Judith Lennox-Das Haus in den Wolken

  • Ich würde meine Meinung auch gerne noch anfügen:


    Judith Lennox zeichnet mit diesem Buch die Lebens- und Liebesgeschichte von Isabel und Richard Finborough. Die beiden lernen sich im Jahre 1908 kennen und lieben. Sie heiraten schon sehr bald, obwohl sie nicht der gleichen gesellschaftlichen Schicht entstammen. Sie bekommen drei eigene und ein Pflegekind geschenkt und erleben mit ihrer Familie eine mal tragische, mal glückliche Zeit. Die Autorin lässt uns die Familie Finborough fast ein halbes Jahrhundert begleiten.


    Der Roman ist das Portrait einer sympathischen, liebenswerten Familie, die mit einigen Ecken und Kanten versehen ist. Sie besteht aus Menschen mit starken Charakteren, die sich das Zusammenleben nicht einfach machen, obwohl sie einander eigentlich stark verbunden sind. Leider entwickelt sich diese Familiensaga an manchen Stellen (vor allem zu Anfang) meiner Meinung nach viel zu oberflächlich, so dass die Figuren keine Zeit haben, sich zu entfalten. Sie bleiben fad und fremd. Erst nach der Mitte des Buches hatte ich den Eindruck, dass die Figuren an Kontur gewinnen und dem Leser ans Herz wachsen können. Die Story insgesamt ist nicht rasant, sondern entwickelt sich eher gemächlich und langsam. Aber ich möchte nicht so weit gehen zu sagen, sie plätschert dahin, denn ich habe mich an keiner Stelle gelangweilt. Ich habe immer mit der Familie mitfühlen können. Die Story und ihre Figuren haben auf mich letztendlich einen großen Charme ausgestrahlt.


    Die Autorin bedient viele in solchen Gesellschaftsromanen gängige Klischees: Der Sohn, der nicht den ihm vorbestimmten Weg gehen möchte; die eigenwillige Tochter, die ebenfalls ihren eigenen Pfaden folgen will; der fast schon unbeugsame Vater, der seine Gefühle oft versteckt und nicht zuletzt die feinfühle Mutter. Judith Lennox schreibt ihren Figuren viele große Gefühle und Hoffnungen zu, aber auch sehr viele Enttäuschungen. Erst am Ende des Buches können die Protagonisten nach vielen Höhe und Tiefen und nach zwei durchlittenen Kriegen wieder glücklich sein.


    Wie bei anderen Büchern zuvor, die vom Englischen ins Deutsche übersetzt wurden, ist mir nicht klar, wie der deutsche Buchtitel zustande gekommen ist. Der Originaltitel lautet „Before the storm“, was mir als Titel für dieses Buch angemessen und logisch erscheint. Den deutschen Titel „Das Haus in den Wolken“ kann ich mit dem Buch nicht richtig in Verbindung bringen.
    Trotzdem: Ich habe ein Buch gelesen, das ich guten Gewissens nur empfehlen kann.

  • Zu meiner großen Freude, habe ich dieses Buch als Leseexemplar von "vorablesen" bekommen.:-]



    Originaltitel: Before the Storm
    587 Seiten


    Meine Meinung:
    Der irische Gutsbesitzer Richard Finborough, Besitzer zweier Firmen in London, lernt durch eine Autopanne an der Küste Devons Isabel Zeale, eine alleinstehende, kühle, aber sehr schöne Frau kennen und verliebt sich in sie. Isabel, die aus armen Verhältnissen kommt, war als Haushälterin tätig und muss nun, da der Hausherr verstorben ist, ausziehen und sich eine neue Stelle suchen. Richard umwirbt sie und obwohl Isabel anfangs sehr zurückhaltend ist, nimmt sie dann doch seinen Heiratsantrag an.


    Es handelt von der Lebensgeschichte der Familie Finborough und ihren drei Kindern sowie von Ruby Chance, ein Kind, welches sie zusätzlich bei sich aufnehmen. Das Buch ist in vier Teile untergliedert und erzählt die Geschichte über insgesamt 33 Jahre von 1909-1942.


    Isabel und Richard leben in London in gehobener Gesellschaft, was für Isabel nicht immer einfach ist, weil es eben nicht ihre Welt ist. Sie bekommen drei Kinder, Philip, Theo und Sara und die beiden Firmen florieren. Dann kommt der 1.Weltkrieg und er verändert einiges. Isabel und Richard nehmen danach Ruby Chance, das Kind eines Kriegskameraden, der plötzlich verschwunden ist, zu sich. Es ist für alle eine schwere Zeit, Isabel hütet ein großes Geheimnis, welches sie Richard nie erzählt hat, Ruby, die verzweifelt ihren Vater sucht, erlebt eine große Überraschung und auch Richard ist nicht immer der, als den man ihn gerne sehen würde.


    Die Kinder gehen jeder ihren eigenen Weg und haben total unterschiedliche Charaktere. Die Geschichte wird äußerst interessant erzählt und ist zum Teil, auch wenn es nicht immer angenehm ist, doch nachvollziehbar. Die Menschen verändern sich in diesen 33 Jahren und der 2.Weltkrieg tut sein Übriges. Wie immer sind bei Judith Lennox die Personen sehr gut und detailliert dargestellt und die Geschichte wird sehr interessant erzählt, so dass man kaum aufhören kann.


    Ich war jedenfalls wieder einmal sehr begeistert von diesem Roman und er hat auch zum Nachdenken angeregt. Eine Familiengeschichte, die ich wirklich wärmstens empfehlen kann.

  • Restlos begeistert!
    Der Roman "Das Haus in den Wolken" beschreibt die Entstehung und Entwicklung einer Familie in England zu Beginn des 20. Jahrhunderts und während der beiden Weltkriege. Die Darstellungen der Charaktere sind sehr gut gelungen, genauso wie die Beschreibungen der Städte und Ortschaften, sowie die dramatischen und schrecklichen Bombenangriffe auf London. Man bekommt einen tollen Einblick in das gesellschaftliche und politische Leben Englands während der Jahre 1909 bis 1942.
    Es ist eine wirklich fesselnde und anrührende Geschichte, in der es um erfüllte und unerfüllte Liebe, Zurückweisung, Verlust, Trauer und Versöhnung geht.
    Nun kann man behaupten "war ja alles schon mal da gewesen" und dieser Aussage muß ich auch zustimmen. Doch ich habe schon lange keine Buch mehr gelesen, das so leidenschaftlich und mitreißend geschrieben ist wie Dieses. Judith Lennox schafft es den Leser so an die Geschichte zu binden, daß man das Buch kaum aus der Hand legen möchte. Sie hat einen Schreibstil, der mich sehr angesprochen hat und der so flüssig ist, daß man beim Lesen völlig die Zeit vergisst.
    Das war mein erster Roman von Judith Lennox und ich war (und bin noch) total begeistert. Ich bereue es, daß ich zuvor noch kein Buch von ihr gelesen habe und werde das so bald wie möglich nachholen.

  • Meine Meinung
    Von 1909 bis 1942, also vor dem Hintergrund der beiden Weltkriege sowie der Weltwirtschaftskrise zeichnet Judith Lennox das Bild einer Familie, deren einzelne Mitglieder man als Leser durch sämtliche Höhen und Tiefen ihres Lebens begleitet.
    Das anfängliche Katz-und-Maus-Spiel zwischen dem erfolgreichen Jungunternehmer Richard Finborough und der hübschen und geheimnisvollen Isabel Zeale, die den Frauenheld zunächst immer wieder abblitzen lässt, ist nur der Beginn eines umfassenden Familiendramas, in dem Richard und Isabel (anders als erwartet) nicht im Mittelpunkt stehen, sondern vielmehr den Rahmen bilden. Zwar spielt ihre - aufgrund von Standesunterschieden, Eifersucht und einem Erlebnis in ihrer Vergangenheit, das Isabel ihrem Mann verschweigt – turbulente Ehe eine verhältnismäßig große Rolle, insgesamt betrachtet rücken die Kinder der Beiden aber bald schon deutlich in den Vordergrund. Als Leser nimmt man sowohl am Liebes- als auch am Berufsleben der beiden Söhne Philip und Theo, der Tochter Sara und der Pflegetochter Ruby teil, die allesamt ihre großen und kleinen Probleme haben und nicht immer die richtigen Entscheidungen treffen, sodass die Familie mit der Zeit immer mehr auseinander zu brechen droht.


    Durch ihren detailreichen Schreibstil schafft es Judith Lennox immer wieder, ihre Leser mitten ins Geschehen zu versetzen und die bildhaften Landschaftsbeschreibungen schaffen die passende Atmosphäre für einen richtig schönen Herbstschmöker.
    Vor einer sowohl geografisch als auch historisch interessanten Kulisse lässt die Autorin ihre zahlreichen Figuren agieren, die sich dadurch auszeichnen, dass sie allesamt Stärken und Schwächen haben und somit glaubwürdig und vor allem menschlich wirken.
    Leider wird der Aufbau des Buches der ansonsten warmherzigen und lebendigen Schreibweise der Autorin aber einfach nicht gerecht. Während machmal auf wenigen Seiten sehr viel Zeit vergeht und die Geschehnisse teilweise gehetzt wirken, werden andere Szenen wiederum so ausführlich beschrieben, dass das Ganze einfach nicht homogen wirkt. Obwohl ich das Schicksal der Finborough’s gerne verfolgt habe, fehlte mir stellenweise einfach der Schwung und ich hätte mir hier und da eine Kürzung gewünscht. Außerdem waren zu viele Entwicklungen zu früh absehbar, sodass mich nichts in diesem Buch auch nur ansatzweise überraschen konnte. Noch nicht mal der etwas dick aufgetragene „Kriminalfall“ am Ende des Buches.
    Etwas gestört habe ich mich auch daran, dass durchweg alle Liebesbeziehungen mit den Problemen des damaligen Standesdenkens zu kämpfen haben. Das wurde mir mit der Zeit doch etwas zu viel des Guten.


    FAZIT: Ein atmosphärischer Schmöker, der zwar leicht durchschaubar ist, aber insgesamt dennoch für ein paar vergnügliche Lesestunden sorgt.


    Meine Wertung: 3/5

  • Also, ich muss gestehen, dass mir dieses Buch von Judith Lennox nicht ganz so gut gefallen hat, wie zum Beispiel der Vorgänger.
    Dabei kann ich noch nicht einmal genau sagen, warum.
    Es war zwar sehr schön zu lesen aber so richtig war ich nicht zufrieden. :gruebel
    Na sei's drum.


    Lesenswert ist es allemal!

  • Ich hab das Buch auch von vorablesen.de geschenkt bekommen. Danke dafür :-)


    Habe es erst jetzt ganz durchlesen, was aber nicht an der wirklich wundervoll erzählten Geschichte liegt...oder doch, ich wollte mir nämlich Zeit lassen für diese sehr stimmige und m.M.n. sehr nachvollziehbar und realistisch erzählte Familiengeschichte, in der die Finboroughs, Richard, Isabel, ihre eigenen Töchter, wie auch die fast an Kindes Statt angenommene Ruby, ihre Verwandte und Freunde vor dem Hintergrund der Weltkriege in Europa ihren Platz finden.


    Ich bekam von diesem, für mich ersten Buch der Autorin, einen sehr guten Einblick in die Nöte und Sorgen, allgemein in das individuelle Leben der Menschen damals inklusive der Gesellschaft, die damals aktuell war.


    Nun ist meine scheinbar nie endende Wunschliste wieder um eine weitere wunderbar erzählende Autorin angewachsen und ich freue mich schon auf ihre anderen Bücher. :-)


    :wave

  • Nichts ist so konstant wie die Veränderung


    BuchTitel: Das Haus in den Wolken OT: Before the Storm Seiten: 587
    Verlag: Piper Verlag ISBN: 978-3-492-05060-9 EUR: 19.90


    Autor
    Judith Lennox: geboren 1953 in Salisbury / England
    Studierte Englisch an der University von Lancaster, verfasste bisher 14 Romane, verheiratet, 3 Kinder


    Buchinhalt
    Die zwanzigjährige Isabel Zeale und der fünfundzwanzigjährige Richard Finborough finden durch einen Wink des Schicksals trotz aller Klassenunterschiede zueinander.
    Sie ist Hausangestellte mit fraglicher Zukunft und verwerflicher Vergangenheit aus Lynton, er ein gut gestellter Gutsbesitzer und selbständiger Geschäftsmann aus London.
    Entgegen sämtlicher gesellschaftlicher Konventionen schließen sie nach einem Heiratsantrag, dem es nicht an Dramaturgie mangelte, den Bund der Ehe.
    Diese Heirat ist gleichbedeutend mit einem Schnitt unter die Vergangenheit Isabels und kennzeichnet für sie einen Neustart an Richards Seite mit vielen Annehmlichkeiten des standesgemäßen Lebens.
    Dennoch fehlen ihr die Erziehung, Gewöhnung und nicht zuletzt das Selbstbewusstsein, sich ungezwungen und unbeschwert in der Gesellschaft von Adel, Financiers und Unternehmern zu bewegen.
    Isabel und Richard bekommen die Söhne Philip und Theodore Thomas, kurz Theo.
    Sie verleben ein ganz normales Familienleben mit Lachen und Streiten, bis schließlich der erste Weltkrieg bevorsteht und Richard, zu Isabels Unverständnis, in den Dienst der Armee eintritt.
    Kurz bevor Richard nach Frankreich abkommandiert wird, erblickt ihre Tochter Sara das Licht der Welt.
    In den Kriegswirren erfährt Richard viel Leid und Grausamkeit. Anblicke, Geräusche und Gerüche nehmen ihn gefangen, zerstören sein Weltbild und lassen ihn an der Existenz Gottes zweifeln.
    Inmitten der Gefechte wird er schwer verwundet und einzig der Gedanke an seine Familie gibt ihm Kraft weiterzuleben.
    Als Retter in der Not erweist sich sein Kamerad Nicholas Chance.
    Nachdem er dienstuntauglich aus dem Militär entlassen wurde, versucht er mit Arbeit, Alkohol und Frauen die Geister des Grauens und die Leere zu vertreiben und ins Leben zurückzufinden.
    Wie es das Schicksal will, kann sich Richard für die Rettung seines Lebens durch Nicholas Chance erkenntlich zeigen, indem er nach dessen Verschwinden seine Tochter Ruby als Pflegetochter zu sich nimmt und ihre Mutter Etta im Sanatorium unterbringt und damit beiden das Dahinvegetieren in Armut erspart.
    Die Jahre ziehen vorüber, die Kinder werden erwachsen und jeder Charakter sucht seinen eigenen Weg.
    Richard Finborough strebt seit jeher nach Macht, Reichtum und Erfolg. Mit einem Gespür für aufstrebende Industriezweige, wie der Elektrobranche und dem Maschinenbau, ist es nicht verwunderlich, dass er in kürzester Zeit ein Firmenimperium aufbaut. Entgegen Richards Erwartungen kann sich der Nachwuchs jedoch kaum bzw. gar nicht für den Einstieg ins Familienunternehmen begeistern.
    Ruby macht sich auf die Suche nach ihrem verschollenen Vater und entdeckt Erstaunliches. Sie fasst Fuß in der Schriftstellerei und es gelingt ihr, sich vollends von den Finboroughs unabhängig zu machen und für sich und ihre Mutter aus eigener Kraft aufzukommen.
    Theo entwickelt sich zum Einzelgänger und zieht über Jahre ein Leben fernab der Familie vor. Sein Traum ist es, ein großer Künstler zu werden.
    Saras Liebe zu Anton Wolff, einem Österreicher, findet vorerst ein unglückliches Ende, nicht zuletzt durch die kompromisslose Einmischung Richards. Sie sucht einen Neuanfang in Irland und lebt einige Zeit bei ihrer Großmutter auf Raheen, wo sie eine zukunftsträchtige Begegnung macht.
    Selbst Philip, der erst wie geplant in die Fußstapfen des Vaters tritt und in dessen Firma Fuß fasst, kehrt Richard schließlich den Rücken und ehelicht zudem eine Frau, die auch in Richard Finboroughs Leben keine unbedeutende Rolle einnahm.
    Während der Leser bereits in Kapitel 2 um Isabels Vergangenheit erfährt, holt Richard dieses Geheimnis erst viele Jahrzehnte später ein.
    Es kommt zu einem Bruch zwischen den beiden und Isabel zieht sich nach Cornwall zurück.
    Und schon befinden wir uns zusammen mit den Hauptfiguren des Romans inmitten der Wirren des zweiten Weltkriegs und die Geschehnisse nehmen ihren Lauf…


    Im Anschluss an Das Haus in den Wolken beschreibt Judith Lennox was ihr beim Schreiben ihrer Romane wichtig ist und nimmt dabei Bezug auf einige ihrer Werke.


    Meine Meinung
    Ein wunderschönes, ergreifendes Buch, das Liebes- und Schicksalsroman, Familiengeschichte und sogar eine kleine Prise Krimi miteinander vereint.
    Judith Lennox lässt uns in ‚Das Haus in den Wolken’ teilhaben an guten wie auch schlechten Zeiten, Irrungen und Wirrungen, aber auch glücklichen Fügungen der Finboroughs und weiteren Personen ihres unmittelbaren Umgangs.
    Ihre Erzählung reicht über rund 33 Jahre und ist dabei in vier Zeitspannen unterteilt: 1909-1928 (Die rote Königin), 1928-1936 (Die Pflegetochter), 1936-1940 (Bis morgen) und 1940-1942 (Der Fluss und die See).
    Ein jeweils anderer Fokus und zahlreiche fließende Perspektivenwechsel bieten gelungene Abwechslung beim Lesen.
    Während ich im Thriller- bzw. Krimi-Genre vorwiegend die Ich-Perspektive bevorzuge, ist es bei diesem Roman eindeutig von Vorteil, die Gefühle und Standpunkte aller Figuren nachempfinden zu können.
    Stets um Korrektheit bemüht, verbindet Judith Lennox Entwicklungen von Menschen und Umgebungen mit den jeweiligen geschichtlichen Begebenheiten.
    Sie vermittelt nur allzu deutlich wie gesellschaftliche Regeln zur damaligen Zeit die Selbstverwirklichung der Menschen, insbesondere der Frauen, bereits im Keim erstickte. Was nicht dem guten Ton entsprach, sollte strengstens unterbleiben, andernfalls wurde jeder, der nur irgendwie aus der Reihe fiel, konsequent mit Missachtung gestraft.
    Doch auch der Standesdünkel unterliegt dem Wandel der Zeit.
    Schon an Philip, Theo, Sara und Ruby ist erkennbar, wie sich Menschen und Einstellungen weiterentwickeln. Sie wählen schließlich ihre Lebenspartner unabhängig der Erwartungen von Gesellschaft und Eltern.
    Die Autorin verfügt über ein unglaubliches Repertoire an Worten und Stilelementen, das den Leser schon nach wenigen Sätzen komplett in der Handlung versinken lässt.
    Mit viel Feingefühl und Sorgfalt zeichnet Judith Lennox eindrucksvolle Charaktere, Atmosphäre und Umgebung. Ausgezeichnet durch menschliche Tiefe sind die verschiedenen Handlungsstränge absolut glaubhaft und nachvollziehbar dargestellt.
    Man fühlt mit, man fiebert mit, man leidet und man freut sich mit den Protagonisten.
    Auch wenn ich in der Regel kein Freund von allzu sehr konstruierten oder übertriebenen Happy-Ends bin und daher weitestgehend neutrale, traurige oder komplizierte Enden bevorzuge, ist es doch in diesem Fall schön zu lesen, dass sich die Charaktere, jeder auf seine Weise, Gedanken um sich und die anderen macht und schließlich und endlich das Wesentliche und Wichtige im Leben nicht aus den Augen verliert. So kommt es, dass die Protagonisten Kompromisse eingehen und erfreulicherweise fähig sind, in einer schwierigen Zeit wieder zueinander zu finden.

    Fazit

    Meinem Eindruck nach der Leseprobe wurde Das Haus in den Wolken nicht nur gerecht, sondern konnte diesen sogar noch um den fehlenden Wertungsstern verbessern.
    Judith Lennox war mir, trotz ihrer zahlreichen Werke, bisher nur als Autorenname ein Begriff. Nach Das Haus in den Wolken freue ich mich bereits auf das nächste Buch, das ich von ihr zur Hand nehmen werde!
    Von mir erhält die Autorin volle Punktzahl für ihr fulminantes Werk.
    .

  • Langatmig und nicht das, was ich erwartet hatte


    Vorweg muss ich sagen, dass ich nur 200 Seiten gelesen habe und dann abgebrochen. Meine Bewertung bezieht sich also nur auf diesen Abschnitt. Doch finde ich, dass 200 Seiten schon recht viel sind um einem Buch eine Chance zu geben. (Auch wenn ich nicht alles gelesen habe, wollte ich trotzdem etwas schreiben, damit auch verschiedene Eindrücke hier vertreten sind und das Bild nicht verfälscht wird.)


    Mein positiver erster Eindruck nach einer knapp 30-seitigen Leseprobe hat sich im Fortgang der Geschichte leider nicht aufrecht erhalten. Die anfangs zärtlich anmutende, beginnende Liebesgeschichte zwischen Isabel und Richard hält leider nicht, was sie zu versprechen scheint. Vom einen Moment auf den anderen sind die beiden auch schon verheiratet und dann bald wieder räumlich getrennt, weil Richard in den Krieg muss. Mir passierte das alles viel zu schnell und auf die Gefühle der Figuren in dieser Situation geht die Autorin gar nicht mehr ein. Auch die Naturbeschreibungen, die mich am Anfang des Buches noch sehr eingenommen hatten, nahmen leider drastisch ab. Das Gefühl sich selbst am Meer zu befinden, mit Meeresrauschen und Wind im Haar, kam auch nicht mehr auf.


    Man sieht also schon, dass der Anfang doch einen ziemlichen Eindruck auf mich hinterlassen hat und das wahrlich nur in positiver Hinsicht. Wirklich schade, dass es nicht so geblieben ist. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Autorin im Verlauf der Geschichte immer mehr den roten Faden -bzw. den Blick für das Schöne und Besondere verliert.


    Es hätte tatsächlich ein ausgezeichneter Roman werden können...

  • Die Handlung des Romans "Das Haus in den Wolken" spielt im zeitlichen Kontext von 1909-1942 in England und lässt den Leser somit an den historischen Ereignissen beider Weltkriege teilhaben. Im Mittelpunkt steht die Familie Finborough. Die Geschichte wird abwechselnd und schnell aufeinander folgend aus der Sicht der einzelnen Familienmitglieder und Nebenfiguren geschildert. Das ist nicht weiter ungewöhnlich, da jedoch der Wechsel stets dann vonstatten geht, wenn die Handlung gerade eine gewisse Dynamik entwickelt, wird auf sehr ärgerliche Weise permanent der Lesefluss behindert. Außerdem mangelt es dem Roman an sorgfältig gezeichneten, lebendigen Charakteren. Die Figuren sind farblos, uninteressant und machen keinerlei persönliche Entwicklung durch. An Klischees wird unglücklicherweise auch nicht gespart. Ausnahmslos alle Finboroughs sind natürlich wunderschön und außerordentlich faszinierend, während ihre Freunde und Bekannten mit ihrer Mittelmäßigkeit leben müssen.


    Ein weiterer negativer Faktor waren für mich die ständigen Zusammenfassungen von Geschehnissen, die ich lieber aktiv mitverfolgt hätte. Isabels Geheimnis wird übrigens bereits nach etwa fünfzig Seiten gelüftet und ist aus heutiger Sicht enttäuschend unspektakulär. Die Darstellung wichtiger geschichtlicher Ereignisse weist leider ebenfalls einige Mängel auf. Ich wurde das Gefühl nicht los, mich in einer Art kindgerechtem Zeitraffer zu befinden, in dem die Ereignisse in einer Wahnsinnsgeschwindigkeit nur so an mir vorbeiflogen. An anderen Stellen wiederum wird ein Basiswissen vorausgesetzt, welches ein Großteil der Leser jenseits der Nachkriegsgeneration einfach nicht vorweisen kann. Störend fand ich auch die vielen unwichtigen Nebenschauplätze, die für den Fortgang der Geschichte zumeist nur eine marginale Rolle spielen.


    Es gibt jedoch auch Positives zu vermerken. Für Judith Lennox sprechen unter anderem ihre sehr stimmigen Landschaftsbeschreibungen. Teilweise fühlte ich mich selbst ans Meer oder in ein altes Herrenhaus versetzt und meinte sogar die verschiedenen Sinneseindrücke ganz unmittelbar wahrzunehmen. Die Autorin bedient sich zwar einer leicht verständlichen und nicht gerade hochliterarischen Sprache, da es sich aber um einen reinen Unterhaltungsroman handelt und das Buch keineswegs niveaulos geschrieben ist, kann man diesen Umstand durchaus verschmerzen. Ich persönlich empfand den Roman jedoch insgesamt als ziemlich seicht und langweilig, da mich das Schicksal keiner einzigen Figur auch nur im Entferntesten zu berühren vermochte. Trotzdem kann ich mir durchaus vorstellen, dass viele Leser, vor allem weiblichen Geschlechts, diesen Roman sehr zu schätzen wissen und davon gut unterhalten werden.


    Fazit: Liebhaber der englischen Kultur, die Familienporträts epischen Ausmaßes gemixt mit Liebesgeschichten mögen und bereit sind, Abstriche bei Logik und Tiefgang zu machen, können hier guten Gewissens zugreifen!

  • Für Richard Finborough ist es Liebe auf den ersten Blick, als er die aus einfachen Verhältnissen stammende Isabel kennen lernt. Hartnäckig umwirbt er die junge Frau, die zuerst kein bisschen auf seine Avancen eingeht, da ihr der Standesunterschied zu groß ist. Richard allerdings stört sich nicht daran und schließlich kann er sie doch überzeugen und sie heiraten. Ziemlich bald werden sie Eltern, dem ersten Sohn folgt rasch ein zweiter und schließlich eine Tochter, Sara.
    Doch dann muss Richard in den ausgebrochenen ersten Weltkrieg. Er wird verwundet, glaubt zu sterben, doch sein Kamerad Nicholas Chance findet ihn und trägt ihn aus der Gefahrenzone. Richard kommt in ein Feldlazarett. Seine Genesung dauert lange, doch er erholt sich und später nimmt seine Familie dann Ruby, die Tochter seines inzwischen verschwundenen Freundes Nicholas Chance bei sich auf.
    Obwohl sie herzlich empfangen wird und die Familie sich um sie bemüht, hat Ruby doch zuerst Probleme und fühlt sich nicht wirklich zu ihnen gehörig. Ihre Mutter ist geisteskrank, ihr Vater immer noch verschwunden. In Theo, Richards zweitem Sohn, findet sie schließlich einen Freund, verliebt ist sie aber zuerst in Philip, Theos älteren Bruder.
    Die Kinder werden groß und leben ihr eigenes Leben. So verliebt Sara sich in den Österreicher Anton. Richard ist gegen sie Beziehung, bringt die beiden auseinander, Sara heiratet einen anderen Mann, bekommt einen Sohn, ist in der Ehe unglücklich und verlässt Mann und Kind.
    Auch Philipp verliebt sich in eine Frau, die seinem Vater nicht recht ist, so dass der den Kontakt zu seinem Sohn komplett abbricht.
    Dann kommt Richard hinter Isabels großes Geheimnis, kann nicht damit umgehen, dass sie vor ihm schon einen Liebhaber hatte und sie trennen sich. Der zweite Weltkrieg bricht aus, Sara sieht Anton wieder, stellt fest, dass sie ihn immer noch liebt, doch er ist aufgrund der politischen Situation in großer Gefahr.


    Der Roman erzählt eine Familiengeschichte von 1909 bis 1942, leider aber ohne dabei wirklich in die Tiefe zu gehen. Es wird meist rein nur erzählt. Überhaupt ist das Buch, trotz des wirklich flüssig zu lesenden Schreibstils, ein Paradebeispiel für tell don´t show. Das ist schade, denn so wirken viele Szenen, die hätten spannend sein können, ziemlich lahm und langweilig.
    Das ganze Buch liest sich wie eine Aneinanderreihung von einzelnen Erzählungen, die so vor sich hinplätschern. Wirkliche Spannungs-Highlights gibt es darin nicht, obwohl etliche Szenen dafür genügend Potential hätten. Einige Wendungen in der Geschichte fand ich ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Auch Richard, der seine Frau verlässt, als er erfährt, dass sie, lange bevor sie sich kennen lernten, einen Liebhaber hatte (der sie und das gemeinsame Kind, das sie zur Adoption freigab, dann sitzen ließ), fand ich recht unglaubwürdig. Vorher wurde immer wieder beteuert, dass Isabel seine ganz große Liebe ist, er hat sich über alle Hindernisse hinweggesetzt, um sie heiraten zu können und dann, nach fast dreißig Jahren Ehe, verlässt er sie und sagt, dass er sie nicht mehr liebt, weil sie ihm nichts von ihrer Vergangenheit erzählt hat.
    Wer auf eher ruhige Familien-Sagas steht, kann hier bedenkenlos zugreifen.
    Mir ist allerdings nicht ganz klar, in welches Genre sich dieser Roman einsortieren lässt. Es kommen zwar Liebesgeschichten vor, aber es ist definitiv kein Liebesroman. Wirklich historisch ist er halt auch nicht, da die Erzählzeit ja bis 1942 geht. Zeitgenössisch passt daher ebenso wenig.


    4 von 10 Punkten

  • Ist zwar noch 'ne Weile hin, aber kann man sich ja schon mal vormerken... Im März kommt es als TB :-)

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Zitat

    Original von Fritzi
    Ist zwar noch 'ne Weile hin, aber kann man sich ja schon mal vormerken... Im März kommt es als TB :-)


    Puh, das dauert ja noch so lange :wow . Dann werde ich wohl doch mal in der Bücherei stöbern müssen, ob sie das Buch nicht doch haben, oder bestellen können. :grin

  • Ich habe es bereits aus der Bücherei hier daheim liegen und schwanke noch, ob ich es als nächstes lese oder doch lieber Joy Fielding. Habe gerade einen James Patterson hinter mir und brauche sicher etwas leichtere bzw. entspannendere Kost :lesend.


    LG schnatter


    P.S.: Ihr meint den März 2010? Solange könnte ich gar nicht auf ein Tb warten :wow

  • „Das Haus in den Wolken“ von Judith Lennox war mein erstes Buch von ihr.
    Obwohl ich die Leseprobe zunächst eher mäßig fand, habe ich das Buch dann später dennoch gelesen.
    Die Geschichte handelt von einer Familiengeschichte, im Hintergrund die Weltkriege.
    Die Atmosphäre des Buches ist gut und der Verlauf der einzelnen Personen ist spannend erzählt.
    Die Charaktere sind sehr gut dargestellt und auch sehr vielschichtig, was der eher dahinplätschernden Handlung gut tut.
    Den Anfang und den Schluss fand ich gut und packend, den Mittelteil eher mäßig bis langweilig.
    Sprachlich ist der Roman wunderschön gestalt, nur finde ich die Geschichte im Ganzen doch eher durchschnittlich.


    3 von 5 Sternen!

  • Mir hat die Geschichte gut gefallen. Gut, sie zwischendurch langatmig. Aber ich denke, das kommt daher, weil die Autorin die Geschichte von jedem Familienmitglied erzählt hat.
    Mir hat die Familiensaga gut gefallen. Ich mag solche Familienchroniken. Die Familiengeschichten war so gut beschrieben, dass man sich gut in die Personen hereinversetzen konnte.

  • Mich hat das Buch von Judith Lennox ein bisschen ratlos zurückgelassen - denn ich kann nicht wirklich sagen, ob es mir gefallen hat oder nicht...


    Familiengeschichten finde ich eigentlich immer ganz spannend, und wenn so viel zusammenkommt wie in "Das Haus in den Wolken", sieht man seine eigene Verwandtschaft gleich mit ganz anderen Augen.
    Ich habe das Buch trotz des immensen Umfangs schnell durchlesen können und ich hatte nie das Gefühl, mich zu langweilen. Wenn ich zwischendurch dachte, mich an eine Person gar nicht so wirklich mehr erinnern zu können, wurde diese nicht wieder nur mit Namen, sondern auch mit charakteristischen Eigenschaften erwähnt, so dass ich sehr schnell den Anschluss wieder gefunden habe.


    Das Ende wirkte für mich ein bisschen "jetzt ist aber mal Schluss" - aber selbstverständlich müssen ja alle Linien zusammengeführt werden und das Leben ist halt doch immer irgendwie ein Happy End, man muss es nur von der richtigen Warte aus betrachten.


    Das Buch hat für mich eigentlich hauptsächlich die Botschaft: Hör immer auf dein Herz, wenn du wirklich glücklich werden willst. Und: Nichts ist stärker als die Liebe.
    Das klingt nun sehr abgedroschen, aber es ist einfach solide und gute Unterhaltung, die ich nicht missen möchte.