Richard Milward - Apples

  • Inhalt laut Klappentext:


    Die 15-jährige Eve hat keinen Plan, viel zu viele Verehrer - und eine Mutter, die an Krebs erkrankt ist.
    Mit ihren Freundinnen zieht sie durch die Nächte, auf der Suche nach einem One-Night-Stand und dem nächsten fantastischen Trip.
    Sie ist viel zu umschwärmt, um Adam wahrzunehmen - einen schüchternen, von seinem Vater tyrannisierten Beatles-Fan, der unsterblich in sie verliebt ist.


    Der Autor (Blumenbar):


    Richard Milward, 22, studiert Kunst am Central St. Martins College in London und ist Kolumnist für Dazed & Confused.
    Mit 16 veröffentlichte er im Selbstverlag ein handgeschriebenes Buch mit dem Titel The Dust, das ihm einen Job bei The Face einbrachte.
    Apples ist sein erster Roman.


    Meine Meinung:


    In Apples erzählt Milward die Geschichte einer Handvoll Jugendlicher, die aus eher ärmlichen Verhältnissen stammen und vom Glück nicht grade begünstigt sind.
    Zerrüttete Ehen, Alkoholismus und Drogenkriminalität sind in dem Umfeld, in dem diese Jugendlichen aufwachsen, keine Seltenheit.
    Milward lässt die Jugendlichen selbst zu Wort kommen, indem er sie aus der Ich-Perspektive erzählen lässt. Zum überwiegenden Teil erzählen Eve und Adam, aber auch deren Freunde berichten in kürzeren Passagen aus ihrem Leben. Nur ganz selten schaltet sich ein auktorialer Erzähler ein.
    Das Thema, bzw. die Inhalte dieses Romans sind keineswegs originell, sondern wurden schon tausendmal in dieser oder anderer Form durch den literarischen Fleischwolf gedreht:
    Alkohol, Drogen und Sex sind Hauptbestandteile der Handlung.
    Die Radikalität jedoch, mit der Milward erzählt, die Kompromisslosigkeit im Handlungsaufbau und die Schonungslosigkeit in der Wortwahl heben Apples wohltuend von der Vielzahl an Coming of Age Romanen ab.
    Obwohl sich die Figur der Eve als Highschool-Schönheit darstellt, die sich ihrer Reize durchaus bewusst, und Adam ein verkappter Außenseiter mit Neigung zu Zwangshandlungen und einem alkoholkranken Vater ist, obwohl sich die emotionale Annäherung dieser beiden so offensichtlich wie zwangsläufig innerhalb des Romans abzeichnet und ich nichts mehr verabscheue, als Klischees, hat es dieser Roman geschafft, mich ab der ersten Seite an die Figuren zu binden.
    Milward schreibt rauh und zärtlich, erbarmungslos und poetisch und entwickelt einen erzählerischen Sog, dem zu entrinnen kaum mehr möglich ist.
    Den Ausgang der Geschichte hätte ich mir zwar anders gewünscht, hier fällt die Qualität des Buches etwas ab, dennoch habe ich bisher nichts gelesen, was mich derart wehmütig an meine Teenagerzeit denken hat lassen und gleichzeitig so froh gemacht hat, selbige überstanden zu haben.
    Ein großartiger Roman, dem ich viele Leser wünsche!

    Man muss ins Gelingen verliebt sein,
    nicht ins Scheitern.
    Ernst Bloch

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Seestern ()

  • @ buzzaldrin: das könnte bei Blumenbar allerdings schwierig werden ...
    Die verlegen nur HC's und ob da jemand die TB-Lizenz kauft ...
    Für 17,90 gibt's allerdings eine ordentliche Packung Literatur. Vielleicht überlegst Du's Dir ja noch mal, der Roman hätte es verdient.
    So, jetzt packe ich den Buchhändler in mir aber mal wieder schön weg :lache

  • Zitat

    Original von Seestern
    @ buzzaldrin: das könnte bei Blumenbar allerdings schwierig werden ...
    Die verlegen nur HC's und ob da jemand die TB-Lizenz kauft ...
    Für 17,90 gibt's allerdings eine ordentliche Packung Literatur. Vielleicht überlegst Du's Dir ja noch mal, der Roman hätte es verdient.
    So, jetzt packe ich den Buchhändler in mir aber mal wieder schön weg :lache


    Oh, dann überlege ich es mir wirklich noch mal und lege mir wohl doch das Hardcover zu. Danke für den Hinweis. :-)

  • Ich habe das Buch gestern gelesen und bin noch etwas unschlüssig. Im Grunde hat es mir gut gefallen. Nachdem mich der Beginn nicht begeistern konnte, hat die Geschichte bald eine Eigendynamik entwickelt und man kann sich ihr schließlich nicht mehr entziehen.


    Ich kann mich der Beschreibung von Seestern nur anschließen, da stimme ich mit den Aussagen überein.
    Was für mich ein wenig befremdlich war, - obwohl es eigentlich nicht das richtige Wort ist, aber mir fällt kein besseres ein - , war, dass Milward eine Geschichte erzählt, die mE an den Extremen kratzt, aber so erzählt wird, dass sie als völlige Normalität erscheinen. In dieser heftigen Packung zieht sich zwar die Grundlinie der Geschichte durch, aber in den Nebengeschichten, verliert sich für mich oft ein roter Faden, insofern, als sie teiweise sehr abrupt in einer Eskalation enden.


    Alles in allem aber jedenfalls ein lesenswertes Buch.

  • Habe diese Rezi erst jetzt gelesen. :-(
    Hört sich nach einem sehr interessanten Buch an. Herzlichen Dank, wenn auch sehr verspätet, liebe Seestern, für diese Buchvorstellung.
    Einem TB-Kauf werde ich dann wohl mal nähertreten..... :-)

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Titel: Apples
    Autor: Richard Milward
    Übersetzt aus dem Englischen: Nicolai von Schweder-Schreiner
    Verlag: Bloomsbury Taschenbuch
    Erschienen als TB: Oktober 2011
    Seitenzahl: 256
    ISBN-10: 3833308125
    ISBN-13: 978-3833308123
    Preis: 9.95 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Die 15-jährige Eve vertreibt sich die Nächte mit Partys, Drogen und Sex, um nicht ständig an ihre krebskranke Mutter denken zu müssen. Ihr Klassenkamerad Adam himmelt sie aus der Ferne an, doch scheint Eve für den schüchternen Jungen unerreichbar, da er unter den breitschultrigen und testosterongesteuerten Gleichaltrigen als Sonderling gilt.


    Der Autor:
    Richard Milward, geboren 1984, ist das Lieblingskind der britischen Kunstszene. Außerdem spielt er Gitarre in einer Band und hat seine eigene Kolumne bei Dazed&Confused.
    Meine Meinung:
    "Ein Riesentalent" meinte Irvine Welsh. Und damit trifft er es punktgenau. Richard Milward spricht die Sprache seiner Generation, ungekünstelt und authentisch. Die Geschichte wird kühl und distanziert erzählt, vermeintliche Gefühlskälte verbirgt eine tiefe Verletzlichkeit. Dieses Buch gehört zum positiven Teil der Popliteratur. Da schreibt jemand über die Jugend, ehrlich und ohne sie glorifizieren - und der Leser merkt, dass hier eben jemand schreibt, dessen Verständnis echt und nicht aufgesetzt ist. Nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit.
    Milward macht auch deutlich, dass die jungen Menschen oftmals sich selbst überlassen werden, dass man ihnen eine Freiheit zugesteht, die oftmals nur aus Desinteresse zustande gekommen ist. Anstatt sich aber anzubiedern, sollte man hier echtes Interesse aufbringen und Zügellosigkeit durch eine Freiheit mit Perspektive ersetzen.
    Dieses Buch verurteilt nicht, es beschreibt. Und gerade durch die eher etwas kühle Distanz, werden die Probleme, Sorgen und Einstellungen der jungen Menschen deutlich. Milward wendet sich mit diesem Buch auch vehement gegen die eine emotional Asozialität vieler junger Menschen. Vielen dieser Menschen droht eben eine gefühlsmässige Verwahrlosung - etwas, das durch materielle Zuwendungen kaum aufgefangen werden kann.
    Ein sehr lesenswertes Buch - 7 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.