'Die Goldschmiedin' - Seite 396 - Ende

  • Erster. :grin (Das ist ein Gefühl wie, wie, wie bei der Kaiserkrönung zu Frankfurt. ;-) Sonst bin ich nämlich meistens einer der Letzten in einer Leserunde.)


    Ich hatte mich schon gefragt, wo die Räuber abgeblieben sind. Schließlich schlagen sie doch noch zu - und Mathias :cry . Immerhin reagiert Friederike endlich einmal und schickt den Räuberhauptmann dorthin, wo er hin gehört: in die Hölle.


    Das Verhalten von Drentwett auch zu diesem Zeitpunkt gewohnt unmöglich.


    Endlich in Frankfurt, schaffen Juliane und der Meister es zur Krönung, nur die Krone nicht. Derzeit bin ich mir nicht ganz sicher, was ich von Raphael halten soll. Eigentlich will ich ihm trauen, er macht auch einen sehr vertrauenswürdigen Eindruck. Aber bisweilen fällt das schon ganz schön schwer.


    Und dann das „große Finale“. Stine also tatsächlich die Tochter des Kaisers. Ich muß bekennen, ohne Toebis Bemerkung hätte ich die Hinweise darauf völlig übersehen. :rolleyes


    Raphael ein Diener des Kaisers. Und der Gegenspieler, genauer Gegenspielerin. Friederike. Ich habe diesen Teil zwei Mal lesen müssen, so viel Inhalt war in den wenigen Absätzen enthalten. Letztlich also alles eine Art Familiendrama. Ich gebe zu, daß einiges für Friederike hätte sprechen müssen (die problemlosen Einbrüche zum Beispiel, genau genommen die zerstörte Bibel auch), aber ich habe es doch nicht erraten. Geschickt falsche Spuren gelegt.


    Das einzige, was eigentlich zum Ende noch fehlte, war die Gewißheit, was aus Juliane und Raphael (um bei dem Namen zu bleiben) werden würde, paarmäßig gesehen meine ich. Denn Raphael mußte wohl etwas vom Goldschmiedehandwerk verstehen, und als Frau durfte sie die Werkstatt doch alleine nicht führen, oder?


    In zwei Tagen rund 450 Seiten, das habe ich schon lange nicht mehr geschafft. Erst mal herzlichen Dank für das außergewöhnliche Lesevergnügen. :anbet So macht Geschichtsunterricht Spaß. :-]

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")


  • Das kann ich so :write
    Ich gehöre normalerweise auch nicht zu den ersten bei einer Leserunde, die ein Buch beenden, aber ich bin SiCollier ja mal direkt gefolgt.


    Ich weiß gar nicht, was ich jetzt noch hinzufügen kann oder sollte. SiCollier hat wirklich alles gesagt. Ich hatte ja schon die Vermutung, dass Friederike noch ein Geheimnis verbirgt und zwischendurch hatte ich sie auch mal in Verdacht. Zu Beginn dieses letzten Abschnitts beim Überfall der Kutsche als die beiden Bibelseiten zur Sprache kamen. Friederike war erschreckt überrascht und das hatte mich skeptisch gemacht. Die Aufklärung zum Schluss musste ich auch 2x mal lesen, zu viele Informationen auf einmal.


    Das Buch hat mir sehr gut gefallen und jeder, der gerne historische Romane liest, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen!

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • Ich habe mir jetzt den „Bekenntnisteil“ von Friederike sowie das Nachwort nochmals in Ruhe durchgelesen. Das Buch hat einen großen Nachteil: es ist so spannend und flüssig lesbar geschrieben, daß es mir unmöglich war, es langsam zu lesen und auf Details bzw. Hinweise zu achten. Ich mußte einfach wissen, wie sich die Handlung entwickelt und am Ende ausgeht.


    Habe ich das richtig verstanden, daß es (im Roman) letztlich ein Familiendrama war? Friederike hat aus Neid, Eifersucht, Haß mehrfach gemordet (die Mutter von Juliane, Frau Merkle) und mit Biller gemeinsame Sache gemacht, um Drentwett zu ruinieren sowie Juliane aus dem Weg zu schaffen? Nicht verstanden habe ich allerdings ihre Aversion gegen Mathias, ihren eigenen Sohn. Das paßt für mich irgendwie nicht, oder habe ich etwas überlesen?

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Aus meiner Sicht hatte Friederike Angst. Angst davor, dass die Säulen der Lüge, auf deren wackliges Fundament sie ihr Leben aufgebaut hat, mit dem Auftauchen ihres Sohnes ins Wanken geraten und ihre heile Welt einstürzt. Die Aversion, die du empfindest, ist für mich der Ausdruck des Schutzwalles, den sie aufbaut. Aus Angst. Nicht, weil sie ihren Sohn nicht lieben würde. So empfinde ich das.

  • So, ich bin nun auch mit dem Buch durch, und prompt gibt es eine Beschwerde: ab ca. Seite 200 konnte ich schwerlich aufhören zu lesen, sodass ich letzte Nacht bis 3:30 Uhr durchgelesen- und heute rote Augen habe. Hmpf!
    ,o)


    Was mir mit am besten gefallen hat, war das schnelle Tempo des Romans. Von der ersten Seite an ging es sofort los und dann flott weiter - sowas mag ich. Was für mich zudem eine angenehme Erfahrung war, ist die Tatsache, dass dieser Roman ohne abstossende, brutale Szenerien ausgekommen ist, wie Folter, Vergewaltigung & Co., wie man sie mittlerweile in nahezu jedem historischen Roman als pure Selbstverständlichkeit finden kann. Das hat mir richtig gut getan. Kein prügelnder Meister, keine böse Stiefmutter, die das Kind quält, und keine Schwerenöter, vor denen die Heldin sich verstecken muss, und keine hässlichen Szenen aus den diversen Folterkammern mittelalterlicher Gefängnisse. Das war auch gar nicht nötig, denn der Roman konnte gut darauf verzichten, und kam ohne derlei effekthaschende Szenen aus. Die Konzentration lag auf dem Transport der Geschichte, die ich zum Schluss auch als eine Art Familiendrama aufgefasst habe.


    Das mit Friederike etwas nicht stimmt, dachte ich zum ersten mal, nachdem Juliane sich nach der Mahlzeit von ihr übergeben musste. Ausserdem reagierte sie meist ziemlich gleichgültig auf das, was sich in ihrer Umgebung tat. Spätestens nachdem sie die Treppe runtergefallen ist wusste ich, dass das Absicht war, um den Aufbruch samt Reise zu beschweren. Was dann allerdings am Ende rausgekommen ist - damit habe ich dann doch nicht gerechnet. Obwohl ich mich geärgert habe, denn dass der Biller eine Augenklappe trägt - und Mathias samt Sohn verschiedenfarbige Augen haben - menno, diesen Zusammenhang hätte ich gern erkannt.
    Was ich auch gut fand war die Spannung zwischen Mathias und Raphael - man wusste wirklich nicht mehr, woran man mit den beiden ist, und das bis zum Schluss. Natürlich bin ich gar nicht damit einverstanden, dass der arme Mathias am Ende sterben musste - das war gemein :-( (kann man den Roman vielleicht noch umschreiben - bitte ,o))
    Ausserdem muss ich SiCollier zustimmen: „Was zum Schluss noch fehlte, war die Gewißheit, was aus Juliane und Raphael wird.“ Das habe ich auch so empfunden. Zudem wäre es mir lieber gewesen, wenn Jakob nicht hätte sterben müssen. Hätte man ihn nicht zunächst im Gefängnis belassen können - damit Juliane ihn zum Schluss rettet? Ich finde es auch deswegen schade, weil ihr im Grunde niemand mehr geblieben ist: Mathias ist tot, Friederike ebenfalls (gut, die zählt nicht wirklich), der Meister bleibt in Frankfurt - genau wie Stine, Biller ist ein Mörder, und Raphael tingelt wahrscheinlich zwischen Frankfurt und Augsburg. Das fand ich am Ende ein bisschen wenig für Juliane, der ausser einer Werkstatt mit ungewisser Zukunft, am Ende nichts bleibt (denn ob eine Frau als Goldschmiedin akzeptiert wurde, kann ich nicht sagen). Das war für mich zum Schluss ein kleiner Wermutstropfen.


    Den Roman habe ich in 3 Tagen gelesen- das war ein schönes Lesevergnügen! Ein dickes Dankeschön für diese schöne Geschichte, liebe Sina, und dass du uns beim lesen begleitet hast :wave

  • Zitat

    Original von kamelin
    Was für mich zudem eine angenehme Erfahrung war, ist die Tatsache, dass dieser Roman ohne abstossende, brutale Szenerien ausgekommen ist, wie Folter, Vergewaltigung & Co., wie man sie mittlerweile in nahezu jedem historischen Roman als pure Selbstverständlichkeit finden kann. Das hat mir richtig gut getan. Kein prügelnder Meister, keine böse Stiefmutter, die das Kind quält, und keine Schwerenöter, vor denen die Heldin sich verstecken muss, und keine hässlichen Szenen aus den diversen Folterkammern mittelalterlicher Gefängnisse. Das war auch gar nicht nötig, denn der Roman konnte gut darauf verzichten, und kam ohne derlei effekthaschende Szenen aus. Die Konzentration lag auf dem Transport der Geschichte, die ich zum Schluss auch als eine Art Familiendrama aufgefasst habe.


    Das kann ich nur ganz dick. :write :write :write
    (Übrigens hat bei mir die "Angst", besser vielleicht Abneigung, vor solchen Szenen inzwischen dazu geführt, daß ich beginne, um historische Romane einen Bogen zu machen. :rolleyes )


    Das mit dem "schwerlich aufhören" habe ich genauso empfunden. Unterbrechen war nur mit Anwendung "roher Gewalt" möglich.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    (Übrigens hat bei mir die "Angst", besser vielleicht Abneigung, vor solchen Szenen inzwischen dazu geführt, daß ich beginne, um historische Romane einen Bogen zu machen. :rolleyes )


    Bei mir hat das mittlerweile zu zahlreichen Buchabbrüchen geführt, denn das tue ich mir nicht mehr an.



    Zitat

    Original von SiCollier
    Das mit dem "schwerlich aufhören" habe ich genauso empfunden. Unterbrechen war nur mit Anwendung "roher Gewalt" möglich.


    Tja, und ich habe wieder einmal gemerkt, schnell das geht den ganzen Tag nichts zu essen (lästige Störung!)


    ,o)

  • Zitat

    Original von kamelin
    So, ich bin nun auch mit dem Buch durch, und prompt gibt es eine Beschwerde: ab ca. Seite 200 konnte ich schwerlich aufhören zu lesen, sodass ich letzte Nacht bis 3:30 Uhr durchgelesen- und heute rote Augen habe. Hmpf!
    ,o)


    :ichwarsnicht :schnellweg


    Zitat

    Original von kamelin
    Was für mich zudem eine angenehme Erfahrung war, ist die Tatsache, dass dieser Roman ohne abstossende, brutale Szenerien ausgekommen ist, wie Folter, Vergewaltigung & Co., wie man sie mittlerweile in nahezu jedem historischen Roman als pure Selbstverständlichkeit finden kann. Das hat mir richtig gut getan.


    Schön, dass dir das positiv auffällt. Genau das ist mein persönliches Anliegen, war meine Absicht und das wird auch für meinem nächsten historischen Roman gelten.


    Zitat

    Original von kamelin
    Ausserdem muss ich SiCollier zustimmen: „Was zum Schluss noch fehlte, war die Gewißheit, was aus Juliane und Raphael wird. Das habe ich auch so empfunden. (...) denn ob eine Frau als Goldschmiedin akzeptiert wurde, kann ich nicht sagen)


    Vorneweg: Ich persönlich mag bei Büchern offene Enden nur sehr bedingt, aber hier ist es Julianes Zukunft, die offen ist. Nach all dem, was Juliane durchgemacht hat, ist dieser offene Ausgang für mich persönlich die schönste Perspektive, denn in jedem Ende, in jedem Verlust steckt auch ein Anfang und dieser Anfang hält für Juliane alle Möglichkeiten bereit. Alle Wege stehen ihr offen und sie kann versuchen, ihren Träumen und Wünschen zu folgen. Dieser Gedanke hat für mich etwas Tröstliches und sehr Versöhnliches. In meinem Bauch entsteht eine ganz eigene Gewissheit, wie es in ihrem Leben weitergegangen ist. Und die darf in der Vorstellung jedes Lesers, bei jedem Menschen, ruhig unterschiedlich aussehen.


    Es wäre übrigens durchaus möglich, dass Juliane die Goldschmiede weitergeführt hat. Frauen durften zwar nicht am Brett arbeiten, aber es gab eine Ausnahme, der man in den Quellen sehr häufig begegnet: Verstarb ein Meister, so durfte seine Ehefrau als Witwe, oder falls diese selbst nicht mehr lebte, die Tochter, oder in diesem Falle Juliane als Patenkind, die Werkstatt offiziell weiterführen und auch als Goldschmiedin arbeiten, wenn es keinen männlichen Erben gab. Allerdings achtete der Rat der Stadt darauf, dass in diesen Werkstätten möglichst schnell wieder geheiratet wurde (und Kandidaten gab es in Aussicht einer Werkstatt genug), damit wieder "Ordnung" herrschte. Und wer weiss, wen Juliane geheiratet hat? ;-)



    Zitat

    Original von kamelin
    Den Roman habe ich in 3 Tagen gelesen- das war ein schönes Lesevergnügen! Ein dickes Dankeschön für diese schöne Geschichte, liebe Sina, und dass du uns beim lesen begleitet hast :wave


    Ich danke dir, liebe Kamelin, für jede deiner interessanten Zeilen, und dass du mir und meiner Goldschmiedin dadurch so viel Zeit gewidmet hast.

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Erster. :grin (Das ist ein Gefühl wie, wie, wie bei der Kaiserkrönung zu Frankfurt. ;-) Sonst bin ich nämlich meistens einer der Letzten in einer Leserunde.)


    :chen Über diesen Vergleich habe ich mich köstlich amüsiert!


    Dafür komme ich mit meinem Glückwunsch an den Sieger :grin etwas spät, aber ich hatte bislang noch nicht genügend Muße, die Sektflasche zu köpfen:


    :sekt


    Zitat

    Original von SiCollier
    In zwei Tagen rund 450 Seiten, das habe ich schon lange nicht mehr geschafft. Erst mal herzlichen Dank für das außergewöhnliche Lesevergnügen. :anbet So macht Geschichtsunterricht Spaß. :-]


    Ich danke dir für das große Kompliment und besonders für deine ausführlichen Kommentare, weil diese Art von Feedback auch für meinen nächsten Roman sehr wertvoll ist. Danke, SiCollier!


    edit: fIPPtehler

  • Zitat

    Original von Toebi


    Das Buch hat mir sehr gut gefallen und jeder, der gerne historische Romane liest, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen!


    Danke, Toebi! :knuddel1 Es hat sehr viel Spaß gemacht, dein "Wettrennen" mit SiCollier, euer Rätselraten, zu verfolgen und es war für mich ein besonderes Erlebnis, zum ersten Mal solche ausführlichen Kommentare zu meinem Buch zu lesen.

  • Bitte sehr, Sina, gern geschehen. :wave (Und danke für den Sekt! ;-) )


    Auch an Dich ein großes Dankeschön für die Leserundenbegleitung sowie die vielen Zusatzinformationen. Als Leser ist es für mich auch immer wieder etwas Besonderes, mit der Autorin direkt in Kontakt zu sein und Fragen stellen zu können sowie Zusatzinformationen zu erhalten. Da macht das Lesen gleich noch mehr Spaß.


    Dieses:

    Zitat

    Sina
    Schön, dass dir das positiv auffällt. Genau das ist mein persönliches Anliegen, war meine Absicht und das wird auch für meinem nächsten historischen Roman gelten.


    macht Deinen nächsten Roman schon zu einem - wie sagt man heute? - Must have. Bin gespannt, welches Handwerk dann eine Rolle spielt.


    Normalerweise bin ich nicht so für offene Enden, aber ich kann Deine Ausführungen nachvollziehen und denke, das paßt hier. Im übrigen habe ich so meine Vermutungen, wie das Ganze letztlich ausgegangen ist ... :-)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    (Und danke für den Sekt! ;-) )


    Um diese Uhrzeit kann man den auch gut vertragen :grin


    Zitat

    Original von SiCollier
    macht Deinen nächsten Roman schon zu einem - wie sagt man heute? - Must have. Bin gespannt, welches Handwerk dann eine Rolle spielt.


    In absehbarer Zeit darf ich da ein wenig mehr drüber plaudern, aber ich glaube, es könnte dir gefallen. :-] Du sollst ja im Stillen was zum Weiterrätseln haben, jetzt, nachdem du so schnell mit meinem Buch fertig warst :grin


    Zitat

    Original von SiCollier
    Normalerweise bin ich nicht so für offene Enden, aber ich kann Deine Ausführungen nachvollziehen und denke, das paßt hier. Im übrigen habe ich so meine Vermutungen, wie das Ganze letztlich ausgegangen ist ... :-)


    ;-)

  • Sina, Danke für die schöne Leserunde. Als ich in Deinem Autorenportrait gelesen hatte, dass Du nur ein Jahr jünger bist als ich bin, hatte ich mich schon gefreut von jemanden was zu lesen, der in etwa mein Alter ist. So allmählich kommen ja doch immer mehr Autoren aus unseren Jahrgängen.


    Dein Debüt hat auch bei mir dazu beigetragen, dass Dein nächstes Buch ein must-have-Buch sein wird. Ich bin schon mega gespannt, wann Du etwas mehr plaudern darfst. Wenn man jetzt nur nicht so lange warten müsste...:trippel

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • Zitat

    Original von Sina


    Schön, dass dir das positiv auffällt. Genau das ist mein persönliches Anliegen, war meine Absicht und das wird auch für meinem nächsten historischen Roman gelten.


    Dann bekommst du schon jetzt ein richtig dickes Dankeschön von mir. Ich finde das wirklich ausgesprochen erholsam, sich einmal nur auf die Geschichte einlassen zu können, ohne befürchten zu müssen, dass nicht doch noch dem Meister im Suff (sehr beliebt) "die Hand ausrutscht" oder der Gefangene mittels glühenden Zangen zum Geständnis überredet wird (Platz 2 der "Best of" Gewaltszenen).



    Zitat

    Original von Sina


    Vorneweg: Ich persönlich mag bei Büchern offene Enden nur sehr bedingt, aber hier ist es Julianes Zukunft, die offen ist. Nach all dem, was Juliane durchgemacht hat, ist dieser offene Ausgang für mich persönlich die schönste Perspektive, denn in jedem Ende, in jedem Verlust steckt auch ein Anfang und dieser Anfang hält für Juliane alle Möglichkeiten bereit. Alle Wege stehen ihr offen und sie kann versuchen, ihren Träumen und Wünschen zu folgen. Dieser Gedanke hat für mich etwas Tröstliches und sehr Versöhnliches. In meinem Bauch entsteht eine ganz eigene Gewissheit, wie es in ihrem Leben weitergegangen ist. Und die darf in der Vorstellung jedes Lesers, bei jedem Menschen, ruhig unterschiedlich aussehen.


    Es wäre übrigens durchaus möglich, dass Juliane die Goldschmiede weitergeführt hat. Frauen durften zwar nicht am Brett arbeiten, aber es gab eine Ausnahme, der man in den Quellen sehr häufig begegnet: Verstarb ein Meister, so durfte seine Ehefrau als Witwe, oder falls diese selbst nicht mehr lebte, die Tochter, oder in diesem Falle Juliane als Patenkind, die Werkstatt offiziell weiterführen und auch als Goldschmiedin arbeiten, wenn es keinen männlichen Erben gab. Allerdings achtete der Rat der Stadt darauf, dass in diesen Werkstätten möglichst schnell wieder geheiratet wurde (und Kandidaten gab es in Aussicht einer Werkstatt genug), damit wieder "Ordnung" herrschte. Und wer weiss, wen Juliane geheiratet hat? ;-)


    Es ist schon richtig, dass das Ende nur relativ offen ist, und das fand ich auch insofern nicht wirklich schlimm, da sie ja Raphael bei sich hatte. Ich hätte mir nur gewünscht, dass der alte Jakob noch gelebt hätte, weil er ihr sicher eine grosse Hilfe gewesen wäre.
    In meiner Vorstellung wäre es so weitergegangen: Juliane baut sich die Schmiede neu auf und bekommt wegen des kaiserlichen Auftrags jede Menge neue Kunden. Ausserdem wird sie (selbstredend!) Hoflieferantin und ist deswegen oft in Frankfurt, wo sie ihren alten Meister regelmässig besucht. Mit Stine freundet sie sich an, weil der gemeinsame Verlust sie letztendlich verbindet, und mit Raphael kommt sie ebenfalls zusammen (Überraschung!), der sie auf ihren Reisen zwischen Augsburg & Frankfurt begleitet. Puh, soviel Happy End - ist das noch zu ertragen ,o)



    Zitat

    Original von Sina


    Ich danke dir, liebe Kamelin, für jede deiner interessanten Zeilen, und dass du mir und meiner Goldschmiedin dadurch so viel Zeit gewidmet hast.


    Der Dank liegt bei mir - deinen nächsten Roman habe ich mir bereits vorgemerkt ;-)

  • kamelin : Wegen der Gewaltfreiheit kann ich dir nur zustimmen. Das Buch war superspannend, auch ohne Vergewaltigungen und Co., die mich bei vielen historischen Büchern oft abschrecken. :wave


    Mir hat auch gut gefallen, dass Juliane auf eine glückliche Kindheit zurückblicken kann. Irgendwie denke ich beim (ausgehenden) Mittelalter immer an Lebenskämpfe, Düsternis und Not, da ist es toll, einmal daran erinnert zu werden, dass es neben all dem auch viel Liebe und Freude damals im Leben der Menschen gab. Bei der Szene, in der Juliane im Kirchenbuch den Eintrag ihres Vaters über sein erstes Töchterlein liest, musst ich erst mal eine Träne wegblinzeln.


    Ein tolles Buch, das mir ganz viele spannende Lesestunden geschenkt hat. Dankeschön, Sina! :wave


    :lesend

  • Ach armer künftiger Kaiser – Schmerzen und Schmach. Braucht er am Ende gar keine Krone? Eigentlich meine ich doch, aber hätte ich besser in Geschichte aufgepasst, wüsste ich es sicher. Aber eigentlich ist das nur Sinas Schuld – man denkt so viele unterschiedliche Gedanken und Verbindungen, dass man aufgrund Synapsenüberlastung fast schon felsenfest meint: Wasser ist trocken. :lache


    Ob es wohl ein Zufall ist, dass des Kaisers Frau heißt wie Julianes Taube? Nun erhält Biller auch noch die kaiserliche Audienz. Wenn das nur gut geht – für Juliane und auch für Drentwett, denn ich muss ehrlich sagen, dass ich irgendwie mag.


    Ich wusste, Mathias kommt zurück. Mir war das klar, denn ich mag ihn wirklich.


    Oh Mann ey, jetzt dachte ich durch Julianes Offensive hinsichtlich der Bibelseite werde ich schlauer – doch nun steh ich hier, ich armer Tor und bin so schlau als wie zuvor. :fetch


    Jetzt wo von Silberbart und seinen Mannen die Rede ist, fällt mir ein, dass er Pferde bzw. ein Reisegefährt klauen wollte. Ich lese den Schluß wohl doch zu schnell. Ruhig Braune ruhig. :bonk


    Nun beginnt der große Raub. Der erschöpften Reisegesellschaft bleibt aber auch nichts erspart. Ob Friederike sich wirklich nur um Simon sorgt? Silberbart scheint ob der Anwesenheit seines tot geglaubten Sohnes die Krone vergessen zu haben. Mathias überrascht mich – dass er seinen Sohn beschützen würde, war klar, aber Silberbart zu sagen, dass ihm Stine nicht gehört, legt nahe, dass Mathias Stine angehören will. Raphael tut nichts, selbst nicht als Juliane um Hilfe fleht. Und jetzt kullern doch noch Tränen – bei mir. Das hat Mathias nicht verdient. :cry


    Als Silberbart sagt:“ Und nun hole ich mir zurück, was mir gehört. Gebt mir mein Kind und die Krone …“ (S. 410 Z. 12/13) meint er damit, dass ihm die Krone zusteht? König der Räuber oder wie nun? :gruebel


    Von Stines Reaktion auf Silberbarts Drohung und Mathias´ Tod fehlt zunächst jede Spur. Julianes Schmerz ist dafür um so deutlicher. Friederikes beherztes Eingreifen um Simon zu schützen, ist echt klasse. Wenn es drauf ankommt, kann man sich auf sie verlassen. Letztendlich unternimmt Raphael doch etwas – ist die Krone nun für immer verloren? Und das Stroh etwa auch?


    Oh, Mathias lebt also noch, wobei ich fürchte, nicht mehr lange.


    Nikolaus Nell hat es geschafft – die Krone ist fertig. Ob Juliane nun ihren einstigen Plan in die Tat umsetzen wird, falls sie die Krone zurück erhält?


    Nun bin ich schlauer – ein bisserl zumindest. Stine ist die verschwundene Tochter. Ob sie der Liebe zu Mathias wegen doch den Kontakt zu ihren Eltern sucht? Wie seltsam, dass sie glauben könnte, Friederike bliebe in ihrer Nähe und wäre als Babysitter verfügbar.


    Tja nun ist Juliane rechtzeitig, ob die Krone auch schon in Frankfurt weilt? Natürlich nicht – wie erwartet kann Raphael nämlich gar nicht zaubern – außer faul – und kommt zu spät. Ein sehr schöner Abschnitt über die Krönung, des Meisters Enttäuschung und Juliane zwischen Hoffen und Bangen und tiefer Traurigkeit. Der Mut unserer Protagonistin hat nun also das Höchstmaß erreicht, wobei der Kaiser nicht wirklich verstimmt scheint. Ich lese das so, als hätte er ein Lächeln auf den Lippen. Dass der Kaiser sich am Tag seiner Krönung mit dem Verstoß eines Goldschmieds befassen will, klingt befremdlich, obwohl er ja Recht hat, ein fetter Schmaus ist Gift bei seiner Gicht. :grin


    Raphael nimmt aber auch alles auf die leichte Schulter. „Wird schon nicht so schlimm werden“, pah, die Worte des Kaisers in aller Öffentlichkeit waren doch schon schlimm genug – zumindest für den Meister. Juliane macht sich endlich Luft und schleudert Raphael ihre ganze Wut und Enttäuschung entgegen. Des Meisters:“ Recht so“ ist sehr amüsant – klingt es eifersüchtig oder eher ungeduldig, dass sie nun endlich weitergehen können – bin mir nicht ganz sicher und werde es beim dritten Lesen auch nicht. Eifersüchtig, wenn man den gepackten Oberarm bedenkt – ungeduldig, wenn man weiß, wie er sonst ist. Hätte eigentlich mit einer resignierteren Stimmung bei ihm gerechnet.


    Nun hat Stine auch noch den sterbenden Mathias allein gelassen. Ist sie zu ihren Eltern geflohen? Wird sie Juliane und den Meister vor ihres Vaters Zorn retten oder lediglich so die besten Ärzte für Mathias herbei rufen? Und wo steckt Biller? Glaube kaum, dass Juliane sich getäuscht hat. Also machen die ehemals Liebenden Friederike und Biller gemeinsame Sache? Das würde bedeuten, dass es eine Sonnenanbeterin ist, denn Biller ist Gaumenfreuden schließlich nicht abgeneigt. Nur welches Spiel spielt dann Raphael mit Juliane?


    Mathias ein Hofhändler – Raphael des Kaisers Aug´ und Ohr in Augsburg? Da wäre ich nicht drauf gekommen, obwohl das mit Mathias hätte man sich zusammen reimen können, wäre man nicht die ganze Zeit mit Spekulationen über den Sonnenanbeter beschäftigt gewesen. Eine schöne Lösung, dass der Kaiser mehr oder weniger Licht in die Sache bringt und einige Erklärungen liefert. Wunderbar die Liebe zu seiner Tochter. Und ganz zauberhaft die künftige Verwendung für Julianes Herzblut – die Krone. Selbst König Philipp ist mehr als zufrieden – dass noch erleben zu dürfen ist fast unglaublich.


    Doch Friederike. Ein bittersüßer Blick in die Vergangenheit. Ehrlich gesagt, tut sie mir leid., was nicht heißt, dass ich ihr Handeln verstehe. Auf die verwandtschaftlichen Verbindungen wäre ich nie gekommen und an die Ermordung von Julianes Mutter und Frau Merkle hätte ich auch nie gedacht. Ob König Philipp geahnt hat, dass seine Frau die Werkstatt verwüstet hat und es nur als harmlose Spinnerei, Neid und verletzten Stolz seines Weibes abtat? Schließlich muß er gewusst haben, was er ihr antut indem Juliane die Dinge erlernen durfte, die er Friedrike verwehrt hat. Dass Julianes Vater so selbstlos handelt und die Kinder aus der Schusslinie bringt – seiner Karriere zum Trotz – ist ergreifend. Seiner Tochter eine Zukunft zu sichern ist gerechtfertigt, auch wenn Friederike das anders sieht.


    Manche Dinge freuen mich dann doch, auch wenn ich niemals Friederike in Verdacht hatte, habe ich einige Dinge in Zusammenhang bringen können. Wie Mathias Eltern und Friederikes inszenierten Sturz.


    Mit Biller habe ich auch Mitleid und sein Monolog am Ende ist wirklich ergreifend. Julianes Glück erfreut mich natürlich auch – sie hat es sich verdient. Des Meisters neuer Lebenswille ist großartig und absolut bewundernswert.


    Fazit: Großartiges Buch, welches viele meiner Freunde in diesem Jahr als Geschenk erhalten werden. Mein Mann wurde auch gerade zum Lesen „verdonnert“ und meine Mum ist als nächste dran. Danke Sina für kurzweiligen Lesespaß mit viel Verwirrung, Spannung und Ungeduld in einer überaus ansprechenden Formulierung. Danke auch für das Nahebringen der Zeit, Augsburgs und des Goldschmiedens ohne beim Lesen stöhnen zu müssen. Wann kommt Dein nächstes Buch, denn davon brauch ich unbedingt mehr. :anbet :anbet :anbet


    Edit: Ganz vergessen zu erwähnen, dass es ein schönes Erlebnis war auf all den Seiten nur einen Schreibfehler bewußt wahrgenommen zu haben - falls es überhaupt mehr gibt.

  • Zitat

    Original von Sina


    Schön, dass dir das positiv auffällt. Genau das ist mein persönliches Anliegen, war meine Absicht und das wird auch für meinem nächsten historischen Roman gelten.


    Ich liebe historische Romane und dementsprechend auch die realistische Schilderung der damaligen Verhältnisse. Hier hätte das nicht gepasst nicht zur Story und auch nicht in die Zeit. Im tiefen Mittelalter würde ich das Fehlen jeglicher Folter jedoch vermissen. Es gab bislang nur ein Buch, wo ich mich über die Schilderung aufregte - "Die Herrin der Burg" von Ulrike Schweikert. Was mich auch dazu veranlasst hat, von ihr nichts mehr zu kaufen und nicht mal geliehen zu lesen.

  • So. Ich bin nun auch eben fertig geworden. Und ich bin restlos begeistert.


    Die Spannung hielt sich bis zum Schluß und daß der Kaiser auch noch selbst in all diese Verwicklungen involviert war, fand ich klasse.


    Irgendwie hatte ich es ja auch fast geahnt, daß Friedericke diejenige welche sein könnte. Daß es aber solche Ausmaße angenommen hatte, hätte ich nie erwartet.
    Ihr Leid ist fast nachvollziehbar, da sie scheinbar ein sehr bewegtes und unausgefülltes Leben geführt hat. Sie ist ein Niemand. Das nagt sehr am Selbstbewusstsein und an der eigenen Sichtweise auf die Welt.


    Ich musste den Abschnitt am Schluss auch mehrmals lesen um die verworrenen Familienverhältnisse zu entschlüsseln. Und ich habe wirklich Respekt davor, sich soetwas auszudenken. :anbet
    Ich wäre wahrscheinlich viel zu "kleingeistig" um um so viele Ecken zu denken.


    Wirklich ein absolut gelungener historischer Roman :anbet mit sehr vielen Hintergrundinformationen und ohne jeglichen Längen und belangloses drumherum.


    Vielen lieben Dank liebe Sina für Deine Zeit und die tolle Begleitung der Leserunde.
    Ich bin jederzeit wieder gerne mit dabei, wenn es ein neues Buch von Dir gibt.