Wie bereitet Ihr Euch auf Lesungen vor?

  • Meiner Erfahrung nach können die Zuhörer sich nicht länger als 20 Minuten lang konzentrieren. Deshalb lese ich immer in 20-Minuten-Blocks. Dann gibts eine kleine Pause oder ich erzähle ein bisschen, um das reine Zuhören zu unterbrechen. Je nach Veranstaltung gibts auch eine Musikeinlage.


    Meistens lese ich 3x 20 Minuten. Üblicherweise eine Lesung aus meinem Kriminalroman plus zwei Kurzgeschichten. Ab und zu mache ich auch ein Krimiquiz mit den Zuhörern. In der Mitte eine Pause.


    Kleinere Lesungen, so mit 30 - 40 Leuten, finde ich viel gemütlicher als große Veranstaltungen, weil man hinterher mit den Gästen bei einem Glas Sekt :sekt ins Gespräch kommen kann. Wenn 200 Leute da sind, ist das nicht wirklich möglich.


    Vor dem Frage-und-Antwort-Spiel am Schluss schrecke ich zurück. Wer weiß, was die Zuhörer fragen, und ich bin nicht besonders schlagfertig. Viel lieber erzähle ich bereits während der Lesung von mir, gebe Anekdoten zum besten und hake dabei die üblichen Themen ab (warum schreibe ich Krimis, woher kriege ich meine Inspiration etc). Wer noch mehr wissen will, kann mich nach der Lesung ansprechen.


    Beleuchtung, Belüftung, Akustik, Bewirtung etc. sind wichtig und man muss auf jeden Fall mit dem Veranstalter besprechen wie er sich das vorstellt und ob er alles organisiert hat. Es gibt perfekt organisierte Lesungen und solche, die in unbeheizten Räumen ohne Getränke stattfinden. Lieber vorher nachhaken, ob der Veranstalter sich entsprechend um die Vorbereitung gekümmert und auch entsprechend dafür geworben hat. Manche scheinen nämlich zu denken, dass der Autor alles macht - und wollen dann noch nicht mal Honorar zahlen.


    Vor der Lesung sollte man auf keinen Fall Milch trinken oder Milchprodukte verzehren, weil das die Kehle verschleimt. Dann kann man nicht mehr so gut sprechen. Ausserdem sollte man keine kohlensäurehaltigen Getränke trinken, weil die Sauerstoffbläschen beim Lesen gerne wieder durch die Kehle nach oben streben. Und Alkohol auf jeden Fall erst hinterher!


    Bei meinen ersten Lesungen fand ich es hochgradig irritierend, dass manche Leute beim Zuhören die Augen schließen. Das wirkt, als sei denen so langweilig, dass sie einschlafen. :sleep Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt - aber schön finde ich es immer noch nicht.


    Alles Liebe,


    Bettina

  • Zitat

    Original von bvc2002Bei meinen ersten Lesungen fand ich es hochgradig irritierend, dass manche Leute beim Zuhören die Augen schließen. Das wirkt, als sei denen so langweilig, dass sie einschlafen. :sleep Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt - aber schön finde ich es immer noch nicht.


    Das kann ich bestätigen, ging mir anfangs auch so. Ich lese ja vor Kindern, und auch da schauten manche auf den Boden, hatten die Augen zu, spielten mit dem Federmäppchen (wenn es in einer Klasse war) ... Doch merkte ich bei meinen Zwischenfragen, dass sie voll bei der Sache waren. Man darf sich deshalb nicht irritieren lassen.


    Zu Milch und Mineralwasser möchte ich noch hinzufügen, dass ich immer noch ein Hustenbonbon dabei habe, um notfalls die Stimme frisch "zu schmieren".


    Grüßle,
    Judith

    Toni und Schnuffel / Tricks von Tante Trix / Papino und der Taschendieb / Das Dreierpack und der böse Wolf
    Tanz mit Spannung / ... und jetzt sehen mich alle! / Voll drauf / Die Kellerschnüffler u.a.

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  • Ja, die 20-Minuten-Konzentrationsspanne beachte ich bei meinen Lesungen auch. Aber von Anfang an:


    - Erste Checkliste: Absprache mit dem Veranstalter. Wieviele Sitze? Raumgröße? Akustik? Mikro nötig? Pause möglich/gewünscht?


    - Auswahl des Textes. Lese ich aus einem Buch, suche ich drei Stücke von etwa 15-20 Minuten Länge aus. Meistens den Anfang des Romans und noch zwei Stücke aus der ersten Hälfte. Wenn ich das erste Mal aus einem Roman lesen will, übe ich die Stücke zu Hause, lese sie laut und notiere mir die Zeit. Oft streiche ich in der Lesefassung mit Bleistift zu verworrene Sätze, die zwar beim stillen Lesen funktionieren, beim Vorlesen aber zu Stolperfallen werden. Manche Stellen kürze ich der Spannung zuliebe.


    - Vor der Lesung: Was immer hilft: Hustenbonbon vorher. Auch Labello oder Creme für die Lippen ist nicht verkehrt. In der Aufregung leckt man sich unbewusst oft über die Lippen und hat am Ende einen trockenen Mund.


    - Bei der Lesung: Nur stilles Wasser oder Kaffee, keinen Alkohol. Uhr in Sichtweite, hilft beim "Takten".


    - Die Lesung an sich: Einleitende Worte, sagen, wer man ist und aus welchem Roman man liest und darauf hinweisen, dass auch gerne Fragen gestellt werden können. Erste Passage lesen, dann ein bisschen was erzählen, überleiten, nächste Passage. Danach ein paar Fragen (ergibt sich meist). Nach der Fragerunde die Abschlusspassage lesen.


    Liebe Grüße
    Nina

  • Im Prinzip handhabe ich das genauso, wie meine Kolleginnen und Kollegen hier schon beschrieben haben.
    Nicht länger als 40 Minuten reine Lesezeit und Passagen von 10-15 Minuten, die ich schon im Vorfeld ausgesucht und auch zu Hause laut geübt habe. Das hilft, die richtige Betonung zu finden.
    Auch die Überleitungen von einer Passage zur nächsten bereite ich vor. "Freisprechen" macht mich nervös, darum halte ich auch die Überleitungen meistens eher kurz.
    Etwas anderes ist es dann, am Ende Fragen zu beantworten. Auf Fragen freue ich mich immer und beantworte sie auch gerne. Natürlich wiederholen sich einige der Fragen bei jeder Lesung, aber es sind auch oft sehr interessante Fragen dabei.
    Im Mai hatte ich eine Lesung, bei der vor, zwischen und nach der Lesung eine Mittelalterband spielte. Das fand ich sehr gelungen. Die Zuhörer konnte sich dabei "entspannen" und ich mich ebenfalls. :-]
    Während der Lesung brauche ich mein "stilles" Wässerchen, auf Alkohol verzichte ich auch.
    Hin und wieder werde ich gebeten, in "Gewandung" zu lesen. Soetwas trägt man ja nicht oft, und man bewegt sich darin ganz anders als in "normaler" Kleidung. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mir hilft, wenn ich auch das vor der Lesung ein bisschen "übe", damit ich mich darin auch wohlfühlen kann.
    Lampenfieber habe ich immer, und dagegen hilft leider überhaupt nichts. Dafür ist es dann um so schöner, wenn die Lesung vorbei ist und ich das Gefühl habe, sie war gelungen.


    Liebe Grüße, Susanne

  • Ich stehe diesen Thread betreffend so ziemlich in der Mitte, bin zum einen Autorin und zum anderen interessierte Mitleserin. Gestern erfuhr ich, dass ich am 18. Oktober auf der BuCon lesen werde. Aufregung und Freude mischen sich gleichermaßen. Es wird nur eine kleine 8 Min. Lesung zusammen mit Autorenkolleginnen und ich übe nun fleißig.
    Zum Glück habe ich kein Problem vor Publikum zu reden :-) doch Lampenfieber wird es geben, da bin ich mir sicher.
    Mein Traum wäre es, wie Deana einen Kinosaal zu mieten, zumal der Hauptschauplatz in meinem Roman ein Multiplexkino ist.
    Mit solch einer Lokation könnte man über einen Beamer eine Power Point Präsentation oder seinen eigenen Buchtrailer auf die Großleinwand bringen und die Hörer auf die Story einstimmen.
    Da mein Trailer gerade in Arbeit ist und ich sozusagen an der Quelle sitze, wäre das sicherlich eine Option für die Zukunft.
    Im Moment weiß ich noch nicht viel über die Organisation von Lesungen. Ergreift der Autor Initiative oder kommen beizeiten, wenn man ein bisschen bekannter ist, Veranstalter auf einen zu? Eine Frage an die renommierten Autoren hier im Thread.
    Wie ist denn eure erste, größere Lesung zustande gekommen?


    Herzlichst Helene

  • Hallo Helene,


    ja, ganz ohne Lampenfieber geht es nicht. :grin


    Und zu den Lesungen:
    Bei mir war es ganz am Anfang so, dass sich Lesungen vor allem über Mundpropaganda ergaben. Der Buchhändler im Viertel hatte gehört, dass eine Autorin quasi um die Ecke wohnt = Lesung (praktischer Nebeneffekt: Der Buchhändler sparte sich die Anreisekosten). Weitere Lesungen ergaben sich über den Verlag. Wenn dort Anfragen eintrudelten, schlugen die Verlagsleute auch die Neu-Autoren vor.


    Der nächste Schritt war die Bewerbung beim Friedrich-Bödecker-Kreis. Diese Organisation fördert Lesungen an Schulen und hat eine Autorendatenbank, auf die Lehrer gerne zugreifen. Darüber bekam ich sehr viele Anfragen, vor allem von Schulen aus Baden-Württemberg (wenig Anfahrtskosten, keine Übernachtung nötig). So begann dann der Schneeball zu rollen und größer zu werden.


    Heute kommen die Veranstalter, Buchhandlungen und Schulen direkt auf mich zu, ansonsten arbeite ich mit einer Leseagentur zusammen, die sich auf Kinder- und Jugendliteratur spezialisiert hat. Das heißt, wenn eine Schule für eine Lesung anfragt und sich dieser Termin allein (wg langer Anfahrt, Übernachtung etc.) nicht so ganz lohnen würde, schaut die Agentur, ob sich nicht noch ein paar Interessenten in der Nähe finden, damit wir eine kleine Lesereise daraus machen können. So lohnt es sich dann für alle: Die Veranstalter teilen sich die Anfahrtskosten und ich muss nicht für eine einzige Lesung von einer Stunde Dauer mehrere Stunden mit dem Zug fahren (und womöglich noch irgendwo übernachten), sondern habe mehrere Termine.


    Liebe Grüße! :wave
    Nina


  • 1.) Regelmäßig


    2.) Das Lampenfieber ist immer vorher, während der Lesung nicht. Zu bekämpfen ist es ganz einfach: Mindestens eine Stunde vor der Veranstaltung da sein, sich darauf konzentrieren, daß die Deko stimmt, alles vorbereitet ist, die Sitzgelegenheiten ausreichend sind, richtig stehen und und und. Auf diese Weise bleibt für das Lampenfieber keine Zeit


    3.) Buchexemplare sollte man bei Lesungen grundsätzlich dabei haben. Die Menge hängt (bei mir zumindest) davon ab, wieviele ich gerade vorrätig habe


    4. Sowohl als auch. Man sollte sich immer auch selbst um Lesungen bemühen und so viel wie möglich aktiv sein


    5. Abhängig vom Rahmen und vom Publikum


    6. Lieber kleine Abschnitte. Dadurch bleit die Aufmerksamkeit der Zuhörer besser erhalten. Ruhig zwischendurch auch mit den Leuten kommunizieren


    7. Unterstützung durch Musik hängt immer davon ab, ob es gerade passt


    8. Galerien, Mittelaltermärkte, Jugendclubs, Kindergärten, Kneipen, Frauenzentrum


    9. Kommt auch auf die Stimmung an. Was liest Du, vor welchem Publikum, wie fühlst Du Dich gerade, in welcher Einrichtung ...

  • ihr lieben,


    es ist so weit!


    ich habe meine 1. lesung, jetzt am freitag (7.11.08) in berlin in einer kunstgalerie.
    ich bin aufgeregt, aber ich habe erfahrungen im inszenieren, stimmungen schaffen....und ich war lange zeit sprecherin!


    am 20.11. lese ich in meiner heimat HH - aber bis dahin übe ich mich im zeitstoppen, werde einen kleinen tisch bauen, werde teelichter schmücken, als intro eine kleine rede, danach ein schönes stück musik - immerhin geht es bei meinem buch
    FRANNYS REISE


    um das sterben - um die reise in den himme- um eine liebesgeschichte an das leben!
    ich muss die leute berühren, jeden einzelnen. er soll nach hause gehen und sein herz muss weit sein.


    oh, ich bin aufgeregt. hört ihr mein herz schlagen??

  • Hallo constanze!


    Na, wie war die 1. Lesung? :-) Mich würde interessieren, wie du dich vorbereitet hast und wie Du mit der Aufregung klar gekommen bist.


    Da ich im Frühjahr meinen ersten Roman veröffentlichen werde und dann auch auf mich so etwas zukommt, bin ich da sehr neugierig.
    Ich bin eigentlich eher der schüchterne Typ, außer in vertrauter Runde, da bin ich oft Alleinunterhalter. :lache


    Aber ernsthaft: Wenn ich an so eine Lesung denke, bekomme ich jetzt schon Magenschmerzen. :yikes Ich kann mir das gar nicht vorstellen, vor vielen Leuten zu sprechen. wenn dann auch noch Fragen auftauchen!!! :yikes Ich glaub, dann weiß ich gar nix mehr!!! :gruebel :-(



    Liebe Grüße


    Verena

  • Danke für die vielen Tipps! :wave


    Ich werde bei einer Veranstaltung lesen, wo den ganzen Tag über eine Lesung nach den anderen stattfindet.


    Die Moderatorin will meine Biographie haben, um mich vorzustellen. Meine Biographie als Autor ist allerdings sehr kurz, und über Studium und Arbeit, die gar nichts damit zu tun haben, will ich nicht reden. Was macht Ihr in so einer Situation?


    Danke!

  • Liebe xania,
    die Leute interessiert oft, wie du zu deinem Romanthema gekommen bist. Persönliche Bezüge, bestimmte Begebenheiten. Gestalte deine Bio so, dass sie einen Bezug zum Roman hat. Bei mir beispielsweise wird in der Bio immer das Reisen hervorgehoben. Welche Schulausbildung ich habe, Kinder oder Dackel, Katze, Sittich oder Hausalligator, interessiert niemanden.


    Du wohnst in Luxembourg, oder? Wenn die Lesung nicht in LX stattfindet, wäre das vielleicht ein Aufhänger. Mord in dem kleinen Staat, überhaupt die Besonderheit von LX.


    Liebe Grüße von SteffiB

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

  • Zitat

    Welche Schulausbildung ich habe, Kinder oder Dackel, Katze, Sittich oder Hausalligator, interessiert niemanden.


    Okay, da war das Schlagwort :lache.
    Als Zuhörerin habe ich mich bei Lesungen in der abschließenden Fragerunde immer zurückgehalten und die peinlichen Momente anderen überlassen.
    Vielleicht sollte ich meine Zurückhaltung doch abzulegen...