Die Katze – Joy Fielding

  • Es ist schon länger her, dass ich es gelesen habe, aber es hat mich doch sehr beeindruckt, vor allem, da mir die vorherigen Bücher von Joy Fielding nicht mehr so gut gefallen haben *g*


    Nach einigen schwächeren Büchern der Autorin hat mich dieses wieder richtig in seinen Bann gezogen, die Seiten haben sich fast von selbst umgedreht. Charley war am Anfang sehr unsympathisch, ich hatte so meine Schwierigkeiten mit ihr. Sie ist patzig, zickig und unverschämt, sehr egoistisch und nicht in der Lage, jemandem zu vertrauen oder freundschaftliche Bindungen zu pflegen. Sie schreibt eine wöchentliche Kolumne, in der sie fast jedem aus ihrem Bekanntenkreis ungehemmt vor den Kopf stößt, allerdings selbst Banalitäten mit Witz und Ironie auf den Punkt bringt und selbst die Langweiligkeiten eines Lebens nicht mehr so langweilig aussehen lässt. Wie alles in diesem Buch ändert sich auch die Kolumne nach und nach, und an den abgedruckten kann man auch sehr gut die Wandlung Charleys nachvollziehen.


    Als Jill sich bei ihr meldet steht sie also ziemlich alleine da und muss sich Vorwürfe und Beleidigungen von Nachbarn und Familienmitgliedern anhören, die sie vorher noch durch den Kakao gezogen hat. Charley hat selbst zwei Kinder, die sie sehr liebt, deshalb kann sie sich gar nicht vorstellen, mit Jill zu sprechen oder auch über sie zu schreiben. Aber die Neugier und die Selbstüberschätzung ihrer Fähigkeiten, doch noch das Rätsel über die Morde aufklären zu können, lassen sie mit Jill und ihrem Anwalt Alex Prescott in Kontakt treten.


    Und hier beginnt das ganze perfide Spiel, Charley und die Leser werden von Psychopaten dermassen vorgeführt, dass man bis zum Ende nicht nachvollziehen kann, was ist nun die Wahrheit und was ist gelogen. Es kommen immer wieder neue Wendungen und Erkenntnisse, Charley beginnt ganz langsam sich zu verändern und ihre mitmenschlichen Beziehungen in einem anderen Licht zu sehen. Sie wird mitfühlender und vertraut sich auch fast fremden Leuten an - so nach und nach kann sie soziale Bindungen aufbauen und so einiges im anderen Licht sehen. Aber wie ein Psychologe in diesem Buch so passend bemerkt, Psychopaten beherrschen das Spiel meisterhaft, nämlich ihr Gegenüber so richtig zum Nachdenken über sich selbst zu bringen und seine Geheimnisse auch schnell zu offenbaren oder sie erraten sie.


    Ich kann hier leider nicht mehr darauf eingehen, sonst würde ich schon zuviel verraten - aber das Ende war schon überraschend, ich hatte von Anfang an immer drei Personen in Verdacht und einer war es dann auch - leider.


    Der Originaltitel passt auch wieder mal viel besser - warum können die deutschen Verleger das einfach nicht *gg*.

  • Ich habe dieses Buch als Wichtelgeschenk erhalten und gestern Abend (naja, heute Nacht eher) beendet. Ich kann mich den ganzen positiven Rezis anschließen, denn auch mich hat das Buch sehr schnell in seinen Bann gezogen. Den Schreibstil von Joy Fielding mag ich ohnehin sehr. Ich muss sagen, dass er mich in diesem Buch irgendwie sogar an Jodi Picoult erinnert hat, was wohl zum Teil an der Beschreibung der familiären Entwicklung von Charleys Familie lag.


    Die Mischung zwischen Psychothriller und Familienroman fand ich sehr gelungen. Überhaupt finde ich, dass man viele Bücher von Joy Fielding schlecht einordnen kann und genau darum mag ich sie auch - weil sie irgendwie fast alles kann, hab ich manchmal das Gefühl. In diesem Buch habe ich die ganze Zeit mit Charley gelitten - entweder wegen ihrer Familie oder aufgrund der Angst um ihre Kinder. Und ich fand es schön, wie sich einige Beziehungen in dem Buch entwickelt haben.


    Was das Ende angeht, möchte ich lieber bisschen was spoilern.
    [sp]Ich hatte zeitlang Alex in Verdacht. Ein wenig auch Glen, aber Bram eigentlich niemals. Und als Jill Charley anrief und sagte, Bram wäre Jack, war ich eigentlich schon überzeugt davon, dass es Alex sein muss. Ich fand diese Liebesgeschichte von Alex und Charley nämlich schon etwas zu schön, um wahr zu sein. Außerdem hätte es mir das Herz zerrissen, wenn Bram Jack gewesen wäre, denn ihn mochte ich sehr. Zum Glück war er das nicht und somit gefiel mir der Schluss.
    Allerdings muss ich sagen, dass mir hier und da bisschen Logik fehlt, was das Handeln von Jill und Alex angeht. Gut, Jill hat am Ende was erklärt. Aber angenommen, Alex wäre mit James nicht geschnappt worden. Angenommen, er hätte die Kinder entführt und umgebracht. Man hätte doch eh rausgekriegt, dass er das war - weil Bram schon betäubt war - und man hätte ihn danach verhaftet, weil er meiner Meinung nach wohl kaum auf Dauer verschwinden konnte. Warum geht er dieses Risiko ein? So kriegt er Jill schon gar nicht mehr raus. Waren ihm die Kinder und das, was er hätte tun können, das Ganze wert? Er hätte doch viel mehr davon gehabt, mit Charley (oder ner anderen Frau) zu leben und deren Kinder zu missbrauchen (nicht so heftig, dass man es gleich merkt), als soviel Unsinn zu machen und danach im Knast zu enden. Also, mir leuchtet das bisschen nicht ein. Die Motive find ich etwas schwach, wenn man sieht, wieviel Risiko er auf sich nahm. Jill kann es ja egal sein.[/sp]


    Alles in allem aber eins der besten Bücher von ihr - spannend, ohne blutig zu sein und bis auf etwas, was ich bemängelt habe und mir nicht ganz einleuchtet, sehr gut durchdacht. Perfide wie man es sich als Thriller-Leser wünscht und mit einer dicken Prise Familie. Übrigens, eine Szene, bei der ich wirklich weinen musste, war Folgendes:


    Von mir bekommt das Buch 9 Punkte.

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Zitat

    Original von Minerva1978
    tolle rezis... das buch parke ich vorerst auf meiner wl... jetzt ist auch das tb raus....


    ... dem kann ich mich nur anschließen! :wave

  • Ui - jetzt habe ich mit meinen 9 vergebenen Punkten den Durchschnitt etwas nach unten gedrückt :-]


    Insgesamt fand ich das Buch gut und spannend, ein perfides Spiel, das mit Charley gespielt wird. Allerdings hatte ich anfangs Schwierigkeiten ins Buch reinzufinden, weil mir die Hauptprotagonistin zuerst unsympathisch war. Aber Charley entwickelte sich und ich bin dann doch mit ihr warm geworden. Die Familiengeschichte um Charley nahm viel Raum ein - aber das ist nicht negativ gemeint. Ich musste beim Schlagabtausch mit ihr und Bram ab und an doch sehr lachen.


    Noch habe ich zwei weitere Bücher der Autorin im SuB und freu mich drauf :wave

    Bye Nikki snail.gif
    SuB 378
    :lesendGrabkammer / Werde verrückt

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  • Ich habe das Buch jetzt gerade beendet und habe erst vorgestern angefangen, es zu lesen. Das soll heißen, dass ich es absolut spannend fand und nicht mehr weglegen wollte.


    Ich muss gestehen, anfangs hatte ich auch meine Probleme mit der Protagonistin, aber nach ein paar Seiten muss man einfach Sympathie für sie empfinden.


    Die Mischung aus Familienleben bzw. Beschreibungen des einfachen Alltags zusammen mit dem darauffolgen Psychoterror ist sehr gut gelungen! Es war mal eine Abwechslung, nicht nur etwas über das "Gemetzel" (so wie ich die Morde in manchen Büchern nenne) zu lesen, sondern auch über emotionale Misshandlungen, etc.


    Bis zur Mitte des Buches, war es sogar an einigen Stellen komisch, denn diverse Gespräche, die Charley mit ihrem Bruder führte, wirkten lustig und ich musste manches Mal stark grinsen.
    Ich dachte immer wieder "Hm, was soll denn jetzt Schlimmes passieren? Ist doch alles so harmonisch", sodass man total über Charleys Familienleben nachdachte und die andere schreckliche Seite, dort gar nicht reinzupassen schien.
    Zum Ende hin, musste ich das Buch dann komplett durchlesen, da man bis zum Schluss nicht genau wusste, wer nun der Täter ist. Natürlich hat jeder so eine Vorahnung, aber meine Vorahnung, die ich hatte (die auch richtig war), habe ich sofort verworfen und wurde somit zum Schluss überrascht.


    Das Buch ist ein Muss und ich werde mir auch weitere Bücher von Fielding kaufen :)

  • Ich kann mich der Meinungen von meinen Vorrednern anschließen. Schon lange habe ich kein so spannendes Buch mehr von dieser Autorin gelesen. Nach "Lauf Jane lauf" war ich von den folgenden Romanen von Joy Fielding, die ich gelesen habe, immer etwas enttäuscht, da sie nie an jenen Roman rankamen. "Die Katze" aber schafft das.


    "Die Katze" ist eine sehr gelungene Mischung aus Psyschothriller und Familiendrama. Es ist toll, wie Joy Fielding es schafft, Spannung aufzubauen v.a. bei den Gesprächen zwischen Jill und Charley und gleichzeitig auch die Familiengeschichte der Webbs miteinzuflechten.


    Wie vielen hier war mir Charley anfangs auch eher unsympathisch. Aber nachdem sie dann Kontakt mit der Kindsmörderin Jill bekommt, ändert sich dies vollkommen. Charley ist mir richtig ans Herz gewachsen und ich habe richtig mit ihr mitgefiebert.
    Aber auch die Nebencharaktere wie Charley's Familienmitglieder werden toll dargestellt und viele wachsen einen ebenfalls ans Herz.


    Die Idee das englische Kinderlied "Jack and Jill" in das Buch einzubinden finde ich genial. Als Kind habe ich dieses Lied geliebt und fand es sehr erschreckend, dass die Bösen in dem Buch darauf anspielen.
    Bei Jill wusste ich lange Zeit nicht was ich von ihr denken soll. Als verurteile Kindsmörderin werden ihre schreckliche Taten vorgeworfen, die man ihr auf der einen Seite wirklich zutraut. Auf der anderen Seite wird sie aber wieder als sehr jung beschrieben mit einem unschuldigen und schüchternen Auftreten und einer schlimmen Vergangenheit, sodass man auch ein wenig Mitleid bekommt und sich fragt, ob diese Frau diese Taten wirklich getan haben kann.
    Jack kann man (da ich nicht zu viel verraten will) wirklich nur als "Teufel" beschreiben, wie Charley es treffend sagt.
    Lange Zeit konnte ich mich nicht wirklich festlegen, wer Jack ist. Am Ende habe ich es aber auch geahnt und mein Verdacht wurde dann auch bestätigt.


    Zu Jack:



    Dieses Buch kann ich ohne Einschränkungen weiterempfehlen, da es spannend ist und den Leser auch emotional berrührt. Zudem ist es eines der besten Bücher von Joy Fielding.


    10 von 10 Punkten!

    Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste. (Heinrich Heine)


    :lesend Jeffery Deaver: Allwissend

  • Ich hab mal vor Jahre ein grottenschlectes Buch von Fielding gelesen, und sie gleich in die Schublade "seichte Krimis mit hysterischen Frauen" abgeheftet.


    "Die Katze" (welch idiotischer deutscher Titel) konnte mich aber voll überzeugen. Obschon ich schon recht früh den richtigen Riecher hatte was "Jack" angeht.
    Aber die Spannung war von Beginn an da, mit der ersten Begegnung mit Jill Rohmer, bis zur letzten Seite.
    Gute, kurzweilige Unterhaltung!

  • Passt so schön zu meinem Namen, der Buchtitel!
    Klingt sehr gut & da ich momentan allerlei Bücher sammel, auch dir ein herzlichen Dank für die schöne Rezi!


    Wird aufjedenfall notiert! :-)

    Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.


    Francis Bacon

  • Inhalt:
    Wer die Wahrheit sucht, begibt sich in tödliche Gefahr


    Charley Webb ist Journalistin und allein erziehende Mutter von zwei Kindern. Eines Tages erhält sie eine schockierende E-Mail: Jill Rohmer, die des kaltblütigen Mordes an drei Kindern überführt wurde und im Gefängnis auf ihre Hinrichtung wartet, bietet Charley ihre Geschichte exklusiv für ein Buchprojekt an. Zunächst zögert Charley, doch schließlich willigt sie ein. Während sie aber noch damit beschäftigt ist, erste Recherchen über Jill einzuholen, bekommt sie plötzlich entsetzliche Drohbriefe, in denen der Tod ihrer Kinder angekündigt wird. Charley ist außer sich vor Angst, denn sie ahnt, dass sie Geister rief, die ihr selbst zum mörderischen Verhängnis werden können …


    Eine Psychopathin in der Todeszelle. Eine Frau auf der Suche nach der Wahrheit. Und ein perfides Spiel, bei dem nur einer gewinnen kann.


    Mein Eindruck: Man hat das Gefühl man liest eine Familiengeschichte, ein Psychothriller ist es meiner Meinunbg nach nicht im allgemeinen Sinne, erst auf den letzten Seiten wird es diesbezüglich richtig spannend und kurz davor wird man auch nochmal so richtig in die Irre geführt. Dennoch fand ich das Buch war richtig gut, aber keines der besten von Joy Fielding, man ist von ihr eher was anderes gewohnt.

  • Ich habe das Buch heute Morgen beendet und bin total begeistert. Am liebsten hätte es gar nicht enden sollen. Es ist einfach richtig gut gelungen. :-)


    Ich mochte Charley von Anfang an und im ganzen Buch hat sie an Sympathie nie verloren. Doch leider habe ich zu schnell gewusst wer der Täter ist (bzw. konnte es mir denken).


    Ich werde jedenfalls weitere Bücher der Autorin lesen.


    Zu spät habe ich gesehen, dass es zu dem Buch mal eine Leserunde gab. Schade.