'Der nützliche Freund' - Seiten 230 - Ende

  • Nachdem ich jetzt durch bin, muss ich leider sagen, dass ich schon enttäuscht bin.


    Das Buch ist vielleicht gut recherchiert, aber weder wirklich gut geschrieben, noch spannend. Jedenfalls ist das meine Empfindung.


    Gut recherchiert und vor allem verständlich erklärt fand ich die ganzen wirtschaftlichen Vorgänge schon, aber das alleine macht ja noch keinen Kriminalroman aus diesem Buch. Ich könnte mir vorstellen, dass ich über das Buch vielleicht etwas besser urteilen würde, wenn da nicht "Kriminalroman" drauf stehen würde, aber so?

  • Rosenstolz : Jaaa, daran hab ich beim Lesen auch gedacht! Hab erst vor Kurzem wieder in irgendeiner Reportage darüber gehört.


    Nachtrag: Für das Buch, fand ich das dazugehörige Ende allerdings schon sehr unbefriedigend.

  • Bei mir hat das Ende noch einmal alle positiven Eindrücke, die langsam doch entstanden waren, abgetötet. Mit dieser Gedächtnislöschmethode und dem irrwitzigen Zustandekommen dieser Situation, löst Wickert das Problem, seine Figuren den ganzen Roman über nicht den eigentlichen Aufhängerfall des Krimis ermittelt zu haben. Der besteht im Grunde nur daraus, dass am Beginn Margaux den Grundstein legt und am Ende durch Mormanns Geständniss die Lücken gefüllt werden.


    Wäre ich nicht so froh, das Buch endlich beendet zu haben, würde ich jetzt ja auf Fehlersuche gehen. Mein dunkles Erinnerungsvermögen an das Europastrafrechtseminar sagt mir nämlich, dass ein europäischer Haftbefehl nur geht, wenn in beiden Staaten Strafbarkeit des zur Last gelegten Verhaltens vorliegt und irgendwann wird einmal erwähnt, dass es in Frankreich gar nicht strafbar wäre, warum auch immer, das wurde mir nämlich auch nicht klar. Bzw. bin ich mir gar nicht sicher, ob das bei dem Delikt ginge und ob die Entscheidung über die Auslieferung beim Minister liegt, erscheint mir auch merkwürdig.


    Vor einem Jahr wurde ein prominenter österreichischer Flüchtiger aus Frankreich mittels europ. Haftbefehl zurückgeholt. Dort gab es auch lange einen Gutachtenstreit, ob er transportfähig sei. Soweit ich mich erinnern kann, hat damals ein Gericht entschieden, bin mir jetzt aber auch nicht mehr sicher.
    Edit: Hab jetzt noch gegoogelt und hab nur Berichte gefunden, wonach ein frz. Gericht über die Auslieferung entschieden hatte. Erscheint mir daher fragwürdig, wie im Roman hier die Ministerin darüber entscheidet.

  • Endlich durch mit dem Buch, ich bin erleichtert.


    Bis zum Schluss konnte ich mich nicht an die hölzernen Dialoge gewöhnen, die kurzen und sinnlosen Abschweifungen zu den unterschiedlichsten Themen, die gewollt intellektuelle Sprache. Die Krimihandlung an sich fand ich auch nicht so extrem spannend. Und zum Schluss wurde es sogar noch kitschig.


    Das Buch war definitiv nichts für mich.

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Seite 243: Hier spielt Herr Wickert doch sicher auf diesen Fall an:Klick



    Ja, tut er und er tut es plump und auf unmögliche Art und Weise, ich habe mich sehr über diesen banal dahingeworfenen Satz, der fiktionale Geschichte und reales lückenhaftes Halbwissen vermischt geärgt.
    Makaber und respektlos der Toten und den laufenden Ermittlungen gegenüber. :nono




    Abschließende Rezension:


    Wickert hat versucht einen Krimi für die intellektuelle Elite zu schreiben, das zumindest meine ich an der gewollt hochgestochenen Sprache zu erkennen, gleichzeitig scheint er aber der Meinung zu sein, seinen Lesern noch das kleinste unwichtige Detail genaustens erläutern zu müssen, damit sie auch wirklich verstehen, was gemeint ist.
    Ständig streut er französische Fremdworte ein, die weder besonders gut passen noch sich locker leicht in den Text einfügen.
    Die Gespräche sind hölzern, die Charaktere eigenschaftslose Phantome und Herr Wickert geht nur auf das wirklich ein, was ihm wichtig zu sein scheint. Er scheint unbedingt herrausstellen zu wollen, daß er zum Einen sprachbegabt, zum Enderen mit Wissen über teure Parfums gesegnet ist.
    Dazu streut er Hinweise auf reale hochaktuelle Nachrichten in seinen Krimi mit ein, die vermutlich in 10 Jahren niemand mehr zuordnen kann, geschweige denn, daß es dann noch irgendwen interessiert, ob Rinderdärme in die Schweiz eingeführt werden dürfen oder nicht.
    Besonders mit seinem Hinweis auf den Mord an einer Polizistin vor einiger Zeit überschreitet er die Grenze zwischen Fiktion und Realität und tut dies an dieser Stelle mit lückenhaftem Halbwissen und auf mehr als makabere Art und Weise.
    Der Inhalt des Buches ist schnell erzählt, denn es gibt eigentlich keinen, eine Finanzaffäre, die letztliche Aufklärung bleibt der Fantasie und den Gedanken des Lesers überlassen, am Ende dann noch eine kleine kitschige Liebesgeschichte, bei der man sich selbst denken darf, ob sie real ist und Zukunft hat oder ob es eine Taktik der "Bösewichter" war.
    Nein, das Buch war ein absoluter Schuß in den Ofen, weitere Bücher von Wickert reizen mich überhaupt nicht, weder Stil noch Inhalt waren hier die Zeit wert, die ich dem Buch geopfert habe.

  • :hop Ich bin durch.... :hop


    Ehrlich gesagt, habe ich mich selten bei einem Krimi so gelangweilt, wie bei diesem. Bis zum Schluss blieb es unglaublich steif und hölzern und die ständig eingestreuten französichen Begriffe sollten wohl dem Buch einen französischen Touch geben, aber bei einem Buch, das von einem Deutschen geschrieben wurde, klingen sie nur zwanghaft bemüht und stören den Lesefluss.


    Spannung kam durch die vielen Detailbeschreibungen und die "Nachrichtensprecher-Formulierungen" sowieso nicht auf, und ich habe die ganze Zeit überlegt, ob ich es abbreche, denn hier stehen ziemlich viele Bücher, die mehr versprechen und auf mich warten...
    Trotzdem habe ich durchgehalten und Lesezeit verschwendet. Noch ein Buch von ihm werde ich sicherlich nicht lesen...

  • So, ich bin nun auch endlich durch. Die kurzen Kapitel haben zumindest dazu beigetragen, dass ich es relativ schnell gelesen habe. Ich wollte schon immer mal ein Buch von Ulrich Wickert lesen, aber 20 EUR hätte ich jetzt für dieses Buch nicht ausgeben wollen. Somit habe ich mich über das Freiexemplar gefreut, aber mein Fall war es irgendwie überhaupt nicht. Vielleicht hätte ich mir im Vorfeld den Fall "Leuna" mal etwas näher anlesen sollen. Irgendwer hatte hier doch auch gesagt, vielleicht geht man mit anderen Erwartungen an das Buch, weil es als Kriminalroman eingeordnet wird. Wenn man nicht an Krimi denkt, dann ist es evtl. anders einzuschätzen. Das Liebesgeplänkel zwischen Jacques und Karen ging mir zum Schluss auch etwas auf den Keks. Zu diesem Buch hätte ich auch ein anderes Nachwort erwartet, anstatt einfach nur "die Inhalte wurden sehr genau recherchiert". Das fand ich doch ziemlich enttäuschend.

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend