Margaret Atwood - Der Report der Magd - Mini-Leserunde

  • Jesebel


    Irgendwie ist diese neue Welt nur eine Farce. Es gibt geknechtet und die Kommandanten etc. mit ihren Ehefrauen. Nun wird Desfred vom Kommandanten in ein sogenanntes Etablissement mit genommen. So eine Verlogenheit - man sieht, als Mann, und dazu in einer Führungsposition, hat man immer Oberwasser. Sicher, sie dürfen sich nicht erwischen lassen, aber da es so viele sind, hat einer den anderen in der Hand. Desfred trifft dort Moira, deren Flucht nicht gelungen ist.

    Sie arbeitet dort regulär, es blieb ihr nichts anderes übrig, nachdem sie erwischt wurde. Das oder die Kolonien.

  • Die Errettung ist ein weniger angenehmes Kapitel, eigentlich ekeleerregend, wenn man nicht wüsste, dass solche Szenen auch in Wirklichkeit existieren. Man stelle sich nur die Steinigung der Frauen im Iran oder Afghanistan vor. Die Menge wird aus religiösen Gründen aufgehetzt und die erledigen das schmutzige Geschäft.

    Die historische Erklärung lässt viele Fragen offen aber ich lesen nun den Namen "Desfred" als die "Magd des Fred". Interessant ist, wie sie dann herausgefunden haben, wer dieser Kommandant war und natürlich auch die Figur des Nick.

    Aber ich bin auch froh, mich nun wieder einfacherer Lektüre zuwenden zu können.

  • V Kurzer Schlaf und VI Haushalt



    Diese Zeremonie, in der die Magd begattet wird und die Ehefrau quasi darunter liegt, damit es aussieht als würde der Mann seine Frau vögeln. Ich sag das mal so, weil ich da nichts anderes weiß. Genauso schräg ist die Geburt des Babys, das Janine zur Welt bringt, umringt von allen anderen Mägden, die Ehefrau wiederum wird behandelt als würde sie das Kind zur Welt bringen.

    Gut, Leihmutterschaft finde ich jetzt auch nicht so prickelnd, aber wenn es freiwillig ist, geht es. Hier sind natürlich andere Motive dahinter. Bringt man ein "gutes " Kind zur Welt, also ohne Behinderungen oder andere Auswüchse, umweltbedingt, dann hat man als Magd quasi das große Los gezogen. Man hat seine Aufgabe erledigt, wird keine Unfrau, oder in die Kolonien geschickt, also eine erstrebenswerte Funktion. Nichts anderes ist es.

    ich merke gerade, in meiner Ausgabe gibt es mehr Kapitel. Die Szene, die du hier schilderst, ist bei mir im Kapitel Geburts-Tag, und das folgende Kapitel Nacht ist schon Kapitel 9. Egal.


    Die Gesellschaft die hier im Buch geschildert wird, ist regelrecht abstoßend. Insbesondere natürlich das Frauenbild. Wir bekommen es ja direkt aus der Sicht der Magd, eine Funktion, die unvorstellbar ist. Aber auch für die Marthas und die Ehefrau, sie sind in Funktionen aufgeteilt, eine bestimmte Aufgabe. Auch sie wirken ja nicht glücklich. Genauso wenig wie der Kommandant.


    Das Scrabble Spiel war auch sehr merkwürdig. Zeigt aber auch gut die Einsamkeit des Kommandanten.


    Dazu kommen noch die Rückblicke. Ich finde es schwer zu lesen, so deprimierend, so rätselhaft. Aber es hat doch eine gewisse Faszination. Vor allem möchte ich erfahren, ob irgend ein Teil der Gesellschaft gezeigt wird, der durch die neue Ordnung profitiert.

  • ich merke gerade, in meiner Ausgabe gibt es mehr Kapitel. Die Szene, die du hier schilderst, ist bei mir im Kapitel Geburts-Tag, und das folgende Kapitel Nacht ist schon Kapitel 9. Egal.




    Dazu kommen noch die Rückblicke. Ich finde es schwer zu lesen, so deprimierend, so rätselhaft. Aber es hat doch eine gewisse Faszination. Vor allem möchte ich erfahren, ob irgend ein Teil der Gesellschaft gezeigt wird, der durch die neue Ordnung profitiert.

    Es kann gut sein, dass ich nicht alle Kapitel vermerkt habe. Ich habe einfach mehrere zusammen gepackt, weil es zu viel war, für jedes einzelne einen post zu machen und das hätte meinen Lesefluss auch erheblich unterbrochen. Ich bin ja froh, dass ich es einigermaßen hin bekommen habe.


    Es war schwer zu lesen das stimmt. Aber wie Du sagst, man möchte wissen, ob jemand von dieser Gesellschaftsform profitiert. Ich schreibe dazu jetzt noch nichts, denn ich denke, Du hast meine entsprechenden, späteren posts nicht gelesen.

  • X Seelenrollen


    Das Verhältnis zum Kommandanten ändert sich. Er bestellt sie zu sich und natürlich kann sie sich nicht weigern. Nachdem er sie zum ersten Mal einbestellt hat und sie mit ihm scrabble spielen sollte, geht das immer so weiter. Er möchte, dass sie ihn küsst als ob es von Herzen kommt. Aber nein, das kann sie nicht.

    Die Treffen müssen natürlich geheim gehalten werden, aber wie lange wird das gut gehen, wo überall Spione sind. Sogar im Haus. Und nun soll erneut ein Versuch unternommen werden sie zu schwängern. Gerade rechtzeitig kann Gilead verhindern, dass der Kommandant sie streichelt.

    Ein gefährliches Spiel und für sie ist es noch gefährlicher.

    Ich finde ja gerade die Seelenrollen spannend - was für eine Pervertierung des Betens. Ich zahle, ein Gebet wird auf Rolle gedruckt und wenn die Rolle voll ist wird sie vernichtet.


    Du nennst die Protagonistin Gilead, heißt die in deiner Ausgabe so? Bei mir heißt sie Desfred, und das Land wo sie Leben (ehemalige USA? Es wird nicht genannt, hat für mich aber den Eindruck, wobei es vermutlich jede Industrienation sein könnte) Gilead.


    Der Kommandant nutzt Desfred als Zerstreuung, ohne Rücksicht, was ihr passieren könnte.

  • Jesebel


    Irgendwie ist diese neue Welt nur eine Farce. Es gibt geknechtet und die Kommandanten etc. mit ihren Ehefrauen. Nun wird Desfred vom Kommandanten in ein sogenanntes Etablissement mit genommen. So eine Verlogenheit - man sieht, als Mann, und dazu in einer Führungsposition, hat man immer Oberwasser. Sicher, sie dürfen sich nicht erwischen lassen, aber da es so viele sind, hat einer den anderen in der Hand. Desfred trifft dort Moira, deren Flucht nicht gelungen ist.

    Sie arbeitet dort regulär, es blieb ihr nichts anderes übrig, nachdem sie erwischt wurde. Das oder die Kolonien.

    Dieser Abschnitt gibt uns viele Infos, das hat mir sehr gut gefallen. Inhaltlich möchte ich das gar nicht alles zusammenfassen, aber bemerkenswert finde ich:


    Unser Kommandant scheint in der Hierarchie sehr weit oben zu sein, er schleust Desfred ein, obwohl außenstehende nicht ins Jesebel kommen dürften, und versteckt sich dabei nur zum Schein bei der Anfahrt und der Hintertür. Innen ist es für die herrschenden Männer deutlich, dass Desfred nicht dahin gehört.


    Im Haus hat der Kommandant aber keine Gewalt. Scheinbar, so wird es erzählt. Wieder die klare Trennung in Funktionen. Aber wenn er wirklich etwa anders möchte als seine Frau, kann ich mir vorstellen, dass er das bekommt, auch im Haus.


    Über Moira erfahren wir viele Hintergründe, und insgesamt über die Rückblicke von Desfred und Schilderungen von Moira auch über Desfreds Familie.


    Luke ist ein Werkzeug, der auch nur benutzt wird. Ich finde es sehr gut und wichtig, dass dieses Buch den Fokus auf die Frauenrollen wirft, aber die kurzen Einstreuungen über Luke runde das.Bils für mich ab.

  • Luke ist ein Werkzeug, der auch nur benutzt wird. Ich finde es sehr gut und wichtig, dass dieses Buch den Fokus auf die Frauenrollen wirft, aber die kurzen Einstreuungen über Luke runde das.Bils für mich ab.

    Meinst Du jetzt Luke oder Nick? Denn inwieweit Luke ein Werkzeug ist erschließt sich mir nicht. Oder die Erinnerung täuscht.

  • Ich meinte Nick. Bin durcheinandergekommen.

    Ja, auch Nick wird zur "Zucht" heran gezogen. Ob die Blicke, die er Desfred zugeworfen hat, das einfacher machen? Ich weiß nicht, wie weit du bist, aber zwischen den beiden entwickelt sich ja regelrecht eine Affäre. Zumindest anfangs aber hat es schon etwas gezwungenes.