'Anna Karenina' - Teil 1, Kap. 17 - 34

  • @Mia


    Ja, ich möchte auch mal so eine gemütliche Atmosphäre auf dem Bahnhof haben. Hatte ja heute wieder das "Vergnügen" den halben Tag auf der Bahn zu sein ... nur Streß und Hektik.


    Zitat

    Original von Regenfisch
    .... Sie moniert nicht nur die abstehenden Ohren ( :anbet), ....


    Meine Güte, manchmal liest man sich einen Mist zusammen. :bonk
    Oben das Original von Regenfisch, ich habe gelesen:
    ... Sie montiert nicht nur die abstehenden Ohren ...


    Das wäre ja was, was einem nicht passt wird dann halt mit Hilfe des Baukasten verändert. :chen

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Wie Ihr schon geschrieben habt, ist das Buch nun mal keines, dass man mal eben so liest - oder mal eben so mitnehmen kann....schade, denn die Personen interessieren mich schon sehr und ich bin schon sehr gespannt, was wir noch so alles über sie erfahren :-)


    Den besten Eindruck hat Lewin bisher auf mich gemacht. Er ist mir wirklich sympathisch!
    Dagegen kommt Wronskij sehr schlecht weg :lache Irgendwie finde ich ihn sehr suspekt. Was in diesem Abschnitt über ihn und sein Verhältnis zu seiner Mutter stand (sein Verhalten) lässt mich weiter grübeln, wieso er nicht 'wusste' oder nicht wissen wollte, dass Kitty nach seinem Verhalten ihr gegenüber auf einen Antrag wartete und dass dieser damals auch hätte kommen müssen/sollen :gruebel


    Tja, und Anna..... Ich sehe es auch so, dass es eine Vernunftehe ist. Nachdem sie sich vielleicht etwas verliebt hat oder es ihr vielleicht ja auch nur sehr geschmeichelt hat, dass sich ein Mann sehr für sie interessiert, schaut sie auch ihren Mann mit anderen Augen an. Mich hat allerdings sehr gewundert, dass ihr auch auffällt, dass ihr eigener Sohn vielleicht nicht das hübscheste Kind auf der Welt ist...... Ihre Gefühle ihrem Kind gegenüber sollten sich doch durch so einen Flirt nicht geändert haben, oder???


    Richtig gut in diesem Abschnitt hat mir übrigens gefallen, wie schön Tolstoij beschreibt, dass sich alle in ihrer vertrauten Umgebung heimisch fühlen, wie gut es tut, nach Hause zu kommen. Da ich selbst viel und oft unterwegs bin, konnte ich das so gut nachempfinden :fingerhoch
    Aber nicht nur das, auch die Personen selbst, werden wirklich sehr gut beschrieben!!!


    Und um mal Eure Bemerkungen zu den Bahnhofssenzen aufzugreigen: Ich hatte doch glatt Angst, dass der Zug ohne Anna weiterfahren würde :lache

    Anna Karenina (LR), Der blinde Mörder (LR), Alias Grace (LR), Die Bücherdiebin (LR), Das Rosenholzzimmer (LR), Töchter des Nordlichts

  • Zitat

    Original von Lesehest
    ...
    Tja, und Anna..... Ich sehe es auch so, dass es eine Vernunftehe ist. Nachdem sie sich vielleicht etwas verliebt hat oder es ihr vielleicht ja auch nur sehr geschmeichelt hat, dass sich ein Mann sehr für sie interessiert, schaut sie auch ihren Mann mit anderen Augen an. Mich hat allerdings sehr gewundert, dass ihr auch auffällt, dass ihr eigener Sohn vielleicht nicht das hübscheste Kind auf der Welt ist...... Ihre Gefühle ihrem Kind gegenüber sollten sich doch durch so einen Flirt nicht geändert haben, oder???
    ...


    Etwas später im Roman wird noch einmal beschrieben, wie es zu dieser Ehe gekommen ist. Alle unsere Vermutungen werden bestätigt und teilweise sogar übertroffen...


    Dass Anna plötzlich Mängel an ihrem Sohn entdeckt, hat mich auch sehr verwundert. Ich meine, man weiß doch, wie das eigene Kind aussieht, im Guten wie im weniger gelungenen ;-) . Aber es ist das eigene Kind, und basta. Annas Verhältnis zu ihrem Sohn ist schon seltsam. Es scheint, als habe sie da einiges aus der Hand gegeben, obwohl sie zu Anfang ihres Besuches in Moskau immer wieder betont, wie sehr er Serjoscha schon jetzt fehle. :gruebel


  • Spannend!!! Werde also heute gleich weiterlesen :grin

    Anna Karenina (LR), Der blinde Mörder (LR), Alias Grace (LR), Die Bücherdiebin (LR), Das Rosenholzzimmer (LR), Töchter des Nordlichts

  • Zitat

    Original von Clare


    Etwas später im Roman wird noch einmal beschrieben, wie es zu dieser Ehe gekommen ist. Alle unsere Vermutungen werden bestätigt und teilweise sogar übertroffen...


    Dass Anna plötzlich Mängel an ihrem Sohn entdeckt, hat mich auch sehr verwundert. Ich meine, man weiß doch, wie das eigene Kind aussieht, im Guten wie im weniger gelungenen ;-) . Aber es ist das eigene Kind, und basta. Annas Verhältnis zu ihrem Sohn ist schon seltsam. Es scheint, als habe sie da einiges aus der Hand gegeben, obwohl sie zu Anfang ihres Besuches in Moskau immer wieder betont, wie sehr er Serjoscha schon jetzt fehle. :gruebel



    Hmm... ich scheine da was überlesen zu haben :gruebel
    Was sagt oder denkt Anna denn über ihren Sohn?

  • Zitat

    Original von melancholy
    ...
    Hmm... ich scheine da was überlesen zu haben :gruebel
    Was sagt oder denkt Anna denn über ihren Sohn?


    Kapitel 32


    "Ihr Sohn rief gerade so wie ihr Mann in Anna ein Gefühl hervor, das man fast Enttäuschung nennen konnte. Sie hatte ihn sich hübscher vorgestellt, als er wirklich war. Sie musste erst wieder zur Wirklichkeit hinabsteigen, um sich an ihm,so wie er war, zu freuen..."


    Dann stürmt ihr Sohn auf sie zu, überhäuft sie mit seiner Freude, und da ist er wieder "der Beste auf der Welt" und sie "empfand bei seinen Liebkosungen ein beinahe körperliches Wohlgefühl...". Irgendwie passt das alles für mich nicht so richtig zueinander.


    An einer anderen Stelle steht noch, dass Anna plötzlich an Serjoscha die gleichen abstehenden Ohren entdeckte wie beim Vater, aber diese Stelle finde ich gerade eben nicht.

  • Achso. Danke fürs raussuchen, Clare :knuddel1



    Ich hab dabei nichts komisches gefunden. Es war ja das erste Mal, dass sie sich von ihrem Sohn getrennt hat und nach der Abwesenheit nimmt sie ihn halt ein wenig... objektiver wahr - so sehe ich das zumindest. Und sobald sie wieder seine Nähe hat, ist alles wieder so wie vorher.


    Und die abstehenden Ohren hat sie bei ihrem Mann ja auch erst entdeckt, nachdem sie wieder zu Hause ist - und im Anschluss dann eben an ihrem Sohn.

  • Zitat

    Original von melancholy
    ...
    Ich hab dabei nichts komisches gefunden. Es war ja das erste Mal, dass sie sich von ihrem Sohn getrennt hat und nach der Abwesenheit nimmt sie ihn halt ein wenig... objektiver wahr - so sehe ich das zumindest. Und sobald sie wieder seine Nähe hat, ist alles wieder so wie vorher.
    ...


    Mir ging es halt so. Ich persönlich kann nicht nachvollziehen, dass eine Mutter, also eine liebende Mutter, nach so einer Trennung erstmal Enttäuschung verspürt, wenn sie ihren kleinen Sohn wieder sieht. Es ist eigentlich eher genau umgekehrt und man schnappt über vor lauter Glück.
    Aber ich will nicht ungerecht sein. Vielleicht lag es einfach daran, dass Anna ja geradezu nach Hause gefüchtet ist und sich ihren "Sicheren Hafen" und ihre Familie in der Erwartung dermaßen verklärt hat, dass sie von der Wirklichkeit dann erstmal ernüchtert war .

  • Zitat

    Original von Clare


    Mir ging es halt so. Ich persönlich kann nicht nachvollziehen, dass eine Mutter, also eine liebende Mutter, nach so einer Trennung erstmal Enttäuschung verspürt, wenn sie ihren kleinen Sohn wieder sieht. Es ist eigentlich eher genau umgekehrt und man schnappt über vor lauter Glück.
    Aber ich will nicht ungerecht sein. Vielleicht lag es einfach daran, dass Anna ja geradezu nach Hause gefüchtet ist und sich ihren "Sicheren Hafen" und ihre Familie in der Erwartung dermaßen verklärt hat, dass sie von der Wirklichkeit dann erstmal ernüchtert war .



    Hmm... naja, es ging ja eigentlich nur ums Aussehen, oder? Eltern sehen ihre Kinder doch immer hübscher als sie eigentlich sind :gruebel Und Anna war noch nie von ihm getrennt und hat ihn immer nur aus einem bestimmten Blickwinkel gesehen und nach einer kurzen Trennung war ihre Wahrnehmung vielleicht ein klein wenig verschoben, zurechtgerückt, was auch immer... Und dann hatte sie so schlechte Gedanken über ihren Mann und womöglich hat der Anblick ihres Sohnes (der ihm womöglich ähnlich sieht) sie an ihre Abneigung gegen Karenin erinnert... :gruebel
    Aber ich kann mich auch nicht wirklich gut in die Situation reinversetzen, da ich selbst keine Kinder habe und Mutterliebe nur aus der Warte des Kindes kenne^^



    Das ist das erste Mal, dass ich Anna Karenina lese, aber ich hab schon entschieden, dass es auf keinen Fall das letzte Mal ist. Ich kriege auch eine wunderschöne, antiquarische Übersetzung von Fred Ottow zu Weihnachten und bin schon sehr gespannt, ihn mit der Tietze zu vergleichen :grin

  • Ich selbst habe auch keine Kinder, habe aber wirklich noch nie gehört, daß eine Mutter ihr Kind nicht als das allerhübscheste der Welt sieht. Und doch erst recht, wenn sie es eine Weile nicht gesehen hat, oder ? Ob es nun dem Vater ähnelt, den sie aus irgendwelchen Gründen nicht mehr mag, oder nicht. Von daher fand ich Annas Verhalten auch sehr merkwürdig.

  • Zitat

    Original von -Christine-
    Ich selbst habe auch keine Kinder, habe aber wirklich noch nie gehört, daß eine Mutter ihr Kind nicht als das allerhübscheste der Welt sieht. Und doch erst recht, wenn sie es eine Weile nicht gesehen hat, oder ? Ob es nun dem Vater ähnelt, den sie aus irgendwelchen Gründen nicht mehr mag, oder nicht. Von daher fand ich Annas Verhalten auch sehr merkwürdig.


    Es kommt natürlich immer mal wieder vor, daß man als Elternteil im eigenen Kind den anderen Elternteil wiederfindet. In einer intakten Beziehung wird das natürlich positiv gesehen.


    Kommt es dann aber zu Differenzen, Gewalt, Trennung, Scheidung, usw. zwischen den Eltern kann es passieren, daß das man auf das gemeinsame Kind genau diese negativen Bezüge projiziert.
    Daß das passiert, ist sicher einerseits menschlich, damit will ich dieses Verhalten aber nicht entschuldigen. Ich finde nämlich, daß man als Mutter oder Vater gegen diese Gefühle ankämpfen muß und sie sich nicht auf das Verhältnis und die Liebe zum Kind auswirken dürfen.

  • Zitat

    Original von -Christine-
    Ich selbst habe auch keine Kinder, habe aber wirklich noch nie gehört, daß eine Mutter ihr Kind nicht als das allerhübscheste der Welt sieht. Und doch erst recht, wenn sie es eine Weile nicht gesehen hat, oder ? Ob es nun dem Vater ähnelt, den sie aus irgendwelchen Gründen nicht mehr mag, oder nicht. Von daher fand ich Annas Verhalten auch sehr merkwürdig.


    Naja, welche Mutter würde das auch offen zugeben? :lache
    Ich kann mir - auch ohne selbst diese Erfahrung gemacht zu haben - wiederum sehr gut vorstellen, dass eine Mutter eben doch immer wieder Mal - auch völlig unberechtigt - derartige Impulse haben kann. Warum nicht? Mir geht's ja mit Menschen, die ich liebe und die ich auch liebe, egal welchen Blödsinn sie bauen, auch so, dass sie mir manchmal - in kurzen Momenten - einfach... fremd vorkommen, dass ich sie für kurze Zeit mit anderen Augen sehe. Das vergeht wie gesagt sehr schnell, aber es kommt vor.
    Und warum soll es Müttern mit ihren Kindern nicht auch hier und da so gehen? Es ist ja nur ein Impuls, der schnell vorübergeht. Schlimm wäre es, würde Anna auf diesen Impuls eingehen, aber das tut sie nicht.


    Dazu kommt, dass man sich manchmal von der Situation einfach sehr überfordert fühlt - was bei Anna wohl der Fall war. Sie weiß in dem Moment nicht, was sie überhaupt in dieser Familie verloren hat, wünscht sich ein anderes Leben, wünscht sich vielleicht eine Liebesheirat eingegangen zu sein und nicht aus Vernunftsgründen geheiretet zu haben (spekuliere ich jetzt mal), und in so einer Situation kann es vorkommen, dass man mit sich und jedem in seiner Umgebung einfach nur unzufrieden ist. Wieso soll es Anna nicht auch kurz mit ihrem Sohn so gehen?
    Ob das in Ordnung ist oder nicht, wage ich nicht zu sagen, das ist eine Frage der Ethik, vielleicht auch der Moral, aber ich denke, dass es nicht so ungewöhnlich,ja, sooo an den Haaren herbeigezogen ist.
    Aber wie gesagt, es würde wohl kaum eine Frau offen zugeben, solche Gefühle zu haben. Und auch Anna hätte das niemals getan, Tolstoi beschreibt ja lediglich ihr Gefühle, und meines Erachtens tut er das sehr... authentisch :anbet

  • Zitat

    Original von melancholy
    Ach, dieser Wronksi. Nichts als Unruhe stiftet er :schlaeger
    Aber das macht die Geschichte ja spannend :lache


    mir ist Wronskij auch eher suspekt. Natürlich bin ich durch das Theaterstück auch voreingenommen, aber ich habe auch beim Lesen eher das Gefühl, als wenn er vielmehr seinen Spaß haben möchte, als groß nachzudenken. Ich meine, einfach einer verheirateten Frau nach zu steigen und auch noch anzunehmen, dass sie ihren Mann keinesfalls liebt, das zeugt entweder von einem sehr großen Ego oder von großer Verliebtheit und Märchenwelt-Denken. Mal sehen, was die nächsten Abschnitte da genaueres bringen, bin sehr gespannt :-)


    wie Karenin mit seiner Frau umgeht, ist mir auch nicht gerade positiv aufgefallen. Wie Regenfisch schon so treffend bemerkt hat, die Ehe wirkt oberflächlich.



    Zitat

    Original von Lesehest
    Und um mal Eure Bemerkungen zu den Bahnhofssenzen aufzugreigen: Ich hatte doch glatt Angst, dass der Zug ohne Anna weiterfahren würde :lache


    das hatte ich auch :lache
    Dieses Sich-beeilen-müssen am Bahnhof steckt einfach drin, da wird man etwas nervös, wenn jemand die ganze Zeit draußen herum steht und auch noch mit jemandem quatscht :grin