Dieses schöne Leben - Mikki Brammer

  • Dieses schöne Leben

    Mikki Brammer

    Knaur TB

    ISBN: 3426529599

    400 Seiten, 16,99 Euro


    "Das Geheimnis eines guten Todes ist es, ein gutes Leben zu führen."


    Dieser Satz und noch viele andere zitierenswerte Sätze werden einem in diesem wundervollen Buch begegnen…


    „Dieses schöne Leben“ erzählt von Clover, die bei ihrem geliebten Großvater aufwuchs, da ihre Eltern tödlich verunglückten, als sie noch ein kleines Kind war. Der Großvater ist Professor an einer Universität und lebt in New York. Er kümmert sich sehr um seine Enkelin und gibt ihr neben viel Wissen auch die Liebe zum Reisen mit auf den Lebensweg. Und genau auf einer dieser Reisen erhält sie die Nachricht vom Tod ihres Opas; seitdem lebt sie allein in seiner Wohnung und kapselt sich von der Umwelt ab. Einzig ihre selbstgewählte Aufgabe als Sterbe-Begleiterin tut ihr gut. Sie möchte, dass niemand so allein sterben soll, wie es ihr Großvater tat. Ihre einsamen Abende verbringt sie mit Romantikschnulzen im TV und dem heimlichen Blick mit einem Fernglas auf das Eheglück der Nachbarn gegenüber.


    Man ahnt es schon, lange kann das nicht gut gehen, sonst wäre das ein überaus langweiliges Buch geworden. Plötzlich überschlagen sich die Dinge; die lebenslustige Silvie zieht in das Haus ein und hat so gar keine Berührungsängste mit dem Job von Clover und sie bekommt den Auftrag eine ganz besondere alte Dame in ihrem letzten Lebensabschnitt zu begleiten…


    Natürlich geht es in diesem Buch um das Sterben, um letzte Wünsche, um das Bereuen der Dinge, die man im Leben unterlassen hat und auch um das Thema Einsamkeit, doch es ist trotzdem kein trauriger Roman und der Tod ist für Clover nun mal sehr wichtig. Schon auf den ersten Seiten wird man von der warmherzig erzählten Geschichte eingefangen und geht mit der Hauptfigur mit, erkennt ihre Ziellosigkeit und Verlorenheit in dieser großen Stadt. Clover als Ich-Erzählerin ist überaus sympathisch, ihre Gedanken zu den Menschen, denen sie begegnet, sind humorvoll, weise und interessant. Clover, ihre Nachbarn und Klienten wachsen einem auf die eine oder andere Weise ans Herz und man lässt sie mit der letzten Seite des Buches nur sehr schwer wieder gehen.


    Bei uns Büchereulen gibt es eine Kategorie :“Ein Buch wie eine warme Decke“ und wenn ich dieses Buch in einem Satz beschreiben sollte, dann würde ich es genau so bezeichnen. Wer gerade solch eine warme Decke zum Einkuscheln braucht, der wird diese wunderschön erzählte Geschichte lieben…


    ASIN/ISBN: 3426529599

  • Clover ist bei ihrem Großvater, einem Professor in New York, aufgewachsen. Nachdem er unerwartet stirbt, bleibt sie in der Wohnung und lebt dort alleine weiter. Sie beschließt Sterbebegleiterin zu werden. So begegnet sie Claudia, einer alten Dame, die ihre große Liebe noch einmal sehen will.

    Leider muss ich sagen, dass meine Erwartungen an diesen Roman nicht erfüllt wurden. Der Klappentext klang vielversprechend, doch leider hat die Autorin mich nicht überzeugen können.

    Clover hat ein liebevolles Verhältnis zu ihrem Großvater. Es bedrückt sie, dass sie in seiner letzten Stunde nicht bei ihm war, denn sie war verreist. Daraus resultiert auch ihr Berufswunsch, der ihr Kraft gibt. Ansonsten lebt sie zurückgezogen, umgeben von Büchern, und hat keine Freunde. Ihre Klienten sind froh, dass sie so eine empathische Begleitung haben, die auf sie eingeht. Das ist eine Seite, die mir an der Protagonistin gefallen hat: Sie geht vollkommen problemlos mit einem schwierigen Thema um, mit dem sich viele gar nicht erst beschäftigen wollen.

    Doch es braucht Anstöße von außen, damit Clover spürt, dass in ihrem Leben etwas fehlt und dass sie ihr eigenes Leben leben muss. Diese Entwicklung braucht seine Zeit, mir dauerte das zu lange und dann ging es plötzlich ziemlich schnell. Ich konnte keine Bindung zu Clover herstellen, da sie doch die ganze Zeit sehr blass blieb.

    Eine Geschichte die nachdenklich stimmt.


    7/10

  • Clover ist Sterbebegleiterin und sehr gut in ihrem Job. Doch ihr eigenes Leben ist nicht besonders aufregend, sie kapselt sich von der Welt ab. Das ändert sich erst, als nebenan Sylvie einzieht, die sie dazu bringt, Dinge zu tun, die sie sich nie getraut hat. Und ihre neue Klientin Claudia zeigt ihr, dass man manchmal Risiken eingehen muss, um am Ende nichts zu bedauern.


    Das Buch hat mich etwas zwiegespalten zurückgelassen. es ist wirklich toll geschrieben, sprachlich sehr lebhaft und ich konnte ganz viele Dinge nachvollziehen. Dazu kann man sich durchaus ein paar Vorsätze fürs eigene Leben mitnehmen. Und auch die ganze Geschichte fand ich sehr rund und durchaus glaubwürdig.


    Allerdings hatte ich meine Probleme mit Clover. Meines Erachtens hat sie echt psychische Probleme, so unsicher wie sie in manchen Situationen ist. Einerseits beobachtet sie Menschen und kann deren Körpersprache gut lesen, andererseits ist sie nicht in der Lage das zu tun, wenn es um sie selbst geht. Sie macht sich selbst klein und geht immer von der schlechtesten Annahme aus. Ich fand das für ein Frau Mitte dreißig, die auch schon die Welt bereist hat, auf Dauer extrem anstrengend. Sie benimmt sich da einfach teilweise wie ein Teenager ohne jegliche Erfahrungen. Ich wollte sie eigentlich die ganze Zeit schütteln und ihr sagen: Jetzt mach doch einfach mal! Glücklicherweise entwickelt sie sich aber im Laufe des Buches und am Ende hat sie ja doch einiges nachgeholt.


    Trotzdem hat mir das Buch alles in allem gefallen. Da stecken so einige Lebensweisheiten drin, die auch wunderschön formuliert sind. Auch wenn es Anfangs etwas zäh für mich war, eine Leseempfehlung von mir.


    8 von 10 Punkte

  • Ich bin einfach nur begeistert von diesem Roman und habe ihn gestern fast in einem Rutsch durchgelesen.


    Clover ist Sterbe-Doula, sie begleitet Menschen beim Sterben und hilft ihnen, das Leben loszulassen. Doch ihr eigenes Leben ist nur noch eine leere Hülle. Seit sie den Tod ihres Großvaters, der sie nach dem Tod ihrer Eltern als 6-jährige aufgenommen und aufgezogen hat, verpasst hat, dreht sich alles nur noch um die anderen. Ihr einziger Freund ist Leo, der neunzigjährige Nachbar.

    Und auch wenn ihr Großvater schon mehrere Jahre tot ist, war Clover immer noch in Trauer, bzw. hat es nicht zugelassen, sich damit zu beschäftigen.


    Erst als Sylvie ihre neue Nachbarin wird und Sebastian sie als Begleiterein seiner sterbenden Großmutter Claudia engagiert, ändert sich Clovers Leben und auch die Sicht auf die Dinge.

    Ich hatte zunächst Respekt, ob das Buch nicht zu traurig wäre, denn wer denkt schon gerne ans Sterben. Doch die Art und Weise, wie wir Clover erleben, wenn es ums Sterben geht, ist unheimlich tröstlich. SIe notiert sich die letzten Worte der Sterbenden und schreibt sie in ihre Notizbücher, unterteilt nach "Bedauern", "Ratschläge" und "Geständnisse". Oft setzt sie Dinge, die die Menschen bedauerten, selbst um, sei es zu Malen oder Schlittschuh zu laufen im Central Park. Auch die Gespräche, die sie mit den Leuten führt, sind überhaupt nicht schlimm, sondern anteilnehmend, warmherzig und tröstend.


    Mir kamen beim Lesen oft selbst Gedanken wie "was würde ich bedauern" oder wie möchte ich in Erinnerung behalten werden. Und ich finde, der Roman ist ein schöner Anstoß, sich damit mal zu beschäftigen. Zahlreiche schöne Sätze wie "Das Geheimnis eines guten Todes ist es, ein gutes Leben zu führen" sind mir aufgefallen, überhaupt liest sich das Buch sehr flüssig.


    Ein wunderschönes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe. 10 Punkte von mir.