Lese(un)lust durch die Schule?

  • Hallo zusammen,


    Babyjane hat in der Diskussion über den "Herr der Fliegen" folgendes gepostet:


    Zitat

    Ich fand dieses interpretieren und zerflücken immer ganz schrecklich und dadurch wurden mir viele sehr gute Bücher erstmal total vegällt. Ging sogar soweit, daß ich Misery von Stephen King langweilig fand.... Versuch dir die wirklich guten und keineswegs langweiligen Bücher nicht durch die SChullektüre verderben zu lassen.


    Mir ging es fallweise ähnlich. Den "Herr der Fliegen" hat mir die Schule nicht vermiesen können. Wohl aber die "richtigen" Klassiker. Heute muß ich mich an Sachen wie "Faust" erst wieder heranarbeiten.


    Unseren 9-jährigen Sohn bekomme ich partout nicht zum Lesen; nicht mal "Die wilden Kerle" reizen ihn, obwohl er großer Fußballfan und -spieler ist. Irgendwie habe ich da auch die Schule in Verdacht, ihm den Spass am Lesen verdorben zu haben.


    Andererseits fand ich den inhalltlichen Austausch über die gelesenen Bücher immer interessant. Bei den "richtigen" Klassikern war es wohl eher die formale Diskussion, die öde war (Versmaß etc.).


    Was meint ihr - verdirbt die Schule die Lust am Lesen oder fördert sie sie?


    D.

    "Ein Tag ohne Lesen ist wie eine Sünde.
    Ein Tag ohne den Gang in die Wälder ist ein Versäumnis."
    Peter Handke, Schriftsteller

  • Zitat

    Original von Depardieu
    Was meint ihr - verdirbt die Schule die Lust am Lesen oder fördert sie sie?


    Ich lese sehr viel - trotz dem Lesezwang, der die Schule lange Jahre auf mich ausgeübt hat. Die hätten mir fast den Spass daran genommen. Welcher 14-jährige Junge will schon "Der Richter und sein Henker" lesen? Einer von hundert?

  • Zitat

    Original von Trugbild
    Welcher 14-jährige Junge will schon "Der Richter und sein Henker" lesen? Einer von hundert?


    Trugbild,


    wenn ich mich recht erinnere, geht's doch in dem Buch irgendwie um einen Richter mit Nazi-Vergangenheit, oder?


    Damit berühren wir schon wieder ein anderes Thema, über das man auch trefflich diskutieren könnte: Muß unsere ganze Nazi-Vergangenheit in der Schule immer und immer wieder durchgekaut werden, so dass es auch dem interessiertesten Schüler irgendwann zuviel wird?
    (Ich habe nicht gesagt, dass man es gar nicht mehr behandeln muß, aber vielleicht nicht in diesem Umfang).


    Um auf den "Richter..." zurückzukommen, finde ich die Idee, sich dem Thema auf diese Weise zu nähern, gar nicht mal sooo schlecht...


    D.

    "Ein Tag ohne Lesen ist wie eine Sünde.
    Ein Tag ohne den Gang in die Wälder ist ein Versäumnis."
    Peter Handke, Schriftsteller

  • Zitat

    Original von Depardieu
    wenn ich mich recht erinnere, geht's doch in dem Buch irgendwie um einen Richter mit Nazi-Vergangenheit, oder?


    Nein, an sowas kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Ich glaube Du bringst da etwas völlig durcheinander. Soweit ich weiss kommt noch nicht mal ein Richter im eigentlichen Sinne vor.


    Zitat

    Damit berühren wir schon wieder ein anderes Thema, über das man auch trefflich diskutieren könnte: Muß unsere ganze Nazi-Vergangenheit in der Schule immer und immer wieder durchgekaut werden, so dass es auch dem interessiertesten Schüler irgendwann zuviel wird?


    Wie Du richtig sagst, ist das ein anderes Thema.

  • Die Behauptung, daß "die Schule" schuld sei, ist mir zu pauschal. Es kommt auf den Lehrer an, aber nicht zuletzt auch auf die Vorprägung. Und oft bringen nicht einmal dieselben Einflüsse die gleichen Ergebnisse hervor.


    Mir persönlich ist im Deutsch- und Fremdsprachenunterricht oft viel zu oberflächlich interpretiert worden, und bei manchen Lehrern bekommt man das Gefühl, daß sie nur eine ganz bestimmte Lesart zulassen. Ich hatte mal einen marxistischen Deutschlehrer, der mit uns Siegfried Lenz' Deutschstunde durchgenommen hat -- das war ernsthaft eine Geduldsprobe. :grin


    Im Grunde läuft mir diese Diskussion immer zu sehr auf die Idee hinaus, man solle mit den Kindern lesen, was ihnen Spaß macht.


    Aber was soll das bitteschön sein? Pippi Langstrumpf und Die Kinder von Bullerbü? Das mag den einen gefallen, andere kennen es schon längst, wieder andere finden es doof oder finden Lesen sowieso doof (egal wie Mutti und Vati dazu stehe!). Man wird keinen gemeinsamen Nenner finden und verfällt in Beliebigkeit.


    Außerdem ist Schule keine beschäftigungstherapeutische Bewahranstalt. Im Matheunterricht lernt man auch nicht nur, was grad Bock macht (was sicher alles andere als Mathematik wäre :grin). Im Deutschunterricht soll den Heranwachsenden etwas über Literatur beigebracht werden, Grundlagen, damit sie sich, erstens, später kritisch mit Lesestoff auseinandersetzen können und, zweitens, etwas über unsere Kultur und Geschichte erfahren. Die Schulde hat einen Bildungsauftrag, keinen Unterhaltungsauftrag.


    Und wie soll man Interesse für etwas entwickeln, wenn man davon nichts erfährt.


    Zugegeben, es gibt nur wenige wirklich gute Lehrer, aber pauschal über "die Schule" den Stab zu brechen, weil im Deutschunterricht Sachen gemacht werden, die keinen Spaß gemacht haben und von denen man nach Jahren glaubt, sie hätten einem die Lust aufs Lesen verdorben, das hat für mich die Überzeugungskraft eines Illustriertenhoroskops. :grin

  • Zitat

    Original von Iris
    Aber was soll das bitteschön sein? Pippi Langstrumpf und Die Kinder von Bullerbü?


    Ich muss Dir wohl nicht erklären, dass es nicht nur anspruchsvolle Klassiker auf der einen Seite und triviale Kinderbücher auf der anderen Seite gibt.


    Zitat

    Im Matheunterricht lernt man auch nicht nur, was grad Bock macht.


    Das Ziel sollte es sein, dass die Kinder auch in ihrer Freizeit lesen - und nicht nur die paar Bücher, die ihnen vom Unterrichtsplan vorgegeben werden. Das lässt sich so in keinster Art und Weise mit Mathe-Unterricht vergleichen - denn da ist es wohl kaum das Ziel, dass sich die Schüler in der Freizeit (abgesehen von den Hausaufgaben) mit Mathe beschäftigen.


    Zitat

    Im Deutschunterricht soll den Heranwachsenden etwas über Literatur beigebracht werden,


    und die Opfer sind dabei egal? Kann man dann sagen "Na er wird wohl in seinem Leben nie mehr ein Buch zur Hand nehmen, aber wir haben ihm etwas über anspruchsvolle Literatur beigebracht, das er spätestens in zwei Jahren wieder vergessen hat"?


    Zitat

    Grundlagen, damit sie sich, erstens, später kritisch mit Lesestoff auseinandersetzen können


    So züchtet man sich ein paar Auserwählte - und all den andern zieht man den Teppich unter den Füssen weg und sorgt dafür, dass sie vor dem Fernseher grau werden und sich als einzige Literatur die BILD zu Gemüte führen.


    Zitat

    Und wie soll man Interesse für etwas entwickeln, wenn man davon nichts erfährt.


    Genau das ist der Punkt! Wie soll ein Junge Interesse am Lesen kriegen, wenn man ihm nur langweilige Schmöker gibt? Wenn er gar nie davon erfährt, was für sensationelle Bücher es gibt, die z.B. all seine Vorstellungen von gutem Thriller sprengen?


    Interesse am Lesen heisst nicht Interesse an anspruchsvoller Literatur. Ich LIEBE Trivialliteratur und ich bedaure es ausserordentlich, dass es meine Lehrer versäumt haben, den anderen in meiner Klasse zu zeigen, dass es unzählige Bücher gibt, die spannender, packender und unterhaltender sind als die Filme die sie sich ansehen.


    Jungs bringt man nicht zum lesen, indem man ihnen im Alter von 14 Friederich Dürrenmatt vorsetzt. Im Gegenteil: so verfestigt man bei ihnen den Eindruck, dass lesen uncool und langweilig ist.

  • Ich bin der Meinung, dass Kinder heute mit so vielen Medien zurechtkommen müssen, die es früher nicht so weit verbreitet gab. Das fängt beim Gameboy an (den es in meiner Kindheit auch schon gab), geht über diverse andere Spielekonsolen, über Computerspiele, Internet, Radio, Fernseher, Zeitschriften, Bücher.
    Kinder und Jugendliche bauen sich ihre eigene kleine Welt im Internet auf, lernen dort Menschen kennen, durch die Chatprogramme und brauchen so auch keine realen Freunde... Warum sollten sie ein Buch lesen? Im Internet lesen sie doch die ganze Zeit...
    Ich finde auch, dass ihnen mit so Sachen wie: Der Richter und sein Henker eher der Lesespaß genommen wird. Wenn man doch unbedingt als Lehrer ein Buch durchnimmt, kann man etwas aus der jetzigen Zeit nehmen oder die Kinder sollen sich ihr Buch selbst aussuchen dürfen. So könnte man mit den Eltern absprechen, dass sie ihnen Geld geben und man gemeinsam mit der Klasse in einen Buchladen geht (ich bin auch überzeugt davon, dass viele so einen Laden noch nie von innen gesehen haben). Jeder hat die Möglichkeit sich ein Buch nach seinem Geschmack auszusuchen.
    Der Lehrer bereitet so Fragen vor, die man allgemein beantworten kann bzw. auf jedes Buch einzeln beziehen kann und jeder stellt das Buch vor, welches er gelesen hat.
    Ich lese selbst supi gerne, aber bei manchen Sachen hab ich das Buch echt nie gelesen, weil es mich einen ***interessiert hat. Man kann sich ja auch so durch die Fragen mogeln *g*
    Jedoch glaube ich, dass mittlerweile auch viele Kinder lesen, denn diese Bücher von Dragon Ball Z (verzeiht mir, wenn es falsch ist) ist doch der Knaller bei den Kindern. Hierbei sollte man nicht vergessen, dass es egal ist, was sie lesen, sondern hauptsache: Sie lesen. Aber da hat dann doch wieder jeder eine andere Meinung drüber.

  • Zitat

    Original von moonlight
    So könnte man mit den Eltern absprechen, dass sie ihnen Geld geben und man gemeinsam mit der Klasse in einen Buchladen geht (ich bin auch überzeugt davon, dass viele so einen Laden noch nie von innen gesehen haben).


    :hop das find ich eine ausgezeichnete Idee.


    Zitat

    Hierbei sollte man nicht vergessen, dass es egal ist, was sie lesen, sondern hauptsache: Sie lesen.


    Das finde ich absolut auch. Vor allem: wenn man viel liest, nimmt man früher oder später sowieso freiwillig mal was anspruchsvolleres zur Hand - und hat es damit dann als erfahrener Leser entsprechend leichter. (wenn ich daran denke, was diese Pflichtbücher für meine unbelesenen Kameraden für eine Qual gewesen sein muss - entsprechend wurde auch geflucht)

  • Ich glaube, es liegt hauptsächlich an manchen Lehrern, dass den Schülern die Lust am Lesen genommen wird.
    Wir nehmen hauptsächlich Bücher aus der Bibliothek - und das sind ( traurig, aber wahr) Schund- und Heimatromane aus den frühen 50ern oder solche, die große Buchkonzerne nicht angebracht haben - (ebenfalls nicht jünger als zehn Jahre)


    Sie sind größtenteils langweilig und zäh (bis auf die Chroniken von Narnia und Constanze und ihr Hündchen - :fetch ne, ne, nie wieder!!).
    Sie sind der alte Kaugummi der als langweilig abgestempelten Bücher, der am Schuh des Bücherwurms klebt und bei manchen für alle Zeit nicht runter zu kratzen ist.


    Bei mir ist das auf jeden Fall "Benvenuto heißt willkommen". Es lag wohl auch an unserem Lehrer. Er zerpflückte das Buch bis ins kleinste Teil, ließ uns analysieren und entzog somit - bewusst oder unbewusst - all den Charaktern und Hauptfiguren, die mir manchmal sogar ganz lieb waren, ihr Herzblut, ihre Farbe und der Geschichte somit seine Magie.


    Vielleicht schenke ich dem Buch noch eine Chance, aber nicht wegen diesem Lehrer.


    In der Volksschule hatte ich zwei Lehrerinnen, die haben das Lesen sehr unterstützt. Die neusten, schönsten Kinderbücher, die es zur Zeit gab, standen in einem Regal in der Leseecke. Ich weiß noch, da habe ich Dr. Jekyll und Mr. Hyde mit sieben Jahren gelesen :wow
    Ich habe sogar ein Buch geschenkt bekommen, dass ich was-weiß-ich-wie-oft gelesen habe.


    Im Gymnasium hat das Lesen bei mir zwar nicht ganz aufgehört, aber es gab für mich "wichtigere" Dinge (ich war jung und dumm :grin )
    Es hat bei mir bei "Tintenherz" wieder angefangen bei der Bücherausstellung in unserer Schule (wobei Trivialliteratur die Mehrheit bildet)


    Natürlich sind Werke wie obiges nicht unbedingt der beste Spaß. Es gefällt mir gut bei meiner jetzigen Lehrerin, denn bei ihr lesen wir Bücher, die "beliebter" sind. Thriller, Belletristik usw.


    Die Grundlage für das Lesen sollte aber meiner Meinung nach gegeben sein. Und selbst wenn man als Kleinkind mit den Büchern nur Parkplätze für die Blechautos baut :-]

  • Ich hab vor kurzem einen Vortrag über Leseförderung bei Jugendlichen gehört (gehalten von einem Deutschlehrer), und da wurde dafür plädiert, Kinder zumindest so weit zum Lesen anzuhalten, dass sie den Sinn von Texten erfassen können bzw. Informationen daraus aufnehmen. Da gings also, grob gesprochen, erst mal um Lese"technik" und nicht um die höheren Weihen der ernsthaften Literatur, zu der man seiner Ansicht nach niemanden zwingen kann, und wenn man selbst mit noch so bücherwurmigem Beispiel vorangeht.


    Wenn der Nachwuchs weder Lindgren noch Dürrenmatt lesen will, sollte er zumindest ein Kapitel aus einem "Was ist was" Buch nacherzählen können.


    Der Vortragende würde sich also von der Schule wünschen, dass sie ihre Schüler mit der Fähigkeit entlässt, sich eigenständig mit Texten beschäftigen zu können.


    Und das käme mir auch für den Deutsch- und anderen Sprachunterricht in der Oberstufe sinnvoll vor, den Schülern nicht die eigene Meinung aufzuzwingen sondern ihnen zu ermöglichen, wenigstens irgendwas interpretieren zu können. Also nicht Freiheit in der Wahl der Literatur sondern Freiheit im Umgang damit.


    Bei mir selbst war Hopfen und Malz verloren, ich hab in den (sehr langweiligen) Deutschstunden vor mich hingedöst, bei Schularbeiten schlechte Noten geschrieben und mit Null Ahnung von Literatur maturiert. Keine Ahnung, wieso...

    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das nicht allemal das Buch.
    Georg Christoph Lichtenberg

  • @ Taschenbuch: Du redest von der Oberstufe, aber ich von der Sekundarstufe 1.


    Und wenn ich die Kinder ansehe, mit denen ich zu tun hab, frage ich mich: Wie sollen die Spaß beim Lesen haben, wenn sie Literatur vorgesetzt bekommen, die einem nun wirklich jeden Spaß nimmt. Zudem es heutzutage sehr wichtig für diese Altersgruppe wäre, wenn sie außer die Schulbücher auch noch andere in die Hand nehmen und wirklich lesen würden! Dann könnten sie evtl. auch der deutschen Sprache mächtig werden. PISA lässt grüßen.

  • Hiho,


    ich habe während meiner Schulzeit die langweiligsten Bücher gelesen, die ich jemals in der Hand gehabt habe - und die besten. Gerade Dürrenmatts "Der Richter und sein Henker" zählte für mich zu den Highlights, neben Goethes Faust, dessen Sprachgewalt und -schönheit mich schier hingerissen hatte (letzteres 13. Klasse LK). Ebenfalls im LK habe ich mich durch Günter Grass' Katz und Maus und Beckets Endspiel quälen müssen - und dabei beschlossen, egal, wie wichtig es für's Abi ist, die lese ich kein zweites Mal (hatte dann noch Glück, der zweite Vorschlag bezog sich auf Brechts Mutter Courage und Goethes Iphigenie auf Tauris :grin).
    Doch auch zuvor habe ich mich durch eine Vielzahl höchst enervierender Literatur quälen müssen - mit dem Höhepunkt Lenz: Das Feuerschiff, eine Unterrichtsreihe, die ein Referendar bei uns hielt. Meine Aufzeichnungen dazu habe ich jüngst wiedergefunden und war überrascht, zu welch scharfem Sarkasmus ich in der 9. Klasse bereits fähig war. :grin
    Jedenfalls sehe ich keinen Zusammenhang zwischen Lesefreude und Schullektüre. Wenn einem Schüler der Spa´am Lesen in der Schule verdorben wird, dann doch in erster Linie deshalb, weil er außerhalb der Schule nicht oder nur sehr, sehr wenig liest (denn sonst würde er Tiefschläge wie Das Feuerschiff unter "vergessen und begraben" abhandeln, wie auch andere Bücher, die er zu Hause liest und die ihm nicht gefallen haben.)
    Gemessen an dem, was zu Hause gelesen werden KANN (bei entsprechender Förderung/ Anreiz/ gesunder Ausgewogenheit mit anderen Medien), ist der Anteil der in der Schule gelesenen Bücher verschwindend gering und taugt daher m.E. nicht als Ausrede für Leseunlust. Abgesehen davon werden gerade in unteren Klassen, in denen die Schüler an Bücher herangeführt werden sollen (also Interesse geweckt werden soll) in erster Linie spannende Kinderbücher gelesen. Heute erst war ich mit dem 5. Jahrgang unserer Schule im Kino, "Herr der Diebe", ein Buch, das die Schüler alle gelesen hatten und das sie alle begeistert hatte. Zu meiner Zeit las man den Hobbit, Astrid Lindgren "Brüder Löwenherz) oder die Bücher von Pausewang.
    Bei einem 14jährigen, der nach etwa sechs bis sieben Jahren Leseerfahrung mit Dürrenmatt konfrontiert wird, sollte das Interesse am Lesen eigentlich längst geweckt sein, d.h. die Auswahl der Lektüre nicht mehr daran bemessen werden, ob sie eine sinnvolle Konkurrenz zu Viva, MTV oder dem PC darstellt, sondern daran, ob sie geeignet ist, den Schüler an kompliziertere Textverständnisfragen heranzuführen, Denkprozesse in Gang zu setzen.
    Wenn ein Schüler in diesem Alter jedoch immer noch kein Interesse am Lesen entwickelt hat, ist entweder etwas schiefgelaufen (zu Hause oder in der Schule) oder er HAT nun einmal in diesem Alter wenig Interesse an Büchern, was sich aber später noch ändern kann (mein Bruder hat als Kind/ Jugendlicher außer Comics sehr wenig gelesen, inzwischen verschlingt er mehr Romane als ich).
    Förderung muss natürlich auch zu Hause stattfinden, etwa in klaren Absprachen zum Fernsehn- und Computerkonsum und der Bereitsschaft der Eltern, Leseinteresse zu fördern (meine Mutter ist jedesmal, wenn wir in der Stadt waren, mit mir in den Buchladen gegangen, hat sich zwei bis drei Bücher gekauft, und ich durfte mir auch immer eins aussuchen :-] Alles andere (Computer, Fernsehn, Hörspielkassetten) war reglementiert, aber Bücher durfte ich lesen, soviel ich wollte, auch aus dem Schrank meiner Mutter, die uns so oft von Sandokan erzählt hat, bis wir begrierig die Romane gelesen haben - um anschließend mit unserer Mutter über die Spielfilme zu diskutieren - mit 12 :grin).
    Aber, wie gesagt, ich war bei gleichen Voraussetzungen bereits als Kind eine Leseratten, mein Bruder erst später.


    Viele Grüße :wave
    Heike

    Der Bernsteinbund - Historischer Roman - Juni 2010 im Aufbau-Verlag
    Die Tote im Nebel - Historischer Kriminalroman - März 2013 im Gmeiner-Verlag

    Rabenerbe/ Rabenbund - DSA-Fantasyromane - 2017/2018 bei Ulisses

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  • Also,ich würde sagen,dass die Schule (egal ob Grundschule oder Sekundarstufe)den Schülern nicht die Leselust nimmt.Es mag stimmen,dass die Werke,die die Lehrer zum Lesen auswählen(bzw. die Werke,die von den Behörden als Pflichtlektüre gelten),langweilig sind,doch will ich behaupten,dass dies keinen großen Einfluss auf die private/häusliche Leselust hat.
    Meiner Meinung nach liegt die "Lesefaulheit"ganz einfach daran,dass junge Menschen sehr viel Bewegung brauchen und allgemein sehr aktiv sind,was dazu führt,dass sie keine Lust haben sich um 18°° Uhr ruhig hinzusetzten und sich in einem Buch zu vertiefen.Jetzt mag der ein oder andere behaupten,dass die Jugendlichen früher aber auch Aktivität brauchten,sich aber trotzdem mal hinsetzten und ein Buch zur Hand nahmen.Das ist auch richtig!Aber früher duften die Kinder auch nicht so lange mit Freunden rausgehen und mit denen "rumhängen",was dazu führte,dass sie,wenn sie zu Hause waren,sich dann einfach ein Buch nahmen und lasen.Und,wenn die Kinder heute zu Hause sind,haben sie eine ganze multimediale Welt in der Wohnung,in die sie sich vertiefen können.Kurzum:Sie haben viel mehr Möglichkeiten sich zu beschäftigen.
    Und ich lehne mich sogar so weit aus dem Fenster,dass ich behaupten würde,dass die Jugendlichen von früher auch nicht sooo viel mehr lasen,als dievon heute.


    So,ich bin jetzt etwas vom Thema(ob die Schule dran Schuld sei)abgekommen,aber ich wollte das einfach mal loswerde.


    MfG,He-Man

    "Statt zu klagen, dass wir nicht alles haben, was wir wollen, sollten wir lieber dankbar sein, dass wir nicht Alles bekommen, was wir verdienen. "
    (Dieter Hildebrandt, dt. Kaberettist, *1927)

  • Hallo, Trugbild! Wie war der Urlaub? :wave


    Zitat

    Original von Trugbild


    Ich muss Dir wohl nicht erklären, dass es nicht nur anspruchsvolle Klassiker auf der einen Seite und triviale Kinderbücher auf der anderen Seite gibt.


    Oha! Astrid Lindgren als triviale Kinderliteratur zu bezeichnen, ist eine glatte Selbstdisqualifikation.


    Zitat

    Das Ziel sollte es sein, dass die Kinder auch in ihrer Freizeit lesen - und nicht nur die paar Bücher, die ihnen vom Unterrichtsplan vorgegeben werden.


    Das mag dein Wunschziel sein, aber wenn ich mich genauer erkundige (ich hab da einen Prof von der Uni Bern in meinem engeren Freundeskreis, dessen Lebensgefährtin sich auf das Lehramt vorbereitet), dann ist das auch in der Schweiz nicht das Unterrichtsziel für Unterricht in der jeweiligen Muttersprache.


    Zitat

    Wie soll ein Junge Interesse am Lesen kriegen, wenn man ihm nur langweilige Schmöker gibt? Wenn er gar nie davon erfährt, was für sensationelle Bücher es gibt, die z.B. all seine Vorstellungen von gutem Thriller sprengen?


    Ich wüßte nicht, daß Jungen zu doof wären, sich spannende Filme und Computerspiele zu organisieren. Auch dafür brauchen sie die Schule nicht.


    Dein Populismus ist ja ganz nett, geht aber völlig an der Realität der Schule und der verfassungsmäßig und gesetzlich gebundenen Zielsetzung von Bildung vorbei.

  • Zitat

    Original von Trugbild
    Genau das ist der Punkt! Wie soll ein Junge Interesse am Lesen kriegen, wenn man ihm nur langweilige Schmöker gibt? Wenn er gar nie davon erfährt, was für sensationelle Bücher es gibt, die z.B. all seine Vorstellungen von gutem Thriller sprengen?


    Interesse am Lesen heisst nicht Interesse an anspruchsvoller Literatur. Ich LIEBE Trivialliteratur und ich bedaure es ausserordentlich, dass es meine Lehrer versäumt haben, den anderen in meiner Klasse zu zeigen, dass es unzählige Bücher gibt, die spannender, packender und unterhaltender sind als die Filme die sie sich ansehen.


    Jungs bringt man nicht zum lesen, indem man ihnen im Alter von 14 Friederich Dürrenmatt vorsetzt. Im Gegenteil: so verfestigt man bei ihnen den Eindruck, dass lesen uncool und langweilig ist.


    Hallo Trugbild,


    gerade an diesem Punkt haben die Eltern auch eine Aufgabe, ihre Kinder an Bücher heranzuführen und ihnen Vorbild zu sein. Welche Vielfalt an Büchern es außerhalb der Schullektüre noch gibt, sollten nach meiner Ansicht die Eltern ihren Kindern zeigen und sich auch selbst damit beschäftigen.


    Iris hat es mMn auf den Punkt gebracht, die Schule hat einen Bildungs- keinen Unterhaltungsauftrag. Ich denke, Eltern sollten sich nicht in allen Punkten auf die Schule verlassen, sie haben auch eine Verpflichtung den Kindern gegenüber. Um Jungs im Alter von 14 Jahre, plus, minus für das Lesen zu begeistern können vielleicht Sachbücher, Wissensbücher, Bücher über Sport oder ähnliches helfen. Und wenn sie in diesem Alter nicht wollen, dann möglicherweise 1 Jahr später, wenn dem Kind Bücher immer wieder angeboten werden und im Leben der Familie präsent sind, mag irgendwann der Funke überspringen.


    Sicherlich läßt sich über manche Schullektüre und den Zeitpunkt des Lesens diskutieren, allerdings ist das Beschäftigen mit Literatur, z. Bsp. auch Lernen, wie Sekundärliteratur gefunden und angewandt wird in meinen Augen wichtig und sollte daher auch in der Schule vermittelt werden.


    LG, Ina

  • Schule und Eltern haben einen gesetzlichen Erziehungsauftrag. Hier beginnt doch schon die Heranführung der Kinder an die Literatur.


    In meiner Schulzeit (die schon sehr lange zurückliegt) wurde der Fehler gemacht, jedes Buch bis zum Erbrechen zu interpretieren. Die wirklich endlosen Interpretationsversuche konnte einem schon die Freude an der Lektüre nehmen.


    Nur mal so als Vorschlag: Warum liest nicht jeder Schüler ein Buch seiner oder ihrer Wahl und rezensiert es dann anschließend. Rezension quasi als Deutscharbeit.


    In einem muß Iris uneingeschränkt zugestimmt werden. Die Schule hat keinen Unterhaltsauftrag. Sonst müsste man Lehrer wohl Animateure nennen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • bei mir ist das zweigeteilt: die deutschen Lektüren waren mir alle mehr oder weniger ein Graus.


    bei den Franz-Lektüren war das anders. Habe ich mit Freude gelesen.


    Also, bei mir lags definitiv an den Lehrern.


    Unsere Franz-Lehrerin hat sich mit Begeisterung in die Thematiken gestürzt und konnte so die ganze Klasse mit begeistern. Selbst sehr schwierige Texte wurden von uns allen gut gemeistert.


    Mein Deutschlehrer war so langweilig, irgendwie son graues Männchen mit monotoner Stimme. Null Begeisterung für die Literatur und sein Programm runtergespult...da hab ich die Lektüren meist garnicht gelesen, weil mir das richtig widerstrebte :-(


    Grundsätzlich hatte ich während der Schulzeit andere Dinge im Kopf als Lesen - muss ich ehrlich zugeben - privat habe ich kaum ein Buch in die Hand genommen, da hat mir die Lernerei für die Schule geschickt.


    Dass ich privat und rein zum Vergnügen ein Buch lese, kam erst nach der Schulzeit wieder.


    Ganz schön heftig eigentlich, wenn ich so drüber nachdenke :wow

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Nur mal so als Vorschlag: Warum liest nicht jeder Schüler ein Buch seiner oder ihrer Wahl und rezensiert es dann anschließend. Rezension quasi als Deutscharbeit.


    Das ist eine ganz gute Idee.Aber meines Erachtens ist das nur etwas bis (höchstens)zur 7.Klasse.
    Man kann Werke wie Goethes"Iphigenie auf Tauris" oder andere Werke nicht durch eine einfache Rezension "erfassen".Da braucht man schon einen Lehrer,der einem hilft,bzw. zeigt,wie man überhaupt an eine Interpretation oder einer Textanalyse rangeht.Und bei Geothe MUSS man analysieren und gegebenfalls viel interpretieren,damit man ihn,sein Werk und die Aussage des Werkes versteht.
    Und ich kann mich nicht darüber beschweren,dass man in der Schule zuviel interpretiert/analysiert.Ich sage:"Lieber so genau wie möglich,als gerade so gut,dass es den Schülern nicht zuuu langweilig wird."Und denen wird bekanntlich ziemlich oft langweilig.


    Und nur mal so als Randbemerkung:Nur durch das so exakte interpretieren wie es in der Schule ist,lernt man erst Texte richtig zu verstehen.Egal ob Weltliteratur wie Geothe oder relativ leichte Kost wie Jack Londons Seewolf:jedes Buch KANN eine Aussage enthalten,die man erst finden muss.


    MfG,He-Man

    "Statt zu klagen, dass wir nicht alles haben, was wir wollen, sollten wir lieber dankbar sein, dass wir nicht Alles bekommen, was wir verdienen. "
    (Dieter Hildebrandt, dt. Kaberettist, *1927)

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