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Nee, ich denke schon Deutsch, wenn ich Deutsch spreche oder schreibe. Ich wohne in Deutschland seit ich 4 bin, Deutsch ist also auch quasi meine Muttersprache, Zuhause haben wir aber immer Niederländisch gesprochen.
Mein Niederländisch ist so, dass Niederländer mir immer sagen, für einen Deutschen würde ich wirklich exzellentes Niederländisch sprechen. Mir fehlt der jüngere Teil der Sprache und ich habe einen leichten Akzent. Ich kenne vor allem die Modefloskeln nicht, was mich altmodischer macht, als ich bin.
Mit 16 war ich 3 Wochen in der Niederlande in Urlaub und als ich zurück kam, fiel es mir ganz schwer wieder ins Deutsche zu kommen, nicht weil ich die Sprache nicht konnte, sondern weil es wie eine Fremdsprache war, es fehlte plötzlich das vertraute Gefühl, das ich vorher hatte. Umgekehrt, wenn ich Niederländisch spreche, ist es wie ein Zuhause ankommen. Mein aktiver Wortschatz ist aber viel kleiner, ich suche ständig nach Worten. Bei diesem Suchen gehe ich aber dann nicht vom deutschen Wort aus, sondern suche nach dem passenden niederländischen Wort für das, was ich sagen möchte.
Am besten fällt's mir auf, wenn ich im Kopf zähle oder rechne, das sind immer niederländische Zahlen. Es ist also eher dieses Zuhause fühlen in einer Sprache, die ich schlechter kann, als die, die ich hauptsächlich spreche. Was merkwürdig ist.
Und das scheint mir auch etwas zu sein, was beim Gendern völlig unterschätzt wird, wie viel schwerer das mit jedem Jährchen ist, in dem man bereits was anderes gelernt hat.