Verdummt das Fernsehen unsere Gesellschaft?

  • Ich gucke fast gar nichts mehr im TV bzw. habe ich keine Geduld, über Stunden an einer Stelle zu sitzen und zu stieren ......... trotzdem läuft die Kiste. Wenn ich allein zu Hause bin, dann brauche ich einfach oft eine Geräuschkulisse oder irgend etwas banales, wo man sich nicht drauf konzentrieren muss.


    Nachdem ich eine mehrjährige Lesepause eingelegt hatte, unfreiwillig, 'fresse' ich jetzt förmlich ein Buch nach dem anderen weg. Jo, ich hab mir sogar schon wieder ein neues Regal kaufen müssen und auch da stehen die Bücher schon wieder in Zweierreihen bzw. liegen gestapelt obenauf .......... langsam wird es knapp vom Platz her.


    Wenn ich wirklich mal bei Trash-TV hängen bleibe, dann macht mich das auch nicht dümmer als wenn ich 3 x hintereinander die BLÖD-Zeitung lese. Ich bin schon groß, ich kann damit umgehen und die, die eh schon ein starres Bild im Kopf haben von Gott und aller Welt, die werden auch intelligentere Sendungen nicht wirklich verstehen und anders verarbeiten als andere.


    Meine Kinder durften früher einige Kindersendungen sehen, die Maus am Sonntag war sozusagen Frühstücksprogramm und später, als die Kinder aus dem Mausalter raus waren, habe ich mir das auch gerne allein angeguckt. Ja, ich habe auch noch andere TV-Laster ........... find ich aber nicht schlimm, ich muss auch mal in aller Ruhe stieren und abschalten können.


    Letztes Jahr haben wir uns 2 Kongo-Graupapageien zugelegt und die lenken oft dermaßen von allem ab, da braucht man keinen TV und auch keinen PC mehr. In letzter Zeit antworte ich den beiden schon ........... ich fürchte, ich werde langsam seltsam :gruebel


    Außerdem male ich sehr oft oder mach irgend etwas anderes handwerkliches, dabei kann man überhaupt keine Sendungen verfolgen, man kann sich nur 'berieseln' lassen.

  • Zitat

    Original von Charlotte


    Zu meiner Zeit auch. Und trotzdem gab es auch schon zu dieser Zeit Leute, die keinen Schulabschluß hatten.


    Nur war es damals natürlich nicht so, daß man das Gefühl hatte, eine ganze Generation "verdummt".
    Und dieses Gefühl habe ich manchmal tatsächlich heutzutage.


    Ja, das geht mir auch manchmal so.


    Ehrlich gesagt glaube ich aber nicht, dass Fernsehen die Wurzel des Uebels ist, hoechstens eine Begleiterscheinung. Wie ihr schon sagt, "Dumme" gab's auch vor dem Fernsehen schon. Frueher haben die eben anders ihre Zeit totgeschlagen - ich sage nur "Abhaengen mit Freunden".
    Die heutige Medienlandschaft bietet nur vielfaeltigere Moeglichkeiten des passiven Zeitvertreibs, der ueberdies so unterhaltsam ist, dass er fuer breite Massen attraktiv wird. Fernsehen, Internet, Computer Games... allen gemeinsam ist, dass sie (ausser vielleicht bei Multiplayerspielen) keine unmittelbare soziale Interaktion mit anderen erfordern. Das senkt die Einstiegshuerde. Wenn ich als schuechternes Kind die Wahl haette zwischen Playstation und draussen auf dem Spielplatz mit anderen Kindern spielen, die ich nicht besonders gut kenne oder die mich nicht besonders gern moegen, na was waehle ich da?
    Aber der Vergleich hinkt natuerlich ein bisschen, denn Buecher lesen schult nun auch nicht gerade die soziale Kompetenz :-) ... es ist eine einsame Freizeitbeschaeftigung.


    Fernsehen (genauso wie uebrigens Internet) nimmt nun eine Sonderstellung insofern ein, als dass es meinungsbildend ist. Es transportiert Informationen, es vermittelt ein Weltbild, und wie genau das aussieht, haengt von der Auswahl des Konsumenten bezueglich der Inhalte ab.
    Es ist bestimmt ein Fakt, dass das Fernsehen heute eine groessere Palette an belangloser Unterhaltung bietet. Vielleicht wurde frueher der Bildungsauftrag ernster genommen, ich weiss es nicht. Vielleicht uebt man heute weniger vornehme Zurueckhaltung, wenn es darum geht, die "niederen" Beduerfnisse der Massen zu befriedigen. Zivilisation ist ja bekanntlich eine duenne Tuenche, und oeffentliche Gladiatorenkaempfe mit anschliessender Hinrichtung der Verlierer wuerde bestimmt viele begeisterte Zuschauer finden, wenn man sie wieder anboete.
    Ein Grossteil der zahllosen Shows z.B. auf den Privatsendern zielt auf die Lust des Zuschauers am Voyeurismus ab. Menschen finden es ausgesprochen faszinierend, wenn andere Menschen sich oeffentlich demontieren - woher sonst kommen all die schlechten Psycho-Shows, Dschungelcamp & BigBrother. Und bei den Superstar- oder Supermodel-Shows behaupte ich, dass das Zuschauen bei den Zickenkriegen und Demuetigungen mindestens so wichtig sind wie der Wettkampf und die Erfolge und das Fiebern mit dem Favoriten.
    Das (Privat)fernsehen reagiert einfach auf den Markt und unternimmt keine erzieherischen Anstrengungen (nachvollziehbar aus ihrer Perspektive - sie verdienen ihr Geld damit, und wenn der Markt hirnlose Shows will, kriegt er sie. Zudem sie auch noch billig zu produzieren sind).


    Das eigentliche Problem sehe ich (vor allem, aber nicht ausschliesslich) bei jungen Leuten, die aus dem Fernsehen und anderen Medien ein unrealistisches Weltbild beziehen, das nicht durch Bildung und Erziehung gewichtet wird (hier sind eigentlich die Eltern gefragt) und das wiederum voellig verzerrte Erwartungen in Bezug auf das Leben produziert.
    Es heisst ja immer, man kann und soll niemanden zu seinem Glueck zwingen. Die Entscheidungsfreiheit gerade auch bei jungen Leuten wird haeufig beschworen und z.B. eine Verweigerung gegenueber Bildungsangeboten - Schule etc. hat nicht wirklich unmittelbare drastische Konsequenzen. Jedenfalls nicht solche, die der Schueler als schmerzhaft empfinden wuerde.
    Wenn ich jetzt aber mal auf mich selbst zurueckblicke, als ich 12 oder 14 war, bin ich ganz froh, dass mir die eine oder andere Entscheidung aufgezwungen wurde, die ich so in meinem jugendlichen Leichtsinn anders getroffen haette :grin.
    Das Problem ist allerdings nicht dadurch zu loesen, dass bildungspolitisch zweifelhafte Sendungen per Zensur aus dem Fernsehen entfernt werden. Auch wenn ein bisschen Zwang manchmal Gutes bewirken kann.
    Es ist ein gesellschaftspolitisches Problem, es geht um die Vermittlung eines Werte- und Bewertungssystems, das fuer das weitere Leben tragfaehig ist und das es dem Konsumenten erlaubt, das Gesehene in den richtigen Kontext zu setzen. Oder seine Wahl so zu treffen, dass es ihm was bringt im Leben.


    Und last but not least:
    Ich bin mir nicht sicher, ob die Masse der Dummen (wie immer man das Wort definieren will) nicht auch for 20 oder 50 oder 100 Jahren gewaltig war. Nur lenken die Medien (auch das Fernsehen) die Aufmerksamkeit viel staerker darauf, weil jetzt jeder sehen kann, welche dummen Antworten manche Jugendlichen auf eigentlich einfache Fragen geben.
    Vor 20 Jahren haette das keiner gezeigt oder fuer beachtenswert gefunden.



    Liebe Gruesse,
    Andrea

  • Das ist leicht so daher gesagt,
    es kommt ja drauf an WAS man guckt und WIEVIEL man schaut.
    Früher gab es für Kinder mehr bildende Sendungen, die jetzt zum Glück wieder leicht vermhrt auf KIka etc zu finden sind.
    Ich bin Erzieherin und rate meinen Eltern den Fernsehkonsum nicht zu fördern ("oh guck mal was da tolles im Fernseh läuft) oder sie da zu "parken".
    Solange Kinder kein Interesse zeigen sollte man sie nicht davor setzen.
    Sobald sie etwas gucken wollen sollte der Konsum dem Alter angepasst werden (2 J- 5-10 Minuten....)
    Jedoch sollte man gucken was das Kind schaut und ob man es nicht dem Kind selber bieten kann, z.B. statt den Zoo im Fernseh zubetrachten, selber gehen.
    Ist leider alles einfacher gesagt als getan, denn viele Aktivitäten kosten Zeit und Geld, der fernseher steht zu hause...


    Ich selber habe als KInd viel geschaut aber auch sehr viel gelesen.
    Heute ist das auch noch so.
    Es gibt in der Woche 2 Sendungen die ich immer schaue oder halt Dokumentationen, Trickfilme etc.
    Mal gucke ichw as seichtes, mal was wo ich etwas lernen kann.
    Ich denke das ist okay solange man kein dauer RTL2 Gucker ist, denn das bildet nun wirklich nicht.

  • Dass das TV die Menschen verdummt, kann man so pauschal nicht sagen, finde ich. Es kommt immer drauf an, was man sich anschaut.
    Wer natürlich jeden Nachmittag an diesen unsäglichen Gerichts- und Talkshows hängt, läuft schon arg Gefahr, sich aufs gleiche Niveau herab zu begeben, aber da sind auch die sehr informativen Dokus - auf Phoenix z.B. - die man sehr wohl auch im Unterricht einsetzen könnte.
    Die Auswahl machts also.
    Deshalb sollten Eltern ihre Kinder auch nicht stundenlang vor die Glotze setzen, ohne a) zu kontrollieren, was gerade läuft und b) am Besten zusammen mit ihnen schauen und über die Sendungen mit ihnen reden ...

  • Zitat

    Deshalb sollten Eltern ihre Kinder auch nicht stundenlang vor die Glotze setzen, ohne a) zu kontrollieren, was gerade läuft und b) am Besten zusammen mit ihnen schauen und über die Sendungen mit ihnen reden ...


    :yikes


    Auch unter den genannten Bedingungen würde ich meine Kinder nicht stundenlang vor die Glotze setzen ...

    Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen, und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?
    Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)

  • Zitat

    Original von aadam


    :yikes


    Auch unter den genannten Bedingungen würde ich meine Kinder nicht stundenlang vor die Glotze setzen ...


    Hast natürlich recht. Ich meinte es auch eher so, dass a + b für den Fall gelten, dass Kinder (bei mir z.B.) überhaupt TV schauen dürften - selbstverständlich nicht stundenlang.
    Leider aber werden Kinder von vielen Eltern oft stundenlang vor der Glotze "geparkt", damit man sich den eigenen "Interessen" widmen kann und durch den Nachwuchs nicht ständig dabei "gestört" wird ...

  • Zitat

    werden Kinder von vielen Eltern oft stundenlang vor der Glotze "geparkt",


    Möglich. Aber wohl eher von Eltern, denen ohnehin mit entsprechenden Ratschlägen nicht zu helfen ist. Bei uns und in der Nachbarschaft, bzw. den Kumpels unserer Jungs ist das nicht üblich und es wird relativ genau registriert, was fremdgefernseht wird.


    Das Ganze gehört aber in eine andere Diskussion. Hier geht es darum, wie das Fernsehen unsere Gesellschaft in Richtung gesellschaftlicher Demenz verändert.
    Dazu habe ich in der letzten Zeit aber wenige Beiträge hier gelesen ?(

    Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen, und es klingt hohl, ist das allemal im Buch?
    Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799)