Fragen an Jörg Kastner

  • Zitat

    Original von beowulf
    Wem ist das Buch gewidmet, oder ist die Frage zu persönlich?


    Hi beowulf!


    Steht das nicht am Beginn des Buches, oder? ;-)


    Zitat:
    Für Mitch und Ari und all die anderen wundervollen Jungs und Mädels und für ihre wundervolle Mami.


    Mit besonderem Dank an Yousreya Pölkner.

  • Hallo Jörg! :wave
    Noch ungelesen, aber schon im Regal steht "Die Farbe Blau", was ja in einer völlig anderen Zeit an einem anderen Ort spielt. Mich würde interessieren, wie du auf deine Handlungsorte und -zeiten kommst. Sind es historische Ereignisse bzw. Epochen, die dich schon immer interessiert haben oder gab es bestimmte Erlebnisse, die dich darauf gebracht haben? Würde mich freuen, wenn du ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern magst :-]

  • beowulf :


    Jetzt könnte ich es mir hübsch einfach machen und sagen, buchbaerchen hätte Deine Frage erschöpfen beantwortet (was in gewisser Weise ja stimmt).


    Soviel aber kann ich noch verraten: Yousreya Pölkner ist eine sehr liebe Kollegin meiner Frau Corinna und zudem gebürtige Ägypterin, so daß sie mir in einigen Fragen, was die ägyptische Sprache betrifft, sehr geholfen hat.


    Was die übrige Widmung angeht, sei mir nicht böse, aber das ist wirklich persönlich. Mitch und Ari und all die anderen wundervollen Jungs und Mädels wissen aber, wer gemeint ist, und ihre wundervolle Mami weiß es auch. :-]


    Jörg


  • Lesen kann ich. Danke. Aber es steht nirgends we Yousreya Pölkner ist, danach aber habe ich gefragt.

  • Hallo Jörg!
    Die Frage, die ich jetzt stelle,ist sicher nicht neu, aber da ich die Antwort nicht kenne...... :schuechtern


    Also meine Frage:
    Wieviel Einfluss hat ein Autor auf die äußere Gestaltung seines Buches, sprich Cover und Klappentext?
    Zudem finde ich auch Milla´s Frage sehr interessant.

  • milla :


    Es gibt Kollegen, die schreiben nur über eine bestimmte Zeitepoche, weil sie sich da quasi zu Hause fühlen. So hat Peter Berling mir einmal gesagt, er schreibe nur über das Mittelalter und über nichts anderes. Da kenne er sich aus, und da müsse er auch nichts mehr recherchieren. Das ist ein legitimer Ansatz.


    Mein Ansatz ist ein anderer. Ich siedle meine Romane gern in den verschiedensten Zeiten an, weil die Recherche für mich selbst ein Abenteuer ist (so wie für meine Leser dann hoffentlich die Lektüre der fertigen Werke). Naturgemäß lese ich sehr viel über die unterschiedlichsten Epochen, und da kommen mir (nicht zuletzt deshalb bin ich Schriftsteller geworden) immer wieder abenteuerliche Romanideen. Einige sind nur flüchtig, andere beschäftigen mich über längere Zeit, und von letzteren schaffen es dann ein paar wenige, die Saat für einen Roman zu legen.


    Bei der FARBE BLAU hat mich zuerst Rembrandts Zeitalter fasziniert, das brodelnde Amsterdam der verschiedenen Kulturen und Religionen, aber lange Zeit fand ich nicht die passende Geschichte dazu. Bis ich mich immer mehr mit Rembrandt selbst beschäftigt habe, und irgendwann hatte ich dann die Geschichte von Cornelis Suythof und dem "Todesbild" vor Augen.


    Den Grundstein zum WAHREN KREUZ hat sicher meine lebenslange Faszination für Napoleon Bonaparte und seine Epoche gelegt. Auch wußte ich schon seit einigen Jahren, daß ich irgendwann einen Roman vor dem Hintergrund seines Ägyptenfeldzugs ansiedeln würde. Also habe ich, wie auch bei der FARBE BLAU, über lange Zeit Literatur und Ideen gesammelt, mich immer wieder mal mit dem Stoff beschäftigt - und irgendwann war auch hier die Handlung da und die Zeit reif, das Buch zu schreiben.


    Manchmal geben auch aktuelle Ereignisse den konkreten Anstoß zu einem Buch. So hatte ich schon seit längerem die Idee, die wechselvolle und traditionsreiche Geschichte der päpstlichen Schweizergarde in einem Roman zu thematisieren. Als dann 1998 der Kommandant der Garde und seine Ehefrau im Vatikan ermordet wurde, hatte ich auf einmal meine Geschichte, und daraus wurde ENGELSPAPST.


    Zuweilen kommt der Anstoß aber auch von außen. So hatte vor einigen Jahren der Lübbe Verlag bei mir angefragt, ob ich Lust hätte, einen Roman über die Germanen zur Zeit des Römischen Kaiserreichs zu schreiben. Damals suchte der Verlag dringend nach einem solchen Stoff. Da ist bei mir sofort der berühmte Groschen gefallen, und ich wußte, ich mache einen Roman über die sogenannte Schlacht im Teutoburger Wald. Ganz einfach, weil das nicht weit von meiner ostwestfälischen Heimat entfernt ist und ich die Lokalitäten früher so oft mit meinen Eltern oder auf Schulsausflügen besucht hatte. Für mich also gewissermaßen ein Heimatroman. So entstand dann mein erster großer historischer Roman THORAG ODER DIE RÜCKKEHR DES GERMANEN.


    Ich hoffe, mein kleiner Einblick in die Ideenschmiede war interessant. :learn


    Jörg

  • Was mich mal interessieren würde (falls das nicht zu persönlich wird):


    Wie fühlt man sich eigentlich als Autor, wenn man - wie z. B. in dieser Leserunde - direkte Rückmeldung von Menschen erhält, die das, was man selbst erdacht und geschrieben hat, lesen und nun kommentieren? Muß man da aufpassen, wenn kritische Bemerkungen zum Text kommen, die nicht persönlich zu nehmen?

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • SiCollier,
    du hast vollkommen recht, manchmal muß man sich am Riemen reißen (in dieser bisher harmonischen Leserunde allerdings - noch? - nicht). Gar nicht so schlimm ist es, wenn man etwas um die Ohren gehauen bekommt, was man tatsächlich verbockt hat. Das ist zwar ärgerlich, aber auch gerecht und lehrreich. Wenn man sich als Autor allerdings zu Unrecht getadelt fühlt und dann vielleicht auch noch sehr harsch angegangen wird, ist es manchmal schwierig, die Contenance zu bewahren. Dem Antrieb, es dem Tadelnden durch eine spitze Bemerkung heimzuzahlen (wir alle sind nur Menschen), bemühe ich mich in solchen Fällen zu widerstehen (auch wenn es vielleicht nicht immer gelingt). Erstens würde es auf mich zurückfallen, weil es dann hieße, der arrogante Autor könne keine Kritik vertragen. Zweitens würde ich damit auch meine Leserschaft dezimieren. Aber wie gesagt, in dieser Leserunde war die Gefahr bislang nicht gegeben.


    Jörg

  • Joschi :


    :keksENTSCHULDIGUNG! :bluemchen


    Deine Frage nach dem Einfluß eines Autors auf die äußere Buchgestaltung (Cover/Klappentext) ist mir irgendwie unter dem Radar durchgerutscht.


    Hier nun die verspätete Antwort:


    Grundsätzlich können solche Dinge natürlich im Vertrag zwischen Autor und Verlag geregelt werden. Bei mir ist es so, daß der Verlag die äußere Aufmachung bestimmt. Ich werde aber regelmäßig konsultiert (und bekomme demnächst das Cover für mein neues Buch zugeschickt - bin schon gespannt) und bringe auch regelmäßig Änderungsvorschläge zum Klappen- oder Rückseitentext an. Auch beim WAHREN KREUZ sind meine sämtlichen Änderungsvorschläge zum Klappentext (waren aber nur Kleinigkeiten) berücksichtigt worden. Ein fertiges Buch, wie es im Laden und dann hoffentlich auch im Bücherregal der/des Leserin/Lesers steht, ist ja ein Gesamtergebnis der Bemühungen von Autor und Verlag (und auch der Agentur, die man häufig vergißt). Insofern halte ich es nur für fair, daß eine Seite die andere anhört und ihre Argumente wohlwollend abwägt. Was die Cover meiner Bücher bei Knaur angeht, so hatte ich hier noch keine Änderungswünsche. Der Verlag leistet in dieser Hinsicht, finde ich, eine hervorragende Arbeit.


    Jörg

  • Hallo Jörg,
    für mich ist es bei historischen Romanen immer ein besonderes Schmankerl, wenn historische Persönlichkeiten auftreten oder sogar mit den fiktiven Charakteren in Interaktion treten :-] Ist es für dich als Autor ein ebenso großer Spaß diese Persönlichkeiten einzubauen oder eher eine Gratwanderung, weil man diesen nicht einfach Eigenschaften zuschreiben darf? Oder doch? Wie recherchiert man so etwas?


    Neugierige Grüße,
    milla

  • milla :


    Mir macht es Spaß, in meinen Romanen mit historischen Persönlichkeiten zu spielen und ihnen eigene Facetten zu verleihen, wobei man als Autor natürlich darauf achten muß, sie nicht zu sehr gegen den Strich der historischen Überlieferung zu bürsten (es sei denn, das ist für die zu schreibende Geschichte notwendig).


    Schön ist es immer dann, wenn die historische Überlieferung Lücken zur Spekulation läßt wie z.B. bei Arminius, der in meiner fünfbändigen Germanen-Saga eine Hauptrolle spielt. War er nun ein hehrer Freiheitsheld oder ein Verräter an seinem römischen Brotherrn oder gar ein machthungriger Möchtegern-König von ganz Germanien? Ich habe mich entschieden, ihm auch ein paar dunkle Seiten zu verleihen, was die (Roman)Figur in meinen Augen viel interessanter und lebendiger macht.


    Oder nehmen wir Rembrandt in meinem Roman DIE FARBE BLAU. Dort unterstelle ich ihm ein paar böse Dinge, die er im wahren Leben nicht getan hat. Aber wenn man sich mit seiner Biographie beschäftigt, treten ganz glar unangenehme, finstere Wesenszüge zutage, weshalb ich es für angemessen hielt, ihm noch ein, zwei weitere unterzuschieben.


    Würde ich eine Romanbiographie über eine historische Persönlichkeit schreiben, müßte ich mich natürlich sehr eng an die historischen Fakten halten bzw. an das, was bei ungesicherter Faktenlage die mehr oder minder wahrscheinlichste Variante ist. In Romanen wie DIE FARBE BLAU oder DAS WAHRE KREUZ aber, wo die historischen Figuren in eine erfundene Handlung eingebettet sind, kann ich etwas freier mit ihnen umgehen.


    Die Recherche besteht natürlich hauptsächlich in der Lektüre: Quellen, Sach- und Fachbücher, Biographien. Was ich dann davon übernehme, was ich ablehne oder verändere oder gar hinzudichte, hängt von der Art des Romans ab, den ich schreibe (siehe oben). Grundsätzlich darf ein Romanautor erst einmal alles, denn er schreibt ja einen Roman, etwas Erfundenes. Wo sonst, wenn nicht in der Fiktion, kann man historischen Personen Handlungen, Gedanke und Worte geben, die in der Historie nicht belegt sind? Gerade das kann sehr interessant sein, wenn man dann das Ergebnis mit dem Überlieferten vergleicht.


    Jörg