), die sich offenbar mit dem Tunnelbau arrangieren.


    Die Rede des Präsidenten hat mich nachdenklich gemacht. Ich gehe davon aus, dass sie überliefert ist, also tatsächlich so gehalten wurde? Dass er den Tunnelbau mit einem Kriegsereignis vergleicht, dass da einige Arbeiter auf dem "Schlachtfeld der Ehre" umgekommen sind - das ist unserem heutigen Denken doch sehr fremd. Aber es tröstet vielleicht die Angehörigen.


    Kapitel 1 - 8

    Ich habe mir das Hörbuch besorgt, und die Kapitel hören sich sehr leicht und flüssig! Ich muss eher aufpassen, nicht übers Pensum hinauszuhören.


    Was mir besonders Spaß macht, ist die Sprecherin. Sandra Hüller ist Schweizerin und liest perfekt. Aber die Dialoge spricht sie im Schweizer Hochdeutsch mit diesem besonderen Tonfall, und das macht die Geschichte sehr authentisch.

    Gefällt mir gut!


    Wir lernen Helene genauer kennen. Ein ungewöhnliches Mädchen. Sie ist weniger im Haushalt tätig, sondern in der Männderdomäne des Fuhrhalters. Sie fährt mit ihrem Vater mit und kennt das "Handwerk" des Fuhrhalters. Sie würde gerne den Betrieb übernehmen, aber Frauen dürfen keine Fuhrhalterei betreiben.

    Das Beste wäre daher, so die Mutter, Helene würde jemanden heiraten, der den Betrieb dann übernimmt. Der Vater scheint mir gelassener zu sein...?

    Das Ehepaar hat offensichtlich den einzigen Sohn, den Erben verloren; ob wir da mehr erfahren? Unfall?


    Die Fahrt über den Pass setzt Können und Erfahrung voraus. Wir erfahren von den Gefahren der Strecke: schmale Straßen, gefährlicher Nebel, enge Kehren, enge Brücken wie die Teufelsbrücke.

    Helene ist sehr heimatverbunden, und die Naturbeschreibungen haben mir gut gefallen.

  • Ich starte mal ...

    :wave

    Die Rede des Präsidenten hat mich nachdenklich gemacht. Ich gehe davon aus, dass sie überliefert ist, also tatsächlich so gehalten wurde? Dass er den Tunnelbau mit einem Kriegsereignis vergleicht, dass da einige Arbeiter auf dem "Schlachtfeld der Ehre" umgekommen sind - das ist unserem heutigen Denken doch sehr fremd. Aber es tröstet vielleicht die Angehörigen.

    Die Rede ist überliefert, ich habe sie allerdings gekürzt. Länger wollte ich diesen pathetischen Stil keinem zumuten.


    Das Hörbuch ist super. Ich bin auch total begeistert von der Sprecherin.

  • Den Nebel haben wir übrigens genau so erlebt, wie ich ihn im Buch beschrieben habe. Wir bei schönem Wetter von Göschenen aus losgefahren - um dem üblichen Stau vor dem Gotthardstraßentunnel zu entgehen, und nach der Passhöhe bei der Abfahrt, kamen wir in die Wolken. Die Sicht war so schlecht, dass wir uns quasi am Mittelstreifen entlanggehangelt haben und da hat man immer nur bis zu nächsten Markierung gesehen. Wir haben drei Kreuze gemacht, als wir das wieder raus waren.

  • Was für eine Leistung, diesen Tunnel durch das Bergmassiv zu treiben! Bei der offiziellen Eröffnung werden mal wieder die leitenden Personen und die Geldgeber hervorgehoben, doch die Opfer werden nur ganz kurz erwähnt.


    Helene ist eine ungewöhnliche junge Frau in jener Zeit. Statt daheim bei ihrer Mutter in der Küche zu werkeln, hilft sie lieber ihrem Vater und ist eine fähige Fuhrwerkerin geworden. Doch die Zeit ist wie sie ist, Frauen dürfen keinen Betrieb führen. Sie müsste also den passenden Mann heiraten. Ihrer Mutter gefällt das gar nicht, wenn Helene dem Vater hilft.


    Als der Tunnel gebaut werden soll, gibt das natürlich Unruhe im Dorf. Doch während die ewig Gestrigen stur sind und keinesfalls für die Bergbaugesellschaft fahren wollen, sieht Helenes Vater auch die Chancen, auch wenn diese nur während der Bauphase da sind und danach seine Geschäftsgrundlage weg ist. Er lässt sich auch auf riskante Touren ein. Schön fand ich es, wie geschäftstüchtig Helene verhandelt.


    Dem überwiegenden Teil der Dörfler gefallen wohl die zusätzlichen Einnahmen, welche die Arbeiter im Tunnel mit sich bringen.


    Ich denke, dass sich das Leben für die Menschen im Dorf sehr verändern wird.

  • Danke für die Karte! Super! Da habe ich jetzt ein konkretes Bild im Kopf.


    Du hast ganz offensichtlich gründlichst recherchiert, das gefällt mir! Und ich habe den Eindruck, dass Du nicht nur viel Recherche, sondern auch sehr viel Herzblut in diesen Roman gesteckt hast.

  • Diesen Prolog finde ich auch sehr gut. Neben den wichtigen Punkten, die Du hier aufgezählt hast, ist es angenehm gleich zu erfahren, wer die Gefahren überlebt hat. Da weiß ich, auf welche Personen ich mich beim Lesen des Romans konzentrieren kann. :)

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Tom Liehr: Im wechselnden Licht der Jahre

  • Zur Korrektur für die nächste Auflage:

    Druckfehler

    - auf Seite 21, Zeile 12: Bort statt Brot 🍞

    - S. 57 (untere Hälfte) fehlt ein d im Satz "... und sie würden dafür sorgen, dass er Tunnel nicht fertig wird."

    - S. 62, Z. 10: ein und zuviel

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    :lesend Tom Liehr: Im wechselnden Licht der Jahre

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  • Neben den wichtigen Punkten, die Du hier aufgezählt hast, ist es angenehm gleich zu erfahren, wer die Gefahren überlebt hat.

    Ja, finde ich auch.

    Aber bei Helenes Mann hält uns die Autorin bisschen in der Schwebe, weil sie ihm keinen Namen gibt, und da frage ich mich natürlich, ob das ihr 2. Mann ist und ihr 1. Mann beim Tunnelbau umgekommen ist =Oetc. - also das gäbe dem Roman ja etwas Würze .

  • Danke für die Karte! Super! Da habe ich jetzt ein konkretes Bild im Kopf.


    Du hast ganz offensichtlich gründlichst recherchiert, das gefällt mir! Und ich habe den Eindruck, dass Du nicht nur viel Recherche, sondern auch sehr viel Herzblut in diesen Roman gesteckt hast.

    Ja, das war ein Herzensprojekt von mir, auf das ich mich auch sehr gefreut habe. :-)

  • Zur Korrektur für die nächste Auflage:

    Druckfehler auf Seite 21, Zeile 12: Bort statt Brot 🍞

    Danke. :-)


    Ich ärgere mich gerade sehr, weil offensichtlich wieder mal viele Druckfehler vorhanden sind. Das wird auch in einigen Rezensionen erwähnt. Es ist ja nicht das erste Mal, dass sowas passiert. Ich mache eine Liste und schicke sie an den Verlag.

  • Das ist eine Karte der Baustelle von Göschenen so ca. 1875. Ich habe sie bearbeitet, die deutsche Beschriftung ist von mir. Leider ist die "Unterstadt" ( Altstadt) mit der Kirche nicht drauf, die liegt links unten und die Fuhrhalterei Herger wäre dann ebenfalls links außerhalb der Karte.

    :thumbup: Schön!

    Die Übersetzung der italienischen Legende fände ich auch noch nett :saint:

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  • Die Rede des Präsidenten hat mich nachdenklich gemacht. Ich gehe davon aus, dass sie überliefert ist, also tatsächlich so gehalten wurde? Dass er den Tunnelbau mit einem Kriegsereignis vergleicht, dass da einige Arbeiter auf dem "Schlachtfeld der Ehre" umgekommen sind - das ist unserem heutigen Denken doch sehr fremd. Aber es tröstet vielleicht die Angehörigen.

    Es war wohl kaum ein Trost für die Angehörigen, denn meist waren die Arbeiter die einzigen Ernährer ganzer Familien. Der Verlust dieser zog eine ganze Kette von Verelendung hinter sich her. Es war eher eine Rechtfertigung für den Verschleiß von Menschenmaterial. Wie im Krieg wurden die Armen und Rechtlosen verheizt für das Prestige der Kriegsherrn und Landesfürsten.

    Bei dem Tunnelbau starben sie wohl hauptsächlich aufgrund nicht existierender Arbeitsschutzmaßnahmen und miserablen Unterbringung in total überfüllten und unhygienischen Barracken.

    Was für eine Leistung, diesen Tunnel durch das Bergmassiv zu treiben! Bei der offiziellen Eröffnung werden mal wieder die leitenden Personen und die Geldgeber hervorgehoben, doch die Opfer werden nur ganz kurz erwähnt.

    Auf Wikipedia habe ich im Abschnitt über die Opfer des Tunnelbaus gelesen, dass selbst die Statistiken darüber geschönt wurden, wie z.B. dass Kranke und Verletzte einfach nach Hause geschickt wurden und wenn sie dann dort gestorben sind, zählten sie einfach nicht mehr zu den offiziellen Opfern :(

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  • Danke. :-)


    Ich ärgere mich gerade sehr, weil offensichtlich wieder mal viele Druckfehler vorhanden sind. Das wird auch in einigen Rezensionen erwähnt. Es ist ja nicht das erste Mal, dass sowas passiert. Ich mache eine Liste und schicke sie an den Verlag.

    Ja, leider einiges drinnen. Aber das tut der Story keinen Abbruch. Die ist so schön, dass ich da einfach drüberlese. ;)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ja, leider einiges drinnen. Aber das tut der Story keinen Abbruch. Die ist so schön, dass ich da einfach drüberlese. ;)

    Alles fällt mir auch nicht auf, weil der Schreibstil und die Wortwahl wirklich so schön sind, dass ich über einige Fehler weglesen kann. Aber manchmal hakt es einfach an einem falschen Buchstaben oder Wort :nerv

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    :lesend Tom Liehr: Im wechselnden Licht der Jahre

  • So ich bin wunderbar reingekommen in die Geschichte und kann kaum aufhören. :)


    Über den Tunnelbau weiß ich fast gar nichts. Immerhin bin ich schon mal vor ein paar Jahren durch den Tunnel und das ist schon was besonderes. Der ist ja soooo lang. Man meint, das endet nie.

    Eine Leistung, dass da von zwei Enden gebaut wurde und es klappte. Bin mal gespannt, ob das wirklich problemlos ging. Spannend sind für mich auch die technischen und logistischen Feinheiten. Das mag ich, dass da einiges zur Sprache kommt. Ich denke ja schon, das wäre doch ein toller Filmstoff.


    Das Scheizerische kommt bei mir gut an. Die knorrigen Leute und die Sprache. Alles mit einem I hinten dran. Wirkt dadurch immer alles niedlicher und kleiner. :lache Die ganzen Lokale-Namen. Und die Pferde.


    Der Urs ist ja schon ein ziemlicher Querkopf. Und er hetzt alle anderen auf. Ich verstehe ja ihre Sorgen. Wie heute z.B. die Arbeiter in den Kohlemienen. Aber manches ist einfach zum Aussterben verurteilt. Man kann den Fortschritt und die Veränderungen nicht aufhalten. Man muss damit Schritt halten. Das können die Jungen natürlich besser als die Alten. Auf jeden Fall sollten sie schon mal planen, was sie mit dem zusätzlich verdienten Geld machen.

    Bin gespannt, ob Peter wirklich mitarbeiten kann.

    Und das es da noch Verwicklungen gibt, wenn Helene sich in einen Italiener verliebt und der Peter was von ihr wollen könnte, das seh ich schon kommen. :grin Da bin ich mal gespannt.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



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    sondern daß er nicht tun muß,

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