Kriegsklingen - Joe Abercrombie

  • Ich habe nur den ersten Teil gelesen, für die weiteren fehlte mir die Motivation ;-)


    In Begeisterungsstürme werde ich jetzt nicht ausbrechen, aber auch nicht vernichtende Kritik üben. Es gab für mich positive und negative Aspekte dieses Romans.


    Gut fand ich die Geschichte an sich. Mir gefiel, dass sich Abercrombie nicht Hals über Kopf in eine spektakuläre Handlung stürzt, sondern die Geschichte entstehen lässt. Meinetwegen hätte er ruhig noch ein wenig mehr ausholen und den Charakteren durch Einblicke in ihre Vergangenheit und Herkunft Tiefe geben können.
    Ein paar Kapitel waren aus erzählerischer Sicht hervorragend, beispielsweise das Bankett, andere leider gar nicht. Als ob letztere noch ohne Überarbeitung geblieben wären oder einfach lieblos hingeschludert. Schade um die Highlights, wenn immer wieder Tiefpunkte auftauchen...


    So blieben die meisten Akteure leider noch ziemlich blass und teilweise verwechselbar. Obwohl die Charaktere aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten stammen und sehr unterschiedliche Schicksale hinter sich haben, agieren alle irgendwie gleich und führen auch dieselbe Sprache, was mir äußerst unwahrscheinlich vorkommt.
    Und damit bin ich bei meinem größten Kritikpunkt: der allgegenwärtigen Fäkalsprache und der Fixierung des Autors auf Körperausscheidungen.


    Dazu kamen sich fortwährend wiederholende Floskeln. Ich habe bei Hundert aufgehört zu zählen, wie oft jemand an seinen Zähnen oder an seinem Zahnfleisch lutschte.
    Nicht dem Autor, sondern wohl dem Übersetzer anzulasten ist die zum Teil haarsträubende Grammatik. Für mich schmälert so etwas das Lesevergnügen ganz erheblich.


    Nette Unterhaltung, nicht mehr, nicht weniger. Kann man lesen, muss man nicht.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Uralter Thread, aber dennoch werf ich mal was rein.

    Bei dieser 'First Law'-Trilogie ist ja die eigentliche Frage, was diese ominöse 'First Law' ist. Im Buch gibt's zwar mal ein Gespräch dazu, dabei kommt aber nur raus, dass es Gerüchte gibt, aber eigentlich keiner weiß, was diese 'First Law' tatsächlich ist.

    Nach meiner Lesart ist die 'First Law' eine von Abercrombie, die er für sich beim Schreiben aufgestellt hat: Diese Trilogie erzählt von einer deterministischen Welt, in der es aber eine Handvoll einzelner Charaktere gibt, die diesem nicht unterworfen sind, der Großteil der Welt aber schon.

    Abercrombie ist es gelungen das Ganze so zu erzählen, dass es niemand merkt, u.a. indem die Charaktere Tiefe zu haben scheinen, auch die, die ausschließlich deterministisch handeln können, also fast alle.
    Am Deutlichsten wird der Determinismus, wenn die Gruppe um Rudd Threetrees, Black Dow, Dogman (ich habe die englische Version gelesen) mal wieder etwas plant. Sobald es losgeht, setzt sich ein Räderwerk in Bewegung, bei dem der komplette Plan sich in Luft auflöst und alles abläuft, als würden ein paar Dominosteine umfallen. Dabei setzt Abercrombie, der Psychologie studiert hat, klare Trigger die zu sehr plausiblen Abläufen führen. Meist wirkt der Determinismus dadurch wie sinnvolle Entscheidungen, bei den Plänen der Nordmänner hingegen vor allem humoristisch.

    Genau das macht First Law für mich zu einer so lesenswerten Trilogie, diese Verhandlung über Determinismus und was das für die wenigen bedeutet, die dem nicht (zumindest nicht immer) unterworfen sind.