George Orwell - 1984

  • Coubert : Scheint nicht so, ich konnte jedenfalls keine gebundene Ausgabe finden...


    Ja, dass Buch hat mich definitiv gefesselt und mich auch sehr gegen gewisse Themen, wie etwa die Vorratsdatenspeicherung, in der Gegenwart sensibilisiert. Am erschreckensten fand ich neben der Folter, wie die Sprache als Manipulationsmittel umfunktioniert wird um den Menschen fast jegliche Fantasie zu nehmen. Hoffentlich wird das nie wirklich geschehen.
    Den Big Brother fand ich auch sehr erschreckend, da er so anonym war. Man weiß bis zum Ende des Buches nicht einmal, ob der Big Brother überhaupt existiert oder ob ihn Die Partei nur erfunden hat.

  • 1984 begleitet wohl mittlerweile jeden Schüler. Bei uns wurde über dieses Buch in der Oberstufe jährlich ein Referat gehalten - ja unsere Lehrer waren kreativ. Deswegen ist das Buch in meinem SUB auch ewig vor sich hingetümpelt. Wenn man über den Inhalt eines Buches bereits so oft etwas gehört hat, sinkt das Interesse.


    Zum Glück hab ich jetzt endlich zum Buch gegriffen und es gelesen. Die Orwell' sche Big Brother Utopie ist erschreckend und fasziniernd zugleich. Eigentlich müsste man sich für viele Gedanken des totalitären Regimes in diesem Buch viel mehr Zeit nehmen, um sie durchzudenken.


    Ein Staat der Vergangenheit und Gegenwart kontrolliert. Eine wirklich schreckliche Vorstellung. Ich finde in diesem Buch die Vorstellung der Möglichkeiten an Manipulierbarkeit des menschlichen Gedächtnisses und Fakten viel erschreckender als die Art der Maßnahmen. Ein Welt, in der Fakten, die heute noch Gültigkeit besitzen willkürlich morgen von einem totalitären Regime geändert werden können, dass zwei und zwei plötzlich fünf ergibt.


    Für mich war vor allem auch die Aktualität des Buches überraschend, wenn man sich vor Augen hält, dass dieses Buch 1948 geschrieben wurde.


    Und es beschlich mich auch ein ungutes Gefühl, als ich heute in den Nachrichten einen Beitrag darüber gesehen habe, dass mittlerweile bereits über Videoüberwachung in Schulen diskutiert wird.

  • Oh, es ist ein wunderbares buch... wir haben es in der schule nicht gelesen, da gab es nur Animal Farm in Englisch.
    Aber als ich vor zehn jahren meine SF-defizit aufgeholt habe, lass ich gleich die ganzen klassiker in einem rutsch, und 1984 war einer der besten. Es gefällt mir sogar besser als Brave New World und Fahrenheit, obwohl diese beiden jeder etwas für sich haben.


    Mein einziger trost bei der aktuellen video-überwachung ist: es gibt wesentlich mehr aufgezeichnetes material, als betrachter, und wenn nix passiert ist, wird das alles meisst binnen 24 h überspielt.


    Ich hab gegens überwachen nix. Da hat man zumindest die theoretische idee, dass jemand aufpassen würde, es ist eine art moralischer gottesersatz: 'Hey, ich seh dich! Ich weiss, was du da tust!!!'

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Das Buch ist fantastisch. Leider habe ich eserst gelesen, nachdem ich den Film gesehen hatte. Umgekehrt wäre wohl besser gewesen. Aber egal, beides ist wirklich doppelplusgut.


    Vielleicht sollte mal jemand dieses Buch dem Herrn Schäuble schenken

  • Ich bin gerade dabei, es zu lesen und kam nicht umhin, schonmal andere Meinungen zu lesen. Bisher finde ich das Buch wirklich großartig, großartig in seiner Beklemmung, die es hervorruft, in dem Schrecken, den diese - man kann sie schon beinahe nicht mehr fiktiv nennen - Regierung verbreitet, die Menschen einengt. Ich bin froh, dass ich endlich dazu gekommen bin, es zu lesen, ich hatte es schon lange im Auge.

  • @ Dichterdämon


    Ich schimpfe auch viel, und noch mehr paßt mir in unserem Staat nicht. Aber Deinen Vergleich (ich möchte ihn nicht zitieren) finde ich mehr als unpassend und, vorsichtig ausgedrückt, sehr daneben. Eine Korrektur wäre durchaus angebracht.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Stimmt, der Vergleich ist unpassend. Die Gestapo hatte nicht die technischen Möglichkeiten, die das BKA jetzt hat. Und ganz ehrlich: Schäuble bringt doch genau die gleichen Argumente für das BKA-Gesetz, wie sie Hitler bei der Einführung der Gestapo gebracht hat. Der Wortlaut ist sogar sehr ähnlich

  • Zitat

    Original von arter
    Es geht doch nichts über ein gut gepflegtes Feindbild. Ich weiß nicht, ob Du das noch bewusst erlebt hast, aber auch in Hohenstein-Ernsttal war man unter Stasi-Mielke dem Big-Brother Zustand wesentlich näher.


    Ich war 12, als es zur Wende kam. Ich habe es also nicht so bewußt miterlebt, erinnere mich aber noch an die Angst, die die meisten Erwachsenen hatten. Trotzdem waren wir dem Big Brother nicht so nahe wie jetzt, weil die Möglichkeiten nicht gegeben waren.
    Was sollte das BKA hindern, genau so gewissenlos vorzugehen, wie die Stasi?
    Aber Schäuble hat doch selbst gesagt, daß er den Vergleich mit der Stasi als "infam" empfinde. Also bleibt doch nur noch, ihn mit der Gestapo zu vergleichen.

  • Zitat

    Original von arter
    Es geht doch nichts über ein gut gepflegtes Feindbild. Ich weiß nicht, ob Du das noch bewusst erlebt hast, aber auch in Hohenstein-Ernsttal war man unter Stasi-Mielke dem Big-Brother Zustand wesentlich näher.


    Bist Du da so sicher?
    (siehe: Die Rede des Marcus Antonius gegen den Innenminister vor dem Capitol, nachdem die freiheit ermordet)

  • Mich hat das Buch tief beeindruckt. Wenn man bedenkt, wann es geschrieben wurde, kann man es wohl fast prophetisch nennen.
    Ich weiss noch, dass ich es an heißen Sommertagen im Garten gelesen habe und trotzdem ist mir manchmal kalt geworden, so berührt hat es mich.

  • Zitat

    Original von Dichterdämon


    Ich war 12, als es zur Wende kam. Ich habe es also nicht so bewußt miterlebt, erinnere mich aber noch an die Angst, die die meisten Erwachsenen hatten. Trotzdem waren wir dem Big Brother nicht so nahe wie jetzt, weil die Möglichkeiten nicht gegeben waren.


    Der Stasi waren ganz andere Möglichkeiten gegeben. Nicht so sehr technisch eher bezüglich Manpower. Und davon hat sie ausgiebig Gebrauch gemacht. Kein Vergleich zu dem, was uns heuer vom BKA droht


    Zitat

    Was sollte das BKA hindern, genau so gewissenlos vorzugehen, wie die Stasi?


    Das Grundgesetz.


    Zitat

    Aber Schäuble hat doch selbst gesagt, daß er den Vergleich mit der Stasi als "infam" empfinde. Also bleibt doch nur noch, ihn mit der Gestapo zu vergleichen.


    Ich bin auch kein Freund von Schäuble und seinen abstrusen Plänen. Aber wie sehr man seine persönliche Freiheit auch bewahrt wissen will, die Kirche sollte man doch im Dorfe lassen. Der Vergleich mit Stasi und Gestapo ist völlig überzogen und da stimme ich Schäuble zu: "infam".