Whisky Thread

  • Am gestrigen Abend waren wir mal wieder auf der Kyrburg bei Herrn Kroll.


    Souverän und routinert wie immer wurde das Tasting von Herrn Kroll nach einem vorzüglichen 3 Gänge Menue (Kürbiscremesuppe, Highländersteak, Scottish Mist) präsentiert.


    Bis auf den 16 jährigen Highland Park waren alle Abfüllungen entweder von unabhängigen Abfüllern oder Sonderabfüllungen der Destillen.


    Den Anfang machte ein Bushmills (Irland) mit 40%, 12 Jahre alt, gereift in Bourbon und Rum Fässern. Dazu wurde von Leysiffer die Vollmilch mit Vanille gereicht. Durch die Reifung im Rumfass wurde eine Dominaz von Rosine und Kokos erreicht. Ein Leichtgewicht das nicht meinem Geschmack entspricht.


    Den nächsten Whisky kannte ich bereits. Eine Fassabfüllung in Cask Strength von Macallen. 10 Jahre alt mit 58,8% aus dem Sherry-Fass. Eine Zartbitter mit Ingwer von Leysiffer passte vorzüglich. Macallen hat gute Whiskys, ist aber meiner Meinung nach überbewertet. In Originalstärke äußerst medizinisch, braucht er eine Menge Wasser (ca. 50%) um wie ein typischer "Sherry"-Whisky zu schmecken.


    Die Leysiffer Vollmilch mit schwarzen Pfeffer war für den Aberfeldy, 12 Jahre - 40% aus dem Bourbon Fass, zu kräftig. Der Aberfeldy ist mehr der ruhige, sanfte Whisky für den Einsteiger oder für "zwischendurch". Leichte Honigtöne verleihen ihm in Verbindung mit den gerade mal 40% eine milde Note.


    Balvenie Double Wood, 12 Jahre mit 43%. Auch dieser Whisky darf bereits in der 3. Generation (Flasche) in meinem Whiskyschrank Platz nehmen.
    Das Double Wood bezieht sich auf die Fässer, 2 unterschiedliche, erst Bourbon First Fill und ausgesuchte Sherry-Fässer.
    Den Mannen vom Edelableger von Glenfiddich gelingt hier seit Jahren ein rundes, ausbalanciertes Meisterwerk.
    Die hierzu gereichte Leysiffer Weiße mit Chili wusste gar nicht zu gefallen.
    Außer einer höllischer Schärfe im Abgang hatte sie nichts zu bieten.


    Der 16 jährige Highland Park (Destillerie Abfüllung) steht auch mit "nur" 40% auf dem Tisch. Aber diese haben es in sich. Er wird, wie auch der Balvenie, in Bourbon und Sherry gelagert, hat aber mehr Biss, mehr Charakter als dieser.
    Obwohl rund im Geschmack, bewahrt er sich klitzekleine Ecken. Torfige Rauchigkeit erfüllt den Gaumen und rinnt mit langen Abgang die Kehle herunter. Die hierzu gereichte Zartbitter Rosner (?) mit Limone und Rosmarin ergänzte der "High" ganz hervorragend.
    Diese Flasche erhält demnächst einen Platz bei mir neben seinem 12 jährigen Bruder.


    Den Abschluss bildete ein Caol Ila des unabhängigen Abfüllers Murray McDavid. Gelagert in einem Rotweinfass kam er sehr torfig mit Holzeinschlag daher. Dazu eine Leysiffer Zartbitter mit Meersalz. Beides hat mich nicht überzeugt.



    Im Anschluss an das ofizielle Tasting haben wir weitere Tröpfchen in unsere Gläser laufen lassen.


    Das war zum einen ein Craggenmore von Murray McDavid mit 12 Jahren und 43%. Gemessen an den Originalabfüllungen fällt dieser leider deutlich ab.


    Zum anderen macht Michel Couvreur, ein Franzose, derzeit von sich Reden. Er experimentiert mit diversen Weinfässern. Ganz klar, konnten wir nicht widerstehen, als wir eine Flasche von ihm auf dem Verkostungsangebot sahen. Wie auch der Claret von Bowmore ist das jedoch überhaupt nicht mein Geschmack.

  • Zitat

    Original von Whisky


    Hatte ich letztens die Gelegenheit.


    <- schüttel
    Ich bleibe dabei: Für Lagavulin können sich meine Geschmackssensoren nicht begeistern.


    mein Freund hat gestern zur Feier des Tages eine Flasche des 16jährigen Lagavulin mitgebracht und ich bin ziemlich begeistert.


    tolle Farbe, leicht ölige Konsistenz und vom Geschmack her an Honig erinnernd gefält der mir SEHR gut - könnte einer meiner Lieblingssorten werden



    Ich beneide Dich übrigens sehr um Deine Schoki-Whisky-Verkostung - ich muss das mal der Society vorschlagen, bei uns gibt es immer nur trockene Haferkekse *hust*

  • Freude herrscht, Schottlandfans! Ich trinke eigentlich nur Single Malts. Letztes Jahr waren wir in Schottland und seit dem sind wir völlig vernarrt in Land Leute Viecher und das edle Gesöff. Allerdings waren es die teuersten Ferien unseres Lebens. Dieses Jahr wurde also gespart und nächstes Jahr gehts wieder los nach Schottland. Islay steht dann zuerst auf dem Programm, denn zwei meiner Lieblingswhiskys sind: Bowmore und Laphroaig (div.)
    Wenn es sanfter sein soll Clynelish Coastal Highland 14y oder Edradour, die kleinste gerade noch legale Brennerei Schottlands Highland 10y...
    Ach man könnte noch lange schwärmen hier. Ich grüsse alle Gleichgesinnten!


    lesefieber

  • Zum Burdzeldach habe ich einen Old Pulteney (Brennerei-Abfüllung), 15 Years, Single Cask, 54,9% bekommen.


    Ich taste ihn gerade.
    Guuuut.


    Aroma: Süß und fruchtig mit Honig, Zitronen und grünen Äpfeln.
    Geschmack: Kräftige Gewürze (Pfeffer, Ingwer, Muskat) mit einem Hauch Tabakrauch und Eichenholz.
    Abgang: Wärmend und lang anhaltend.


    Durch den hohen Alkoholgehalt sehr kräftig im Geschmack.
    Nicht unbedingt für Anfänger geeignet.
    Schwer und ölig rinnt er blassgolden am Glasrand herab.
    Für Kenner ein Genuss, erstaunlich wenig Salz, kein Torf.


    Empfehlenswert!



    B.t.w. Ist wer von euch am Freitag, 25.04. auf der Kyrburg oder am Samstag 26.04. in Limburg?

  • Zitat

    Original von Nachtgedanken
    Nein, ich bin am Samstag den 26.04. hoffentlich in Paris, aber trotzdem nachträglich alles Gute zum Geburtstag (ich nehme mal an, das ist noch nicht so lange her ;-) )


    Erst 2 Tage. :zwinker
    Viel Spass in Paris, eine herrliche Stadt.

  • Vor kurzem war es mal wieder so weit, ein kleines privates Tasting stand an.


    Wir begannen mit einer Blindverkostung. Schnell war klar, dass es sich um einen Blend mit hohem Grain Anteil handeln musste. War noch ein gewisses Duftaroma vorhanden, so konnte jedoch fast kein Geschmack bemerkt werden. Im Abgang war nichts als ein brennen festzustellen.
    Das Gelächter war groß, als das Geheimnis gelüftet wurde, Racke Rauchzart von ca. 1985.


    Es folgte ein 18 jähriger Knockando mit 43% von 1989, in 2007 abgefüllt. Das Aroma war mit Honig und süßen Blüten sehr angenehm, der Körper fest und ölig. Im Geschmack sehr sherrytönig, nussig mit einem Hauch Zitronengrass. Der Abgang wohlig wärmend mit Nuss und Karamell.
    Sehr empfehlenswert


    Im Anschluss trat ein 15 jähriger Old Pulteney von 1991/2007 in Fassstärke mit 54,9% an.
    Das Aroma meldet sich mit einer sanften Meeresbrise, lässt die Einflüsse des Sherryfasses mit Honig erahnen. Mit einem klein wenig Wasser aufgeschlossen, kommt der Duft von frischen Wiesenkräutern hinzu. Auch hier wieder ein sehr fester, öliger Körper. Würzig ist der erste Geschmackseindruck, Gewürze, Tabak und Holz sowie ein bischen Salz.
    Ein endlos währender Abgang, weich, rund und wärmend.
    Schoko-Tipp dazu: Heinemann, 62% Kakao, mit Chili => Fantstisch, eine Geschmackskombination ohne Gleichen!
    Sehr empfehlenswert


    Was folgte, war ein Vergleich. Ein Vergleich zweier Einzelfässer: Glenrothes von Adelphi,
    beide 7 Jahre alt 2000/2007 mit 57,1% bzw. 57,2%. Fass No. 2415 und Fass No. 2412.
    Bereits am 11.08.07 hatte ich hier die erste Abfüllung - Fass 2415 – beschrieben.
    Im Vergleich hierzu ist Fass 2412 mehr abgerundet, weicher. Milder im Duft erinnert er an Mandeln, der Körper ist geringfügig leichter, ohne jemals leicht zu sein. War der erste im Geschmack würziger mit ledrig-holziger Note, kommt der neue mit einem Hauch von Sherry, Karamell und Lakritz an.
    Beide sind sich im Grunde ähnlich, unterscheiden sich jedoch voneinander.
    Beide sehr empfehlenswert, Fass No. 2415 ist jedoch ausverkauft


    Den Abschluss bildete ein weiterer Vergleich. Craggenmore Distillers Edition, beide 12 Jahre alt mit jeweils 40%. 1991 trat gegen 1993 an. Beide sind sich sehr sehr ähnlich, wobei der 91er eine Spur besser schmeckt. Beide verfügen über die gleiche Farbe (gefärbt?), sind fest und laufen ölig am Glas herab. Das Aroma fast gleich mit viel Frucht (Orange, Kirsche, reife saftige Beeren). Fruchtig im Geschmack mit Honig, Port und einer Winzigkeit Rauch. Ewig langer Abgang mit viel Karamell.
    Beide sehr empfehlenswert



    Anbei ein paar Impressionen:
    1. Die getasteten Whiskys
    2. Das Fixerbesteck
    3. Glenrothes im direktem Vergleich
    4. Die geleerten Gläser

  • Mein Gott- wo bin ich denn hier gelandet? *ungläubigguck*
    Die unanonymen Alkoholiker- rückt mal'n Stück, ich bin an Bord.


    Ich trinke aus Prinzip nur Single Malts, alles andere ist (für mich) fake.
    Derzeit wartet ein niedlicher, kleiner Dalmore (süsse 12 ist er, der Kleine) darauf, von mir verhaftet zu werden; hübsch ist er schonmal, bin gespannt auf die inneren Werte. Solange er nicht der kleine Bruder von Laphroig ist, kann er mich nicht schocken...


    :picheln

    Receive what cheer you may- the night is long that never reaches the day (Willy Shakespeare)

  • Zitat

    Original von lisbonlioness


    Derzeit wartet ein niedlicher, kleiner Dalmore (süsse 12 ist er, der Kleine) darauf, von mir verhaftet zu werden; hübsch ist er schonmal, bin gespannt auf die inneren Werte. Solange er nicht der kleine Bruder von Laphroig ist, kann er mich nicht schocken...


    :picheln



    ist er nicht, da kann ich Dich beruhigen - der steht bei mir auch rum. eigentlich ein ganz nettes Stöffchen. nix wahnsinniges besonderes, aber auch nix schlechtes - meiner ganz bescheidenen Meinung nach!



    wir haben uns dies Jahr die Friends-edition von Laphroig gegönnt - mehr ich meinem Freund, weil der ein Fan der Islay-Whiskys ist. Ich war allerdings schon erstaunt, wie nah der am Quarter Cask eben der Distille ist - ich find es schon fast schwierig, bei einer Blindverkostung zu sagen, welchen ich gerade in der Hand habe.

  • Ein sehr guter Freund war kürzlich in Schottland.
    Während seiner Urlaubsreise "fanden 10 Whiskyflaschen den Weg in den Kofferraum seines PKW", wie er berichten konnte.


    Grund genug wieder einmal ein kleines Tasting zu veranstalten.


    Von Bowmore brachte er u.a. den neuen Darkest (43%)mit.
    Dieser musste in den Vergleichstest mit dem "alten" (bereits zuvor beschrieben, einer meiner Lieblinge).
    Kurz und schmerzlos: entäuschend.
    Ein anständiger Whisky, gut zu trinken und auch empfehlenswert.
    Aber eben kein Darkest!
    Wer den alten nicht kennt, wird ihn mögen.
    Aber eben der Vergleich.
    Ich kann beim besten Willen nicht erklären, wie Bowmore auf die Idee kam, diesen Whisky Darkest zu nennen, für mich eher ein Mariner denn ein Darkest.
    (Es soll immer noch ein paar alte Flaschen irgendwo geben!)


    Als nächstes wurde ein 18 jähriger Aberlour (43%)kredenzt.
    Aromatisch, nach Schokolade, Birnen und Orangen duftend.
    Sherrytönig, altes Holz und Leder mit Datteln und Honig im Geschmack.
    Sanft im Abgang.
    Ein Whisky ohne Kanten für den gemütlichen Herrenabend mit Palaver.


    Dem folgenden Whisky begegnete ich mit starken Resentiments.
    Besitze ich doch den Glenfarclas 105. Dieser wusste mich in keinster Weise zu überzeugen.
    Im Glas vor mir befand sich nun der Glenfarclas 21 Jahre mit 43%.
    Bereits die erste Geruchsprobe lies mich stutzen.
    Das ist ein Glenfarc?
    Wow, meine Nase bittet um intensivste "in Nase nahme".
    Nussig, ein komplexes Fruchtbuket nach vollreifen Waldfrüchten und nicht endend wollendem Sherry.
    Mein Mund beginnt zu speicheln, begehrt diesen Tropfen.
    Nach dem ersten vorsichtigem Nippen verlangt er nach mehr.
    Sanfter Sherry, diverse exotische Gewürze, Waldfrüchte.
    Langanhaltender sanfter Abgang.
    Ausgewogen, exorbitant fantastisch, einer der besten Single Malts die ich genießen durfte.



    Leider habe ich meine Unterlagen nicht hier, Vervollständigung des Berichts folgt.

  • herrje, das klingt gut - ich bin gerade auf der Suche nach einem feinen Sherry-finish. Letztens hat der Nürnberger Duty Free mit geworben, den Glen Morangie Sherry Finish im Angebot zu haben. Was steht da: nur der Orininal. und die Verkäuferin wollte mich auch noch überzeugen, dass das doch genau der aus der Werbung wäre...


    *grummel* ich suche immer noch! Problem: ich kann mich so verdammt schlecht entscheiden!

  • Bei uns verkauft ein Laden jetzt auch interessante Whiskysorten.
    Für heute abend habe ich einen 10jährigen Glengoyne gekauft.
    Highland Single Malt Scoth Whisky bei dem wikipedia verspricht:

    Zitat

    Der Whisky kann als leicht süß, rauch- und torffrei beschrieben werden. Ihm werden auch apfelartige Aromen bzw. ein Geschmack nach Christmas Pudding nachgesagt.


    Vorweihnachtliche Feelings?


    www.glengoyne.com

  • Hallo Herr Palomar,


    ich wünsche dir für heute abend: Slainte var :drink


    Michael Jackson beschreibt den 10 jährigen Glengoyne wie folgt:
    Farbe: Gelbliches Gold.
    Duft: Eine frische, aber sehr weiche, warme Fruchtigkeit (Cox-Äpfel?), mit einer reichen malzigen Trockenheit und einem Hauch saftiger Eiche.
    Körper: Leicht bis mittelschwer, geschmeidig, rund.
    Geschmack: Klar, grasig, fruchtig, mit mehr Aüfelnoten, geschmackvoll, sehr angenehm.
    Abgang: Immer noch süß, aber leicht trocknend. Klar und appetitanregend.
    74 Punkte


    Bei einem (leider nicht sehr gutem) Tasting wurde ich von einem anderen Gast auf ein Buch aufmerksam gemacht. (Ich stelle es noch bei den Sachbüchern vor.)
    Franz Brandl; Whisk(e)y
    Sein Eindruck weicht von Michaels ab:
    Duft: frisch, mit Sherryton und völlig rauchfrei
    Geschmack: mittelschwer, elegant, leicht süß und malzig


    Da du mich mit dem Beitrag angefixt hast, musste ich mir, nach längerer Abstinenz, auch einen genehmigen.
    Meine Wahl fiel auf einen Aultmore von 1990, 17 Jahre alt, 60%, Einzelfass von Adelphi.
    Schwer, leicht süßlich-würzig, Torfnote, Lakritz, alter Ledersattel, lebhaft, delikat.


    Edit reicht den Link nach für das Buch