Zsuzsa Bank: Der Schwimmer

  • Klappentext:


    Eine Geschichte vom unmöglichen Glück, der Sprache der Dinge und einer Welt, die ihre Mitte verloren hat. Mit unerhörter Eindringlichkeit und unverwechselbarer Stsimme erzählt Zsuzsa Bánk von der ziellos-sehnsüchtigen Reise zweier Geschwister und ihres Vaters.


    "Ein Buch, das uns das Herz zerreißt." Péter Nadás in DIE ZEIT


    Meine Meinung:


    Ein langsames, manchmal fast träges Buch, aber es reißt den willigen Leser mit und ja, es ist an vielen Stellen wirklich herzzerreißend!


    Ein ungarischer Vater, von seiner Frau, die in den Westen geflohen ist, verlassen, reist mit seinen beiden Kindern kreuz und quer durch Ungarn und wohnt bei verschiedenen Verwandten. Die Tochter ist die Erzählerin, die ruhig und ohne große Emotionen beschreibt, was passiert. Diese neutrale Schilderung bewirkt beim Leser das Gegenteil: Wie traurig ist es, wenn die Kinder mit ihren Problemen sich selbst überlassen sind, wenn der Vater tagelang "abtaucht" und nicht ansprechbar ist und wenn der kleine Bruder sich bei jedem Abschied mehr von der Realität entfernt. Aber es gibt auch viele schöne Momente, vor allem an Gewässern, denn alle drei Mitglieder der Restfamilie lieben das Wasser.


    Zsuzsa Bánk schreibt wunderschön, lässt Bilder entstehen, von Landschaften und skurrilen Menschen, von Häusern und Stimmungen.

  • Der unglaublich schöne Stil der Autorin lässt darüber hinwegsehen, dass ihre Geschichte etwas ereignisarm ist. Mich hat ihre Erzählweise an den Film "Die wunderbare Welt der Amélie" erinnert. Sie schaut auf Details, die die meisten gar nicht wahrnehmen.


    Die Waldfee

  • Dieses Buch wirkt nach.


    Es ist ein langsames, leises Buch, was sehr eindringlich geschrieben ist.


    Erzählt wird die Geschichte von Kata, ihrem Bruder Isti und ihrem Vater zur Zeit der Machtübernahme der Kommunisten in Ungarn. Die Mutter flieht mit einer Freundin in den Westen und entwurzelt dadurch ihre zurückgelassene Familie. Von diesem Zeitpunkt an reisen sie von Verwandtschaft zu Verwandtschaft, bleiben hier mal ein bißchen länger, aber nirgends dauerhaft. Fast ist es eine Art Reisebericht, allerdings nicht bezogen auf Orte, sondern auf die seelische Verfassung der beiden Kinder.


    Erzählt wird diese Geschichte von Kata. Es sind immer ihre Gedanken und Erinnerungen, die den Leser führen, ihm eine Sicht vermitteln auf Ungarn, die Zustände dort zu der Zeit und das große Leid, verursacht durch die Flucht der Mutter.
    Dadurch, daß diese Gedanken so schlicht und teilweise so neutral gehalten sind, wirkt es umso intensiver nach. Man kann den Schmerz der Kinder fast körperlich spüren und der psychische Schaden ist vor allem bei dem kleinen Isti immens.


    Ich habe lange für dieses Buch gebraucht. Ich mußte es immer wieder weglegen, denn es macht manchmal traurig und ist immer melancholisch. Mir hat es trotzdem gut gefallen, vor allem diese Erzählweise, die so bedrückend eindringlich, so intensiv ist. Ich vergebe 8 Punkte und werde sicherlich noch mehr von Zsusa Bank lesen.

  • Habe ich vor einigen Tagen zu Ende gelesen und ich bin begeistert!
    Das ist genau der Stil,den ich mag.
    Wer es gerne spannend und ereignisreich mag,für den ist dieses Buch nichts.
    Jedoch ist es wunderschön geschrieben,man taucht förmlich ein in die Geschichte und leidet mit den Hauptfiguren mit.
    Das Buch hat mir sehr viel Freude gemacht!

  • Dieses Buch hat unseren Lesekreis mal wieder gespalten, die einen fanden es wunderschoen, leise und doch direkt - wie auch hier schon beschrieben. Und die anderen, mich eingeschlossen, konnten so gar nichts damit anfangen.


    Die kindliche Perspektive frustrierte mich ohne Ende. Ja, es ist hin und wieder nett zu sehen, wie Details, die wir Erwachsenen so leicht uebersehen, wahr genommen werden. Aber mir fehlt dabei die Perspektive, wie diese Details zum Ganzen passen. Es werden Andeutungen gemacht, aber dem Leser bleibt es ueberlassen daraus Schluesse zu ziehen. Manche moegen dieses Indirekte, meinen, der Leser sei doch schlau genug aus den Indizien lesen zu koennen. Ich mag es aber nicht, nur mit Mutmassungen zu urteilen - und dabei den beschriebenen Menschen doch oft Unrecht zu tun.


    Ich hatte auch erwartet mehr ueber das Leben in Ungarn in den 1950ern zu erfahren. Doch das bekommt man nur am Rande mit, von der politischen Situation absolut gar nichts. Ok, da hat der Klappentext wohl einfach falsche Erwartungen geweckt, die die Autorin vielleicht gar nicht erfuellen wollte ...


    Leider passiert in dem Buch dann auch nichts, was diese unerfuellten Erwartungen haette ausgleichen koennen. Der Plot - so oder so nur minimal vorhanden - plaetschert nur dahin.


    Mein Fazit: langweilig, deprimierend, vage .... ganz und gar nicht mein Fall

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Die zweihundertvierundachtzig Seiten fühlten sich an wie sechshundert, und trotz vorhandener Lesezeit habe ich gefühlt ewig dafür gebraucht.

    Zwischendurch wollte ich das Buch schon aus dem Fenster werfen, zumal ich finde, dass die Autorin sich in der Mitte in der Geschichte um Virag total verzettelt hat.

    Aber ich wollte verdammt nochmal herausfinden, warum dieser Roman nun so viele Preise gewonnen hat.

    Es fiel mir sehr schwer, mich zeitlich in dem Buch zurechtzufinden, denn politische Ereignisse werden nicht erwähnt, eher „nur“ die Stimmung im Volk, es kommt dazu, dass die Geschichte Ungarns sehr kompliziert ist und meine Kenntnisse darum eher rudimentär vorhanden sind :/

    Die Geschichte an sich ist natürlich berührend und traurig - wieviele Mütter verlassen schon ihre Kinder? Was macht das aus den Kindern, wenn dann auch noch der Vater kein großes Interesse an ihnen zeigt? Ist hier eine glückliche Kindheit überhaupt noch möglich?

    Und hier zeigt uns die Autorin: Ja, ist es. Und das wird für mich vordergründig auch im Hinterkopf bleiben (oh Mann...), wenn ich an dieses Buch zurückdenken werde. Schwimmen, Spielen mit dem Geschwister, Trauben essen, Eis essen, nicht zur Schule müssen, ziemlich viel Freiheit - die in heutigen Augen an fast totale Vernachlässigung Grenzen würde, wenn... ja, wenn da nicht all diese mehr oder weniger liebevollen Frauen im Leben der Kinder auftauchen würden.

    Leider ist es natürlich trotzdem so, dass einem diese Freiheit auch oder wahrscheinlich zum Verhängnis werden kann, wenn da niemand ist, der sie eingrenzt. Und die Gedanken an die Mutter (über die ich gern mehr erfahren hätte) kann man als Kind wohl, vor allem, wenn sie abhanden gekommen ist, niemals abstellen.


    Die Männer in diesem Buch kann man übrigens alle in der Pfeife rauchen.


    7,5 Punkte gebe ich, aber ich schätze, ich werde kein Buch dieser Autorin mehr lesen.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

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