Was am Ufer lauert - Lenz Koppelstätter

  • Klappentext (Amazon):


    Die junge Journalistin Gianna Pitti soll auf Bitten ihres Vaters Arnaldo, der zurück am See ist, einen Informanten am Ostufer treffen. Da scheint niemand zu sein. Doch dann sieht sie etwas im Wasser liegen. Eine Frauenleiche! Und: Ein Wagen fährt los. Wer sitzt darin? Der Mörder? Bei der Leiche findet Gianna eine CD-ROM-Hülle, darauf steht: Churchills Geheimnis.

    Gemeinsam mit ihrem Vater, ihrem Onkel, dem Marchese Francesco, und Chefredakteurin Elvira Sondrini versucht die Reporterin herauszufinden, was es mit der Toten und der leeren Hülle auf sich hat. In der Bibliothek der Familienvilla finden sie Aufzeichnungen von Giannas Urgroßvater, der seinerzeit einige Tage mit dem ehemaligen britischen Premier an der Baia delle Sirene verbrachte, dem wohl schönsten Flecken am See.

    Indes fallen in Malcesine Schüsse: ein Entführungsversuch eines britischen Historikers, der zu Winston Churchill forscht. Hängt der Vorfall mit dem Mord am Ufer zusammen? Wer ist die Tote? Und was hat es mit dem amerikanischen Ostküstenmillionär auf sich, der an der Baia delle Sirene einen baufälligen Ansitz gekauft hat?

    Langsam versuchen die Pittis, das Geflecht aus Verbrechen und politischen und historischen Geheimnissen zu entwirren – werden ihre Funde am Ende die Geschichte umschreiben?



    Meine Rezension:


    Zweite Chance


    Polizeireporterin Gianna Pitti arbeitet für den Messaggero di Riva, das kleine Lokalblatt, dem immer mehr Leser abhandenkommen. Als sie eine Leiche am Ufer des Gardasees entdeckt, denkt sie sofort an den ersten Scoop vor drei Wochen, vielleicht könnte sie nun in kurzer Folge einen weiteren sensationellen Bericht liefern? Dabei wollte sie lediglich eine CD-ROM von einer Informantin übernehmen. Gleichzeitig kommt es in Malcesine zu einer Schießerei, wobei Gianna überlegt, wie plausibel ein Zusammenhang zur Toten am See ist.


    Als begeisterte Leserin von Lenz Koppelstätters Südtirol-Krimi-Reihe mit den Kommissaren Grauner und Saltapepe war ich vom ersten Gianna-Pitti-Krimi eher enttäuscht, wollte dieser Serie jedoch eine zweite Chance geben. Die junge Reporterin nimmt per Zufall ebenfalls einen zweiten Anlauf für eine Exklusivmeldung, um das Lokalblatt nicht in die Bedeutungslosigkeit versinken zu lassen. Im Zwiespalt, was als Erstes zu tun ist, verheddert sich Gianna zwischen Polizeiarbeit und Journalismus und landet prompt mitten in Ermittlungsarbeiten, die aber immer wieder in den Hintergrund gedrängt werden vom komplizierten Familiengeflecht der vom Adel abstammenden Pittis und von den Problemen der Chefredakteurin des Messaggero. Während die Umgebung des Gardasees eindrucksvoll in Szene gesetzt wird - da duften sogar die geköpften Rosen -, die leiblichen Genüsse mit Spaghetti allo Scoglio und einer guten Flasche Barolo nicht zu kurz kommen, wird der Krimi den Ankündigungen mit brisanten Ermittlungen (kindle, Pos. 43) kaum gerecht. Brisant ist eher die Familienkonstellation mit einem Vater, dem Starjournalisten, der nach einem Jahr Abwesenheit plötzlich wieder auftaucht, einem Onkel mit Seidenkrawatte und zunehmender Demenz und einer Mutter mit zweifelhaften Liebhabern. Auch die Chefredakteurin Elvira, Giannas Vorgesetzte, steht in einem nahen Verhältnis zu den Pittis, ist sie doch die Geliebte von Giannas „papà“. Die Idee, Winston Churchills geheime Schriften in die Handlung einzubetten, ist interessant und hebt den Roman dadurch ab von anderen Krimis mit Lokalkolorit. Die ständige zwanghaft erscheinende Erwähnung von „Kolleginnen und Kollegen“ wiederum hemmt mitunter den ansonsten angenehmen Lesefluss und lenkt zusätzlich vom ohnehin schon eher reduzierten Kriminalfall ab. Mit der Familie Pitti-Sanbaldi im Zentrum hat mich leider auch der zweite Teil der Ermittlungen am Gardasee nicht wirklich für sich einnehmen können.


    Ein Krimi, der mehr von den einzelnen Figuren lebt als von den Fällen, welche aufgeklärt werden sollen, beim nächsten Mal werde ich Gianna eher nicht mehr begleiten.



    ASIN/ISBN: B0DJMNYQWW

  • Gardasee Flair


    Eine Leiche im Wasser erweckt die Aufmerksamkeit von Journalistin Gianna. Was ein altes Geheimnis rund um den früheren US Präsidenten Churchill damit zu tun hat, wird in „Was am Ufer lauert“ behandelt.

    Der Krimi spielt am italienischen Gardasee, was schon ziemlich früh durch die landschaftlichen Beschreibungen der Orte deutlich wird. Die Uferpromenade wird ebenso beschrieben wie die Klippen und Berge, die Aussicht wird zusätzlich bei einem Fallschirmsprung in Worte gefasst, was es mir sehr gut vor Augen führt.

    Die Handlung an und für sich baut sich erst langsam auf. Zwar findet Gianna die Leiche, aber für lange Zeit stehen eher familiäre Beziehungen und das mysteriöse Geheimnis von Churchill, was leider nicht besonders spannend eingeführt wird, im Vordergrund. Dadurch wirkt die Geschichte langweilig und zäh. Erst zum Ende wird es aufregend und der Leser mit einen spannenden Schluss zumindest etwas versöhnt. Auch die Sprache ist trotz italienischen Einwürfen eher mittelmäßig- nicht schlecht, aber nicht so spannend wie man sie bei einem Krimi erwarten würde. Insgesamt wirkt es wie ein leichter Urlaubsroman für zwischendurch. Es ist durchaus interessant, aber nun mal kein spannender Krimi. Daher gebe ich vier Sterne.

  • Churchills Geheimnisse am Gardasee

    Mit "Was am Ufer lauert" schickt Lenz Koppelstätter, bisher vor allem für seine Südtirol-Krimis bekannt, zum zweiten Mal die Polizeireporterin Gianna Pitti am Gardasee auf Ermittlungen. Hatte der erste Band der Reihe angesichts der Einführung mehrerer Handlungsträger noch einige Längen, geht es nun mehr zur Sache. Nachdem ihr totgeglaubter Vater, ein Investigativjournalist, wieder aufgetaucht ist, deutet alles auf eine Vater-Tochter-Kooperation hin. Doch das Treffen mit einem Informanten am Seeufer gerät anders als gedacht: Gianna findet eine tote Frau und eine leere CD-Hülle. Später ist die Leiche sogar verschwunden. Und auch sonst gibt es manche gefährliche Situation.

    Ist Gianna zunächst eher ahnungslos zu dem Treffen gestartet, kommen nach und nach mehr Informationen: Es geht um möglicherweise brisante Informationen, die auch die britische Geschichte umschreiben könnten. Winston Churchill verbrachte in den 1920-er und 30-er Jahren immer wieder seinen Urlaub am Gardasee und soll in jenen Jahren unter anderem Briefe an Mussolini geschrieben haben. War der eiserne Premierminister, der seine Landsleute auf den Krieg gegen Nazi-Deutschland eingeschworen hatte, etwa zumindest zeitweise ein heimlicher Faschist?

    Es gibt sogar Verbindungen in die eigene Familie, denn Giannas Urgroßvater traf der Familiengeschichte zufolge öfter mit Churchill zusammen. Giannas Onkel, der Marquese, stürzt sich in die Familienarchive, während Gianna zum ersten Mal gemeinsam mit ihrem Vater recherchiert. Ihre eigentliche Chefin sieht es mit gemischten Gefühlen, ist Gianna doch ihre beste Reporterin. Das Verschwinden eines britischen Historikers und Churchill-Experten sind ein weiterer Hinweis, dass die Geister der Vergangenheit höchst lebendig sind und heftige Reaktionen in der Gegenwart hervorrufen.

    Bei all ihren Unterschieden und gelegentlichen Kontroversen ziehen die Pittis an einem Strang, um die Wahrheit herauszufinden. Das ist spannend zu lesen und spart nicht mit viel Lokalkolorit. Daneben thematisiert Koppelstätter auch ein höchst aktuelles Thema, den Niedergang der traditionellen Zeitung, die angesichts kostenloser Onlineangebote plötzlich aus der Zeit gefallen scheint. Das wird eine Herausforderung ganz anderer Art für Gianna werden, wie sich am Ende herausstellt. Wobei die Darstellung ihrer Chefin, die mit Mitte 40 keine Ahnung von neuen Medien zu haben scheint, im modernen Medienbetrieb nicht wirklich realistisch sein dürfte - da hat der Autor wohl ein paar Vorurteile gegen Frauen und Technik.

  • Trotz Geheimdiensten fehlte es mir an Spannung


    Buchmeinung zu Lenz Koppelstätter – »Was am Ufer lauert«


    »Was am Ufer lauert« ist ein Kriminalroman von Lenz Koppelstätter, der 2025 bei Kiepenheuer & Witsch erschienen ist. Dies ist der zweite Band um die junge Polizeireporterin Gianna Pitti-Sanbaldi, die am Gardasee ermittelt.


    Zum Autor:

    Lenz Koppelstätter, Jahrgang 1982, ist in Südtirol geboren und aufgewachsen. Er arbeitet als Medienentwickler und als Reporter für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und Salon. 2015 startete bei Kiepenheuer & Witsch die Krimireihe um den Südtiroler Commissario Grauner, die ein großer Erfolg bei Leser:innen und Presse ist.

    Klappentext:

    Die junge Journalistin Gianna Pitti soll auf Bitten ihres Vaters Arnaldo, der zurück am See ist, einen Informanten am Ostufer treffen. Da scheint niemand zu sein. Doch dann sieht sie etwas im Wasser liegen. Eine Frauenleiche! Und: Ein Wagen fährt los. Wer sitzt darin? Der Mörder? Bei der Leiche findet Gianna eine CD-ROM-Hülle, darauf steht: Churchills Geheimnis.

    Gemeinsam mit ihrem Vater, ihrem Onkel, dem Marchese Francesco, und Chefredakteurin Elvira Sondrini versucht die Reporterin herauszufinden, was es mit der Toten und der leeren Hülle auf sich hat. In der Bibliothek der Familienvilla finden sie Aufzeichnungen von Giannas Urgroßvater, der seinerzeit einige Tage mit dem ehemaligen britischen Premier an der Baia delle Sirene verbrachte, dem wohl schönsten Flecken am See.


    Zum Inhalt:

    Journalisten auf der Suche nach Churchills Geheimnis am Gardasee. Als er eine Tote gibt stellt sich die Frage, wer noch beteiligt ist und auch vor Mord nicht zurückschreckt?


    Meine Meinung:

    Der Autor Lenz Koppelstätter ist ein guter Erzähler, der interessante und vielleicht etwas überzeichnete Figuren ins Rennen schickt. Von Anfang an hat mich aber gestört, wie Gianna Pitti mit der Polizei eher nicht zusammen arbeitet. Sie findet eine Leiche und macht sich einfach aus dem Staub, ohne in Not zu sein. Da hilft auch der amüsante Schreibstil wenig. Francesco empfand ich als sehr gelungene Figur und Arnaldo als sehr bestimmt mit Geheimnissen und guten Ideen, aber auch mit Problemen in der Umsetzung. An Gianna musste ich mich erst langsam gewöhnen. Der Fall selber blieb lange Zeit unklar und die Aktionen der Geheimdienste, wenn es denn welche waren, sorgte für weitere Verwirrung. Gefallen haben mir die Nebenhandlungen um Demenz und Lebensfähigkeit klassischer Zeitungen. Die Handlung und leider auch die Spannung nahmen erst spät Fahrt auf. Dafür gab es atmosphärische Beschreibungen vom Leben am Gardasee und den Aufenthalten Churchills. Die Auflösung hat mir gefallen und lag weit außerhalb meiner Erwartungen. Insgesamt habe ich mich vor allem wegen des Schreibstils gut unterhalten und hoffe, dass der nächste Titel spannender sein wird.


    Fazit:

    Diesem atmosphärischen Krimi mangelt es leider lange Zeit an Spannung. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (65 von 100 Punkten).


    ASIN/ISBN: 346200767X

    :lesend Beate Maly - Tod am Semmering

    :lesendEmily Rudolf - Das Dinner

    :lesend Achim Zons - Von Schafen und Wölfen

  • Churchills Geheimnis

    Was am Ufer lauert, Krimi von Lenz Koppelstätter, Ullstein eBooks


    Der zweite Fall der Polizeireporterin Gianna Pitti am malerisch-mörderischen Gardasee


    Die Polizeireporterin Gianna Pitti soll für ihren Vater, der wieder zurückgekehrt ist, einen Informanten am Gardasee treffen. Was sie vorfindet ist eine Wasserleiche in den Fluten. Bei der Leiche entdeckt sie eine leere CD-Hülle mit der Aufschrift Churchills Geheimnis.
    Derweil fallen in Malcesine Schüsse, ein Professor der über Churchill forscht, sollte entführt werden. Gemeinsam mit ihrem Vater, ihrem Onkel, dem Marchese Francesco, und Chefredakteurin Elvira Sondrini versucht die Reporterin herauszufinden, was es mit der Toten und der leeren Hülle auf sich hat. Gibt es Verbindungen zu Giannas Urgroßvater der einige Tage mit dem ehemaligen britischen Premier an der Baia delle Sirene verbrachte?
    Die Geschehnisse setzen unmittelbar nach den Geschehnissen vom Vorgängerband ein, deshalb konnte sich nach der Lektüre von Band 1, sofort Lesefluss beim Weiterlesen einstellen. Ein wunderbares Setting, welches hervorragend und sehr bildhaft beschrieben ist und eine flüssige Schreibweise kann ich nur bestätigen, die durch die Auffinde-Situation befeuerte Spannung steigert sich mehr und mehr und erst nach verschiedenen Wendungen und Verwicklungen rund um die Familie der Reporterin kann der Fall geklärt werden, der Ermittlungszeitraum beträgt drei Tage weshalb das Buch in drei Teile aufgeteilt ist, Immer wieder wechseln die Erzählstränge, die mit den Namen der jeweiligen Personen überschreiben sind, ab. Das befeuert die Spannung, das macht es dem Leser schwer, das Buch überhaupt aus der Hand zu legen. Lebhafte und amüsante Dialoge sind eine Stärke der Handlung. Italienische Begriffe und Phrasen sind kursiv hervorgehoben, dadurch stellt sich italienisches Feeling ein. Ebenfalls kursiv erscheinen Eigennamen von Büchern, Zeitschriften, Liedern, Speisen und Getränken. Im Text ist ein Fußballrätsel integriert, welches ich mit Freude zusätzlich gelöst habe, die Lösungen sind im Anhang angegeben. Vorne im Buch zuerst die Karte des Gardasees mit Umgebung, damit ist ein Überblick über das Setting gewährleistet. Ebenso lockert das Gedruckte eine To-Do-Liste auf die handschriftlich eingefügt ist. Gleichfalls als Notiz, das Rezept für ein traditionelles Gebäck, welches von Churchill bevorzugt wurde. Handschriftlich und italienisch mit deutscher Übersetzung. Diese Rosinenkekse möchte einmal nachbacken.
    Zu Beginn der Lektüre ergeben sich Geschehnisse langsam, als sich die Ereignisse überschlagen ist das letzte Drittel des Buches, sehr spannend. Auch in Band zwei ist es nicht leicht dem Geschehen zu folgen so viele Namen und Zusammenhänge, zu viele Szenenwechsel, man muss sich gehörig konzentrieren, auf die historischen und politischen Inhalte. Hier wünsche ich mir für die nächsten Bände etwas mehr Überblick und Klarheit. Aus dem Ermittlertrio Gianna, dem Marchese Francesco, ihrem Onkel und Elvira, Giannas Chefin der Chefredakteurin der Lokalzeitung, ist ein Quartett geworden. Der verschollene Vater Giannas, Arnaldo Pitti ist wieder aufgetaucht. Allesamt Personen mit Charakter, durch die Erzählung aus der Sicht der jeweiligen Personen, ist eine nachvollziehbare und authentische Darlegung möglich. Die interessanteste Figur auch in diesem Band Marchese Francesco, was es mit seiner Vergesslichkeit auf sich hat ist noch immer nicht geklärt, er hat Stil Witz und Eleganz. Die anderen Figuren wirken echt, nur Arnaldo Pitti-Sanbaldi, der lange verschollene Vater, ihn kann ich noch nicht so richtig einordnen.
    Mir gefällt die „Ermittlungen am Gardasee – Reihe“ von Koppelstätter gut, ich werde weitere Folgen auch lesen, doch die Commissario Grauner-Reihe des Autors finde ich interessanter.
    Ich empfehle den Kriminalroman, allen Koppelstätter- und Gardasee-Fans. Von mir gibt es 8 Punkte, weil es so schwer ist, in der Reihe den Überblick zu behalten.