Das letzte Königreich - Bernard Cornwell

  • Kurzbeschreibung:
    Nordengland im Jahre 866: Mit zehn Jahren erlebt der Fürstensohn Uhtred den Einfall der Wikinger. Sein ungestümer Mut in der Schlacht beeindruckt den Anführer der Dänen so sehr, dass er Uhtred verschont und als Ziehkind aufnimmt. Mit den Jahren wird der Junge fast einer von ihnen. Nach Raub- und Eroberungszügen voller Blut und Gewalt droht auch Wessex, das letzte der fünf angelsächsischen Königreiche, an die Eroberer zu fallen. Doch da wechselt Uhtred wieder die Seiten...



    Näheres zum Bernard Cornwell, Leseprobe und Trailer gibt es hier.



    Meine Meinung:
    "Das letzte Königreich" ist der gelungene Auftakt einer neuen Trilogie, bei dem der Kampf Englands gegen die dänische Invasion erzählt und wobei "Alfred der Große" in den folgenden Teilen wohl mehr und mehr in den Vordergrund rücken wird.
    Es ist ein historischer Abenteuerroman, worin man edle Ritter, schöne Damen und Romanzen vergeblich sucht, denn hier geht es um Krieger und Schlachten, und zwar sehr ausführlich. Womit dann auch gleich klar ist, dass dieses Buch nicht für zarte Gemüter geeignet ist, da das Blut hier in Strömen fließt. Zudem ist der Kampf Dänen gegen Engländer auch der Kampf zwischen Heiden und Christen und der etwas eigenartige, sehr schwarze und rohe Humor der Dänen zu diesem Thema ist sicher auch nicht jedermanns Sache.
    Neben den ausführlichen Schlachtenbeschreibungen liegt eine weitere Stärke des Romans darin, dass durch Uhtred, sein Erwachsenwerden bei den Dänen und sein späteres Wechseln zu den Engländern beide Seiten dem Leser näher gebracht werden.
    Köstlich ist auch das Verhältnis Uhtreds zu Alfred, der hier noch nicht "der Große" ist, dennoch Potenzial erkennen lässt.
    Alles in allem ist es ein sehr spannender Roman, der Lust auf die Fortsetzungen macht.


    Erwähnenswert ist auch das Nachwort des Autors, da hier Fakten und Fiktion getrennt werden.


    Viele Grüße
    Kalypso
    .

  • Ich habe die englische Fassung gelesen und sehr genossen. Irgendwie schafft es Cornwell doch immer wieder, eine vergleichbare Geschichte zu schreiben - und doch ganz anders. So wie Uhtred zwar Ähnlichkeit mit seinen literarischen Brüdern hat, aber auch wieder anders ist. ZB mochte ich ihn anfangs nicht sonderlich, was mich bei ihm (ganz im Gegensatz zu Derfel) aber nicht gestört hat.
    Das Verhältnis zu Alfred und der als Charakter haben mir besonders gut gefallen. Ist mal was anderes und irgendwie merkt man bei Alfred trotzdem, was da an ihm ist.
    Sehr interessant fand ich hier auch die Errichtung der "Flotte", wenn man das so nennen kann.


    Ein gutes, spannendes und interessantes Buch. Und Band 2 hat mir sogar noch besser gefallen.


    PS: Keine Trilogie! Cornwell hat sich noch nicht auf eine Anzahl festgelegt, aber mehr als 3 sollen es auf jeden Fall werden.

  • Das hört sich sehr interessant an und ist sofort auf meiner Wunschliste gelandet!!! Nur habe ich mir in letzter Zeit zu viele Bücher geleistet...ich werde in der Bücherei danach Ausschau halten. So neu ist es ja nicht?!

  • Hmm, vom plot her kommt mir das total bekannt vor, es ist aber schon eine Zeit her. Ich habe sowas wie ein dejá vu, aber ich kann eigentlich dieses Buch hier nicht meinen, es sei denn, dass das Buch schon mal früher als gebundenes Buch erschienen ist. Ich habe aber nichts gefunden. verwirrt bin:wow


    Auf jeden Fall habe ich das Buch, das ich im Kopf habe, als sehr bildhaft und unglaublich spannend geschrieben in Erinnerung. Man hatte das Gefühl, das Blut tropft manchmal aus den Seiten.

  • Zitat

    Original von Pelican
    Guck mal hier... das sieht doch fatal nach Platzhalter aus, oder?


    Was findest Du daran fatal? :-]


    Heute erst hat er auf seiner Seite geantwortet, daß er an Buch 4 arbeitet und hofft, daß es im Herbst erscheinen kann. Damit ist Amazon also quasi am Puls des Autors.


    Ich glaube, er hat mal gesagt, es werden mehr als drei (offensichtlich), aber weniger als 12, oder so.
    Und ich bilde mir ein, daß er auch noch die Geschichte von Afreds Tochter Ethelfledda erzählen wollte. Ich freue mich mal optimistisch auf viele Bücher über diese Leute und ganz konkret auf Band 3.

  • Edit: Wie dumm von mir, Kalypso hat das ja schon ganz oben verlinkt!
    Hatte ich ganz übersehen. Naja, der Rest kann stehen bleiben.


    Habe mir jetzt die Buchseite mal angeschaut. Irgendwie ist mir nie aufgefallen, wie oft der gute Uhtred auf der allerersten Seite seinen Namen erwähnt, das muß ein neuer Rekord sein!
    Interessant, welche Mühe sich der Verlag mit der Präsentation gibt. Man sollte meinen, Cornwell ist ein Selbstverkäufer. Aber, ich finde das sehr nett gemacht.

  • So, hier kommt meine Meinung zum Buch:


    Der historische Abenteuerroman „Das letzte Königreich“ von Bernard Cornwell, im englischen Original unter dem Titel „The last kingdom“ veröffentlicht, ist der Auftakt einer Romanreihe über Alfred den Großen (848 – 899), der maßgeblich die Vereinigung der angelsächsischen Königreiche unter der Vorherrschaft von Wessex (West-Sachsen) bestimmt hat.


    866, Nordumbrien, Uthred Uhtredson von Bebbanburg, 10-jähriger Sohn eines Aldermanns, wird bei einem Übergriff dänischer Eroberer zum Waisenkind. Der dänische Krieger Ragnar entführt ihn und lässt ihn innerhalb seiner Familie aufwachsen. Obwohl Uthred den Tod seines Vaters rächen will, ist Ragnar bald schon mehr Vater für Uthred als sein leiblicher Vater dies jemals war, Uthred lernt die dänische Lebensweise schätzen und lässt sich zum Krieger ausbilden. Die Dänen bringen mehr und mehr Land der angelsächsischen Königreiche unter ihren Einfluss, lediglich das von Alfred regierte reiche West-Sachsen hat der Invasion bis zu diesem Zeitpunkt standgehalten. Alfred, später Alfred der Große genannt und heilig gesprochen, ist klug und sehr religiös. Mittels Beocca, des ehemaligen Priesters von Uthreds Vater, gelingt es ihm Uthred an sich zu binden und im Kampf gegen die Dänen für seine Zwecke zu nutzen…


    „Das letzte Königreich“ lässt Erinnerungen an Bernard Cornwells brillante Artur-Trilogie (The Warlord - Chronicles) wach werden, die Geschichte von Artur wie auch die von Alfred wird ohne mythische Elemente erzählt, der Ich-Erzähler ist hier wie da im direkten Umfeld des Königs angesiedelt und charakterlich eher als Anti-Held ausgestaltet, der König muss in beiden Fällen einer massiven Bedrohung seines Herrschaftsgebietes Herr werden. Diese Nähe zu einem Vorgängerwerk verzeiht man Bernard Cornwell aber gerne, da er es wie kaum ein anderer versteht, Geschichte lebendig zu machen, indem er neben historischen Fakten einfach eine interessante Geschichte spannend erzählt. Im vorliegenden ersten Teil der Alfred-Reihe zeichnet sich bereits ab, dass sich zwischen Alfred und Uthred, deren komplexen Charaktere nicht unterschiedlicher sein könnten, eine Beziehung entwickelt, die von Spannungen und Interessenskonflikten geprägt ist, aber auch davon lebt, dass jeder den anderen braucht. Dass Uthred mehrfach die Seiten wechselt, ist ein dramaturgischer Kunstgriff des Autors, der zunächst wenig einfallsreich bzw. neu erscheint, der es aber erst ermöglicht, beiden Seiten gerecht zu werden, die Individualität des dänischen und angelsächsischen Volks und ihrer Kultur herauszuarbeiten und den Religionskonflikt zwischen christlichen Landbewohnern und heidnischen Eroberern zu beleuchten. Gerade in diesen Punkten legt Cornwell seinem Ich-Erzähler Uthred Bemerkungen schwärzesten Humors in den Mund.


    Bernard Cornwell schildert die damaligen Lebensumstände nüchtern und schnörkellos. Die dargestellten Kampf- und Schlachtszene versteht er, ohne zu verherrlichen, spannend zu erzählen, so dass der Leser interessiert auch abscheuliche und abstoßende Szenen verfolgt und die Kämpfe im Schildwall erlebt, wie sie wohl auch waren: grausam, blutig und tödlich. Da diese Szenen einen großen Teil des Romans ausmachen, empfehle ich empfindlichen Lesern einige Seiten zur Probe zu lesen.


    Deutlich spürbar im Spannungsbogen ist, dass „Das letzte Königreich“ Auftakt eines Mehrteilers ist, so werden viele Handlungsfäden nicht zu einem zufrieden stellenden Abschluss geführt, der Konflikt zwischen Alfred und Uthred ist noch in der Entwicklungsphase, uns so entsteht beim Leser fast der Eindruck, es handele sich um einen flüssig lesbaren, spannenden, überlangen Prolog.


    Zur Ausstattung des Buches gehört eine hilfreiche Karte der britischen Inseln im 9. Jahrhundert, ein Vorwort des Autors, in dem er seine Verwendung von Ortsbezeichnungen, Flussnamen etc. erklärt und ein Nachwort des Autors, indem er erläutert, welche fiktiven Elemente er verwandt hat und was auf Fakten beruht und welches seine wesentlichen Quellen waren.


    „Das letzte Königreich“ von Bernard Cornwell ist der viel versprechende, spannende und authentische Auftakt einer Reihe historischer Abenteuerromane rund um die Eroberung der britischen Inseln durch die Wikinger und der Begründung Englands, der nicht nur aufgrund seines geschichtlichen Hintergrunds sondern auch über die komplexen Charaktere der Hauptfiguren Alfred und Uthred und deren Beziehung zueinander überzeugt. Glücklicherweise erscheint der zweite Band „Der weiße Reiter“ (Original „The Pale Horseman“) bereits im Juli 2007. Der dritte Band liegt im englischen Original bereits unter dem Titel „The Lords of the North“ vor, ein vierter Teil soll im englischen Original im Herbst 2007 erscheinen.

  • Schöne Rezi Pelican!


    Der Hauptunterschied zwischen Derfel und Uhtred ist das Verhältnis zum jeweiligen Herrscher. Für Derfel war es, meist, ein leichtes, Arthur zu folgen, weil er ihn geliebt hat. Was man von Uhtred und Alfred nun wirklich nicht behaupten kann. Ich finde, gerade das macht es interessant, wieso er sich dennoch immer wieder in dessen Gefolgschaft wiederfindet, obwohl er ihn eigentlich gar nicht leiden kann. Und wie man auch als Leser in Alfred Größe sieht, obwohl er menschlich nicht unbedingt vorteilhaft geschildert wird.
    Und glücklicherweise kann ich die beiden mögen, was mir bei Arthur und Derfel leider nie gelungen ist.

  • Dies war mein erster Cromwell. Zwar hab ich schon von den Artus-Romanen gehört, hab aber immer davor gescheut, da ich kein besonderer Fan von Artus bin.
    Aber nun bin ich geneigt, meine Meinung zu revidieren, denn "Das letzte Königreich" hat mir ausnehmend gut gefallen.
    Wenn das auch so gut und interessant erzählt ist, sollte ich es mir überlegen.
    Viola Alvarez konnte mir schließlich auch die Nibelungen näher bringen :grin


    Die Darstellung der deftigen Dänen und im Gegensatz dazu die frömmelnden Christen und ihr Kampf um England hat mich in ihren Bann gezogen. Ich hatte schon gelesen, das Bernhard Cornwell gut Kämpfe schildern kann. Dem kann ich nur zustimmen. Meinst kann ich mir nicht vorstellen, wie da wirklich gekämpft wird, oder es werden mir zuviele Worte gemacht um schnell ablaufende Ereignisse. Hier ist es genau richtig.


    Ich bin gespannt, wie es weitergeht mit Uthred und Alfred, und freue mich schon auf den nächsten Teil, der bei amazon inzwischen auch schon ein Bild hat.

    “Wer kleine Kinder und Hunde nicht mag, kann kein schlechter Mensch sein



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  • Ach, wenn es meine Zeit als Krankenschwester erlaubt, werde ich dieses Buch wohl auch noch lesen. Nur leider ist meine Zeit manchmal zu knapp.


    Aber sicher werde ich es bei meinem nächsten Urlaub mit auf die Reise nehmen.


    Liebe Grüße
    Selina