Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
Ein Mädchen verschwindet. Der Vater begeht einen verhängnisvollen Fehler. Und eine junge Frau weiß als Einzige, was damals geschah – doch auch sie ist spurlos verschwunden.
Jonas war früher einmal Polizist. Bis er für das Verschwinden seiner Tochter einen Verdächtigen zur Rechenschaft zog. Franka ist Privatdetektivin mit einem Talent für digitale Spuren und auf der Suche nach einer Vermissten. Ihre Ermittlungen decken Verbindungen zu einem alten Fall auf – dem von Jonas’ Tochter, die nie gefunden wurde. Frankas erster Verdächtiger: Jonas. Doch schon bald ermitteln die beiden zusammen. Denn die Vermisste scheint etwas darüber zu wissen, was damals wirklich geschah ...
Autor (Quelle: Verlagsseite)
In seiner Kindheit und Jugend verschlang Andreas Winkelmann die unheimlichen Geschichten von John Sinclair und Stephen King. Dabei erwachte in ihm der unbändige Wunsch, selbst zu schreiben und andere Menschen in Angst zu versetzen. Heute zählen seine Thriller zu den härtesten und meistgelesenen im deutschsprachigen Raum. In seinen Büchern gelingt es ihm, seine Leserinnen und Leser von der ersten Zeile an in die Handlung hineinzuziehen, um sie dann, gemeinsam mit seinen Figuren, in ein düsteres Labyrinth zu stürzen, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt. Die Geschichten sind stets nah an den Lebenswelten seines Publikums angesiedelt und werden in einer klaren, schnörkellosen Sprache erschreckend realistisch erzählt. Der Ort, an dem sie entstehen, könnte ein Schauplatz aus einem seiner Romane sein: der Dachboden eines vierhundert Jahre alten Hauses am Waldesrand in der Nähe von Bremen.
Allgemeines
Erschienen im Rowohlt Verlag am 17. Juni 2025 als TB mit 384 Seiten
Gliederung: Prolog – Roman in sechs „Kapiteln“, eigentlich Teilen, die ihrerseits in nummerierte Kapitel gegliedert sind
Erzählung in der dritten Person, abwechselnd aus der Perspektive der Privatdetektivin Franca und des Ex-Kommissars Jonas
Handlungsort und -zeit: eine nicht namentlich genannte Stadt in Deutschland, Gegenwart und Rückblenden um sieben Jahre (2018)
Inhalt
Vor sieben Jahren verschwand Jonas Waiders damals 16-jährige Tochter Isabell nach einer Party spurlos. Gemeinsam mit seinen Kollegen führte Jonas, seinerzeit Polizeikommissar, umfangreiche Ermittlungen durch, die kein Ergebnis brachten. Nachdem auch Isabells Mutter Marie an dieser Tragödie zerbrach, drehte Jonas durch und übte Rache an dem Mann, den er für Isabells Entführer und Mörder(?) hielt: Bernd Vollstedt, ein unsympathischer Alkoholiker, den Jonas wegen Misshandlung von dessen Stieftochter Silvia Frieling angezeigt hatte.
Auch sieben Jahre später ist Jonas davon überzeugt, dass Vollstedt, der nicht mehr am Leben ist, Isabell entführt hat. Auch wenn er nicht mehr daran glaubt, dass sie noch lebt, will er unbedingt ihren Leichnam finden und mit Ehren bestatten. Zu diesem Zweck sucht er Gerlinde Frieling, die ehemalige Lebensgefährtin von Vollstedt, auf und versucht von ihr Informationen zu bekommen.
Unterdessen wird die Privatdetektivin Franca Lichtenwalter von Gerlinde Frielings Mutter, die keinen Kontakt mehr zu ihrer Tochter hat, damit beauftragt, ihre verschwundene Enkelin Silvia zu finden. Silvia, die seinerzeit eine Klassenkameradin von Isabell Waidner war, hat das Asperger Syndrom und gilt als „seltsam“.
Über die Familie Frieling kreuzen sich die Wege von Jonas und Franca und nach anfänglichen Schwierigkeiten miteinander beginnen sie gemeinsam zu ermitteln – beiden ist daran gelegen, Silvia zu finden, die aufgrund von früheren Andeutungen, die nicht ernst genommen wurden, etwas über Isabells Schicksal wissen könnte…
Beurteilung
Der Plot des Krimis ist komplex konstruiert und recht verwickelt. Die Ermittlungen von Jonas und Franca führen über viele Umwege, neue Informationen und weitere Tatverdächtige / Motive quasi durch ein Labyrinth, das es dem Leser unmöglich macht, frühzeitig auf die Auflösung zu kommen. Ein sehr bildhafter Erzählstil mit Cliffhangern und der Perspektivwechsel zwischen Jonas und Franca halten die Spannung und das Interesse bei der Lektüre aufrecht. Darüber hinaus sorgen eingeschobene, kursiv gedruckte Kapitel einer als Ich-Erzähler auftretenden Person für weitere Spannung, denn diese Person versteckt sich und fühlt sich von einem „Sandgräber“ bedroht.
Franca Lichtenwalter ist eine beeindruckende Frau: klug, mutig, mit einem guten moralischen Kompass und viel Empathie ausgestattet. Man könnte sie sich gut als Protagonistin einer Reihe vorstellen. In Bezug auf Jonas Waider ist die Charakterisierung allerdings weniger gelungen, bzw. eher unglaubwürdig. Bei allem Verständnis für sein Trauma sind seine Verhaltensweisen, die von unkontrollierten Gewaltausbrüchen geprägt sind, nicht realitätsnah – seine Figur wirkt stark überzeichnet.
Sehr gut wird die Notwendigkeit eines empathischen und geschulten polizeilichen Umgangs mit psychisch instabilen Zeugen verdeutlicht.
Fazit
Ein intelligent konstruierter und spannender Krimi, dem es allerdings in einigen Details an Realitätsnähe mangelt – fesselnde Unterhaltung ist jedoch garantiert!
8 Punkte
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ASIN/ISBN: 3499013312 |