Margaret Atwood - Der Report der Magd - Mini-Leserunde

  • Findus und ich starten die kommenden Tage mit dem Report der Magd von Margaret Atwood. Wir wollen diesen SF-Klassiker gemeinsam erkunden. Sollte eine weitere Eule Lust darauf haben, gerne,


    Findus, mit grisel habe ich schon viele 2er Runden hier in einem Thread gelesen, das hat sich immer gut ergeben, dass wir wussten wer gerade weiter ist und wie weit die Diskussion schon geht ohne zu Spoilern. Das wird ein spannender Austausch, ich denke das Buch bringt genug Diskussionsstoff mit :)


    ASIN/ISBN: 3492303277

  • Gestern abends habe ich noch die ersten beiden Kapitel gelesen. Was für ein starker Start!


    Zuerst diese Erinnerungen an das, was mal in der Sporthalle war, und dann die brachiale, trostlose Gegenwart. 2 Seiten, die allein schon eine Geschichte erzählen. Eine trostlose Atmosphäre, was ja im zweiten Kapitel bestätigt wird. Als Ausweg, der versperrt wird , gilt der Selbstmord. Zusätzlich wird mysteriös erzählt, es wird nicht klar, was die Farbe rot bedeutet.


    Das wird ein intensives, bedrückendes Leseerlebnis.

  • Das ist kein Buch um müde vor dem Schlafengehen damit zu starten. Zum Glück habe ich nochmal vorne angefangen. Rot scheint die Farbe nicht sterilisierter Marthas zu sein, die Farbe von der Beschreibung her Menstruationsblut.


    Wirklich mitgenommen hat mich der letzte Satz im zweiten Kapitel noch - "Gut." Sage ich. Ich lächle nicht. Warum sie zur Freundschaft verführen.

    Und das zu einer weiteren Martha, also Dienerin. Und von vorher wissen wir, auf die roten Marthas wird heruntergeschaut, auch von anderen Marthas. Ganz unten in der Hackordnung. Entweder offen wie Rita, sie würde es nie tun, oder abwertend wie Cora, Arbeit könne man es nicht nennen.

  • Ein Zitat aus einem Interview mit Margaret Atwood möchte ich hier gleich zu Beginn unseres Austausches loswerden. In letzter Zeit habe ich immer häufiger daran denken müssen:


    Actually, what shocks people is not so much the things that are done [in the book] but where they’re done. But I never have believed the words ‘It can’t happen here.’ Whatever ‘it’ is, it can happen anywhere, given the right circumstances.

    The reactions to the book at the time were interesting. The English, having done their civil war, were not in any mood to do it again and so they said, ‘Jolly good yarn!’ The Canadians, always an apprehensive bunch of people, said: ‘Could it happen here?’ And the Americans said, ‘How long have we got?’ It’s much closer to a possibility for them – considering the way their politics goes and the extremes of the polarisation that you have right now, some sort of coup is not out of the question.


    Sie arbeiten ja tatsächlich daran, der Situation in Gilead Stück für Stück näherzukommen.

  • So, jetzt am Rechner konnte ich das gesamte Interview heraussuchen, falls einer von euch es lesen will:


    https://highprofiles.info/interview/margaret-atwood/


    Der oben zitierte Abschnitt hat mich damals schon zum Nachdenken gebracht, aber die aktuellen Entwicklungen haben mich wieder häufiger daran denken lassen.


    Mit inhaltlichen Kommentaren werde ich auch warten, bis Findus sich gemeldet hat.


    Nur ein Kommentar noch zu den Farben der Kleidung, weil du es bereits erwähnt hast. Die rote Kleidung der Mägde ist angelehnt an das Rot der Sünderin (Maria Magdalena wird auf Gemälden eigentlich immer mit einem roten Umhang oder einem roten Kleid dargestellt), während die Ehefrauen blau tragen (die Farbe des Umhanges von Maria in der Kunst). Natürlich steht rot hier für die Farbe des Blutes (Menstruation/Geburt), aber ich denke, auch die Signalwirkung ist wichtig - es brandmarkt die Mägde als Ausgestoßene.

  • Ich bin heute leider nicht dazu gekommen, habe gestern aber bis Ende Kapitel 4 gelesen. Ich weiß jetzt noch nicht, was Marthas sind oder Mägde und wofür sie vorgesehen sind. Ich habe nur eine Ahnung, dass eine der beiden Gebärmaschinen sein sollen. Allerdings haben die Frauen der Kommandanten wohl auch nichts zu lachen.

    Dann gibt es ja noch die Augen, eigentlich macht mir das Buch wirklich Angst. Aber es ist sicher einfacher es zu lesen, als den Film zu sehen.

  • Danke für den link zum Interview Ellemir , das ist ja ganz schön gehaltvoll.

    Zu ihrer Einstellung zur Religion, ich kenne das von meiner Tochter, sie lebt ja in den USA. Es gibt dort eine Kirchengemeinschaft, die schon die kleinsten Kinder beeinflusst, die Schulen sind zwar sehr gut aber immer darauf ausgerichtet, dass Frauen weniger Rechte haben ihren Ehemännern gehorchen und immer natürlich jede Menge Kinder bekommen. Wollen Mädchen später da nicht mit machen, werden sie sogar von der Familie verstoßen. Ist in ihrer Verwandtschaft passiert.

  • Mhm... das wäre auch eine Idee mit dem Buch auf dem E-Reader anzufangen. Habe es mir auf Englisch zugelegt, nachdem ich die Serie jedoch schon gesehen habe, auch den älteren Film habe ich gesehen. Vielleicht steige ich in einigen Tagen ein. Je nach dem wie schnell ich auch mit "Abendstunden" von Helen MacDonald fertig werde. Die Verfilmungen fand ich schon heftig, alleine durch die Story, die dahintersteckt.
    Viel Spaß euch allen schon einmal. :wave

  • Ich bin heute leider nicht dazu gekommen, habe gestern aber bis Ende Kapitel 4 gelesen. Ich weiß jetzt noch nicht, was Marthas sind oder Mägde und wofür sie vorgesehen sind. Ich habe nur eine Ahnung, dass eine der beiden Gebärmaschinen sein sollen. Allerdings haben die Frauen der Kommandanten wohl auch nichts zu lachen.

    Dann gibt es ja noch die Augen, eigentlich macht mir das Buch wirklich Angst. Aber es ist sicher einfacher es zu lesen, als den Film zu sehen.

    Alles gut, es ist ja kein Rennen. :)


    Zu lachen hat in dem Buch irgendwoe niemand, zumindest niemanden, den wir kennen gelernt haben. Aber der Chauffeur kann immerhin zwinkern und lächeln, die menschlichste Regung bisher. Aber auch das nur im versteckten.

  • Alles gut, es ist ja kein Rennen. :)


    Zu lachen hat in dem Buch irgendwoe niemand, zumindest niemanden, den wir kennen gelernt haben. Aber der Chauffeur kann immerhin zwinkern und lächeln, die menschlichste Regung bisher. Aber auch das nur im versteckten.

    Wobei ein Lächeln oder einfach ein zwinkern schon einen Fehltritt sein können. Ein beklemmendes Szenario.

  • Ich bin jetzt auch im Wartezimmer angekommen. Hatte erst einen Ausflug mit zwei meiner Enkel hinter mich gebracht. Der war ziemlich warm.

    Das Buch erschließt sich mir noch nicht, ich finde es ziemlich kryptisch. Und beklemmend, ich weiß nicht, ob ich das durch halte. Aber vielleicht geht es mit Euch zusammen.

  • Ich bin inhaltlich noch nicht weiter, gestern und heute habe ich keine Ruhe für das Buch.


    Ich finde das kryptische, mysteriöse ist einer der Reize vom Buch, wir müssen uns Erarbeiten was da passiert und über offene Fragen zum Verständnis spekulieren, und das trifft dann zu oder nicht.


    Wenn dir das Buch zu beklemmend ist, das kann ich verstehen. Wenn es nicht passen sollte, dann ist es eben so.

  • Ich möchte ja eigentlich mehr über die Hintergründe wissen, wie es dazu kam, dass es plötzlich Marthas gibt und Augen und Wächter. Warum werden Leute umgebracht und öffentlich zur Schau gestellt. Es gab, laut Erzählerin, mehrere Kriege, Sektenkriege auch.

    Und was ist mir ihrer Tochter passiert? Und mit Luke, so wie ich das verstehe, wollten sie fliehen, wovor auch immer, und wurden erwischt?

    Das alles überlegt Desfred, was im übrigen mich an die oft seltsamen Namen von Ordensschwestern erinnert: Winnifreda z.B., während sie nach ihrem Bad auf die sag ich mal "Begattung" wartet. Das ist im Abschnitt "Haushalt".

    So weit kam ich, weil ich mal wieder eine fast schlaflose Nacht hatte. Später kommt einer meiner jüngsten Enkel, fast drei Jahre alt, bis morgen, da komme ich dann auch nicht zum lesen.

    Ich finde das kryptische, mysteriöse ist einer der Reize vom Buch, wir müssen uns Erarbeiten was da passiert und über offene Fragen zum Verständnis spekulieren, und das trifft dann zu oder nicht.

    Das mache ich schon, spekulieren, ist ja bei einem Krimi nicht anders.

  • V Kurzer Schlaf und VI Haushalt



    Diese Zeremonie, in der die Magd begattet wird und die Ehefrau quasi darunter liegt, damit es aussieht als würde der Mann seine Frau vögeln. Ich sag das mal so, weil ich da nichts anderes weiß. Genauso schräg ist die Geburt des Babys, das Janine zur Welt bringt, umringt von allen anderen Mägden, die Ehefrau wiederum wird behandelt als würde sie das Kind zur Welt bringen.

    Gut, Leihmutterschaft finde ich jetzt auch nicht so prickelnd, aber wenn es freiwillig ist, geht es. Hier sind natürlich andere Motive dahinter. Bringt man ein "gutes " Kind zur Welt, also ohne Behinderungen oder andere Auswüchse, umweltbedingt, dann hat man als Magd quasi das große Los gezogen. Man hat seine Aufgabe erledigt, wird keine Unfrau, oder in die Kolonien geschickt, also eine erstrebenswerte Funktion. Nichts anderes ist es.

    "Leute die Bücher lesen, sind einfach unberechenbar." Spruch aus "Wilsberg "
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  • VII Nacht

    Ein Rückblick in die Vergangenheit. Die Erinnerungen an ihr früheres Leben sind ja auch Angst überschattet. Aber sie helfen mir, mich zu orientieren, wer gehört wohin und wann oder warum geschah das und das.

    Ob Luke, Moira und ihr Kind noch am Leben sind?

  • X Seelenrollen


    Das Verhältnis zum Kommandanten ändert sich. Er bestellt sie zu sich und natürlich kann sie sich nicht weigern. Nachdem er sie zum ersten Mal einbestellt hat und sie mit ihm scrabble spielen sollte, geht das immer so weiter. Er möchte, dass sie ihn küsst als ob es von Herzen kommt. Aber nein, das kann sie nicht.

    Die Treffen müssen natürlich geheim gehalten werden, aber wie lange wird das gut gehen, wo überall Spione sind. Sogar im Haus. Und nun soll erneut ein Versuch unternommen werden sie zu schwängern. Gerade rechtzeitig kann Gilead verhindern, dass der Kommandant sie streichelt.

    Ein gefährliches Spiel und für sie ist es noch gefährlicher.