Ich nehm mal die Diskussion über Verdrängen aus dem letzten Abschnitt hier mit rein. Und auch @streifis Post:
ZitatIch bin ja auch eher ein Mensch, der sein Leben stark reflektiert, daher tu ich mir mit den Verdrängern vermutlich auch so schwer. Hat alles seine Vor- und Nachteile. Am Ende kann man das auch nicht so wirklich bewerten, ich habe in dieser Zeit nicht gelebt und kann gar nicht abschätzen wie ich mich damals verhalten hätte.
Ich bin auch jemand, der viel über sich selber reflektiert, merke aber immer wieder, dass ich oft zu sehr nachgrüble, ob das was ich gesagt/getan habe jetzt "richtig" war. Das ist oft kontraproduktiv. Ein gesunder Mittelweg ist - wie so oft - auch hier wohl das Beste. Durchaus Nachdenken über eigenes Tun - aber dann auch mal wieder gut sein lassen und "sich selbst verzeihen".
Irgendwo im Buch steht als Nebensatz, Leo schätzt an Asta ihre unendliche Ehrlichkeit, sich selbst und anderen gegenüber. Das fand ich sehr schön und sehr treffend und gerade deswegen passen die beiden für mich so gut zusammen. Aufarbeiten der Vergangenheit geht viel leichter, wenn man ein Gegenüber hat, mit dem in die Tiefe gehen kann und nicht bei oberflächlichem Blabla stehen bleibt. Das erfordert neben Offenheit auch unendlich viel Vertrauen und es ist grandios, wenn man so einen Menschen hat.
Das ging mir auch so. Sie hätte eine riesige Schuld auf sich geladen. ...
Richtig stark, dass sich Asta dazu entschließt, die Wahrheit zu sagen. Mal sehen, wie jetzt das Buch ausgeht.
Abgesehen davon, dass ich eure Beiträge hier nur kann, finde ich diese Episode gerade auch im Hinblick auf die diskutierte Schuldfrage sehr interessant. Asta erfährt hier am eigenen Leib, wie schnell man zum Bösen verführt/genötigt werden kann. Und dass man gegen seinen ausdrücklichen Willen mitmacht (zumindest eine Zeit lang), wenn die eigenen Lieben in Gefahr sind. Dieses "wenn du es nicht machst, macht es eben ein anderer (also es passiert auf alle Fälle)" taucht ja im Verhör nochmal auf. Da ging es leider nicht gut aus. Aber es zeigt eben auch, dass nicht immer alles schwarz/weiß ist.
Asta kommt zum Glück gerade noch rechtzeitig zur Einsicht und es ist sehr mutig und klug, dass sie sich Jackson anvertraut. Auch wenn mir die Befreiung von Leo dann etwas schnell und unkompliziert passiert. Und auch sie muss ja seltsamerweise gar keine Konsequenzen befürchten, da hätte ich mir durchaus etwas mehr Spannung gewünscht.
Ist aber wahrscheinlich kein Platz dafür, denn es passiert ja wirklich sehr sehr viel in diesem Abschnitt. Für mich hätte es tatsächlich ein bisschen weniger auch getan, auch wenn ich nachvollziehen kann, dass Kürzen bei so vielen interessanten historischen Details extrem schwer sein muss.
Ach ja - dass Leo Asta als Schutzschild mitnimmt, fand ich gut. Nicht für Asta natürlich, aber für uns als Leser. Zeigt es doch, dass Leo auch was riskiert, um seine Ziele zu erreichen und dabei nicht immer "sympathisch" handelt. Aber das macht ihn (zumindest für mich) mehrdimensional und interessanter!