R. Scott Reiss: Black Monday

  • Einsamer Held rettet die Welt. Schon wieder.


    Ein Imam kündigt auf Al Dschasira an, dass in wenigen Tagen das Ende der westlichen Welt bevorsteht. Und tatsächlich fallen plötzlich Passagierflugzeuge vom Himmel. Schon bald darauf bricht so gut wie alles zusammen, das mit Öl oder Benzin betrieben wird. Schnell stellt sich heraus, dass ein Nanovirus, der nach dem ersten abgestürzten Flugzeug 'Delta-3' genannt wird, für die Zerstörung verantwortlich ist. Das biestige und extrem robuste Ding zerstört raffiniertes Öl, also alles von Schmieröl bis Benzin, und es setzt sich in Pipelines und Raffinerien fest. Es dauert nicht lange, bis es zu Versorgungsengpässen und schließlich dem Zusammenbruch der Versorgung kommt. In nur wenigen Tagen bricht Anarchie aus. Fünfzig Tage, schätzt man, haben die Verantwortlichen, um die Lage in den Griff zu kriegen. Wenn sie es nicht schaffen, wird die Welt im Chaos versinken.


    Aber zum Glück gibt es ja Dr. Gerard, den schneidigen Virologen. Der Mann ist nicht nur seiner Frau treu, obwohl es Verlockungen allenthalben gibt, beschützt nicht nur Familie und Nachbarn, kämpft nicht nur alleine gegen Plünderer und Verbrecherbanden, nein, er ist auch der einzige, der sich nicht täuschen lässt über den vermeintlichen islamistischen Terrorangriff. Die verbohrten Militärs und die selbst im Angesicht des Weltuntergangs karrieregeilen Politiker wollen einfach nicht erkennen, was doch so offenbar ist, also muss Gerard im Alleingang die Welt retten. Tut er auch. Womit nichts verraten ist, denn der Plot dieses um kein Klischee verlegenen Buches ist so geradeaus und vorhersehbar wie die Trans-Alaska-Pipeline.


    Positiv ist anzumerken, dass "Black Monday" leidlich spannend ist, manchmal sehr brutal und in gewisser Weise erschreckend, denn Reiss lässt die Menschen zu Tieren werden. Das Szenario ist auf packende Weise unangenehm; niemand möchte derlei miterleben müssen. Aber leider hat es sich damit auch schon. Das Personal ist von der Stange, die Hintergründe und Entwicklungen sind lächerlich unrealistisch, die Auflösung ist ein Scherz. Paramount hat die Rechte gekauft, und deshalb ist dieses Buch wohl auch geschrieben worden. Ein durchschnittlich intelligenter Leser tut sich keinen Gefallen damit.

  • Meine Meinung fällt leider nicht viel anders aus als Toms:


    Bereits der Klappentext läßt klar erkennen, dass es sich bei R. Scott Reiss Thriller „Black Monday“ um einen Ein-Mann-rettet-die-Welt-Roman handelt. Insofern wundert es auch nicht, dass die Erzählung ein klares Strickmuster aufweist.


    Kurz nach der Endzeit-Prophezeiung der westlichen Welt durch einen Iman über Al Dschasira, beginnen Flugzeuge vom Himmel zu fallen, Maschinen und Kraftwerke still zu stehen. Eine neuartige Mikrobe, ein Nanovirus zerstört raffiniertes Öl und damit Treib- und Schmierstoffe. Die schnell entstehende Versorgungsnot führt dazu, dass Nachbarn und Freunde zu erbitterten Konkurrenten und Feinden werden, der Notstand wird ausgerufen. Die Experten schätzen, dass spätestens innerhalb von 50 Tagen eine Lösung gelingen muss – sonst versinkt die Welt im Chaos.


    Der Virologe und Seuchenexperte Gregory Gerard wird herangezogen, um den Nanovirus unschädlich zu machen, wird aber schnell von seinem Auftrag entbunden, weil seine Untersuchungsergebnisse nicht in das Bild mächtiger Militärs und Politiker passt, die teils die Augen vor der Realität verschließen, teils ihre eigenen Machtbestrebungen verfolgen. Gerard muss erleben wie marodierende Banden und Plünderer die Straßen unsicher machen und auch seine Familie, seine ehemals glückliche und heile Welt bedrohen. Gerard macht sich selbst auf den Weg, um der Bedrohung ein Ende zu setzen, ihm folgt aber bereits ein skrupelloser Killer...


    Wenn man einen Ein-Mann-rettet-die-Welt-Thriller liest, überrascht es den Leser nicht, dass die Erzählung einem klaren Muster gehorcht, die Charaktere klischeehaft ausgestaltet sind und die Handlung in einigen Punkten unrealistisch ist. Sofern das alles mitreissend und in einer angenehmen Sprache präsentiert wird, kann das durchaus unterhaltend sein. An diesen beiden Punkten mangelt es „Black Monday“ auch nicht. Ärgerlich ist jedoch, dass fehlende Hintergründe zu logischen Brüchen führen und die Entwicklung ebenso einige überdeutliche logische Fehler aufweist.


    Paramount hat bereits die Rechte zum Buch gekauft, das Umarbeiten in ein Drehbuch dürfte nicht schwierig sein, da das Buch in seiner gesamten Konzeption bereits sehr szenisch und verfilmbar aufgebaut ist.


    „Black Monday“ von R. Scott Reiss ist ein durchaus spannender Ein-Mann-rettet-die-Welt-Thriller, der abgesehen von den üblichen Klischees und einiger Vorhersehbarkeit auch viele logische Fehler enthält, die das Lesevergnügen auch dann deutlich herabsetzen, wenn man keinen anspruchsvollen Thriller erwartet.

  • Ich habe heute im Zug angefangen "Black Monday" zu lesen.
    Leider war es nach langer Zeit mal wieder ein Buch, das ich nach ungefähr einer Stunde entnervt weggelegt habe. Ich empfand es bis dahin, wie mein Vorschreiber auch, als unrealistisch und auch nicht besonders gut geschrieben.
    Vielleicht gebe ich dem Buch bald noch eine Chance, da ich eigentlich immer versuche ein Buch auch bis zum Ende zu lesen. Der erste Eindruck jedoch war kein guter.

  • Was für ein schreckliches Buch. Abgebrochen, jede weitere Minute Lesen ist verschwendete Zeit...

    Manchmal ist es besser durch Schweigen den Eindruck von Inkompetenz zu erwecken, als durch Reden letzte Zweifel daran auszuräumen.


  • Tja... ich komme zu einem ganz anderen Ergebnis und möchte, da die Rezension erst nach Ostern auf der Leseattacke erscheint, lediglich mein abschliessendes Fazit hier posten.... in der Hoffnung, dass der negative Grundtenor zu diesem Buch den einen oder anderen Thriller-Fan nicht davon abhält, es trotzdem zu lesen.


    Es ist imho alles andere als schlecht und das beschriebene Szenario ist wesentlich konsequenter ausgearbeitet, als z. B. die Auswirkungen in Eschbachs Roman "Ausgebrannt".


    Als "durchschnittlichen Leser" habe ich mir mit diesem Buch DEFINITIV einen Gefallen getan, denn ich habe nur die Eigenschaften von diesem Roman erwartet, die ein Thriller haben muss. Für mich war die Spannung und das enorme Tempo der Story vollkommen ausreichend, um eine Wochend-Leseattacke zu erzeugen.



    Fazit
    Black Monday gehört zweifellos zu den absoluten Thriller-Highlights in diesem Jahr. Routiniert konstruiert und mit atemberaubender Spannung ausgestattet, besitzt das Buch die spezielle Art von Suchtpotential, welches Schlafmangel und gedankliche Abwesenheit bei den täglichen Dingen des Lebens hervorruft. Dort, wo Andreas Eschbach in seinem Öl-Thriller Ausgebrannt eher zögerlich bis verhalten die Auswirkungen einer weltweiten Ölkrise schildert, geht Reiss den entscheidenden Schritt weiter. Sein Szenario wirkt mit der beschriebenen Brutalität einer Gesellschaft, deren Kontrollmechanismen versagen, wesentlich glaubwürdiger. Auch die Schicksale seiner Protagonisten, obwohl durch die Kürze der Beschreibungen eher angedeutet, als sorgfältig konzipiert, werden intensiver wahrgenommen und erreichen dadurch eine Nähe, der sich der Leser kaum entziehen kann. Logik unterliegt dem Gefühl - besser kann es ein Autor in diesem Genre nicht machen.
    Bob Reiss beweist mit diesem Werk eindrucksvoll, dass die Möglichkeiten des Katastrophen-Romans noch lange nicht erschöpft sind und hat mit Black Monday dem Genre eine außergewöhnliche Geschichte hinzugefügt, die alles beinhaltet, was sich ein Leser von einem Thriller nur wünschen kann - Spannung, Tempo, Herz und einen ausgezeichneten Plot.
    Absolut empfehlenswert und für Thriller-Fans Pflichtlektüre!


    Gruß
    Jürgen

  • Also ich habs nun auch gelesen, und muss es auch mit Asugebrannt vergleichen. Der Thriller ist mir einfach zu stark nach amerikanischen Muster gestrickt. Diese Verhältnisse würde ich aus europäischen Sicht nicht so extrem sehen. Übertragen im sinne gleichwertiger Bücher würde ich einen McFayden nie mit einem Andreas Franz oder Susanne Mischke vergleichen.


    Aber nun zum Buch. Die ganze Geschichte wurde eigentlich schon im Klappentext erklärt, mich interessierte da nun schon eher, wie es Greg in seiner Odysee nun ergangen ist. Dabei wurde er auch nicht als Superman dargestellt, sondern eher als Mensch, der immer wieder das Gute der Menschen auch in schlechten Zeiten findet. Ich finde die ganze Thematik sowieso immer interessant, da ich so Apokalypse-Thriller immer gern lese.


    Ein Geschäftskollege von mir ist ganz pfupferig Ausgebrannt zu lesen, da er auch hier einen direkten Vergleich haben will.

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • "Black Monday" hat zwei Ebenen: Die Thriller-Handlung im Fordergrund ist banal und vorhersehbar, manchmal sogar etwas peinlich. Das eigendlich reizvolle für mich war die Hintergrund-Story: Was passiert, wenn es kein Öl mehr gibt. Diese Geschichte ist sehr gut aus - und weitergedacht und wirklich erschreckend. Das ist für mich der Roman "Black Monday", und nicht die "ein Mann kann die Welt retten" Geschichte! Die Kulisse ist das wesentliche an diesem guten Buch, nicht das, was auf der Bühne passiert.

  • Nun, bei Ausgebrannt ist der Ölfluss auch nicht gleich versiegt, sondern erst nach und nach. Da konnte es dann auch nicht zu so einer Apokalype kommen. Da waren die Strategien dann anders.

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Hoffis


    Sicherlich ist es ein Unterschied, ob etwas abrupt gestoppt wird, oder schleichend zu Ende geht.
    Allerdings hat Reiss, in dem er die Auswirkungen einer Ölknappheit in den Städten beleuchtete, wesentlich mehr Authentizität erzeugt. Auch wenn er dabei ein typisch amerikanisches Szenario gewählt hat, sind seine Figuren näher an der Realität als die dörfliche "Idylle" und ihre Protagonisten in "Ausgebrannt"


    Es sind die Städte, die bei einer Ölknappheit am heftigsten getroffen werden. Diesen Umstand hat Eschbach imho nicht richtig gewürdigt und so eine Chance vertan, den Leser richtig wachzurütteln.


    Mit der"Strategie", den amerikanischen Erzählstrang in ein Dorf voller Endzeit-Fanatiker zu verlegen, hat er es sich ein wenig zu einfach gemacht.


    Gruß
    Jürgen


    .

  • Ich hab ja viele Apokalypse - Thriller gelesen. Unter anderem sind da:


    Luzifers Hammer - Larry Niven/Jerry Pournelle
    The Stand - Stephen King
    Der Hauch des Drachen - Peter Straub
    Grauzone - Jeff Long
    und noch viele andere...


    aber die haben mir einfach besser gefallen...

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Oh ja, eine schöne Auswahl, wobei alle von dir genannten Romane eher in den Bereich Phantastik tendieren.
    Ausgebrannt und Black Monday beinhalten ja ein Szenario, dass aus der Tatsache einer denkbaren (und für viele hervorsehbaren) Katastrophe ihre Faszination beziehen.


    Aber sicherlich spielen bei der Einstufung von Romanwerken die persönlichen Vorlieben beim Lesestoff eine entscheidende Rolle. Dagegen ist auch wirklich nichts zu sagen.

  • Naja, das mit der Phantastik sehe ich nicht so.


    Da sind Kometen,die die Erde zerstören, und Killerviren, die ein Grossteil der Menschheit vernichten. Was hat dies denn phantastischeres ansich, als ölzersetztende Bakterien. Die Szenarios ähneln sich auf jedenfall, und sind brutale Gewalt in fast allen Plots!

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Ich habe Black Monday gerne gelesen und war von den negativen Rezensionen hier eher überrascht. :gruebel


    Bodo hat gut auf den Punkt gebracht, was mich an dem Buch besonders fasziniert hat:


    Zitat

    "Black Monday" hat zwei Ebenen: Die Thriller-Handlung im Fordergrund ist banal und vorhersehbar, manchmal sogar etwas peinlich. Das eigendlich reizvolle für mich war die Hintergrund-Story: Was passiert, wenn es kein Öl mehr gibt. Diese Geschichte ist sehr gut aus - und weitergedacht und wirklich erschreckend. Das ist für mich der Roman "Black Monday", und nicht die "ein Mann kann die Welt retten" Geschichte! Die Kulisse ist das wesentliche an diesem guten Buch, nicht das, was auf der Bühne passiert.


    Reiss stell in "Black Monday" hinter dem zugegebener Maßen schlichten und teilweise vorhersehbaren Plott intelligente Vermutungen darüber an, wie es sich auf die "moderne" Gesellschaft auswirken würde, wäre von heute auf morgen kaum mehr Öl vorhanden.


    Wie damit umgegangen wird, erlebt Dr. Gerard im kleinen in der Straße, in der er wohnt. Seine Straße hebt sich dabei als eine Insel der Menschlichkeit von den Vehältnissen drumherum ab.


    Dr. Gerad kommt aber auch in der Welt herum und sieht, wie die politische Führung versucht, den Aufständen und Plünderungen Herr zu werden, doch schliesslich auch nicht viel mehr tun kann, als hilflos zuzusehen und die "wichtigen" Leute zu beschützen.


    Damit steckt in dem Roman auch ein Funke Gesellschaftskritik, wenn er darüber spekuliert, wie wir miteinander umgehen, wenn der dünne Mantel der Zivilisation zerreißt?


    Natürlich ist das alles "Kulisse", vor der sich die sehr Verflimungs-taugliche Handlung abspielt - an der man sich als "durchschnittlich intelligenter Leser" durchaus auch amüsieren kann. :grin

  • Wie schon von anderen Lesern erwähnt, dient das Buch geradezu als Filmvorlage. Es ist spannend geschrieben und tut sein Bestes um ein Pageturner zu sein, im letzten Viertel schwächelt es etwas, man hat den Eindruck der Autor wollte das Buch "schnell" zuende schreiben.


    Allerdings empfehle ich es uneingeschränkt weiter, wenn man eine Story lesen möchte in der die Welt mangels Öl zusammenbricht.


    Ich vergebe 8 von 10 Punkten.

  • jetzt wollt ich mich ier vergewissern, ob ich das buch wirklich lesen soll und bin dank der verschiedenen meinungen und argumente (was ja durch aus positiv ist) noch immer unentschlossen :grin
    einerseits hört es sich sehr nach dem typischem ami-thriller an, andererseits finde ich den ölkonflikt sehr interessant.
    ich werde noch mal suchen, ob ich ein ein anderes weniger klischeehaftes buch zum thema öl finde und ansonsten wird sich dieses buch wohl doch in mein regl schleichen

  • Ich habe mir vor einiger Zeit das Hörbuch angehört.
    Ich fand es nicht so toll.
    Ich glaube das ist nur was für Männer die einsame Helden wie z.B. James Bond mögen.
    Es war aber gut gelesen.


    LG
    Lisa :wave

    Mich zu treffen ist ein Schicksal
    Mich zu Lieben ist eine Bescherung
    Mich zu hassen ist dein Untergang

  • Ich hab das Buch irgendwann dieses Jahr gelesen. Zum Inhalt kann ich leider nicht mehr viel sagen, nur dass ich es durchaus nicht so schlecht in Erinnerung habe, wie die meisten hier schreiben. Es hat mir sogar ganz gut gefallen.


    Eine komplette rezi bekomm ich nach der Zeit aber nicht mehr zusammen. Sorry.