'Jane Eyre' - 3. Band, Kapitel 07 - 12

  • So, ich bin durch...


    Und wieder ein Zufall: St. John und seine Schwestern entpuppen sich als Janes Cousin und Cousinen. Naja, war mir zu weit hergeholt.
    Und dann will St. John (was ist das eigentlich für ein seltsamer Vorname??) Jane heiraten und sie mit nach Indien nehmen...
    Aber sie begibt sich auf die Suche nach Mr. Rochester, erfährt dass er nun ein blinder Witwer ist und heiratet und pflegt ihn. Und wenn sie nicht gestorben sind... :lache


    Also ich muss sagen, meine Begeisterung für das Buch ließ mit dem Lauf der Kapitel nach. Am Anfang fand ich es wirklich interessant und hatte Spaß am Lesen, aber ab Janes überstürzter Abreise, war mir das alles zu konstruiert und märchenhaft.


    Aber trotzdem freue ich mich, dass ich endlich mal wieder einen Klassiker gelesen habe und möchte mich ganz herzlich bei allen Mitlesern bedanken! Durch den Austausch macht das Lesen gleich viel mehr Spaß! :wave

  • Ich kann nicht sagen, zum wievielten Mal ich nun "Jane Eyre" gelesen habe.


    Sicher mögen manche Teile der Geschichte unwahrscheinlich und weit hergeholt erscheinen, der Faszination tut es keinen Abbruch.


    Die Einstellung mit der "Jane Eyre" durch die Geschichte geht und dabei ihren Prinzipien treu bleibt ist, immer wieder beeindruckend. Sie hätte es in der einen oder anderen Situation sicher einfacher haben können.
    Zu ihrer und der Zeit Charlotte Bronte`s das Ziel zu haben, als Frau unabhängig von einem Mann zu leben, war fortschrittlich und sicher auch brisant.


    Für mich ein sehr empfehlenswertes Buch!

  • Ich bin auch durch.


    Dieser Zufall, dass sie bei Cousinen landet, ist schon etwas weit hergeholt, und dieser Onkel auf Madeire, usw. naja, manchmal gibts schon Zufälle.


    Schönes Happy End! Sowas gefällt mir. :-]


    Was mich etwas verwundert hat, dass Jane bis zum Schluss ihn mit "Sie" angesprochen hat. Auch als sie dann schon geheiratet haben... War das früher so. Er hat sie ja schon ewig geduzt. Ok, die Standesunterschiede. Aber mit der Ehe hat sich das dann nicht geändert?

  • Zitat

    Original von chiclana


    Aber trotzdem freue ich mich, dass ich endlich mal wieder einen Klassiker gelesen habe und möchte mich ganz herzlich bei allen Mitlesern bedanken! Durch den Austausch macht das Lesen gleich viel mehr Spaß! :wave


    So gehts mir auch. Ich hab mich eher weniger an Klassiker rangetraut, da ich von der Schule so abgeschreckt wurde... Aber ich denke auch, dass man damals so mit 15/16 einfach nicht bereit war für Literatur. Mir gings zumindest so.

  • Ich habe noch zwei weitere gelesen, und zwar


    1. Der Professor
    ist zwar schon ca. 10 Jahre her, ist mir aber immer präsent geblieben als
    wirklich schönes Buch und
    2. Über die Liebe
    ist nur ein Büchlein (Briefwechsel), kann mich nicht mehr erinnern

  • Tja, das mit den cousins ist wirklich etwas weit hergeholt. Überhaupt find ich den letzten teil mit seinen zufälligkeiten, traumvisionen und der wunderheilung etwas zu konstruiert, und etwas zu kitschig fürs thema.


    Denn Jane-Eyre ist für mich eine revanche-geschichte:


    Ein reicher arroganter mann hat eine arme gouvernante zuerst niedergemacht, sie dann emotional versklavt und nach strich und faden belogen.


    Sie flüchtet, als alles auffliegt, trifft besser aussehende, freundlichere männer, die um sie werben, kriegt neue, fantastische möglichkeiten - den traum von exotischen welten und respektabler umgebung serviert, wird reich und unabhängig.


    Und die turning tides of fate werfen ihren ehemaligen quäler aus der bahn: Er verarmt, und ist ein körperliches und seelisches wrack.


    Sie kann sich ganz einem anstrich der christlichen güte und nächstenliebe und gleichzeitig ihrer rache hingeben: Sie kann sich jetzt zu ihm herablassen, wie er zuvor zu ihr, und er muss ihr dafür dankbar sein.


    :gruebel Nur die wunderheilung ist mir in dieser konstellation zu kitschig.
    Die Autorin ist irgendwie nicht dazu bereit, ihre figur mit den vollen konsequenzen ihrer entscheidung leben zu lassen. Jane hat sich zu einem leben als begleiterin eines blinden entschieden. Punctum.
    Irgend wie klingt das so, als wäre die treue, gute Jane von gott und dem schicksal für ihre selbstlosigkeit belohnt worden, und ein wunder musste einfach geschehen.
    Das problem: ihre entscheidung war aber nicht selbstlos sondern half ihrem von Rochester gekränktem ego. In die richtung: 'Schau, jetzt bist du da, wo ich war. Na, wie gefällt dir das?'
    Und just, als ihr das herumführen nach einiger zeit auf die nerven zu gehen und ihr ihre rache angesichts der realen belastung einer betreuerin schal zu schmecken beginnt... - oh wunder: er sieht wieder! Man wartet fast drauf, dass auch seine hand wie bei einem lurch nachwächst.
    *seufz*


    facit: trotzdem mag ich dieses buch noch genauso, wie ich es mit 17 mochte. Und ich kann es immer wieder lesen. - Die stellen, die ich nicht mag, kann ich ja auslassen :-]

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Ich bin jetz auch durch. Insgesamt fand ich das Buch gut.


    Aber ab dem Zeitpunkt, wo sie ausgerissen ist, wurde es mir zu unglaubwürdig. Vor allem hat mich der St. John genervt. Er setzt ihr total zu und ist sowas von egoistisch (in meinen Augen). Ich weiß nicht, was bei dem im Kopf los ist.
    Und die Wunderheilung, naja. Als Rache habe ich das gar nicht gesehen, als Jane zu Mr. Rochester zurück gegangen ist.


    Ich hätte keine Wunderheilung eingebracht, da gerade Bücher, die nicht so glücklich ausgehen dem Leser länger im Gedächtnis bleiben.


    Aber insgesamt fand ich das Buch wirklich gelungen und erst recht für einen Klassiker. Auf jeden Fall empfehlenswert.


    Zitat

    Aber trotzdem freue ich mich, dass ich endlich mal wieder einen Klassiker gelesen habe und möchte mich ganz herzlich bei allen Mitlesern bedanken! Durch den Austausch macht das Lesen gleich viel mehr Spaß!


    Dem schließe ich mich an. :wave

  • Zitat

    Original von SoryuAsuka
    Ich hätte keine Wunderheilung eingebracht, da gerade Bücher, die nicht so glücklich ausgehen dem Leser länger im Gedächtnis bleiben.


    Es wundert mich, dass alle von einer Wunderheilung ausgehen. Ich habe es immer so verstanden, das Mr. Rochester sein Augenlicht auf dem erhaltenen Auge nicht vollständig verloren hat und es sich im Laufe der Zeit soweit erholt hat, dass er sich wieder selbständig bewegen konnte. Von einer völligen Wiederherstellung des Sehvermögens ist, denke ich keine Rede. Somit ist die "Wunderheilung" in meinen Augen durchaus plausibel.

  • Und ich hatte beim lesen des letzten Kapitels sehr stark das Gefühl, dass Charlotte Bronte unbedingt ein Happy End haben wollte.


    Und vorher steht da doch, dass er erblindet ist. Von vorübergehend habe ich nix gelesen! :gruebel Habe ich was überlesen?


    Daher war das für mich eine Wunderheilung, weil ja keiner damit gerechnet hat, dass er noch mal was sehen wird. :gruebel

  • Die "Wunderheilung" hat mich nicht so stark überrascht - es steht ja auch vorher da, dass er Kerzen-/Feuerschein wahrnehmen kann, von daher wäre es meiner Meinung nach schon möglich, dass er wieder sehen kann!


    Ansonsten fand ich St. John unmöglich - wieso kann er sich nicht auf den kleinsten Kompromiss einlassen??


    Außerdem finde ich es schade, dass Jane in diesem verlassenen Wald wohnen muss und ihre Cousinen nicht mehr um sich hat.


    Ich finde es auch sehr konstruiert, dass Jane entdeckt, dass St. John und seine Schwestern mit ihr verwandt sind - okay, es gibt Zufälle, aber sowas?


    Trotzdem hat mir alles in allem das Buch (und die Leserunde!) sehr gut gefallen. Ich mag Happy Ends und ich finde die Liebe zwischen Mr. Rochester und Jane wirklich wunderschön und ergreifend :-] .

  • Ich bin auch durch und komme heute endlich zum Schreiben.


    Daß Jane 20.000 Pfund von dem Onkel auf Madeira erbt und sie mit ihren Cousinen und St. John teilt, paßt zu ihrer Persönlichkeit.


    Aber die Person den St. John nervt mich, dieses penetrante Bevormunden von Jane und diese Anträge und dann dieses Beleidigtsein ewige Seiten hat mir nicht besonders gefallen. Dann so Sätze wie "... Gott und die Natur haben Sie dazu bestimmt, die Frau eines Missionars zu sein. Sie haben Ihnen nicht die Gaben der Schönheit, sondern die des Geistes geschenkt. Sie sind für die Arbeit und nicht die Liebe geschaffen....." Da könnte ich mich ja fürchterlich aufregen, was maßt sich dieser Typ eigentlich an?


    Schlußendlich kommt er nur noch hart und herrschsüchtig rüber.


    Dann kommt die innere Stimme und Rochester ruft. Jane reist nach thornfield und findet nur noch eine verbrannte Ruine vor und erfährt, daß die irre Ehefrau von Rochester in den Tod gesprungen ist und Rochester selbst blind ist und eine Hand verloren hat. Dann findet Jane Rochester und es beginnen Liebesgeständnisse und Treueschwüre ohne Ende und dann beginnt die Schlußphase des Buches nur noch Friede, Freude und Harmonie. Aber wie vorher von euch geschrieben Charlotte Bronte wollte ihren Roman so abschließen.


    Mir hat das Buch - bis auf diese letzten Passagen - wirklich sehr gut gefallen, die Leserunde viel Spaß gemacht und ich ärgere mich eigentlich, warum ich vor solchen Büchern erst eine Blockade habe und sobald ich mit dem Lesen begonnen habe, finde sie ganz toll.


    Also auf zur nächsten Leserunde EMMA im September/Oktober. Ich brauche anscheinend den Anstoß zur Leserunde. :wave

  • Zitat

    Original von Richi
    Aber die Person des St. John nervt mich, dieses penetrante Bevormunden von Jane und diese Anträge und dann dieses Beleidigtsein ewige Seiten hat mir nicht besonders gefallen. Dann so Sätze wie "... Gott und die Natur haben Sie dazu bestimmt, die Frau eines Missionars zu sein. Sie haben Ihnen nicht die Gaben der Schönheit, sondern die des Geistes geschenkt. Sie sind für die Arbeit und nicht die Liebe geschaffen....." Da könnte ich mich ja fürchterlich aufregen, was maßt sich dieser Typ eigentlich an?


    Ist es nicht schön, dass es solche Charaktere gibt! Worüber sollte man sich denn sonst aufregen. Das wäre doch langweilig. Oder?

  • Ja, Joschi, ganz recht, aber es muss ja auch noch einen anderen Grund geben, warum sie den abgewrackten Mr. Rochester dem St.John vorzieht: der ist noch um eine spur gemeiner und besitzergreifender.
    Ihr armer Mr Rochester hat schon eine gehörige auf den deckel gekriegt, und stellt keine forderungen mehr. Bei ihm kann sie selbst entscheiden, was sie tut.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • MagnaMater
    Ich denke damit hast du es auf den Punkt gebracht, Jane Eyre will, für ihre Zeit noch ungewöhnlich, ein selbstbestimmtes Leben führen. Mr. Rochester will sie so, wie sie ist. St. John nach will sie nach seinem Willen, seiner Vorstellung, mal abgesehen davon, dass dieser Mann eiskalt ist.

  • Das ist mal wieder ein Buch, bei dem ich es sehr bedauere, dass es zu Ende ist. Obwohl ich auf dieses Ende eigentlich hingefiebert habe. Ich konnte in die Geschichte gut eintauchen, habe mit Jane mitgelitten und mit ihr jubiliert. Für mich war es gerade die persönliche Ansprache, die vielen Fragen, die sie sich (und damit ich mir) gestellt hat, die mich in den Bann der Geschichte gezogen haben.
    Danke an die Anregung fürs Lesen, danke an alle Mitleser für die Interpretationen!


    In meiner Ausgabe gibt es ein Nachwort von Sam Gilpin, das auf einige sehr interessante Aspekte hinweist: ein Großteil der Magie der Geschichte wird daran festgemacht, dass die Geschichte einige Märchenmotive bzw. Schauerelemente enthält, z.B. Aschenputtel, Die schöne und das Biest, Das hässliche Entlein, die Vorkommnisse im roten Zimmer, die telepathische Kommunikation zwischen Jane und Edward. Außerdem schreibt er noch, dass Berta Mason als Gegenstück zu Jane zu sehen ist, die ihre Gefühle nicht im Zaum halten kann. Er weisst dann noch auf ein frühes Exemplar von FanFiction hin, Wide Saragossa Sea, das die Geschichte aus dem Blickwinkel von Bertha Mason und dem jungen Edward beleuchtet.

    :lesendCharlotte Roth - Grandhotel Odessa


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)