'Die Madonna von Murano' - Teil 9

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    Original von beowulf



    Eine Frage drängt sich aber noch auf: Das Nachwort wurde unterschreiben mit Oktober 2005, warum dauert das Erscheinen des Buches dann bis 2007 ?


    Ja, das fragte ich mich auch.


    Danke für den Link zur Venedig-Karte, beowulf

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    Original von geli73


    Am Ende haben viele das bekommen, was sie verdient haben: Die Grimanis sind entweder tot oder pleite, Ambrosio ist blind (aber leider nicht tot, verdient hätte er es) und Sanchia kriegt Lorenzo zurück, sehr gut.


    Auch Ambrosio wurde beim "Aufräumen" Giovannis mitbeseitigt. In der Haft bekam er einen Klech vergifteten Wein geschickt.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Ich habe nur dies gefunden, gibt es dasauch noch in höherer Auflösung? Charlotte hast du das Original mal gesehen?


    Hallo Beowulf,


    ja, das Original befindet sich mitsamt den Druckplatten im Museo Correr in Venedig. Im Internet gab es schon mal eine digitalisierte Variante davon, aber sie wurde irgendwann rausgenommen (vielleicht, damit die Leute sich weiterhin das Poster kaufen?); jedenfalls habe ich keine hoch auflösende Version mehr gefunden, nur noch ins Leere führende Verweise auf eine früher mal existierende.


    Ich selbst habe eine ca. 1 x 0,5 m große Variante der Karte zu Hause, da ist schon alles sehr gut im Detail erkennbar. Aber richtig überwältigend ist natürlich nur das Original im Museum.


    Herzlich,
    Charlotte T.

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    Original von beowulf
    Eine Frage drängt sich aber noch auf: Das Nachwort wurde unterschreiben mit Oktober 2005, warum dauert das Erscheinen des Buches dann bis 2007 ?


    Hallo Beowulf,


    das hängt damit zusammen, dass der Verlag das Buch als Schwerpunkttitel herausbringen wollte, aber der "historische" HC-Spitzenplatz im Herbstprogramm 2006 schon mit einem anderen Titel belegt war, welcher früher vorlag.


    Ansonsten ist eine Einplanungszeit von dieser Länge aber auch so normal und oft auch für alle Beteiligten wünschenswert, d. h. mit einem Jahr sollte man immer rechnen - jedenfalls im Hardcover, weil da die Bearbeitung insgesamt um einiges aufwändiger ist, sowohl was die konzeptionelle als auch was die äußere Gestaltung betrifft. So habe ich den nächsten historischen Roman z. B. im letzten Herbst abgegeben, und erscheinen wird er im kommenden Frühjahr. Dazwischen liegen viele Schritte, angefangen vom Lektorat über die Illustrationen und Marketingkonzepte über zusätzliche Korrektorate, Fahnenkontrollen, Erstellung von Vorschauen sowie schließlich bis hin zur Verteilung von Lese-Exemplaren mehrere Monate vor dem eigentlichen Erscheinen.


    Herzlich,
    Charlotte T.

  • Ich habs nun auch geschafft. Uff. :grin


    Am Ende war es ja doch noch ein richtig toller und spannender Krimi! :anbet
    Nicht, dass ich das Buch sonst langweilig fand, aber es hatte zwischnedrin eine Menge Länge und eine Masse an Infos stürmten auf mich ein. Und dann war ich immer etwas unbefriedigt in den eizelnen Teilen, weil immer wieder viele Fragen offen blieben oder nur wenig beantwortet wurden.
    doch am Ende hat sich der Kreis geschlossen und man bekam nun endlich noch einiges aufgeklärt.


    Dass Francesco der vater von Lorenzo und Sanchia sein konnte, das ahnte ich schon die ganze Zeit.


    Aber das Giovanni nun der jenige war der........ :yikes. Da wäre ich nicht drauf gekommen. Das der was mit Kerlen am Hut haben könnte, das war auch mal zwischendrin ein leises Gefühl. Aber dieses Ausmaß...eine wirkliche Überraschung. :anbet


    Schön, Das Francesco nun doch noch gut weg kam. Und das Pasquale immer wieder als Retter da war. schön. :-)


    Das mit den rausgefallenen Augäpfeln....geht sowas? :wow


    Auf jeden Fall habe ich eine Menge gelernt, mich kapitelweise mehr oder weniger unterhalten gefühlt. Es war Äktschn und Schmalz drin, Grusel und Pfuibäh.. :grin.. eine große Paltette.


    Danke Charlotte. :wave

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • :yikes WOW was für ein Finale!!! :grin


    Da ist der geneigte Leser(ich!) fast 1000 Seiten lang auf die falsche Spur gehetzt worden! Alle Achtung, gut gemacht Charlotte :knuddel1 Habe mir die ganze Nacht mit den letzten beiden Teilen um die Ohren gehauen! Aber ich konnte/wollte einfach wissen wie es weiter geht!


    Ein wunderschöner Roman, in dem alles enthalten ist was nötig ist um gefesselt zu sein: Liebe, Hass, schöne Männer, kluge Frauen, Venedig, Florenz, Rom, Religion, Sex and Cime.... :gruebel


    Um noch mal zu meiner "Abschußliste zurückzukommen: Ambrosio hat's ja dann Gott sei Dank auch noch erwischt!! :anbet


    Danke, Charlotte für dieses wunderbare Lesevergnügen. :wave

  • Welch überraschendes, blutiges Ende. Alle tot (na ja, fast alle).
    Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und fand auch die Aufmachung sehr gelungen. Toll fand ich auch die vielen Informationen zum Leben in der damaligen Zeit.
    Trotzdem habe ich einige Kritikpunkte:
    - Es gab für meinen Geschmack zuviele Zufälle.
    - Häufig wurden Geschehnisse angeschnitten und dann nicht weitererzählt, sondern erst einige Seiten später kam die Erklärung, quasi hintenherum. Das wäre ein/zweimal ja ganz schön, kam aber viel zu häufig vor.
    - Einige Dinge blieben auch ganz offen, wo man doch gerne gewußt hätte, wie es gelaufen ist.
    Und das Ende ist mir einfach zu heftig. Alles ist anderst als man es über 1000 Seiten hinweg verstanden hatte. Und das kommt auf ein paar wenigen Seiten in geballter Form.


    Zitat

    Original Charlotte T.
    ...es war so, dass Giovanni und Caterina jeweils von den Obsessionen und Qualen des anderen wussten und einander darin tolerierten


    Daß Caterina wußte, was Giovanni so trieb, ist mir verborgen geblieben. Habe ich das überlesen? Giovanni wurde doch immer als eher unscheinbar dargestellt, der sich nicht groß gegen seine Frau durchsetzte.

  • Zitat

    Original von kleineBaerin
    Alles ist anderst als man es über 1000 Seiten hinweg verstanden hatte.


    Genau das fand ich so toll - die ganze Zeit über auf einer schlüssigen (aber falschen und offensichtlichen) Fährte gewesen zu sein und dann: :wow

  • Zitat

    Original von kleineBaerin
    Wenn ich im Nachhinein dann den Aha-Effekt habe, ist das auch ok. Aber bei der Madonna fehlen mir die verdeckten Spuren vorneweg.


    Dann hast du sie nicht gesehen ?(

  • Ich stimme da eher kleineBaerin zu. Die Auflösung war nicht so gemacht, dass man früher hätte draufkommen können. Man merkt es auch an den vielen Fragen zu den Großvätern, dass die Handlung gezielt so dargestellt wurde, als wäre der kranke Großvater im Haus der Vater von Caterina und nicht von Giovanni.


    Das gleiche bei den Szenen, in denen sich Giovanni in Sanchia verkleidet. Diese Szenen sind alle so dargestellt, dass man ohne jeglichen Zweifel annimmt, dass es sich dabei um Caterina handelt und nicht um Giovanni.

  • Zitat

    Original von taciturus
    Das gleiche bei den Szenen, in denen sich Giovanni in Sanchia verkleidet. Diese Szenen sind alle so dargestellt, dass man ohne jeglichen Zweifel annimmt, dass es sich dabei um Caterina handelt und nicht um Giovanni.


    Das stimmt schon, aber es steht auch nirgendwo explizit der Name - immer nur "die Frau" o.ä. wenn ich mich recht erinnere - man schließt einfach automatisch, dass es die Mutter ist, aber erwähnt wird das doch nirgendwo *g*

  • Meine Erinnerung an Details läßt leider immer mehr nach, weswegen es jetzt schon etwas schwerer fällt mich genau an diese Szenen zu erinnern und zum nachlesen hab ich zur Zeit zu wenig Zeit.


    Ich meine mich aber dunkel erinnern zu können, dass zumindestens einmal zuerst direkt von Caterina die Rede war und dann ohne erkennbaren Szenenwechsel die Sanchiaverkleidung folgte.


    Ob es also ausdrücklich irgendwo gestanden ist, kann ich mich nicht mehr erinnern. Wenn man diese Szenen gelesen hat, denkt man an diese mögliche Verbindung noch gar nicht, daher liest man sie auch nicht mit Blickpunkt darauf.


    Konkludent wird es mMn aber schon mitgebracht. Für einen in erster Linie historischen Roman finde ich das aber nicht so tragisch. Ich bevorzuge es zwar, wenn man als Leser prinzipiel die Möglichkeit hat, dass man selbst draufkommen kann.


    Bei einem Krimi, wo schließlich die Aufklärung des Verbrechens zentraler Bestandteil ist, hätte mich eine solche Lösung aber gewaltig gestört.

  • Zum Schluss steigt die Verwirrung noch einmal deutlich an und teilweise wird es richtig konfus. Ich muss gestehen, dass ich bei den ganzen (verwandtschaftlichen, gesellschaftlichen und erotischen ) Beziehungen zeitweise den Überblick verloren hatte. Ich habe dann, zur Mitte des Kapitel hin, auch nicht mehr versucht, nachzuvollziehen, wer wen mit wem betrogen und wer letztlich von wem abstammt und mit wem verwandt ist.


    Marco hatte ich die ganze Zeit für das Ergebnis von Lorenzos Liason mit Giulia gehalten, nun ist er plötzlich Francescos Sohn. Dass Sanchia Francescos Tochter ist, sollten wir als Leser ja alle glauben, schliesslich hat sie es ja selbst geglaubt. Dadurch wurde dann ihr Mann Lorenzo zu ihrem Bruder, was ich so geschmacklos fand, dass ich das Buch schon wütend in die Ecke schmeissen wollte.


    Der absolute Tiefpunkt war dann erreicht, als Sanchia bei Giacomos Besuch einfiel, dass sie ihn ja mit „Vater“ ansprechen muss, weil es ihm zusteht. Also nix mit Francesco als Papa, jetzt wieder sein Bruder? Ach nein, gemeint war ja Schiegervater .


    Langsam klärte sich alles auf und die Fäden entwirrten sich auf wundersame Weise. Zum Glück war da noch ein grosser Unbekannter, mit dem Sanchia dann neben Francesco ein weiteres Verhältnis hatte. Das war mir alles ein bisschen viel!


    Doch die Krönung kam ja erst noch. Giacomos Dreifach-Perversion machte ihn zum absoluten Anti-Helden: ein schizophrener, homosexueller Transvestit- mehr geht wohl kaum. Ach doch: Als Homosexueller übernimmt er wechselweise den aktiven (mit seinem Vater) und den passiven (mit Rufio) Part - wo ich als unwissender Heterosexueller doch immer dachte, es ginge nur eines.


    Den Mönch Ambrosius hatten wir ja schon als üblen Perversen kennengelernt, als er sich beim Mord an der Abtissin selbst befriedigte, nun möchte er mit Sanchia „Sodomie“ treiben, während er sie erwürgt. Aber dafür erhält er ja seine gerechte Strafe.


    Was man von dem sadistischen Enrico Grimani nicht sagen kann, der darf sich ungestraft absetzen, nachdem er eine Kinderhure ermordet und eine weitere krankenhausreif geprügelt und gef**** hat.


    Ich habe dieses Kapitel als Tiefpunkt des Romanes empfunden. Irgendwie haben mich die ganzen Verwicklungen geärgert und die geschilderten Perversitäten haben mich angeekelt.


    Die unglaubwürdige Auflösung war der Geschichte nicht angemessen. Letztlich habe ich mich nur noch durch gequält und war froh, als ich das Ende erreicht hatte.


    Schade!

    "Ein Tag ohne Lesen ist wie eine Sünde.
    Ein Tag ohne den Gang in die Wälder ist ein Versäumnis."
    Peter Handke, Schriftsteller

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Depardieu ()

  • Zitat

    Original von Depardieu


    Doch die Krönung kam ja erst noch. Giacomos Dreifach-Perversion machte ihn zum absoluten Anti-Helden: ein schizophrener, homosexueller Transvestit- mehr geht wohl kaum. Ach doch: Als Homosexueller übernimmt er wechselweise den aktiven (mit seinem Vater) und den passiven (mit Rufio) Part - wo ich als unwissender Heterosexueller doch immer dachte, es ginge nur eines.


    Er war immer nur der passive- der geschändete Teil, so habe ich das verstanden- er wurde von seinem Vater vergewaltigt und missbraucht und erst nach langem Leiden war er in der Lage Rache zu üben. Er war es ja auch immer, vor dem der Kranke Angst hatte, warum sollte der Vater vor seiner verkleideten Tochter diese Angstzustände haben? Wie fast immer in solchen Mißbrauchsfällen sind Opfer und Täterrolle nict klar zu trennen.

  • Hallo an alle Leserundenteilnehmer,


    gerade schaue ich mal wieder hier rein und sehe, dass justament nun auch der letzte, ursprünglich nicht angemeldete Nachzügler "durch" ist. Von allen anderen, die trotz Anmeldung nicht teilnehmen konnten, hatte ich schon vorher ein persönliches Feedback erhalten, sodass ich nun davon ausgehe, dass die Runde abgeschlossen ist.


    Für die vielen anregenden und interessanten Beiträge in dieser Runde möchte ich mich recht herzlich bei allen bedanken! Es hat großen Spaß gemacht, mit euch allen das Buch noch einmal gemeinsam wieder aufleben zu lassen und einzelne Stationen quasi auch einmal "von außen" betrachten zu können. Eine spannende Erfahrung!


    Herzlich,
    Charlotte T.

  • Zitat

    Original von beowulf


    Er war immer nur der passive- der geschändete Teil, so habe ich das verstanden-


    Hab' ich anders verstanden. Klar war der Vater schuld an Giacomos Neigung, aber dafür hat er sich dann an seinem Vater, als der bettlägerig gelähmt war, revanchiert. Und da war er der "aktive" Teil, der Vater konnte ja wohl kaum noch.


    Einen Kommentar erspar ich mir dazu jetzt mal.

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    Peter Handke, Schriftsteller

  • "Die Madonna von Murano Leserunde ist ja nicht geschlossen, ihr könnt da gerne weitermachen" (wolke)


    das verstehe ich jetzt mal trotz der eher abschliessend klingenden worte der autorin weiter oben als einladung :-)


    kürzlich habe ich dieses buch in "einem rutsch" (de großen spannung wegen) gelesen. den einzelnen kapiteln kann ich jetzt leider kaum noch etwas zuordnen, aber der gesamteindruck ist noch lebhaft vorhanden.


    die äussere erscheinung und das innere "drumherum" (zeichnungen, erklärungen etc.) gefielen mir gut, aufgefallen ist mir, die ich sonst auf so etwas eher weniger achte, das angenehme "papiergefühl".
    gestört hat mich (sorry) das beim lesen im liegen unhandliche gewicht.


    zum inhalt: die spannung erwähnte ich bereits, die charaktere wurden glaubwürdig gezeichnet, der historische hintergrund (mir durch die kurz vorher erfolgte lektüre von hunas borgiatrilogie relativ vertraut) wirkt sehr gut recherchiert, die sprache ansprechend.


    was jedoch das etwas schnelle und wirklich sehr überraschende auflösen der rätsel betrifft, kann ich die argumente einiger vorredner nachvollziehen: auch ich hatte da meine probleme.


    gesamtbilanz: 7/10
    :wave

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)