Fliegen in Zukunft

  • Gesternnachmittag am Flughafen London Gatwick.
    Man hatte in den Medien geraten, mindesten 3 Stunden vor Abflug anwesend zu sein und vorher telefonisch bei der Fluggesellschaft zu informieren, ob der betreffende Flug planmäßig durchgeführt werden würde.


    Die betreffende Telefonnummer von British Airways war perment besetzt und als wir mit dem Gatwick Express unser Ziel erreichten, konnten wir nur hoffen, daß alles gut gehen würde. Der Amsterdam-Flug von 15.20 war auf jeden Fall „cancelled“, ob „unser Flug“ von 17.20 stattfinden würde, war noch unbekannt.


    Voll guten Mutes wollten wir uns beider Reihe der Wartenden vor dem betreffenden Eincheckschalter anstellen, nur wo war das Ende der Schlange?
    Endlich hatten wir es gefunden, vier dicke Reihen, mindestens 300 Menschen vor uns. Aber halt: eine Flughafenbeamtin mit grell-gelbem Netzhemd hielt uns an und erklärte uns, wo das Ende der Schlange sei „up there through the door and then left, then right, then...“ Das einzige was ich von der langen Bescheibung behielt war das „See you later“ am Ende.
    Erst 10 Minuten später begriffen wir, was sie mit dem „See you later“ gemeint hatte. Man hatte auf dem Außengelände riesige Zelte niedergesetzt und Polizisten winkten den Reisenden den Weg zum Schlangenende.
    Dort bekamen wir eine durchsichtige Plastiktüte im A4-Format, wo wir unser Geld, Reisedokumente, Schlüssel und eventuell eine Brille ohne Etui reinstecken durften. Der Rest mußte in die Koffer. Also keine Handies oder andere elektrische Geräte, keine Fotoapparate, keine Trinkflaschen, keine Medizin (nicht mal einfache Kopfschmerztabltetten), keine Bücher oder Zeitschriften (das fand ich noch am schlimmsten!!). Eine Plastiktüte ist alles, was der Mensch zum Reisen braucht.


    Man kann von den Engländern halten was man will, eins können sie, und das ist „Queueing“. Keine Panik, kaum Versuche zum „Queue-Jumping“, alles ging sehr diszipliniert. Alle paar Minuten das Gepäck ein paar Meter weiterschieben und warten.
    Langweilig, ermüdend bis zur Erschöpfung, doch was bleibt einem anderes übrig.


    Nach mehr als anderthalb Stunden waren wir schließlich an der Reihe am Schalter und ohne Gepäck, nur mit der durchsichtigen Plastiktüte ging es weiter in einer anderen Schlange zur Leibesvisitation, noch mal mehr als eine halbe Stunde. Alle, wirklich alle, auch Kinder und alte Leute untergingen dieser Kontrolle. Schuhe, Jacken und Mäntel mußte man ausziehen und auf das Rollband vor dem Röntgenapparat legen und dann Hände hoch und von Kopf bis Fuß abtasten lassen.
    Kurz und gut: wir kamen mit nur einer Stunde Verspätung in Amsterdam an und so froh war ich noch nie bei einer Landung.


    Wie ich gerade gelesen habe, wird Handgepäck beim Einchecken in britischen Flughäfen ab morgen wieder zugelassen.
    „Normal“ wird es aber wohl nie mehr so richtig werden.
    Die großen Verlierer sind die Billigflieger wie Easy Jet und Ryan Air, die ja gerade deshalb mit so niedrigen Preisen konkurrieren können, weil die Reisenden im allgemeinen nur Handgepäck mitnehmen.


    Es ist so einfach: ein bißchen Nitroglyzerin in einer Flasche (getarnt als z.B. Kontaktlinsenreinigungsmittel oder Mineralwasser), ein Gang zur Toilette, die Flasche ins die Kloschüssel geleert, durchziehen und wumm, there we go! Das Zeug hat ja nur Wasser nötig um zu explodieren.
    Ein Flugzeug verschwindet über dem Atlantik, spurlos, und mit ihm die Black Box mit dem Fakten, oder stürzt nieder auf einer großen Stadt wie New York oder London.
    Das Gute dabei: man merkt kaum etwas davon, wahrscheinlich ist man sofort tot.


    Bin ich froh, daß ich wieder da bin!
    Groetjes,
    Wilma :wave

  • Es ist ein Hase-und-Igel-Rennen, vergleichbar mit dem täglichen Krieg zwischen den "Autoren" von Computerviren und den Entwicklern von Anti-Virensoftware (die gut daran verdienen, daß es erstere gibt - an jedem Krieg verdient irgendwer). Alle Sicherheitsmaßnahmen sind irgendwo auch Augenwischerei, denn hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben. Dafür aber Chaos an den Flughäfen, stundenlange Wartezeiten und (was das Kernziel der Terroristen zu sein scheint) den gemächlichen Zusammenbruch der weltweiten Verkehrsinfrastruktur. Am Ende dieser Spirale wird es Schilder an den Check-Ins geben:


    You are flying at your own risk.

  • Wilma,
    schön daß du wieder da bist.


    Ganz ehrlich, ich heiße diese Kontrollen willkommen, auch wenn sie eher eine Alibifunktion haben, denn komplett ausschalten kann man das Risiko nie.
    Und wenn ich mir überlegen an und in welchen Körperöffnungen ich schon Gegenstände gefunden habe, dann ist deine Idee mit der Kontaktlinsenflüssigkeit noch die auffälligere. :wow
    Aber darüber will ich mir ehrlich keine Gedanken machen.
    Ich werde weiter fliegen, denn ob ich nun vom Himmel falle oder ob mich ein Auto anfährt oder mir der Himmel auf den Kopf fällt, sterben werd ich irgendwann sowieso.


    Wie war das? No risk no fun? :grin


    Ach ja, bei meinem Flug nach Lanzarote im Mai wurde ich ja auch abgetastet und ganz ehrlich, wenn jede der Damen, daß so macht, wie bei mir, dann hat ein ausgefuchster Terrorist 100 Möglichkeiten irgendwo was zu verstecken. Nur mal so in den Raum gerufen... kleiner Ketzer der ich bin... :lache

  • Wilma, auch ich heiße dich herzlich willkommen zurück!


    Das schlimmste fand ich an deiner Geschichte: Keine Bücher!...
    Ich würde toben! :fetch
    Besonders nett stelle ich mir das auf einen Flug nach USA vor..


    Trotzdem werden wir weiterfliegen. Die Bombe kann uns auch in einem Cafe auf'm Kuh-Damm oder auf dem Graben in Wien treffen. Wo ist man denn heute noch sicher?
    :-(

  • Auf meinem Rückflug von London vor 2 1/2 Jahren wurden wir einfach durchgewunken. Da wäre mir ein bisschen Kontrolle ehrlich gesagt schon lieber gewesen.

    we all seem to need the help
    of someone else to mend that shelf
    of too many books
    read me your favourite line
    ----


    Auf meinem Nachtkästchen: "Kleiner Mann - was nun?" Hans Fallada

  • Zitat

    Original von Sisi



    Trotzdem werden wir weiterfliegen. Die Bombe kann uns auch in einem Cafe auf'm Kuh-Damm oder auf dem Graben in Wien treffen. Wo ist man denn heute noch sicher?
    :-(


    Es wird Zeit, dass du mal wieder auf den Ku-Damm gehst, damit du dich erinnerst dat der nix mit Kühen, sondern dem Kurfürsten zu tun hat. Also ohne h. :lache



    Klar solche Kontrollen sind nervig, aber würden wir uns ohne besser fühlen? Eher nicht, oder? ;-)

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Heaven ()

  • @ Wilma: Schön, dass Du heil gelandet bist. :wave


    Vielleicht sind solche Kontrollen und Härten wirklich notwendig, um den Terroristen klar zu machen, dass sie auf die Weise keine Chance haben. Wenn ich die Wahl habe, meinen Klimbim im Flugzeug zu haben und befürchten zu müssen, dass irgendwelche Idioten Bomben o.ä. dabei haben, oder eben auf fast alles verzichten zu müssen, ist klar, was ich wähle.


    Der Verzicht auf Bücher würde mir jedoch besonders schwer fallen.


    @ BJ: So manche Kontrolle hat doch echt nur Alibi-Funktion, wenn ich an Konzert- oder Stadionbesuche denke... :-(

  • Zitat

    Original von Heaven
    Es wird Zeit, dass du mal wieder auf den Ku-Damm gehst, damit du dich erinnerst dat der nix mit Kühen, sondern dem Kurfürsten zu tun hat. Also ohne h. :lache


    Off-Topic: Dett kiek ick mir bald mal an. Kuhfürsten oder Kurfürsten... :wow


    Topic: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Nur dann müsste man auch in jedem Zug und jedem Linienbus Kontrollen durchziehen. Ein Zug wurde schon spektakulär in Holland gekapert und ein Linienbus bekanntlich durch die Herren von Gladbeck. War in Bremen, oder?

  • Wie schon mehrmals gesagt, 100%ige Sicherheit kann es nicht geben, aber gerade wenn es schon Hinweise auf Anschläge gibt, sind meiner Meinung nach verschärfte Sicherheitskontrollen doch ganz angebracht - und wenn sie vorallem die Fluggäste beruhigen ist das ja auch nicht schlecht ^^.


    Ich werde am 10. September von London nach New York fliegen und... ähm... bin mal gespannt, ob ich ankomme...


    Jiri

  • Zitat

    Original von hurz
    Topic: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Nur dann müsste man auch in jedem Zug und jedem Linienbus Kontrollen durchziehen. Ein Zug wurde schon spektakulär in Holland gekapert und ein Linienbus bekanntlich durch die Herren von Gladbeck. War in Bremen, oder?


    Du liebe Zeit, das Gladbecker Geiseldrama ist schon mehr als 15 Jahre her. Das fing mit einem Banküberfall in Gladbeck an. In Bremen haben die beiden Bankräuber dann den Bus gekidnappt und sind mit den Geiseln quer durchs Land gefahren und haben kaltschnäuzig Interviews vor laufenden Fernsehkameras gegeben. Es endete schließlich mit zwei toten Geiseln.
    Die beiden sitzen immer noch in Haft. Einer der beiden, der in einer Haftanstalt hier in der Nähe einsitzt, hat kürzlich erhebliches Aufsehen erregt, als er - zwar gefesselt - begleitete Freigänge bekommen hat.



  • Nichts, aber man will das Handgepäck so klein und übersichtlich wie möglich halten, damit man nicht noch mehr intensiv kontrollieren und prüfen muß, ob du nicht im Buch doch noch etwas gefährliches ins Flugzeug schmuggelst.


    Außer den Papieren darf nichts mit in den Flieger.


    Auch wenn ich diese Vorsichtsmaßnahme nachvollziehen kann, hoffe ich, daß es bei Überseeflügen nicht so gehandhabt wird. 8 Stunden fliegen ohne Buch... unvorstellbar.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Hm... ^^ Wenn man ein Buch wirft und das der Pilot an denn Kopf bekommt... :wow
    Oder vielleicht ist es mehr inhaltlicher Natur *überleg*.


    Irgendwie finde ich das auch etwas seltsam. Eigentlich sind Bücher auf langen Flügen doch gut! Man kann sich ablenken, ist beschäftigt und bricht dadurch nicht so leicht in Panik aus oder kommt auf andere dumme Gedanken.


    Was mir aber wirklich zu denken gibt: Gestern oder Vorgestern habe ich im Radio gehört, dass bei irgendeinem Flug (keine Ahnung von wo nach wo), die Passagiere zwei Mitpassagiere nicht mitfliegen ließen, weil diese Arabisch gesprochen haben... Ich glaube wirklich, dass es auch arabisch sprechende Leute gibt, die keine Terroristen sind *doch relativ überzeugt bin*