Schöne neue Welt - Kapitel 01 - 04

  • Wie im anderen Thread schon erwähnt habe ich bereits angefangen zu lesen und kann es nicht mehr aus der Hand legen.


    Aldous Huxleys Buch beginnt mit einer Gruppe lernwilliger Menschen, die eine Führung durch die Normungszentrale von Berlin haben. Es werden menschliche Eizellen mit Samen befruchtet, in Gläser auf Schweinebauchfell gepackt und je nach Menschenart mit Sekreten und Zusätzen bedacht. Hier nun reifen die Bürger der schönen neuen Welt heran und werden von Anfang an ihren Aufgaben entsprechend erzogen bzw. genormt.


    In wenigen Sätzen schafft der Autor es, seine Welt vorzustellen, diese sorgsam geordnete, auf Effizienz und Allgemeinwohl bedachte Welt. Technische Entwicklungen und Vorgänge werden in einer Weise geschildert, die es mir einfach macht, die Vorgänge zu verstehen ohne eine grundlegene chemische oder andersgeartete Ausbildung genossen zu haben. Im Grunde bin ich einer der herumgeführten Studenten oder einer der Mitarbeiterinnen, die sich auf ihre Handgriffe verstehen und sonst nichts.


    Als zeitgenössischer Mensch sehe ich die Vorteile dieser Vorgehensweisen. Leider liegt sie mir als denkender Mensch nicht besonders: es ist eine Gesellschaft ohne Höhen und Tiefen, versunken in einer Ruhe, die mir persönlich nur Langeweile bedeutet.


    Und zum Stichwort Berlin: in meinem Buch steht ein Vorwort, in dem der Übersetzer oder der Verlag mitteilt, dass die Geschichte sich so überall zugetragen hat und man sich deshalb erlaubt, die Geschehnisse nach Berlin bzw. Deutschland zu verlegen. Habt ihr andere Städte oder ist es ein Kniff des Autors?

  • Die Einführung mit dieser Führung fand ich auch sehr angenehm, da ich nach dem Lesen eine gewisse Ahnung davon hatte.
    Den nachfolgenden Teil fand ich relativ mühsam zu lesen, was vielleicht daran liegen mag, dass ich das Buch auf englisch lese, da die Perspektive sehr oft wechselte.


    Bezüglich der Langeweile denke ich, dass auch dort eine Lösung gefunden wurde. Es wurden verschiedene Wege gefunden, um diese Langeweile im Keim zu ersticken, zumindest scheint es mir so, aber kann auch gut sein, dass ich mich täusche.


    Meine englische Ausgabe spielt in London. Wenn ich die deutsche Ausgabe irgendwo - ich weiss, dass ich die mal im Regal meiner Eltern sah - finde, schlage ich dort auch noch nach. Ich vermute einfach mal, dass es sich jeweils in diesem Umfeld abspielt, wo auch die Sprache beheimatet ist?


    Ein Vorwort habe ich auch anzubieten, wobei es bei dem um das Buch an sich und die Idee dahinter geht, ganz am Anfang hat es noch ein längeres Zitat von "Nicolas Berdiaeff"

  • Ich habe die ersten beiden Kapitel gelschafft und muss sagen diese Menschenfabrik liest sich wirklich erschreckend.
    Dagegen sind die Genforschung und das Aussuchen des Geschlechts usw der heutigen Zeit nicht mehr als eine Krabbelgruppe.


    Bis jetzt liest es sich auch im Englischen recht gut, für alle Fälle habe ich leo-org geöffnet und wenn das nicht reichen sollte, rufe ich die irische Frau meines Cousins an :-]


    Sonst gibt es noch nicht so viel zu schreiben, morgen dann mehr, dann lese ich auch eure posts.

  • Zitat

    Original von Liesbett
    Und zum Stichwort Berlin: in meinem Buch steht ein Vorwort, in dem der Übersetzer oder der Verlag mitteilt, dass die Geschichte sich so überall zugetragen hat und man sich deshalb erlaubt, die Geschehnisse nach Berlin bzw. Deutschland zu verlegen. Habt ihr andere Städte oder ist es ein Kniff des Autors?


    Mir gefällt das nicht, dass die Handlung auf deutschen Boden verpflanzt wurde und die Namen geändert wurden. Im Deutschen heißen die Personen Henry Päppler, Lenina Braun, Stinni Braun, Siegmund Marx, Mustafa Mannesmann, Helmholtz Holmes-Watson.


    Das Buch liest sich bisher sehr gut. Erschreckend die Produktion der Einheitsmenschen, die Produktion in fünf Klassen und der Wahlspruch: Gemeinschaftlichkeit, Einheitlichkeit, Beständigkeit.
    .

  • eeyore
    Ja, die Langeweile wird mit Drogen und Spielchen überdeckt, aber das meine ich eigendlich nicht. Langeweile in meinem Sinne meint die nicht vorhandene Vielfältigkeit, die Unmöglichkeit Entdeckungen zu machen, Aha-Effekte, Neugier ... Lernen.


    buttercup
    Was heute eine Krabbelgruppe ist wird morgen eine ausgewachsene Menschenvereinigung sein. Eine Warnung?


    @taki 32
    Diesselben Namen wie in meinem Buch. Vielleicht gehört es zum Konzept des Buches, die Handlung überall zu ermöglichen um zu zeigen, das es eine einzige weltumspannende Gesellschaft ist. Und die Namen sind sehr international angelegt.

  • Ich habe gestern abend noch die nächsten zwei Kapitel gelesen. Das dritte fand ich auch etwas verwirrend, wegen der Perspektivwechsel. Im vierten erfährt man dann mehr über Bernhard und Helmholtz taucht auf.
    Ich denke mal die beiden und Lenina sind die Helden des Buches und lehnen sich gegen das System auf.


    Ich habe mal eine Frage in meiner englischen Ausgabe auf S.22 heißt es
    Alphas tragen grau, Gammas grün, Deltas khaki und Epsilons schwarz ( an anderer Stelle heißt es Betas tragen maulbeerfarbenes)
    Später als sich Lenina anzieht sind das fast nur grüne Kleidungsstücke kurz vor Ende 1 in Kapitel 4 sagt sie aber
    "I´m glad I´m not a Gamma"


    Ich habe gestern erst nachgeschlagen, wann das Buch geschrieben wurde, 1932 ! ich wusste, dass es schön älter ist, aber so alt :wow


    Ich wünsche mir ja manchmal einen etwas lockereren Umgang mit Sexualität, besonders bei den Amerikanern, aber das hier ist furchtbar. Monogamie ist verpönt, vier Monate mit demselben zu daten fällt schon auf. Die Frauen werden rumgereicht, wie ein Gebrauchsgegenstand.
    Und das mit den Kindern im Park fand ich auch ziemlich suspekt, was haben die dort getrieben und wie alt waren die?
    Die ersten beiden Kapitel gingen, aber jetzt habe ich doch leichte Schwierigkeiten mit dem Original :-(


    EDIT: Ich musste das eben erstmal abschicken, bevor ich rausgeschmissen werde, es kam ein Schwung Arbeit.

  • Hm... erstmal tief durchatmen. Also ich habe gestern mit dem Buch angefangen. Ich habe noch nich wirklich viel geschafft. Vllt. 10 Seiten, Prolog sogar übersprungen, weils einfach nicht meins war. Sagen wirs kurz um ein schlechter Start. Werd heute Abend dennoch weiterlesen und hoffen das "besser" wird. Bislang wars eine Qual und gestern sogar ein Grund für mich früh schlafen zu gehen.... :rolleyes

  • Ich bin jetzt auch soweit - und der Gang durch die Menschenfabrik ziemlich grausam - aber nicht einmal so weit hergeholt. Alles wird genormt, angepasst, in Form gebracht .....


    Auch der Umgang mit der Sexualilität finde ich absurd ...


    Bisher erschreckt mich das Buch, aber es faziniert auch ...


    :wave

  • Soweit ich das verstanden habe geben sich die Kleinen kindlichen Sexspielchen hin, soll heißen sie entdecken das eigene und fremde Geschlecht. Es geht wohl weniger um vollzogene Akte denn um manuelle Befriedigungen. Irgendwo habe ich mal gelesen, das soll an und für sich ganz normal sein in dem Alter.


    Das die Frauen herumgereicht werden habe ich in so extrem abschreckender Form jetzt nicht erkennen können, da es den Männern nicht anders ergeht, hier scheint die Gesellschaft gleichbereichtigt zu sein. Nichtsdestotrotz entspricht das nicht meinem bevorzugten Lebensstil. Das die Monogamie verpönt ist, finde ich einerseits lustig aber auch befremdlich. Es passt aber zu beschriebenen Gesellschaft. Was ich erschreckend finde sind die Ersatzterapien zum Unterdrücken ganz normaler menschlicher Bedürfnisse (Leidenschaft ...)


    Für ein 1932 geschriebenes Buch bin ich über die Fülle der technischen, medizinischen und biologischen Angaben überrascht und frage mich, wie der Stand in den Gebieten damals gewesen sein muss, was der Autor wusste und was er sich ausgedacht hat.

  • Ich habe den ersten Abschnitt gestern in einem Rutsch gelesen. Liest sich wirklich sehr flüssig.
    Aber es gefällt mir nicht.
    Wie Liesbett schon schrieb, ist es sehr überraschend, dass ein 1932 geschriebenes Buch, sich so zur Technik äussert. Was wusste man damals schon und was hat der Autor frei erfunden?
    Die Geschichte ansich, dass Einheitsmenschen geschaffen werden, alles kontrolliert und vorherbestimmt ist, ist sicher interessant, aber bisher konnte mich das Buch nicht fesseln. Die Aneinandererreihungen der technischen Fortschritte beim Fabrikbesuch, fand ich eher langweilig.
    Vielleicht wird es ja im nächsten Abschnitt etwas packender :gruebel

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Und mich haben gerade die technischen und gesellschaftlichen Aspekte fasziniert. Ich denke sie sind wichtige Vorraussetzungen für den Fortgang der Geschichte, die Probleme der Personen haben gerade hier ihren Ursprung.


    ninnie
    Vielleicht packt dich die Geschichte ja dann am Kragen, wenn sie die ersten Menschen als Einzelne hervorhebt. :wave

  • Auch wenn mich nicht jedes technische Detail brennend interessiert hat, so fand ich trotzdem den Rundgang durch die Brut- und Normzentrale sehr aufschlussreich für das Gesellschaftskonzept, die Einteilung in Kasten und das Menschenbild.


    Schrecklich, wie die Kinder auf die Abscheu vor Blumen und Büchern genormt werden. :yikes Und erschreckend fand ich auch, dass in einem Nebensatz erwähnt wird, dass Polnisch, Deutsch und Französisch tote Sprachen sind. Na ja, in einer kulturlosen Gesellschaft, deren höchste Ziele Gemeinschaftlichkeit, Einheitlichkeit und Beständigkeit sind, ist Sprachenvielfalt sicherlich nutzlos oder sogar kontraproduktiv. :-(


    .

  • Ich denke auch, dass die ersten Kapitel nur dazu da sind, den Grundstein für die Geschichte zu legen. Macht sich dadurch aber auch nicht interessanter. :grin
    Ich bin jedenfalls gespannt, wie die Einzelnen hervortreten sollen. Denn genau das ist es ja, was nicht gewollt ist.

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Zitat

    Original von ninnie
    Ich denke auch, dass die ersten Kapitel nur dazu da sind, den Grundstein für die Geschichte zu legen. Macht sich dadurch aber auch nicht interessanter. :grin
    Ich bin jedenfalls gespannt, wie die Einzelnen hervortreten sollen. Denn genau das ist es ja, was nicht gewollt ist.


    Stimmt, Stichwort: Einheitlichkeit


    Trotzdem hoffe ich, dass dir das Buch später noch besser gefällt. Ich finde es gut und erschreckenderweise gar nicht sooooo unrealistisch. :wow


    .

  • Zitat

    Original von taki32
    Ich finde es gut und erschreckenderweise gar nicht sooooo unrealistisch. :wow


    .


    :write
    Das ging mir hin und wieder auch durch den Kopf. Ohne jetzt eine politische Diskussion entfachen zu wollen, so eine Vereinheitlichung passiert schleichend.
    Und das heutzutage vieles möglich ist, von dem man vorher gleubt, es wäre doch allzu unrealistisch, zeigt ja schon "Die Welle", um nur ein Beispiel zu nennen.

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Zitat

    Original von ninnie
    Das ging mir hin und wieder auch durch den Kopf. Ohne jetzt eine politische Diskussion entfachen zu wollen, so eine Vereinheitlichung passiert schleichend.
    Und das heutzutage vieles möglich ist, von dem man vorher gleubt, es wäre doch allzu unrealistisch, zeigt ja schon "Die Welle", um nur ein Beispiel zu nennen.


    "Die Welle" finde ich auch immer wieder beeindruckend, und um so mehr, da sie ja auf tatsächlichen Ereignissen in den USA beruht.


    Im Vorwort von Aldous Huxley aus dem Jahr 1946 schreibt er: "Ein wirklich leistungsfähigker totalitärer Staat wäre ein Staat, in dem die allmächtige Exekutive politischer Machthaber und ihre Armee von Managern eine Bevölkerung von Zwangsarbeitern beherrscht, die zu gar nichts gezwungen zu werden brauchen, weil sie ihre Sklaverei lieben. Ihnen die Liebe zu ihr beizubringen, ist in heutigen totalitären Staaten die den Propagandaministerien, den Zeitungsredakteuren und Schullehrern zugewiesene Aufgabe."


    Wie wahr! Und sicherlich geht das schleichend. Tja, wenn man da an die Medien denkt...

  • Ich habe vor kurzem ein Interview mit Ron Jones gelesen, in dem er seine Gefühle während des Experiments beschrieb. So viel zum Thema schleichend :grin Link

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965

  • Den Kinofilm habe ich noch nicht gesehen. Ich warte auf die Dvd.
    Eben das ist der Punkt: Das Volk muss der Meinung sein, es will es so. Wie bei Huxley. Den einzelnen wird eingetrichtert, dass sie sich gegenseitig verachten.

    Liebe Grüße,
    Ninnie



    Es ist ein großer Vorteil im Leben, die Fehler, aus denen man lernen kann, möglichst früh zu begehen.
    Sir Winston Churchill 1874-1965