Milchgeld - Volker Klüpfel, Michael Kobr

  • Ich hab ihn im Urlaub gelesen und muss ehrlich gestehen, er hat mich nicht vom Hocker gehauen. Ganz nett, mittelmäßig spannend, der Humor war nicht so ganz das, worüber ich wirklich lachen kann. Ein wenig fühlte ich mich an den behäbigen Stuttgarter Bienzle erinnert.
    Vielleicht fällt mein Urteil zu diesem Buch besonders streng aus, weil ich unmittelbar vorher zwei wirklich richtig tolle mitreißende Bücher gelesen hatte, und vielleicht versuche ich es auch noch mal mit dem zweiten Teil, aber entflammt hat mich dieser Krimi nicht so recht.


    Was mir besonders aufgestoßen ist:
    Ich bin ja eigentlich nachsichtig, wenn Krimiautoren die Polizeiarbeit nicht immer ganz authentisch beschreiben - nicht jeder hat einen direkten Draht zu Polizeidienststellen, und schließlich muss man aus dramaturgischen Gründen auch hin und wieder von der Realität abweichen.


    Dass aber die Sektretärin (die bei der Polizei eigentlich Angestellte heißt) dafür zuständig sein soll, Angehörige vom Tod ihres Vaters zu verständigen, hat mich hart getroffen. Ich würde diesen Job nie im Leben - schon gar nicht für diesen Hungerlohn - machen, wenn ich Todesnachrichten überbringen müsste. So was ist definitiv Sache der Beamten und wird auch nie per Telefon gemacht.
    Auch dass Kluftinger und Co einfach ins Blaue hinein losfahren und nach einem Zeugen suchen, ohne die Adresse vorher übers Einwohnermeldeamt abgeklärt zu haben, ist mehr als unrealistisch.
    Sei's drum, dem Gros der Leser mag das nicht auffallen, und auch ich hätte im Normalfall ein Auge zugedrückt, wenn nicht schließlich Kluftinger seinen Unmut darüber geäußert hätte, wie unrealistisch doch manche Fernseh-Krimis daherkommen. An dieser Stelle musste ich über den unfreiwilligen Witz dann wirklich lachen.


    Ansonsten fand ich den Kommissar ganz nett, den Lokalkolorit gelungen, den Fall schlüssig. Ich denke, ich gebe Teil 2 noch mal eine Chance.


    Für diesen hier vergebe ich 5 Punkte.

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

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  • Ich hab ihn auch im Urlaub gelesen, und kann Britt eigentlich nur zustimmen. Überragend war er nicht. Aber alles in Allem würde ich doch ein wenig besser bewerten.


    Ich vergebe 7 Punkte.

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Zitat

    Original von Tea-Bag
    Mal schauen wie es noch so wird...


    Tja, wie gesagt, nicht berauschend, aber das zweite Buch "Erntedank" ist schon um Längen besser. Also lass dir nich verzagen.... weiter lesen! :wave

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Es war nicht mein erster Kluftinger-Krimi, so dass die Überraschungsfreude über den etwas anderen Kommissar nicht mehr ganz so groß war. Aber trotzdem hab ich gern gelesen, wie „Klufti“ durch die Irrungen und Wirrungen seines Falls ermittelt. An ihm scheiden sich wohl die Geister – ich gehöre eindeutig zu der Gruppe, die ihn mögen. Kluftinger ist so herrlich unkompliziert, ihm passieren viele Dinge, vor denen wohl jeder insgeheim Bammel hat (wie das Stolpern über ein frisches Grab oder das Versauen des guten Anzugs mit Dönnersoße), trotzdem wirkt er weder lächerlich noch überzogen. Die vielen Anekdoten, über die ich schmunzeln konnte, wirken mit, das Buch zu einem echten Lesegenuss zu machen.


    Zu dem liebenswerten Kommissar kommen die besonderen Eigenheiten der Allgäuer Bewohner, die im Buch detailliert und liebevoll geschildert werden. Nicht abwertend, sondern als lokale Besonderheit bringen die beiden Autoren ihren Lesern Allgäuer Landschaft und Mentalität näher. Als Bewohner eines anderen bayerischen Landstrichs waren mir manche Sitten vertraut, manche aber auch gänzlich neu. Ich freute mich über das Heimatgefühl, das sich beim Lesen einstellte.


    Spektakulär ist der Kriminalfall Kluftingers zwar nicht, doch er birgt einige Überraschungen und nichts ist so wie es auf den ersten Blick scheint. Mir hat vor allem die Vernetzung des ermittelnden Kommissars mit seinen Kollegen, aber auch mit den Damen und Herren des Innendienstes, des Labors und anderer „Zuarbeiter“ gut gefallen. Als absoluter Laie habe ich zumindest das Gefühl, dass diese Arbeitsweise einer „wirklichen“ Polizeiarbeit näher kommt als heldenhaftes Einzelgängertum manch anderer Krimis. Und es war ganz ein Kriminalfall nach meinem Geschmack: wenig unnötige Gewalt, dafür viel Ermittlungsarbeit und eine schlüssige Hintergrundgeschichte. Am Anfang des Buches hätte ich mir etwas mehr Krimi und weniger privates Umfeld von Kluftinger sowie Allgäuer Lokalitäten gewünscht, doch wird der Kriminalfall zunehmend wichtiger und es entsteht ein ausgewogenes Verhältnis.


    Fazit: Lesenswertes bayerisches Krimivergnügen mit einzigartigem Kommissar. Von mir gibt’s 8 Punkte und ich freu mich auf den nächsten!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • So, da habe ich doch glatt mal vergessen hier meine Meinung aufzuschreiben ;-)


    Also, nachdem ich hier einige nicht so gute Kritiken gelesen habe, habe ich mir ja schon nen bissl Sorgen gemacht. Aber meiner Meinung nach habe ich die mir ganz umsonst gemacht...
    Zu dem Inhalt wurde nun ja schon genug gesagt bzw. geschrieben.. Mir hat der Kluftinger echt super gefallen... Es ist ein Mensch mit Ecken und Kanten, nicht gerade geschliffen, sondern halt menschlich... Dieses Buch ist als Krimi ausgeschrieben und ich muss sagen, es war wirklich mal ein toller Krimi, der nicht blutig war und nicht allzu brutal... Als Abwechslung reicht das alle mal,... :-)
    Außerdem gibt es auch ausreichende viele Szenen, wo man sich köstlich bei amüsieren kann... Ein Beispiel (hat nichts mit dem Fall zu tun): kommt der nicht geliebte Nachbar von Herrn Kluftinger rüber... Und dieser ganze Abend; ich habe nur gelacht... :lache
    Alles in allem würde ich diesem Buch 8-9 Punkte geben....

  • Milchgeld
    Milchgeld


    Der Schreibstil der Autoren ist sehr gut zu lesen. Es gab einige humorvolle Stellen. Doch es störten mich die sehr detailierten Angaben über das Privatleben des Kommissares Kluftinger. Sie tragen nicht wirklich zur Lösung des Falles bei, wie zB. die ausufernde Beschreibung des Essens mit Freunden. Das seine Frau Erika ohne ihn in Urlaub fährt und sauer ist, das er nicht mitfahren kann, da er einen Mordfall in ihrem Provinzkaff klären muss, interessiert mich eigentlich absolut nicht. Auch Tage nach dem Mord haben sie fast keine Spur. Und wenn sie mal eine haben, verlegen sie das recherchieren auf den nächsten Tag. Ich finde den Roman nicht so wirklich spannend. Spannende Stelle werden ständig durch die Beschreibung des Privatlebens oder sonstige Banalitäten unterbrochen. Die Ermittlungen brauchen sehr lange bis sie mal den nötigen Schwung bekommen.Dies geschieht erst beim letzten viertel des Buches. Nachdem der Zweite Mord geschah ging es dann aber mal etwas schneller voran. Mir fehlte besonders die Spannung. Das Buch ließ sich zwar nett lesen, aber es bekommt von mir 2,5 Sterne von 5 möglichen, da dies kein Heimatroman über einen Kommissar ist, sondern ein Krimi. Ich habe noch den nächsten Kluftinger auf meinem SuB liegen und ich bin doch sehr abgeneigt ihn zu lesen.

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    Sie schafft nicht mehr als 20 Seiten am Tag und dazu muss sie sich schon aufraffen. Abbrechen will sie nicht, weil sie zumindest den Ausgang kennen möchte.


    Besonders stört sie die unnötig ausführliche Beschreibung von unwichtigen Dingen (als Beispiel nannte sie eine Autofahrt die sich über 5 Seiten hinzog) und das ekelhafte und unfreundliche Verhalten Kluftingers gegenüber seinen Kollegen, vor allem der Sekretärin. Für sie ein kompletter Unsympath. Noch dazu würde in Sachen Ermittlungen praktisch gar nichts vor sich gehen, dem Herrn wären seine Käsespätzle wichtiger.


    :write :waveGenau so erging es mir auch mit dem Buch. Ich habe für diese paar Seiten, sage und schreibe 11 Tage gebraucht.

  • @stephanieg28
    Und genau das was Du in "Milchgeld" bemängelst, hat mich angehalten, es weiter zu lesen. Ich mag diesen Kluftinger. So ein griesgrämiger Bayer mit typischem Charakter.
    Ich habe mir "Laienspiel" gekauft und warte auch auf "Rauhnacht" als TB Ausgabe, weil mir meine Lesesiucht so langsam zu teuer wird.
    Komischerweise gefallen mir die verfilmten Bücher vom Klufinger gar nicht. Ich stehe nicht auf "Bulle von Tölz" Krimis im Fernsehen.



    Grüße
    Anja

  • Zitat

    Original von Anja1965


    Komischerweise gefallen mir die verfilmten Bücher vom Klufinger gar nicht.


    Grüße
    Anja


    Gibt es denn mehr, als nur eine Folge, die verfilmt wurde? Ich weiß nur von Erntedank.
    Ich liebe Kluftinger und warte ebenfalls schon auf die TB Ausgabe von Rauhnacht.


    LG Berta

    Berta Berger - "Die Prinzessin, die von der Liebe nichts wissen wollte" 2008 Autumnus Verlag
    "Kunigund kugelrund" Autumnus Verlag 2009


    Valentina Berger - "Der Augenschneider" Psychothriller, Piper Verlag August 2010


  • Es ist jetzt nicht so das ich Kluftinger nicht mag, so mittelmäßig halt. Ich finde das in Milchgeld außer der Charakter vom Klufti alle sehr schlecht dargestellt sind. Ich habe ja nun schon den zweiten Band, dank Mängelexemplar hier zu Hause liegen. Ich weiß noch nicht ob ihn lesen möchte.

  • Zitat

    Original von stefanieg28
    Es ist jetzt nicht so das ich Kluftinger nicht mag, so mittelmäßig halt. Ich finde das in Milchgeld außer der Charakter vom Klufti alle sehr schlecht dargestellt sind. Ich habe ja nun schon den zweiten Band, dank Mängelexemplar hier zu Hause liegen. Ich weiß noch nicht ob ihn lesen möchte.


    Ich fand ja den ersten Teil auch nicht so super, doch die nächsten 2 Erntedank und Seegrund hab ich schon gelesen, und war begeistert.

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Ich habe nun Erntedank ungelesen aussortiert. Ich habe absolut kein Bedürfnis das Buch zu lesen. Milchgeld war an für sich nicht schlecht, aber für mich war es mehr ein Heimatroman als ein Krimi. Wenn ich einen Krimi lese, möchte ich Spannung und nicht das detailierte, langweilige, sinnlose Privatleben eines Kommissares, der mir zugegeben nicht gerade als sehr symphatisch erscheint, nachlesen.

  • Meiner Meinung nach ein beschaulicher Kriminalroman "der alten Sorte", der nicht nur Wert auf das Verbrechen und dessen Aufklärung, sondern auch das private Umfeld das Kommisars legt. Das gefällt dem einen besser, dem anderen schlechter. (Mir persönlich hat er gut gefallen, ich mag diese Art von Krimi). Ich würde dir empfehlen, einfach reinzulesen, dann siehst du schon, wie es dir gefällt. Die Kluftinger-Reihe sind Romane, da scheiden sich einfach die Geister.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Danke Lese-rina!
    Ich werde das Buch wirklich lesen müssen, um festzustellen, ob mir diese Art von Krimi gefällt oder nicht.
    Da es ja schon irgendwo in meinem Bücher-Chaos schlummert, muss ich es nur noch finden und damit anfangen.
    Ich werde hinterher berichten.

  • Ich gebe zu, dass mich "Milchgeld" nicht vom Hocker gerissen hat.
    Gemütlich mag ja gut sein, aber dieser Kluftinger wird auf eine Weise dargestellt, dass ich mich mit der Figur nicht anfreunden konnte. Einerseits zu doof, um dem Nachbarn "nein" zu sagen, aber vor seinen Untergebenen den starken Mann markieren.
    Seine Dienstmoral kommt mir auch sehr fragwürdig vor, weil er als Vorgesetzter Fehler macht, die mehr als haarsträubend sind. Ohne Waffe begibt er sich in Gefahr. Das ist konstruierte Spannung. Und wie er den Täter dingfest macht - da hätte ich wirklich etwas professionelles erwartet und nicht diese Farce.
    Außerdem schafft es Kluftinger - oder besser gesagt seine Autoren - dass jeder witzige Dialog sofort ins langsweillige übergeht, weil Kluftinger keine Witze zulässt. Das kommt mir schon eher so vor, als wären den Autoren keine Witze eingefallen.
    Und dann noch das Allgäu - als Reiseführer könnte ich es positiver kritisieren :grin
    Dieser Kluftinger war mein erster und mein letzter.

  • Das Buch fand ich ganz okay. Für mich aus dem Norden sind die bayerischen/schwäbischen Gepflogenheiten nicht so bekannt. Ich grüble immer noch über den Ausruf "Zefix" - ist bestimmt ein ganz böses Schimpfwort. :chen


    Ein bisschen genervt hat mich die sehr konservative Einstellung des Kommissars. Auch gegen alles "fremdländische" oder wenn er im Ausland anruft und "ausländisch" sprechen muss + seine Abneigung gegen technische Erneuerungen. Das wurde alles immer so betont, fand ich.


    Ab und an musste ich lachen, die Story war gut - aber halt etwas ruhiger.


    Von mir 7 Punkte! :wave


    Edit: Ich denke schon, dass ich wohl an der Serie dran bleibe. Abgeneigt bin ich nicht. Aber ich muss mir nicht sofort den 2. Teil kaufen.

    Bye Nikki snail.gif
    SuB 378
    :lesendGrabkammer / Werde verrückt

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  • "Kluftinger ist Kult" meinte meine Freundin, als sie mir Milchgeld schenkte. Nun habe ich das Buch gelesen und muß sagen, daß ich mich köstlich amüsiert habe. Dies lag aber vor allen Dingen an der Person Kluftinger, ein Unikum seinesgleichen. An ihm scheiden sich wohl die Geister, entweder man mag ihn oder man mag ihn nicht.
    Der eigentliche Kriminalfall ist zwar schlüssig, hat mich aber nicht vom Hocker gerissen.
    Milchgeld ist sicherlich keine Lektüre für Krimi-Fans, die Spannung und Action erwarten, aber als humorvolle, leichte Unterhaltung für Zwischendurch meiner Meinung nach bestens geeignet.